Seite 49ff. und 143ff. vorgestellt werden.
Aus den elementaren Entdeckungen über die Lebensweise von Bakterien und ihren Austausch untereinander und mit der Umgebung(Seite 63ff.) leitet sich die Erkenntnis ab, dass alle Bakterien im Menschen eine Gemeinschaft sind, die mit den Gewebezellen in Beziehung steht. Man nennt dieses kürzlich neu entdeckte Organ das »Mikrobiom«[2]. Diese Gemeinschaft der Bakterien ist im Menschen lebensnotwendig. Sie ist die eigentliche Grundlage für die Gesundheit. Gesundes Leben erwächst aus dem geordneten und natürlichen Verhältnis von Bakterien und Körperzellen im Menschen, das zugleich in einem Miteinander mit dem Immunsystem ist. All dies und wie es den Menschen gesunderweise in seinem Gleichgewicht erhält, erfahren Sie ab Seite 76.
Fehlen Bakterien oder ist ihr Miteinander gestört, können Krankheiten entstehen. Daraus ergibt sich ein neues Bild von Krankheit und Gesundheit, und es ergeben sich große Behandlungschancen für eine neue Medizin, die viele bisher schwer zu behandelnde Krankheiten heilen kann (Seite 84ff.).
Gemeinsam spannen diese Kapitel einen Bogen über den Wandel im Bakterien- und Menschenbild, der Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, ermöglicht, die Revolution in der derzeitigen Medizin mitzuvollziehen.
Die Entwicklung des Mikrobioms beim Menschen vom Embryo bis ins Alter wird ab Seite 96 und die Bakterienzusammensetzung des Menschen in all seinen Körperregionen ab Seite 103 beschrieben. Die Kenntnisse über das Wirken der Bakterien in den unterschiedlichen Organen und ihre gängige Störungen eröffnen Möglichkeiten der Pflege, Heilung und zur Gestaltung eines gesunden Lebens. Sie sind Voraussetzung zur praktischen Anwendung bakterieller Heilmittel.
Die Bakterienzusammensetzung im Menschen bildet sich besonders durch die Ernährung (Seite 131ff.) und durch deren Ballaststoffgehalt (Seite 143ff.). Diäten, Stress, ein Leben in psychischen Abhängigkeiten und Ähnliches verändern immer das Mikrobiom (Seite 149ff.), und auch Lebensrhythmen sind bei der Bakterienbesiedelung wichtig (Seite 164ff.). Es wird beschrieben, wie man dies am besten zugunsten der bakteriellen Gesundheit gestaltet und was Hygiene wirklich ist.
Das folgende Kapitel stellt bisherige Therapien mit Bakterien vor. Schon immer haben Menschen mit Mikroorganismen geheilt (Seite 172ff.). Auch während der Phase überwiegend antibiotischen Denkens seit dem 20. Jahrhundert wurden mikrobiologische Therapien entwickelt,von denen einige alte sowie die heute noch üblichen ab Seite 185 beschrieben sind.
Der letzte große Abschnitt schließlich stellt die erste ganzheitliche Mikrobiomtherapie vor. Welches neue Therapiekonzept sich aus den Erkenntnissen zum Mikrobiom ableiten lässt und warum, erfahren Sie ab Seite 210. Welche Grundsätze gibt es und wann ist sie sinnvoll? Und wie sieht die nötige oder mögliche Mikrobiom-Diagnostik aus (Seite 215ff.)? Um ein gestörtes Mikrobiom wieder in ein Gleichgewicht zu bringen und die damit verbundenen Krankheiten zu heilen, benötigt man unter anderem eine Zufuhr von Bakterien sowie deren Ernährung und eine bewusste Gestaltung bakterienförderlicher Lebensumstände. Alle zugehörigen Elemente und wie man sie am besten praktisch umsetzt, werden mit Tipps und Anleitungen ab Seite 219 beschrieben.
Seite 242–273 sind der praktischen Anwendung einer Bakterienmischung bei äußerlichen und innerlichen Erkrankungen mit genauen Dosierungen und mit Fallbeispielen gewidmet. Zu einer gründlichen Heilung gehört auch die bakterielle Sanierung der Umgebung (Seite 271).
Viren, Pilze, Parasiten und andere Mikroorganismen werden hier nicht gesondert behandelt, obwohl auch sie überall im menschlichen Körper vorkommen. Genau genommen müssten auch die Archaea separat besprochen werden, die zweite große Domäne der Prokaryo-ten[3] im Menschen, was jedoch über den Rahmen dieses Buches hinausginge. Der leichteren Verständlichkeit halber wird stattdessen allgemein von »Bakterien« gesprochen, auch wenn dies wissenschaftlich nicht ganz korrekt ist. Heilt man die Gemeinschaft der Bakterien, also das Mikrobiom als Ganzes, reguliert sich erfahrungsgemäß damit die Gemeinschaft einschließlich aller anderen Mikroorganismen.
In diesem Buch geht es also um eine besondere Weise der Heilung. Bakterien sind Lebewesen. Ihre heilende Wirkung entfaltet sich dann, wenn wir sie, anders als bisher, als diejenigen respektieren, die sie sind: Mitgeschöpfe, die als Wegbereiter des Lebens in Milliarden von Jahren die Erde zu dem Planeten entwickelt haben, der uns überhaupt erst eine Existenz ermöglicht, und die seither mit uns und in uns in friedlicher Gemeinschaft unermüdlich im Dienste höherer Ordnungen leben.
[1] Der Begriff »Mikrobiologie« ist abgeleitet von den griechischen Wörtern mikrós für »klein«, bios für »Leben« und lógos für »Wort, Vernunft«: Er bezeichnet die Wissenschaft von den Lebewesen, die dem bloßen menschlichen Auge unsichtbar sind.
[2] Ursprünglich waren nur die Gene damit gemeint, und die Mikrobenvielfalt wurde als »Mikrobiota« bezeichnet; rasch hat sich aber umgangssprachlich die Verwendung des Begriffs für die Mikrobengesamtheit eingebürgert.
[3] Einzeller, zelluläre Lebewesen ohne Zellkern. Vom griechischen pro für »vor, vorher« und káryon für »Nuss« oder »Kern«.
Welt der Widersprüche
Krankheiten nehmen weltweit zu
Kaum ein Konzept in der derzeitigen Medizin ist derart mit krassen Widersprüchen gespickt wie die therapeutische Bekämpfung von Bakterien. Das fängt mit der Bezeichnung an. Wie kann etwas Heilmittel sein, was »gegen (anti) das Leben (bíos)« gerichtet ist?
Antibiotika wurden entwickelt, um Infektionskrankheiten bestenfalls auszurotten. Im Jahr 1962 schrieb der damalige Nobelpreisträger für Medizin, Frank Macfarlane Burnet (1899–1985), noch: »Die Beherrschung der Infektionskrankheiten stellt den überhaupt größten Erfolg dar, den der Mensch über seine Umwelt zu seinem Nutzen errungen hat. Dieser Erfolg ist (…) ein prinzipiell vollständiger.«2 In Wirklichkeit nahmen Infektionskrankheiten seither weltweit zu, und dieser Versuch brachte für Mensch und Umwelt größere Probleme als je zuvor. Auch die Vorhersage, dass die Tuberkulose im Jahr 2000 ausgerottet sein würde3, trat nicht ein. 2013 erkrankten mehr als sieben Millionen Menschen weltweit neu daran, und auch ihre Zahl nimmt zu.4 Dennoch wird das antibiotische Konzept keineswegs grundsätzlich infrage gestellt.
Selbst wo Antibiotika nichts nützen, verwendet man sie. Beispielsweise bei Viruserkrankungen wie der Grippe. Bei 30 bis 50 Prozent der Antibiotikatherapien, ambulant wie in Krankenhäusern, ist ihre Anwendung überflüssig oder unangemessen.5
Trotz der Nebenwirkungen, die eine lange Liste zum Teil langwieriger Erkrankungen umfassen, gelten Antibiotika als gute Medizin: Üblich sind Durchfälle, Verdauungsstörungen und Gewichtsverlust, aber auch Hautausschläge und Allergien bis hin zum plötzlichen schweren Schock. Manche Antibiotika führen zu Blutbildungsstörungen oder psychischen Erkrankungen, können die Blut-Hirn-Schranke durchdringen und zu Sehstörungen, Psychosen, Halluzinationen und Verwirrtheitszuständen führen[1]. Das Reaktionsvermögen kann so verändert sein, dass man nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen kann, und es kann bis hin zu einer erhöhten Selbstmordrate kommen[2].6 Trotzdem führte all dies nicht etwa zur intensiven Suche oder Wahl gesünderer Alternativen. Als wärendie Symptome von »Nebenwirkungen« gar keine Erkrankung, sondern gewissermaßen bloß nebensächlich, lässt man sie oft genug unbehandelt in der Hoffnung, dass sich nach dem Absetzen des Auslösers der Mensch einfach wieder von selbst reguliert.
Der größte Widerspruch jedoch ergibt sich aus den Erfahrungen mit den Bakterien selbst, nämlich als die Entstehung von Resistenzen. Dieses Unempfindlichwerden gegenüber der gewünschten Wirkung ist nichts anderes als eine natürliche Reaktion von Lebewesen, die sich dadurch vor