A. F. Morland

Für das Herz und die große Liebe: Arztroman Sammelband 5 Romane


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ernst.

      „Wieso?“

      Florian Krautmann erzählte, was er von den Zwillingen wusste – dass Sandra Falkenberg jedes Wagnis auf sich genommen hatte, um Karsten Rüge zu imponieren und Oliver Wiechert zu ärgern.

      „Die Menschen suchen aus den unterschiedlichsten Gründen die Konfrontation mit der Gefahr“, meinte Dr. Frank nachdenklich. „Es ist eine neue, unerfreuliche Zeiterscheinung, ein gefährlicher Trend, dass man in der Freizeit aufbricht, um seine Grenzen beim Wildwasserfahren, Drachenfliegen, Skysurfen und dergleichen mehr zu suchen – und immer mehr von denen, die sie gefunden haben, landen schließlich halb tot bei uns, das hat eine Studie der Krankenkassen über das neue Freizeitverhalten unserer Landsleute an den Tag gebracht.“

      „Scheint so, als ginge es den Menschen zu gut“, kommentierte Florian Krautmann.

      „Und sie haben zu viel Freizeit, mit der sie offenbar nichts Rechtes anzufangen wissen“, bemerkte Daniel Frank, „deshalb kommen sie auf die hirnrissigsten und waghalsigsten Ideen. Es ist zu befürchten, dass das demnächst noch viel schlimmere Blüten treiben wird. Die Krankenkassen befürchten eine wahre Kostenexplosion, deshalb möchten sie, dass Sportarten, die ein extrem hohes Risiko beinhalten, so bald wie möglich privat versichert werden. Aber um auf Sandra Falkenberg zurückzukommen: Dass ein Mädchen seine Gesundheit so beharrlich aufs Spiel setzt, um den Freund, der sie enttäuscht und gekränkt hat, zu bestrafen, ist mir noch nicht untergekommen.“

      27. Kapitel

      Als Sandra zu sich kam, war Schwester Annegret bei ihr, und ihr inneres Auge zeigte ihr Bilder von grausamer Schärfe. Sie sah sich abstürzen.

      Der Aufprall war hart, aber nicht schmerzhaft gewesen, weil sie sofort das Bewusstsein verloren hatte. Als sie die Augen geöffnet hatte, waren die drei Freunde Julian Krautmann, Karsten Rüge und Oliver Wiechert bei ihr gewesen.

      Sandra sah vor ihrem geistigen Auge ihre schwierige Bergung, den Flug im Rettungshubschrauber, die Ankunft in der Wiesenhain-Klinik.

      Und jetzt kontrollierte Schwester Annegret gerade den Tropf, an dem sie hing. „Bin ich bereits operiert, Schwester?“, fragte Sandra schleppend.

      „Ja.“

      „Wer …?“ Sandra war müde, unendlich müde.

      „Dr. Frank hat den Eingriff vorgenommen“, erwiderte die alte Pflegerin. „Dr. Krautmann und Dr. Dansberg waren ebenfalls dabei, und Frau Dr. Ehrlich hat dafür gesorgt, dass Sie gut schlafen.“

      „Sind die Ärzte noch da?“

      Schwester Annegret schüttelte den Kopf. „Nein. Dr. Krautmann wird morgen nach Ihnen sehen.“

      „Ich spüre meine Beine noch immer nicht.“

      „Sie müssen Geduld haben“, beruhigte Annegret die Patientin.

      „Haben Sie mit den Ärzten gesprochen, Schwester? Was haben sie gesagt? Werde ich wieder gehen können?“

      „Eine Zeit lang wird Ihnen der Rollstuhl wohl nicht erspart bleiben“, erwiderte Annegret sanft, „aber das ist kein Grund, den Mut zu verlieren. Sie sind jung. Sie werden die Kraft haben und den Willen aufbringen, eines Tages wieder ganz gesund zu sein.“

      Sandra schloss die Augen, und Tränen stiegen in ihr hoch, denn sie konnte Schwester Annegrets Optimismus nicht teilen.

      28. Kapitel

      Die ganze Clique wollte Sandra Falkenberg tags darauf besuchen, aber das durfte man ihr noch nicht zumuten. Dr. Krautmann erklärte den jungen Leuten – Julian und Lisa waren auch dafür, dass die Patientin im Augenblick noch nicht besonders belastbar sei. „Deshalb kann ich nur eine Person bewilligen“, sagte er, und die Clique delegierte vernünftigerweise Oliver Wiechert.

      „Wir warten hier auf dich“, sagte Karsten Rüge. „Bestell ihr herzliche Grüße von uns.“

      Oliver nickte nur.

      „Lass dir Zeit“, sagte Dorothee Simonis. „Bleib so lange bei ihr, wie es geht.“

      Seit Sandras Absturz war Dotty wie ausgewechselt. Sie war sehr mild und versöhnlich gestimmt, und es hatte den Anschein, als fühlte sie sich an dem Unglück mitschuldig. Olivers Herz klopfte heftig, als er die Tür öffnete, die in Sandras Krankenzimmer führte. Ihm war, als würde eine unsichtbare Hand seine Kehle zudrücken.

      Er war so leise, dass Sandra ihn nicht eintreten hörte. Sie hatte die Augen geschlossen, schien zu schlafen. Aufwecken werde ich sie auf keinen Fall, dachte Oliver. Wenn sie schläft, lasse ich sie schlafen und sehe sie nur an. Er erreichte ihr Bett und musste den Wunsch unterdrücken, sich über sie zu beugen und zu küssen. Ihr hübsches Gesicht war blass, aber ihren entspannten Zügen war nicht anzusehen, welches schreckliche Schicksal sie ereilt hatte.

      Olivers Nerven vibrierten. Es schmerzte ihn zutiefst, Sandra so daliegen zu sehen, und ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust, auf die ein unsichtbares Gewicht von mehreren Zentnern drückte. Sandra hörte sein Seufzen und öffnete die Augen.

      „Hallo“, sagte er zaghaft.

      „Oliver …“, hauchte sie.

      „Wie geht’s?“, wollte er wissen.

      Sie schwieg.

      „Hast du Schmerzen?“

      „Sie geben mir etwas dagegen“, antwortete sie leise.

      „Ich soll dich von der gesamten Clique ganz herzlich grüßen. Sie sind alle draußen, aber Dr. Krautmann bewilligte nur einen Besucher, und alle meinten, das müsse ich sein.“

      Tränen rannen ihr übers Gesicht.

      „Nicht weinen, Liebes“, bat Oliver zärtlich. „Nicht weinen, es wird alles gut.“

      „Ich bin so wahnsinnig unglücklich“, schluchzte Sandra.

      „Du lebst.“

      „Aber wie. Ich werde nie wieder gehen können.“ Sie schloss die Augen und verzog verzweifelt das Gesicht. „Wenn ich könnte, würde ich aus dem Fenster springen.“

      Oliver sah sie erschrocken an. „Das darfst du nicht sagen.“

      „Was soll ich denn noch auf dieser Welt?“

      „Warum denkst du immer nur an dich, warum nicht auch mal an mich?“, fragte Oliver ein wenig vorwurfsvoll.

      „Es wäre auch für dich besser, wenn ich nicht mehr leben würde.“

      „Sandra, ich bitte dich, hör auf, so zu reden, das tut mir weh.“

      „Ich bin doch nur noch eine Last für dich“, seufzte sie.

      „Ich liebe dich.“

      „Ich bin zur Hälfte tot. Mein Unterleib ist völlig gefühllos.“

      „Die Ärzte bringen dich wieder hin“, sagte Oliver zuversichtlich. „Du bist in einer der besten Kliniken unseres Landes, das weißt du doch.“

      „Ich muss für meine Dummheit und meinen Leichtsinn bezahlen.“

      „Du wirst eines Tages wieder gehen können, Sandra.“

      „Nein, Oliver, das kannst du vergessen. Ich werde meine Beine nie mehr gebrauchen können. Damit ist es ein für alle Mal vorbei. Wenn die Ärzte jedem Querschnittgelähmten helfen könnten, gäbe es nicht so viele davon.“

      „Jeder Fall liegt anders“, entgegnete der junge Mann mit ungebrochenem Optimismus.

      „Sie haben wahrscheinlich alle einmal gehofft und den Himmel verzweifelt um Hilfe angefleht – und was ist ihnen letzten Endes geblieben? Enttäuschung, Resignation und Tränen.“

      „Manchmal