Konzeption aus der und für die Lehre
Die Konzeption zu diesem Buch entstand auf der Basis unserer langjährigen Lehrerfahrung in den verschiedensten Studiengängen der Sprachpädagogik und Sprachtherapie. Zielsetzung soll sein, Studierenden in den Bachelor- und Master- Studiengängen mit schulischen wie auch sprachtherapeutischen Ausrichtungen eine Orientierung in der Vielfältigkeit der Fachdisziplin zu geben. Außerdem sind auch langjährig tätige Fachpersonen mit schulischem und sprachtherapeutischem Bezug angesprochen, Theorie und Praxisverknüpfungen erneut zu integrieren. Ferner soll die kompakte Übersicht über die Fachsystematik auch Lehrkräften an Regelschulen, Fachkräften in der Krippe, in der Kindertagesstätte sowie im Hortbereich oder Pflegekräften in klinischen und betreuenden Einrichtungen eine orientierende Hilfe sein. Prüfungsfragen mit online verfügbaren Beispiellösungen zu jedem Kapitel ermöglichen die Selbstkontrolle für Studierende. Dazu erleichtern differenziert ausgearbeitete Powerpoint-Präsentationen analog zu den elf Kapiteln die Seminarvorbereitung für Dozierende.
Falldarstellungen als „roter Faden"
Methodisch ist das Buch nach einem besonderen Vorgehen aufgebaut: Sieben Fallgeschichten ziehen sich im Sinne eines „roten Fadens“ durch alle Kapitel und sollen theoretische Bezüge immer wieder mit Anbindungen an fiktive Personen und Praxisphänomene transparent machen. Diese didaktische Konzeption des Buches bietet sowohl für Lernende im Fach als auch für Lehrende wie z. B. Dozentinnen und Dozenten, Fachleitungen in Studienseminaren sowie Referentinnen und Referenten in Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen eine Grundlage für die inhaltliche Aufbereitung und fachliche Auseinandersetzung. Damit wird auch auf die neuen Bedingungen in der Aus- und Weiterbildung eingegangen, der Perspektive Inklusion und Internationalisierung gerecht zu werden.
Dank
Zu der Fertigstellung dieses Lehrbuches haben viele geschätzte Kolleginnen und Kollegen beigetragen Besonderer Dank gilt Julia Wendel für ihre kreativen Graphikarbeiten und engagierte Zuarbeit Ebenso danken wir Eva Reiling und Christine Wiesenbach aus dem Verlags-Lektorat für ihre hilfreiche Unterstützung und stete Geduld Wir freuen uns und sind dankbar dafür, dass wir aus einem anregenden Klima am Institut für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover Ideen für unser Buch schöpfen konnten. Der Austausch mit Fachkolleginnen und Fachkollegen insbesondere aus der Abteilung Sprach-Pädagogik und -Therapie sowie nicht zuletzt mit den vielen Studierenden schufen eine fruchtbare Basis für die Erstellung des Buches. Auch in Forschung und Lehre, speziell in der Hochschulambulanz wie im BabyLab Hannover, konnten wir immer auf ein gewinnbringendes Netzwerk zurückgreifen Wir hoffen, dass unsere Ideen bei den Leserinnen und Lesern bereits im Studium wie auch in der Praxis anregende Aufnahme finden
Wir widmen dieses Buch Sandra sowie Andrea, Simon, Leon und Paul.
Hannover, Juli 2014
Ulrike Lüdtke und Ulrich Stitzinger
1 Standortbestimmung
Das erste Kapitel dieses Lehrbuches widmet sich der aktuellen Standortbestimmung des Faches Pädagogik bei Beeinträchtigungen der Sprache und der Kommunikation. Als erstes werden die wissenschaftstheoretischen Grundlagen geklärt sowie Phänomene, Ebenen und die Entwicklung von Fachtermini vor dem Hintergrund unterschiedlicher Paradigmen dargelegt. Darauf aufbauend werden die zentralen Begriffe des Faches im Überblick erläutert.
Lernzielewissenschaftstheoretische Grundlagen des Faches Pädagogik bei Beeinträchtigungen der Sprache und der Kommunikation kennen lernen (Kap. 1.1),Phänomene und Ebenen des Faches überblicken (Kap. 1.2),Fachtermini vor dem Hintergrund unterschiedlicher Paradigmen des Faches einordnen (Kap. 1.3),zentrale Begriffe des Faches kennen und zuordnen (Kap. 1.4).
1.1 Wissenschaftstheoretische Grundlagen
Fachbezeichnungen
In diesem Buch beschäftigen wir uns mit dem Fach „Pädagogik bei Beeinträchtigungen der Sprache und der Kommunikation“. Gegenüber Fächerbezeichnungen wie „Medizin“, „Linguistik“ oder „Psychologie“ mag diese Fachbezeichnung manchen umständlich, zu lang, nicht allgemeingültig oder nicht klassisch-traditionell genug erscheinen. Zudem gibt es viele andere Namen, wie „Sprachheilpädagogik“, „Logopädie“, „Sprachtherapiewissenschaft“ oder „Sprache und Sprechen“. Für Studierende und auch für Fachkräfte in der Praxis erscheint manchmal die Vielfalt an existierenden Bezeichnungen für die Fachdisziplin sowie für weitere Phänomene und Strukturen des Faches verwirrend. Damit diese jedoch sicher eingeordnet werden können, gibt dieses Buch eine klare, umfassende und vertiefte Orientierung. Warum hier genau diese Fachbezeichnung gewählt wurde, soll in diesem ersten Kapitel begründet und in allen weiteren Kapiteln inhaltlich ausdifferenziert werden. Dabei werden zunächst folgende Aspekte erörtert:
Positionierung des Faches in seinem Bezugsfeld,
Wissenschaftstheorie als Theorie über Theorie,
Zugangsweisen von der Theorie in die Praxis und von der Praxis in die Theorie.
1.1.1 Fachliche Positionierung im Bezugsfeld
Standortbestimmungen
Im Namen eines Faches spiegelt sich sein Standort wider, d.h. seine wissenschaftliche Positionierung im Bezugsfeld zu einer bestimmten Zeit. Gleichzeitig bringt eine Fachbezeichnung auch zum Ausdruck, was gerade in der Gesellschaft, sowohl regional, national als auch global, als Erwartung an das Fach gerichtet wird. Fachtermini können sich demnach im historischen Verlauf wandeln, und zwar in Abhängigkeit von folgenden Einflussgrößen (Abb. 1):
innere Konstituenten, wie die Interpretation bzw. das Selbstverständnis des Faches durch bestimmte Fachvertreter, Wissenschaftsschulen oder Berufsgruppen,
äußere Konstituenten, wie die Außenperspektive des Faches durch bestimmte Praxisanforderungen, institutionelle Bedarfe sowie gesellschaftliche, ökonomische oder politische Bedingungen und Lösungsaufträge.
Abb. 1: Die Standortbestimmung eines Faches im Bezugsfeld
Die unterschiedlichen Namen von Lehrstühlen oder Studiengängen (Serviceseiten) weisen also auf aktuelle unterschiedliche Standortbestimmungen unseres Faches hin. Mithilfe einer wissenschaftstheoretischen Betrachtung sollen diese verschiedenen Positionierungen und die damit verbundenen fachlichen Konzeptualisierungen analysiert werden.
1.1.2. Wozu Wissenschaftstheorie?
Wissenschaftstheorie
Wie entsteht ein Fach? Wie verändert es sich? Wie, wann und wodurch entstehen unterschiedliche fachliche Konzeptualisierungen? Wie gewinnt ein Fach seine Erkenntnisse? Mit welchen Methoden? Wie generieren sich seine Theorien? Wie werden sie überprüft? Diese und ähnliche Fragen zu beantworten, ist Aufgabe der Wissenschaftstheorie (Abb. 2).
Wissenschaftstheorie ist die Disziplin, die sich mit den Bedingungen, Kontexten und Zielen von Wissenschaft sowie den Methoden ihrer Erkenntnisgewinnung beschäftigt. Sie ist eine Metatheorie (Theorie