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Einführung in die Publizistikwissenschaft


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(Methoden, Designs, Stichproben, Messungen, Analysen) wie auch die Aussagen hinsichtlich ihres Zustandekommens in allen Schritten von Dritten nachvollzogen werden können. Jede andere Person, die die gleichen Entscheidungen trifft, muss zu denselben Aussagen gelangen wie der Forscher oder die Forscherin selbst. Die Kompetenz des Forschers bzw. der Forscherin liegt allein darin, relevante Forschungsentscheidungen zu treffen. Er/ sie muss sie jedoch stets ausführlich begründen und dokumentieren (dabei hilft es freilich, nach einem anerkannten Regelwerk vorzugehen).

      Reliabilität

      Das Gütekriterium der Reliabilität betrifft den Messvorgang. Der Messvorgang soll zuverlässig und genau erfolgen, und die wiederholte Messung mit den gleichen Messmethoden soll zu identischen Ergebnissen führen. Mit verschiedenen methodenspezifischen Varianten kann die Reliabilität sehr differenziert überprüft werden (vgl. Schnell et al. 2008).

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      Validität

      Validität ist ein weiterer zentraler Aspekt der empirischen Forschung. Hier geht es um die Frage, ob die interessierenden Einflüsse empirisch so umgesetzt wurden, dass die Ergebnisse tatsächlich eine gültige Beantwortung der Forschungsfrage erlauben. Im Prinzip lässt sich diese Frage auf alle Phasen des Forschungsprozesses beziehen, aber meist wird sie auf den Erhebungs- bzw. den Messvorgang angewandt. Die Validität einer Messung bezieht sich auf die Frage, ob das gemessen wurde, was gemessen werden sollte. Um das zu verstehen, muss man sich überlegen, welche Schritte zur Messung geführt haben. Zunächst wurden die Begriffe konzeptualisiert und definiert. Dann wurde nach Indikatoren gesucht, mit denen der Begriff am besten erfasst werden kann. Schliesslich wurden die Indikatoren in konkrete Messvorschriften (Fragen, inhaltsanalytische Kategorien etc.) übersetzt. Bei all diesen Schritten können Fehlentscheidungen auftreten, die letztlich dazu führen, dass das, was gemessen wurde, nicht wirklich dem entspricht, was man erfassen wollte.

      Interne und externe Validität

      Ferner wird zwischen der internen und der externen Validität unterschieden. Mit interner Validität ist gemeint, dass der Forscher oder die Forscherin das Forschungsdesign und die Erfassung so wählt und gestaltet (sozusagen das „Innenleben“ der Forschung), dass sich möglichst eindeutige Aussagen über das Forschungsproblem ergeben. Das heisst, dass möglichst alle Störfaktoren beseitigt oder kontrolliert werden. Die höchste interne Validität wird in der Regel in Experimenten erreicht. Mit der externen Validität ist die Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse auf die Realität gemeint (vgl. Schnell et al. 2008). Sind beispielsweise die Teilnehmerinnen einer Befragung nicht zufällig ausgewählt, so kann die Stichprobe keine Repräsentativität beanspruchen, und somit sind die Ergebnisse der Befragung nicht auf die Bevölkerung übertragbar. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die externe von der internen Validität abhängt: Was schon falsch oder ungenau gemessen wurde (interne Validität), kann natürlich auch nicht sinnvoll auf die Realität übertragen werden (externe Validität).

      Formale Kriterien

      Nicht zuletzt werden auch formale Kriterien zur Gütebewertung herangezogen (vgl. Dahinden/Hättenschwiler 2001). Ein wissenschaftlicher Text ist in einer klaren Wissenschaftssprache zu schreiben und hat Informationen über die Autorenschaft, das Entstehungsdatum und den Veröffentlichungsort zu enthalten. Alle fremden Gedanken müssen als Zitat gekennzeichnet sein. Für die Zitationsweise gelten formale Regeln.

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      6 Abschliessende Bemerkungen

      Der kompetente und kreative Einsatz angemessener Methoden ermöglicht (als Gegengewicht) innovative Theoriebildung

      Empirisches Forschen ist einerseits innovativ und kreativ, andererseits stets von bewährten methodologischen Regeln umrahmt und begleitet. Gelungene empirische Studien strahlen Faszination und Raffinesse aus, die sie der souverän-eleganten Beherrschung des Methodeninstrumentariums in Verbindung mit Kreativität und Innovationskraft verdanken. Auch für Spannung ist gesorgt: Oft schält sich erst im Forschungsverlauf heraus, wohin die Reise genau gehen wird, und erst nach der Auswertung weiss man genau, ob die aufgestellten Hypothesen letztendlich zutreffen oder nicht.

      Lehrbücher der Methodenlehre

      Angesichts dieser Lobeshymne und der in diesem Beitrag skizzierten Bedeutung der empirischen Methoden für die Sozialwissenschaft im Allgemeinen und die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft im Besonderen stellt sich die berechtigte Frage, weshalb den Methoden in diesem Einführungsbuch nicht mehr Platz eingeräumt wurde. Der Grund ist ganz einfach: Um den Methoden (und der Statistik) den ihnen gebührenden Platz einzuräumen, bräuchte es (mindestens) einen eigenen, zweiten Einführungsband. Möglicherweise gibt es in einigen Jahren einen solchen Band. Bis dahin kann jedoch guten Gewissens auf die bereits existierende einführende und weiterführende Literatur zur Methodenlehre und zur Statistik verwiesen werden. Im Folgenden seien jeweils einige wichtige Werke kommentiert. In den jeweiligen Methodenvorlesungen werden weitere Hinweise zum vertiefenden Studium zur Verfügung gestellt. Um einen allgemeinen Einblick in die Methoden und die Methodologie der sozialwissenschaftlichen Publizistik- und Kommunikationsforschung zu erlangen, sei auf die Bücher von Atteslander (2003), Brosius/Koschel (2009), Diekmann (2007), und vor allem Schnell, Hill und Esser (2008) verwiesen. Dabei ergänzen sich diese Bücher durchaus, d. h. Anfänger sollten mehr als nur ein Buch lesen, da trotz erheblichen Überlappungen jedes einen eigenen sachlichen und didaktischen Zugang zu bieten hat. Als spezielle Einführung in die Befragung eignen sich die Werke von Möhring und Schlütz (2010), Scholl (2009) und Mummendey (2003). Zur Einführung in die Inhaltsanalyse empfehlen sich Bonfadelli (2002), Früh (2007) und Roessler (2005). Fragen zum Experiment und zum Forschungsdesign in der psychologischen Kommunikationsforschung sowie ihrer Anwendungsfelder werden erläutert in Huber (2005) sowie |70◄ ►71| Wirth/Lauf/Fahr (2006) und Wirth/Fahr/Lauf (2005). Verständliche Statistik für AnfängerInnen bieten zum Beispiel Benninghaus (2005) und Sahner (2002). Eine darauf aufbauende, bewährte Einführung in die multivariaten Auswertungsverfahren bieten Backhaus et al. (2008).

      Übungsfragen:

      Woran misst sich der Informationsgehalt einer Theorie?

      Welche Bedeutung haben wissenschaftliche Methoden für die Theorien einer Wissenschaft?

      Was sind die zentralen Unterschiede zwischen quantitativen und qualitativen Forschungsmethoden? Welche Funktionen übernehmen die beiden Erhebungstypen jeweils im Forschungsprozess?

      Anhand welcher Kriterien können die Qualität wissenschaftlicher Studien und letztlich auch die Rückbezüge auf die Theorie bewertet werden?

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      Basisliteratur

      Brosius, Hans-Bernd/Koschel, Friederike (2009): Methoden der empirischen Kommunikationsforschung. Eine Einführung. 5. Auflage. Wiesbaden.

      Seiffert, Helmut (2003): Einführung in die Wissenschaftstheorie. Erster Band: Sprachanalyse, Deduktion, Induktion in den Natur- und Sozialwissenschaften. München.

      Schnell, Rainer/Hill, Paul B./Esser, Elke (2008): Methoden der empirischen Sozialforschung. 8. Auflage. München.

      Literatur

      Atteslander, Peter (2003): Methoden der empirischen Sozialforschung. 10. Aufl. Berlin.

      Backhaus, Klaus/Erichson, Bernd/Plinke, Wulff/Weiber, Rolf (2008): Multivariate Analysemethoden. Eine anwendungsorientierte Einführung. Berlin.

      Benninghaus, Hans (2005): Deskriptive Statistik. Eine Einführung für Sozialwissenschaftler. 10. Aufl. Wiesbaden.

      Bonfadelli, Heinz (1994): Die Wissenskluftperspektive. Konstanz.

      Bonfadelli, Heinz (2002): Medieninhaltsforschung. Konstanz.

      Bortz, Jürgen/Döring, Nicola (2002): Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. Berlin.

      Bortz, Jürgen/Schuster, Christof (2010): Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler. 7. überarb. Aufl. Berlin.

      Brosius, Felix (2004): SPSS 12. Bonn.

      Brosius,