Wunsch? Oh nein! Es war nicht mein verdammter Wunsch, dass die Nation erfährt, dass ich quergevögelt habe und sich nun fragt, ob ich auch über das neue Schokoflittchen drüber bin!«
»Wir haben das im Griff«, versuchte Eddy ihn zu beruhigen.
Felix trank einen kräftigen Schluck. »Ich warne dich!« Er sprach sehr langsam und deutlich. »Wenn du mir nicht in den nächsten fünf Sekunden erklären kannst, wie du die Karre aus dem Dreck ziehen willst, bist du raus. Total raus!«
»Wir greifen vor und behaupten, dass dein vietnamesisches Patenkind zuckerkrank ist und du Süßigkeiten im Moment nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst.«
»Ich habe kein Patenkind in Vietnam.«
»Doch hast du! Seit drei Jahren. Dieses Kinderheim hat sich bereit erklärt, eine Patenschaft über drei Jahre zu bestätigen. Gegen eine kleine Spende natürlich. Das Beste ist, dieser kleine Junge ist tatsächlich zuckerkrank! Alles wasserdicht!«
Felix grinste. Der Mann war Gold wert. Ein abgebrühtes Schwein. Sie hätten Brüder sein können.
»Wir fliegen am Dienstag.«
Felix verstand plötzlich kein Wort mehr. »Was? Wohin?«
»Nach Hanoi!«, informierte ihn Eddy, als sei er schwer von Begriff. »Ein paar schöne Aufnahmen von dir und dem Kind.«
Neue Wut kochte in Felix hoch. »Ich soll um die halbe Welt fliegen, um so eine verlauste kleine Zecke in den Arm zu nehmen. Und dafür lass ich mir noch eine Spende von zig 1000 Euro aus dem Kreuz leiern? Vergiss es! Du musst übergeschnappt sein!« Wütend trank Felix einen Schluck und überlegte, ob er sein Glas an die Wand schmeißen sollte, wie es seine Frau getan hatte. Eddy schwieg ein paar Sekunden, dann räusperte er sich. »Felix. Das war ein Werbevertrag, der aufgrund deiner damaligen Affäre geplatzt ist. Du hast noch weitere. Es geht hier um Millionen. Wenn du jetzt nicht glaubhaft handelst, verlierst du die anderen auch noch. Äh, bist du eigentlich sicher, dass von deiner Romanze mit Sophie nie jemand etwas mitbekommen hat?«
Jetzt schluckte Felix. Irgendein Page würde bestimmt reden, wenn man ihm genug Geld zahlte. Oder ein Zimmermädchen. Und in ein paar Monaten würde sie ein Kind von ihm kriegen. Er hatte keine Wahl. Sophie war sein Untergang.
»Gut«, lenkte er zähneknirschend ein. Er hatte das Gefühl, gleich platzen zu müssen. Hanoi. Er sollte wegen ein paar Fotos mit dieser Slumgöre nach Vietnam fliegen. Gott, wie ihn das ankotzte. Es gab ein wichtiges Golfturnier und nun musste er das klebrige Kind im Arm halten. Sophie! Was für eine Schlampe! Er war felsenfest überzeugt gewesen, dass diese wunderschöne karrieregeile Diva für ihn der Hauptgewinn war. Was hatten sie für einen Spaß gehabt, wenn sie sich in den schönsten Hotels der Welt getroffen hatten. Felix merkte, dass es ihn keineswegs kalt ließ, wenn er an die Zeit mit Sophie dachte. Wütend öffnete er seine Hose. »Warum musstest du alles zerstören?«, zischte er. »Das wird dir noch leidtun! Das schwöre ich dir!«
19
Stefan stand am Grill und wendete die Steaks. Er hätte zu gerne gewusst, ob Sophie wirklich nur an einer neuen Sportart interessiert war. Er bezweifelte es. Sophie war von Natur aus neugierig. Eine Schnüfflerin, die in ihrem Job perfekt aufgehoben war. Sie war immer wie ein Pitbull, wenn sie an einer Sache dran war. Schon damals als Polizeireporterin war sie hartnäckiger als ihre Kollegen. Die deutsche Prominenz musste sie regelrecht fürchten. Und jetzt hatte sich ihr Verdacht bestätigt. Aber das würde er ihr auf keinen Fall erzählen.
»Und?« Er deutete auf ihr Handy. »Gute Nachrichten? Vielleicht vom Showmaster?«
»Nein. Kurze Gratulation zu den Verkaufszahlen der letzten Ausgabe.«
»Ach, wegen der Enthüllungsstory über deinen Ex? Ja, dem hast du ganz schön eine verpasst.«
Sophie sah ihn kalt an. Sie wollte gerade etwas sagen, als Tina zurück auf die Terrasse kam. »Die Mäuse schlafen. Sag mal, Sophie, stimmt es, dass du Paul Hundefutter zu essen gegeben hast? Er hat behauptet, du findest es genauso lecker wie er!«
Stefan nahm die Steaks vom Grill und legte sie auf eine Platte. »Setzt euch! Ich glaube, sie sind perfekt.«
In den nächsten Minuten war außer »Mmh!« und »Lecker!« nichts zu hören. Stefan wollte die Gelegenheit nutzen und Sophie ein bisschen ausquetschen. Das Problem war nur, dass sie nicht dumm war. Er musste sich schon sehr geschickt anstellen, damit sie keinen Verdacht schöpfte. Wenn er zu freundlich wäre, würde sie den Braten sofort riechen.
»Und? Wie ist die Stimmung bei deinen neuen Sportsfreunden in Gold?«, fragte er ganz nebenbei.
Sophie grinste. »Du willst wissen, ob ich schon einen Verdächtigen habe?«
»Haha! Ich wollte nur etwas Konversation betreiben.«
»Ich glaub dir kein Wort! Außerdem kannst du doch einfach deine Kollegen fragen. Die haben ja heute eine Riesenwelle aus ihrer Zeugenbefragung gemacht. Eins kannst du mir glauben, alle wissen jetzt, dass es nicht nur um einen Unfall geht. Der Mörder ist definitiv gewarnt. Aber zurück zu deiner Frage. Die Stimmung ist wieder etwas besser. Der erste Schock scheint vorbei zu sein und alles läuft wieder nach Plan.«
Stefan sah sie unschuldig an. »Ich wollte nur wissen, ob vielleicht jemand irgendetwas über Sarah erzählt hat. Zum Beispiel, dass sie öfter mal nachts gekitet ist.«
»Ach, soll ich jetzt doch für dich spionieren?«
Stefan seufzte genervt. Mit genau dieser Reaktion hatte er eigentlich gerechnet. Sophie blitzte ihn wütend an. »Willst du mich eigentlich verarschen? Ihr geht nicht von einem Unfall aus! Ihr sucht einen Mörder! So, und jetzt entschuldigt mich. Ich geh ins Bett. Ich bin hundemüde und morgen um neun geht es weiter. Gute Nacht! Pelle!« Ihr Hund rührte sich nicht. »Wie du willst, dann schläfst du eben draußen.« Sophie gähnte und ging ins Haus.
Stefan atmete tief durch. Das Mädchen war in Leitungswasser ertrunken. In einem Pool oder einer Wanne ertränkt worden. Sophie hatte tatsächlich recht gehabt. Man hatte die Tote an den Strand gelegt.
»Stefan?« Seine Frau lächelte ihn müde an. »Ich geh auch schlafen. Ich bin total kaputt. Zu viel Sonne, Strand und Familienglück. Grüble nicht mehr zu lange, ja?«
»Nacht, Zaubermaus. Ich komm bald. Muss nur noch über was nachdenken. Lass alles stehen, ich räum das ab.«
»Pelle? Letzte Chance bei Frauchen zu schlafen.«
Pelle schmatzte genüsslich und rollte sich zur Seite. Tina zuckte mit den Schultern. Stefan lehnte sich zurück und fasste zusammen. Die Leiche war abgelegt worden. Der Täter hatte wohl gehofft, dass man nur den Tod durch Ertrinken feststellen würde. Eine Ertrunkene wird morgens am Strand gefunden. Furchtbar zwar, aber so etwas passierte nun einmal. Er konnte davon ausgehen, dass man die Leiche nicht weiter untersuchen würde. Und er wäre ja auch damit durchgekommen. Die Polizei von Fehmarn hätte sicher keinen Mord vermutet. Nicht mal er hatte es in Erwägung gezogen. Und was war mit der anderen, dieser Sandra? Scheiße, sie würden sie ebenfalls obduzieren lassen müssen. Hoffentlich lag sie noch irgendwo in einem Kühlschrank. Stefan nahm sein Telefon aus der Hemdtasche und wählte die Nummer seines Kollegen in Lübeck.
»Chef?«, meldete sich Ingo Schölzel.
»Ingo, weißt du, ob diese Sandra noch irgendwo in der Truhe liegt? Diese Ertrunkene von letzter Woche.«
»Ja, zufälligerweise. Sie liegt beim Bestatter in Burg. Ihre Eltern waren verreist, Florida. Sie konnten sich erst jetzt um einen Beerdigungsunternehmer kümmern. Sie wollen sie morgen holen lassen.«
Stefan nickte und überlegte.
»Bist du noch dran?«
»Natürlich!«, antwortete er schroff. »Ruf die Eltern an. Wir müssen sie untersuchen. Gleich morgen früh. Ruf Franck an! Ich kümmere mich um den Staatsanwalt.«
»Erklärst du mir, was los ist?«, fragte Ingo verwirrt.
»Morgen