Reinhilde Stöppler

Einführung in die Pädagogik bei geistiger Behinderung


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mehrfacher BehinderungZiele:Modifizierung von neurologischen Dysfunktionen; Entwicklung von Bewegungskompetenz; Förderung der Freude an BewegungTheoretische Grundlagen:sensomotorische Entwicklung nach Piaget; psychologische LerntheorienPraktische Anwendung:Schaffen und Dosieren von Sinnesreizen, um spontane Anpassungsreaktionen des Kindes zu erlangen;

Basistherapie: Vestibuläre Wahrnehmung, Propriozeptive Wahrnehmung, Taktile Wahrnehmung
Individualtherapie: Ansetzen an entwicklungsmäßig frühester Störung
Sensorische Kooperation
Entstehung:Wolfgang Praschak (1975) / Sonderpädagoge
Zielgruppe:SchülerInnen mit schwersten Behinderungen
Ziele:Optimierung der sensomotorischen Handlungsfähigkeit; Finden von Handlungsmöglichkeiten, um SchülerInnen ein Leben in eigener Verantwortung und sozialer Wertschätzung zu ermöglichen
Theoretische Grundlagen:sensomotorische Entwicklung nach Piaget; kooperative Pädagogik
Praktische Anwendung:Anleitung der / des Schülers / in zur Eigenaktivität, z. B. bei Beteiligung an Schulritualen, Essen, Trinken, Ankleiden
Förderpflege
Entstehung:Uta und Jürgen Trogisch (1971), KinderärztInnen (DDR)
Zielgruppe:nichtschulpflichtige, sogenannte förderungsunfähige Kinder in der ehemaligen DDR
Ziele:Erreichung der Förderungs(schul)fähigkeit; selbstständiges Essen und Trinken; Körperhygiene; soziale Regeln; Herstellen emotionaler Kontakte; Beziehungsaufbau
Theoretische Grundlagen:Säuglings- und Kleinkindpädagogik; Deprivationsforschung
Praktische Anwendung:Ermöglichung der aktiven Mitarbeit der / des Schülers / in bei Alltagsaktivitäten, z. B. Toilettengang, Ernährung, An- und Ausziehen
Bobath-Konzept
Entstehung:Berta und Karel Bobath (1940) / Physiotherapeuten
Zielgruppe:ursprünglich: PatientenInnen mit cerebralen Bewegungsstörungen;heute auch: PatientenInnen mit neurologischen Störungen, Schlaganfall, neurologischen Erkrankungen, sensomotorischen Entwicklungsverzögerungen, kognitiven Beeinträchtigungen
Ziele:Normalisierung von Haltungs- und Bewegungsmustern; Vermitteln normaler Tonusverhältnisse zur Erweiterung funktioneller Fähigkeiten und Selbstständigkeit
Theoretische Grundlagen:neurophysiologische Bewegungstherapie
Praktische Anwendung:Aktivierung von Wachheit und Aufmerksamkeit; Wahrnehmungsübungen in funktionellen Situationen
Vojta-Konzept
Entstehung:Vaclav Vojta (1950) / Neurologe
Zielgruppe:ursprünglich: Kinder mit Cerebralparese; heute auch: Störungen der Koordination, Haltung und Bewegung
Ziele:Behandlung von Spastiken als funktionelle Blockaden; Beeinflussung von motorischen Abläufen
Theoretische Grundlagen:physiotherapeutische Behandlung auf neurophysiologischer Grundlage
Praktische Anwendung:Auslösung von Bewegungsmustern an Zonen am Körper, Armen und Beinen durch Druckausübung auf diese Körperstellen; Reizungen führen zu Bewegungskomplexen
Snoezelen
Entstehung:Jan Hulsegge / Ad Verheul (1970), Zivildienstleistende (Niederlande)Begriff: Kombination aus „snuffelen“ und „doezelen“ (dösen / schlummern)
Zielgruppe:ursprünglich: Menschen mit schwersten Behinderungen, insbesondere HeimbewohnerInnen; heute auch: Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen
Ziele:Schaffung eines Freizeitangebotes; Erleben anderer Räumlichkeiten; Sammeln von Erfahrungen
Theoretische Grundlagen:zweckfreie/ungebundene Freizeitgestaltung ohne grundlegende Theorie
Praktische Anwendung:Einrichtung eines Snoezelen-Raumes Materialien: Wasserbett, Bällchenbad, Tastobjekte, Vibrationseinrichtungen, Riechobjekte, Klang- und Geräuschobjekte etc.
Geführte Interaktion
Entstehung:Félice Affolter (1980) / Psychologin
Zielgruppe:ursprünglich: Menschen mit schwersten Behinderungen;heute: Menschen mit taktil-kinästhetischen Wahrnehmungsstörungen; Kinder mit Lern- und Verhaltensstörungen sowie Schwierigkeiten im Lesen und Rechnen
Ziele:Vermittlung und Verinnerlichung von Spürerfahrungen im Umgang mit realen Gegenständen; Einüben und Erlernen von Bewegungsabläufen
Theoretische Grundlagen:Entwicklungspsychologie Piagets
Praktische Anwendung:Führen von Händen und Körperteilen in Alltagssituationen
Taktile Gebärden
Entstehung:Blinden- und Taubblindenpädagogik (Pittroff 2005)
Zielgruppe:Menschen mit Taubblindheit, Menschen mit komplexer Behinderung
Ziele:Aufbau von gemeinsamen Vokabular von fühlbaren Symbolen zur Ermöglichung von Kommunikation
Theoretische Grundlagen:keine
Praktische Anwendung:Beobachten des schwerbehinderten Kindes zur Feststellung von Reaktionen auf bestimmte Situationen; Zurückspiegelung der Bewegung durch gemeinsame Bewegungen; Suchen von Bewegungen, die als Aufforderung, z. B. nach Essen, Trinken verstanden werden können, Bewegung wird zum Symbol
Der „Kleine Raum“
Entstehung:Lilli Nielsen (2001)
Zielgruppe:Kinder mit komplexer Behinderung
Ziele:Erfahrbarmachung von Selbstwirksamkeit
Theoretische Grundlagen:keine
Praktische Anwendung:Kinder werden für ca. 15 Minuten in eine Holzkiste gelegt; diese ist so konstruiert, dass an deren Decke Gegenstände befestigt werden, die das Kind heranziehen kann, z. B. angenehme, interessante, essbare Objekte. Da sie immer an der gleichen Stelle zu finden sind, wird gelernt, sie willkürlich zu berühren, zu bewegen, zu vergleichen etc.

      Bernasconi, T., Böing, U. (2015): Pädagogik bei schwerer und mehrfacher Behinderung. Kohlhammer, Stuttgart

      Fornefeld, B. (2008): Menschen mit Komplexer Behinderung: Selbstverständnis und Aufgaben der Behindertenpädagogik. Ernst Reinhardt, München / Basel

      Fröhlich, A., Heinen, N., Klauß, T., Lamers, W. (Hrsg.) (2011): Schwere und mehrfache Behinderung – interdisziplinär. Impulse: Schwere und mehrfache Behinderung. Band 1. Athena, Oberhausen

      Neuhäuser, G. (2016): Syndrome bei Menschen mit geistiger Behinderung: Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen. 4. Aufl. Lebenshilfe-Verlag, Marburg

      Übungsaufgaben zu Kapitel 3

      Aufgabe 1

      Skizzieren Sie relevante Aspekte eines der dargestellten Syndrome. Vertiefen Sie die Kenntnisse durch weiterführende Literatur.

      Aufgabe 2

      Recherchieren Sie im Internet, für welche der dargestellten Syndrome es Selbsthilfegruppen gibt.

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