Janko Auerswald

Grundlagen der Funktionswerkstoffe für Studium und Praxis


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Beispiel: Die Ebene (100) schneidet die x-Achse in 1, die y-undz- Achse in w (im Unendlichen, Ebene verläuft parallel zur y-undz-Achse). Aus den Kehr werten 1/1,1/∞ und 1/∞ ergeben sich die Miller’schen Indizes (100).

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      In der Realität haben alle Werkstoffe Defekte im Aufbau von Struktur und Gefüge. Diese beeinflussen erheblich die Eigenschaften, z. B. die elektrische Leitfähigkeit oder das Verformungsverhalten.

      Man kann Kristallbaudefekte gemäß ihrer geometrischen Dimension (D) klassifizieren:

       • 0D: Punktförmige Defekte, z. B. Leerstellen, Zwischengitter und Austauschatome

       • 1D: Linienförmige Defekte, z. B. Versetzungen

       • 2D: Flächenförmige Defekte, z. B. Korngrenzen, Phasengrenzen

       • 3D: Volumenartige Defekte, z. B. Ausscheidungen (innerhalb eines Kristallits, können von Versetzungen überklettert werden)

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      Alle Kristallbaudefekte erhöhen die Festigkeit und verringern die Leitfähigkeit von Metallen. Dotierung von Halbleitern erhöht deren Leitfähigkeit.

       0D: Punktförmige Defekte

      Zu den Punktfehlern zählen Leerstellen, substituierte Fremdatome sowie Fremd-und Grundatome auf Zwischengitterplätzen (interstitiell). Leerstellen stehen im thermodynamischen Gleichgewicht. Ihre Konzentration ergibt sich aus der Arrhenius-Beziehung

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      wobei:

NV(T) Leerstellenkonzentration bei Temperatur T,
N 0 Leerstellenkonzentration bei Raumtemperatur,
UB Bildungsenergie für Leerstellen,
k Boltzmann-Konstante

      Die Leerstellenkonzentration beträgt bei Raumtemperatur etwa 10-12 (d. h. eine Leerstelle auf 10 000 × 10 000 × 10 000 Atome), nahe bei der Schmelztemperatur ca. 10-4 (d. h. eine Leerstelle auf ca. 22 × 22 × 22 Atome). Mit Hilfe von Leerstellen können Atome ihre Plätze wechseln und werden ,,beweglich“. Aus dieser Tatsache heraus ergibt sich die Bedeutung der Leerstellen für den Stofftransport im festen Zustand (Diffusion).

      Mischkristall Fremdatome in einem Kristall werden auf regulären Gitterplätzen eingebaut (Substitutionsatome in Austauschmischkristallen) oder, wenn sie genügend klein sind (z. B. Kohlenstoffatome in Stahl), auf Zwischengitterplätzen eingelagert (interstitielle Atome in Einlagerungsmischkristallen). Werden Fremdatome im Sinne einer Legierungsbildung in einen Kristall eingebaut, so spricht man von einer festen Lösung bzw. einem Mischkristall.

      In der Umgebung von Punktdefekten ist das Gitter elastisch verzerrt. Fremdatome in Mischkristallen metallischer Legierungen führen zum Anstieg der Festigkeit und des elektrischen Widerstandes.

       1D: Versetzungen

       2D: Korngrenzen und andere Flächendefekte