mehrfacher Behinderung
Sensorische Kooperation | |
Entstehung: | Wolfgang Praschak (1975) / Sonderpädagoge |
Zielgruppe: | SchülerInnen mit schwersten Behinderungen |
Ziele: | Optimierung der sensomotorischen Handlungsfähigkeit; Finden von Handlungsmöglichkeiten, um SchülerInnen ein Leben in eigener Verantwortung und sozialer Wertschätzung zu ermöglichen |
Theoretische Grundlagen: | sensomotorische Entwicklung nach Piaget; kooperative Pädagogik |
Praktische Anwendung: | Anleitung der / des Schülers / in zur Eigenaktivität, z. B. bei Beteiligung an Schulritualen, Essen, Trinken, Ankleiden |
Förderpflege | |
Entstehung: | Uta und Jürgen Trogisch (1971), KinderärztInnen (DDR) |
Zielgruppe: | nichtschulpflichtige, sogenannte förderungsunfähige Kinder in der ehemaligen DDR |
Ziele: | Erreichung der Förderungs(schul)fähigkeit; selbstständiges Essen und Trinken; Körperhygiene; soziale Regeln; Herstellen emotionaler Kontakte; Beziehungsaufbau |
Theoretische Grundlagen: | Säuglings- und Kleinkindpädagogik; Deprivationsforschung |
Praktische Anwendung: | Ermöglichung der aktiven Mitarbeit der / des Schülers / in bei Alltagsaktivitäten, z. B. Toilettengang, Ernährung, An- und Ausziehen |
Bobath-Konzept | |
Entstehung: | Berta und Karel Bobath (1940) / Physiotherapeuten |
Zielgruppe: | ursprünglich: PatientenInnen mit cerebralen Bewegungsstörungen;heute auch: PatientenInnen mit neurologischen Störungen, Schlaganfall, neurologischen Erkrankungen, sensomotorischen Entwicklungsverzögerungen, kognitiven Beeinträchtigungen |
Ziele: | Normalisierung von Haltungs- und Bewegungsmustern; Vermitteln normaler Tonusverhältnisse zur Erweiterung funktioneller Fähigkeiten und Selbstständigkeit |
Theoretische Grundlagen: | neurophysiologische Bewegungstherapie |
Praktische Anwendung: | Aktivierung von Wachheit und Aufmerksamkeit; Wahrnehmungsübungen in funktionellen Situationen |
Vojta-Konzept | |
Entstehung: | Vaclav Vojta (1950) / Neurologe |
Zielgruppe: | ursprünglich: Kinder mit Cerebralparese; heute auch: Störungen der Koordination, Haltung und Bewegung |
Ziele: | Behandlung von Spastiken als funktionelle Blockaden; Beeinflussung von motorischen Abläufen |
Theoretische Grundlagen: | physiotherapeutische Behandlung auf neurophysiologischer Grundlage |
Praktische Anwendung: | Auslösung von Bewegungsmustern an Zonen am Körper, Armen und Beinen durch Druckausübung auf diese Körperstellen; Reizungen führen zu Bewegungskomplexen |
Snoezelen | |
Entstehung: | Jan Hulsegge / Ad Verheul (1970), Zivildienstleistende (Niederlande)Begriff: Kombination aus „snuffelen“ und „doezelen“ (dösen / schlummern) |
Zielgruppe: | ursprünglich: Menschen mit schwersten Behinderungen, insbesondere HeimbewohnerInnen; heute auch: Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen |
Ziele: | Schaffung eines Freizeitangebotes; Erleben anderer Räumlichkeiten; Sammeln von Erfahrungen |
Theoretische Grundlagen: | zweckfreie/ungebundene Freizeitgestaltung ohne grundlegende Theorie |
Praktische Anwendung: | Einrichtung eines Snoezelen-Raumes Materialien: Wasserbett, Bällchenbad, Tastobjekte, Vibrationseinrichtungen, Riechobjekte, Klang- und Geräuschobjekte etc. |
Geführte Interaktion | |
Entstehung: | Félice Affolter (1980) / Psychologin |
Zielgruppe: | ursprünglich: Menschen mit schwersten Behinderungen;heute: Menschen mit taktil-kinästhetischen Wahrnehmungsstörungen; Kinder mit Lern- und Verhaltensstörungen sowie Schwierigkeiten im Lesen und Rechnen |
Ziele: | Vermittlung und Verinnerlichung von Spürerfahrungen im Umgang mit realen Gegenständen; Einüben und Erlernen von Bewegungsabläufen |
Theoretische Grundlagen: | Entwicklungspsychologie Piagets |
Praktische Anwendung: | Führen von Händen und Körperteilen in Alltagssituationen |
Taktile Gebärden | |
Entstehung: | Blinden- und Taubblindenpädagogik (Pittroff 2005) |
Zielgruppe: | Menschen mit Taubblindheit, Menschen mit komplexer Behinderung |
Ziele: | Aufbau von gemeinsamen Vokabular von fühlbaren Symbolen zur Ermöglichung von Kommunikation |
Theoretische Grundlagen: | keine |
Praktische Anwendung: | Beobachten des schwerbehinderten Kindes zur Feststellung von Reaktionen auf bestimmte Situationen; Zurückspiegelung der Bewegung durch gemeinsame Bewegungen; Suchen von Bewegungen, die als Aufforderung, z. B. nach Essen, Trinken verstanden werden können, Bewegung wird zum Symbol |
Der „Kleine Raum“ | |
Entstehung: | Lilli Nielsen (2001) |
Zielgruppe: | Kinder mit komplexer Behinderung |
Ziele: | Erfahrbarmachung von Selbstwirksamkeit |
Theoretische Grundlagen: | keine |
Praktische Anwendung: | Kinder werden für ca. 15 Minuten in eine Holzkiste gelegt; diese ist so konstruiert, dass an deren Decke Gegenstände befestigt werden, die das Kind heranziehen kann, z. B. angenehme, interessante, essbare Objekte. Da sie immer an der gleichen Stelle zu finden sind, wird gelernt, sie willkürlich zu berühren, zu bewegen, zu vergleichen etc. |
Bernasconi, T., Böing, U. (2015): Pädagogik bei schwerer und mehrfacher Behinderung. Kohlhammer, Stuttgart
Fornefeld, B. (2008): Menschen mit Komplexer Behinderung: Selbstverständnis und Aufgaben der Behindertenpädagogik. Ernst Reinhardt, München / Basel
Fröhlich, A., Heinen, N., Klauß, T., Lamers, W. (Hrsg.) (2011): Schwere und mehrfache Behinderung – interdisziplinär. Impulse: Schwere und mehrfache Behinderung. Band 1. Athena, Oberhausen
Neuhäuser, G. (2016): Syndrome bei Menschen mit geistiger Behinderung: Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen. 4. Aufl. Lebenshilfe-Verlag, Marburg
Übungsaufgaben zu Kapitel 3
Aufgabe 1
Skizzieren Sie relevante Aspekte eines der dargestellten Syndrome. Vertiefen Sie die Kenntnisse durch weiterführende Literatur.
Aufgabe 2
Recherchieren Sie im Internet, für welche der dargestellten Syndrome es Selbsthilfegruppen gibt.
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