A. F. Morland

Für das Herz und die große Liebe: Arztroman Sammelband 5 Romane


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Dotty wirkte kalt und abweisend, schien über die schmachvollste Niederlage ihres jungen Lebens noch nicht hinweggekommen zu sein. Ihr Selbstwertgefühl hatte zum ersten Mal schwer gelitten, und das konnte sie Oliver Wiechert nicht so schnell verzeihen.

      „Tut mir leid, Dotty“, sagte er kleinlaut.

      „Du wiederholst dich“, gab sie spröde zurück.

      „Was soll ich sonst sagen, als dass ich bedauere …“

      „Leg eine andere Platte auf.“

      „Ich kann mir vorstellen, wie dir jetzt zumute ist“, sagte Oliver.

      „Ach, kannst du das?“ Ihre Stimme klang frostig und höhnisch.

      „Ja, und deshalb möchte ich, dass du weißt, dass mein unmögliches Verhalten gestern Abend nichts mit dir zu tun hat. Mit dir persönlich, meine ich. Ich habe absolut nichts gegen dich. Ich mag dich. Ehrlich. Du bist eine wunderschöne, begehrenswerte Frau. Ich rede nicht irgendwelchen Schmus, um dir bloß schönzutun. Ich meine es wirklich so, wie ich es sage. Ich schäme mich für mein idiotisches Benehmen, und – ich würde das gerne irgendwie wiedergutmachen.“

      „Wie denn? Indem du noch mal einen Anlauf nimmst? Nicht mit mir, mein Bester. Ich bin von dir kuriert. Ich möchte so eine Pleite nicht noch mal erleben. Weißt du, was dein Problem ist, Oliver Wiechert? Du stehst dir selbst im Weg, kannst nicht über deinen Schatten springen. Damit wirst du dir noch eine Menge Frust einhandeln, aber das berührt mich nicht mehr. Du hattest deine Chance, und du warst so dumm, sie nicht zu nützen. Das war’s dann also.“ Sie legte ohne ein weiteres Wort auf.

      Er ließ den Hörer langsam sinken und murmelte deprimiert: „Du hast recht, Dotty, ich bin ein Vollidiot. Wenn Blödheit prämiert würde, bekäme ich den ersten Preis. Garantiert unangefochten würde ich einen solchen Wettbewerb gewinnen.“

      21. Kapitel

      Als Sandra Falkenbergs Knöchel wieder in Ordnung war, beschloss die Clique fürs kommende verlängerte Wochenende – der Montag war ein Feiertag eine Alpen-Wanderung, ausgehend irgendwo vom Königssee.

      „Alle nehmen sich so viel wie möglich zu essen und zu trinken mit, damit der Ausflug nicht zu teuer wird“, sagte Johannes Brauneis, der Pfennigfuchser, „und geschlafen wird im Zelt, okay?“

      „Einverstanden“, sagte Eva Schroth, die diesmal auch dabei sein wollte. Sie mampfte Gummibärchen. Einmal hatte sie die Tüte kreisen lassen, doch niemand hatte zugelangt. Das war ihr ganz recht. So blieb wenigstens für sie mehr.

      „Ich kenne eine traumhaft schöne Route“, sagte Karsten Rüge.

      „Extrem steil?“, erkundigte sich die rundliche Eva.

      „Aber nein“, erwiderte Karsten. „Das schafft jeder.“

      „Wenn er eine Gämse ist“, grinste Julian Krautmann.

      Karsten Rüge, von dem der Tourenvorschlag gekommen war, breitete eine Wanderkarte auf dem Tisch aus, nachdem er die Freunde gebeten hatte, alle Gläser und Flaschen wegzuräumen. Er zeigte ihnen die Strecke, die sie zurücklegen würden. Es gab zwar einige schwierige Passagen zu überwinden, doch wem diese zu beschwerlich waren, konnte sie auch auf einem etwas leichteren, allerdings auch etwas längeren Pfad umgehen.

      Was für Sandra natürlich nicht infrage kam. Da, wo Karsten ging, wollte auch sie gehen. Egal, wie steil es den Berg hinauf ging. Selbst wenn Karsten eine Felswand hochklettern sollte, würde sie ihm folgen, denn sie fand, dass sie Oliver noch immer nicht genug bestraft hatte.

      Lisa Krautmann erriet Sandra Falkenbergs Gedanken, und sie nahm sich vor, während der Alpenwanderung erneut auf die sture Freundin einzuwirken. Es musste doch möglich sein, Sandra und Oliver wieder zusammenzubringen!

      Lisa fiel auch auf, dass Dorothee Simonis und Oliver Wiechert sich tunlichst mieden. Die beiden redeten kein Wort mehr miteinander, und Lisa fragte sich, was wohl zu dieser positiven Entwicklung geführt haben mochte.

      Während die Krautmann-Zwillinge am darauffolgenden Tag Vorbereitungen für das bevorstehende Wochenende trafen, hatten Sandra Falkenberg und ihre Großmutter einen Gerichtstermin. Anette Falkenberg war sehr nervös. Die Erinnerung an das Erlebnis mit Bertram Harrers Hund machte ihr ziemlich zu schaffen. Wie Schlamm in einem klaren See wurde ihre Angst wieder aufgewühlt, als sie mit zitternder Stimme erzählte, wie es ihr damals ergangen war.

      Das Gericht verurteilte den uneinsichtigen Hundebesitzer nach Paragraf zweihundertdreißig des Strafgesetzbuches wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstrafe von neunzig Tagessätzen zu je hundert Euro, also neuntausend Euro, und sprach Anette Falkenberg Schadenersatz und Schmerzensgeld in Höhe von insgesamt siebenundfünfzigtausend Euro zu.

      Obwohl das ein angemessenes Trostpflaster war, hätte die alte Dame lieber darauf verzichtet und kein so böses Erlebnis mit Harrers Benno gehabt.

      Vor dem Gerichtsgebäude sagte Dr. Axel Lieskow nach der Verhandlung zu Anette Falkenberg und ihrer Enkelin: „Wir hatten einen gerechten Richter und können mit dem Urteil sehr zufrieden sein.“

      „Dieser Harrer bildet sich nach wie vor ein, sich nichts zuschulden kommen lassen zu haben“, meinte Sandra kopfschüttelnd.

      „Es gibt Menschen, die bilden sich ein, immer im Recht zu sein“, bemerkte Dr. Lieskow.

      Bertram Harrer kam mit grimmiger Miene aus dem Haus und eilte zornig davon. Anette Falkenberg sah ihm nach und sagte: „Diese Verurteilung sollte ihm eine Lehre sein.“

      „Er wird seinen wilden Hund von nun an an der Leine führen, darauf können Sie sich verlassen“, erwiderte Axel Lieskow, „weil er sich nämlich noch so eine kostspielige Verurteilung nicht leisten kann.“

      „Glauben Sie, er wird das Urteil anfechten?“, fragte Sandra.

      Der Anwalt schüttelte den Kopf. „Davon wird ihm sein Rechtsbeistand mit Sicherheit abraten, weil die nächsthöhere Instanz den Schuldspruch lediglich bestätigen würde. Eine Berufung würde die Angelegenheit für Bertram Harrer nur unnötig verteuern.“

      Anette Falkenberg gab ihm die Hand. „Danke für Ihre Hilfe, Dr. Lieskow.“

      „War mir ein Vergnügen, Sie zu vertreten“, gab Axel Lieskow freundlich lächelnd zurück. Er wandte sich an Sandra: „Lisa Krautmann hat mir von einer tollen Alpenwanderung erzählt.“

      „Ja“, nickte Sandra mit strahlenden Augen, „am Freitag geht es los. Ich freue mich schon sehr darauf.“

      „Ich wünsche Ihnen und der gesamten Clique viel Spaß und schönes Wetter.“

      „Danke.“

      „Und Ihnen speziell keine Verstauchung, keine Verrenkung und keine Prellung“, fügte Dr. Axel Lieskow schmunzelnd hinzu.

      Sandra lachte. „Ich habe vor, besser als bisher auf mich achtzugeben.“

      „Das kann auf keinen Fall schaden.“ Dr. Lieskow deutete eine Verbeugung an. „Sie müssen mich jetzt leider entschuldigen, meine Damen. Ich muss zurück in die Kanzlei.“

      „Der nächste Klient wartet“, sagte Anette Falkenberg.

      „So ist es“, bestätigte der vielbeschäftigte Anwalt.

      „Ein schwieriger Fall?“, fragte Sandra.

      „Sagen wir, er hat seine Tücken“, lächelte der Rechtsanwalt, „aber gerade das macht die Sache für mich reizvoll.“

      22. Kapitel

      Melanie Krautmann überhäufte die Zwillinge mit vielen gut gemeinten Tipps. Lisa und Julian wechselten immer wieder belustigte Blicke. „Vergesst nicht, warme Sachen einzupacken.“ – „Esst reichlich, um bei Kräften zu bleiben.“ – „Nehmt genug zu trinken mit.“ – „Sonnenschutzmittel