zum Sein gebracht, gemacht, geformt ist.
Eine andere Sammlung im Palikanon, das Itivuttaka, enthält dieselbe Passage und fügt einige Verse an, die diesen erhabenen Zustand ausdrücklich als glückselig beschreiben.
Das Geborene, Zum-Sein-Gebrachte, Geschaffene,
Das Gemachte, Geformte, Nichtbeständige,
Mit Verfall und Tod Verbundene,
Ein Hort der Krankheit, vergänglich,
Aus Nahrung und der Schnur des Begehrens entstanden -
Das eignet sich nicht, sich daran zu freuen.
Die Flucht daraus, das Friedliche,
Jenseits des Denkens, beständig,
Das Ungeborene, das Ungeschaffene,
Der sorglose Zustand, der unbefleckt ist,
Das Ende der mit Leiden verbundenen Zustände,
Das Stillwerden des Bedingten – Glückseligkeit.
Ein weiterer Abschnitt des Udana scheint das buddhistische Ziel noch mehr von der Welt, in der wir jetzt leben, zu unterscheiden:
Wo weder Wasser noch Erde,
Wo weder Feuer noch Luft Fuß fassen können,
Dort strahlen keine Sterne, dort strahlt keine Sonne.
Dort scheint kein Mond, und doch herrscht dort keine Finsternis.
Wenn ein Weiser, ein Brahmin, dies
Für sich in eigener Erfahrung erkannt hat,
Dann ist er von Form und Nicht-Form,
Von Lust und Schmerz befreit.
Ein dritter Auszug aus dem Udana beginnt ebenfalls mit »Da gibt es, ihr Mönche, jenen Zustand, wo es keine Erde, kein Wasser, kein Feuer, keine Luft gibt …«, fährt dann aber mit der Behauptung fort, in diesem Zustand gebe es »weder diese Welt noch eine andere, noch beide; weder Sonne noch Mond. Dort, so sage ich, ihr Mönche, gibt es weder Kommen noch Gehen, noch Verweilen, noch Hinscheiden, noch Entstehen. Ungefestigt, unbeweglich, ist er ohne Stütze. Genau dies ist das Ende des Leidens« (Hervorhebung von mir). An anderer Stelle erfahren wir, es gebe keine Möglichkeit, das Bewusstsein von jemandem zu messen, der »erloschen« ist, denn es sei zeichenlos, grenzenlos, ganz und gar licht: Namarupa, Name-und-Gestalt seien zerstört.
Anscheinend stützen derartige Passagen – vielleicht mit Ausnahme des letzten Zitats aus dem Udana, das unser Thema zusätzlich verkompliziert – ein Verständnis von Nirvana als einem nichtbedingten Zustand oder einer Dimension, die Samsara, unsere Welt des Leidens, der Begierde und Unwissenheit, transzendiert. Letztendliches Ziel ist, der unbefriedigenden Welt, in der wir jetzt leben, durch Beendigung der physischen Wiedergeburt zu entrinnen. Wer Nichtanhaften entwickelt, kann schon jetzt Gelassenheit und Herzensgüte erfahren, doch für sich genommen ist das noch keine letztendliche Lösung des Leidensproblems. Obwohl wir natürlich unser Leben verbessern wollen, solange wir uns hier befinden, ist das Hauptziel, Wiedergeburt ganz zu vermeiden, denn wieder in diese Welt geboren zu werden, bedeutet neues Leiden.
Allerdings gibt es – wie Sie sich wahrscheinlich schon gedacht haben – andere wichtige Abschnitte im Palikanon, die eine eher diesseitige Deutung des letztendlichen Zieles nahelegen. Viele buddhistische Gelehrte glauben, das Sutta Nipata im Khuddaka Nikaya gehöre zur ältesten Schicht des Kanons und vermittle daher vielleicht einen genaueren Eindruck von den ursprünglichen Lehren und Praktiken des Buddha. Besonders wichtig wird dies, wenn wir beachten, dass manche Texte im Sutta Nipata eine transzendente Lösung für Dukkha nicht bestätigen, denn sie beschreiben Erwachen als selbstlose, nichtgreifende Art, hier und jetzt zu leben.
Im frühen Buddhismus ist die Bewegung von Samsara zu Nirvana keine Reise zu einer »separaten Realität«, sondern von der Anhaftung zur Nichtanhaftung, von der Gier und Besorgtheit zur Stille und zum Gleichmut, oder vom »Selbst« zum »Nicht-Selbst«.
Donald Swearer
Das kurze Atthakavagga, das »Achterbuch« des Sutta Nipata, gibt hierfür ein gutes Beispiel. Grace Burford unterstreicht in ihrer Studie Desire, Death, and Goodness: The Conflict of Ultimate Values in Theravada Buddhism, dass man im Atthakavagga keine metaphysischen Behauptungen darüber finden kann, welche Rolle eigenes Karma bei der Verursachung von Wiedergeburt spielt, und auch nichts über die Wichtigkeit, dem Kreislauf von Geborenwerden und Sterben zu entrinnen. Stattdessen liegt der Fokus einzig und allein darauf, Begierde und Anhaftung zu überwinden. Burford zufolge geht es »schlicht um einen Wertewandel innerhalb des menschlichen Daseins«, der suddhi, Reinheit, santi, Frieden, und panna, Weisheit, mit sich bringt. Weil wir süchtig nach etwas verlangen, was zu Besorgtheit und Streit führt, liegt die Lösung einfach darin, diese Sucht zu beseitigen, und dann können wir die uns verbleibenden Tage heiter und glücklich verbringen.
Diese Sichtweise passt gut zu anderen Beschreibungen von Nirvana im Palikanon. Oft wird das Ziel einfach als Beendigung der »drei Feuer« (oder auch der »drei Gifte«) beschrieben, der unheilsamen Motivationen von Gier, Übelwollen und Verblendung. Für jemanden, der diese zu zerstören vermag, ist das Nirvana dem Samyutta Nikaya zufolge »direkt sichtbar, unmittelbar, einladend, zu kommen und zu sehen, wert, sich dafür einzusetzen, und etwas, was von den Weisen persönlich erfahren wird.«
Eine der interessantesten Beschreibungen findet sich in einem Kapitel des Udana. Der Bahiyer Daruciriya, ein wandernder Asket, fragt den Buddha bei dessen Almosengang im Dorf mit großer Dringlichkeit, wie er sich üben könne. Der Buddha antwortet so:
Im Gesehenen gibt es nur das Gesehene, im Gehörten gibt es nur das Gehörte, im Empfundenen gibt es nur das Empfundene, im Erkannten gibt es nur das Erkannte: Dies, Bahiyer, ist, wie du dich selbst üben solltest.
Wenn es für dich, Bahiyer, im Gesehenen nur das Gesehene, im Gehörten nur das Gehörte, im Empfundenen nur das Empfundene, im Erkannten nur das Erkannte gibt, dann gibt es, Bahiyer, in Verbindung damit kein »Du«.
Wenn es, Bahiyer, in Verbindung damit kein »Du« gibt, dann ist da kein »Du«.
Wenn es da, Bahiyer, kein »Du« gibt, dann bist du, Bahiyer, weder hier noch dort noch zwischen beiden.
Das, genau das, ist das Ende des Leidens.
Udana 1.10
Das Ende des Leidens ist die häufigste Umschreibung von Nirvana, das auch der Bahiyer erlangte, sobald er diese Worte gehört hatte. Später werden wir auf diese Passage zurückkommen; jetzt sei nur angemerkt, dass es auch hier keinerlei Hinweise auf die Beendigung der Wiedergeburt gibt oder darauf, irgendeine andere Wirklichkeit zu erlangen. Stattdessen gilt es als hinreichend, durch Fokussierung auf das Gesehene und Gehörte die Vorstellung eines Selbst, das dieses Sehen, Hören und so weiter tut, zu überwinden.
Natürlich können diese wenigen Belege aus einigen Abschnitten des Palikanons keine gründlichere Analyse seiner Lehren ersetzen. Sie genügen aber, Zweifel an einem Verständnis von Nirvana anzumelden, das in den frühesten Texten definitive Antworten zu finden versucht. Ich habe mich manchmal gefragt, warum der Buddha sich nicht klarer hinsichtlich der Natur des Nirvana ausgedrückt hat. War auch dies ein Beispiel für seine Anweisung, wir sollten uns nicht übermäßig in die Philosophie vertiefen? »Wenn du verstehen willst, was das Nirvana ist, erfahre es selbst!« Vielleicht war er aber auch so deutlich, wie er sein konnte. Liegt das Grundproblem in den Beschränkungen der Sprache? Gibt es die Abweichungen im Kanon deshalb, weil unterschiedliche Schüler des Buddha sich an verschiedene Lehren erinnert oder unterschiedlich verstanden haben? Oder sind diese Widersprüche erst später, infolge absichtlicher oder unabsichtlicher Veränderungen im Zuge mündlicher Übertragung und Erklärung, aufgekommen? Oder gibt es die Unstimmigkeiten nur in unserem nicht erwachten Geist?
Die eine Hälfte der Menschheit hält beispielsweise die Bilder ihrer religiösen Überlieferungen für Fakten. Die andere Hälfte macht geltend, dass sie keineswegs Fakten seien. Das Ergebnis: Wir haben jene, die sich für Gläubige halten, weil sie Bilder