Jan Heilmann

Lesen in Antike und frühem Christentum


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mit anschließender Paraphrase von Hom.Homer Il. 3,424f bei Clem. Al.Clemens von Alexandria prot. 2,35,2 sowie die häufige Kennzeichnung von Zitaten mit in seinem Werk mit ἀναγιγνώσκωἀναγιγνώσκω (z.B. aus der Ilias in Clem. Al. paid. 2,121,5 und eines Platonzitats in Clem. Al. paid. 2,89,2); zur Kennzeichnung von Zitaten oder Paraphrasen mit ἀναγιγνώσκω vgl. z. B. auch Orig.Origenes Cels. 1,26; 1,59; 4,28f; 4,72; 5,38; comm. in Ioh. 1,21,130; 1,29,203; 1,35,257 u. ö.

      In diesen Befund passt auch die gängige Praxis antiker AutorenAutor/Verfasser, verba dicendiverba dicendi (also z.B. Formen von λέγωλέγω bzw. φημί im Griechischen bzw. dico im Lateinischen) zu verwenden, um in ihren Texten Querverweise im Sinne von „wie ich geschriebenSchriftGeschriebenes habe/schreibenSchreiben werde“ o. ä. einzufügen26 oder Querverweise auf andere Werke bzw. ZitateZitat mit verba dicendi zu markieren.

      Vgl. exempl. Strab.Strabon 1,2,3 mit Verweis auf Erathostenes’ Geographika: „Er sagt (ἔφη), dass die Poeten …“; Quint.Quintilian inst. or. 2,21,5 mit Verweis auf Cic.Cicero, Marcus Tullius de orat.: „Auch Cicero nennt an einer Stelle als Stoff der RhetorikRhetorik die Gegenstände (Cicero quodam locovocat), die sich ihr darbieten …“ (Üb. RAHN); in Plut.Plutarch symp. 1,9,4 [mor. 627d], verweist Theon auf die ps.-aristot. Schrift Problemata Physica, in der Aristoteles sagte, nach dem Seebad werde man in der Sonne schneller trocken als nach einem Flussbad (Ἀριστοτέλης γὰρ ἐν ταὐτῷ βιβλίῳ φησὶ …), worauf der Ich-ErzählerErzähler versucht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, wovon Homer sagt: ’ἀλλ᾽ ᾤμην σε μᾶλλον Ὁμήρῳ τἀναντία λέγοντι πιστεύσειν. Als Beleg folgen im Text zwei ZitateZitat aus der Odyssee; Plutarch zitiert Hermippos von Smyrna (3. Jh. v. Chr.), der sagt (d. h. schreibt), er habe in anonymen Memoiren gelesen, Demosthenes sei ein Schüler von Platon gewesen und habe von diesem Hilfe bei seinen rhetorischen Studien erhalten ( Ἕρμιππος δέ φησιν ἀδεσπότοις ὑπομνήμασιν ἐντυχεῖν ἐν οἷς ἐγέγραπτο τὸν Δημοσθένην συνεσχολακέναι Πλάτωνι καί πλεῖστον εἰς τοὺς λόγους ὠφελῆσθαι …).27 Arrian beginnt seine Geschichte über Alexander mit dem passivischen λέγεται (Wie gesagt/berichtet wird … [Arr.Arrian an. 1,1]), nachdem er im Vorwort seine schriftlichen Quellen erläutert hat. Unzählige Belegstellen könnten aus den Deipnosophistai von Athenaios angeführt werden. Besonders aufschlussreich im Hinblick auf die Fragestellung dieser Studie sind vor allem diejenigen Stellen, an denen der AutorAutor/Verfasser, der etwas „sagt“, eindeutig nicht mit den sprechenden Personen auf der Ebene der erzählten Welt übereinstimmt. Athen.Athenaios deipn. 16,62 (650a): καὶ Εὐριπίδης ἐν Κύκλωπί φησι … (es folgt ein Zitat aus Eur.Euripides Cycl. 394, auf der Ebene des Satyrspiels spricht Odysseus); Athen. deipn. 12,16 (518f) sogar mit exakter Angabe der RolleRolle (scroll) des Werkes, aus dem zitiert wird: … ὥς φησι Πτολεμαῖος ἐν ὀγδόῳ ῾Υπομνημάτων … (es folgt ein Spruch des mauretanischen KönigsKönig Massanassa). Bei Cicero findet sich hingegen der Beleg, dass durchaus zwischen Autor und Sprecher auf der Ebene der erzählten Welt unterschieden werden konnte. Vgl. die Phrase ut ait apud Xenophontem Socrates (Cic. nat. 2,18) zur Angabe eines Zitats aus Xen.Xenophon mem. 1,4,8. In lateinischen Texten verbreitet ist die ZitatmarkierungZitat-einleitung/-markierung ut ait + Autorname. Vgl. exemplarisch Plin. ep.Plinius der Jüngere 4,7,6; 4,18,1 (weitere Stellen bei Plinius verzeichnet SCHWERDTNER, 2015, 36, Anm. 41.); Cic. Att. 1,20,3; 2,7,4; 7,1,6; 9,17,4; 10,8,7; nat. 3,27.41; div. 1,24.74; 2,57.128; rep. 1,49 u. ö. Tert.Tertullianus, Quintus Septimius Florens Apol. 48,1. Vgl. außerdem Strab. 2,1,5; Plut. de stoic. rep. 10 (mor. 1036f1037b);