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Catholic Women


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      Bibliographischer Nachweis der lehramtlichen Texte: S. 283

      [Links alle zuletzt eingesehen am 05. Juni 2021]

      1Der Artikel ist im Erstdruck auf Italienisch erschienen und liegt hier in einer aktualisierten Version vor: Boehl, Christine: La questione delle donne nella chiesa cattolica in Germania (Übersetzung Elena Raponi), in: munera, rivista europea di cultura, 3/2020, 45-54. Wir danken dem Verlag für die Abdruckerlaubnis.

      2V.a. Röm 16,1-2 wird mit dem Gruß an die Diakonin Phoebe herangezogen (wissend, dass die exegetische Diskussion um den Begriff sowie die zeitliche Abfassung vor der Ausprägung der kirchlichen Ämter Interpretationsraum lässt) (vgl. Hainthaler, 227f.).

      3Am Ende des Kongresses wurden sieben Osnabrücker Thesen verabschiedet (plus vier Selbstverpflichtungen der Unterzeichnerinnen) als Grundlage der weiteren notwendigen (ökumenischen) Diskussion um die Frage nach Frauen in kirchlichen Ämtern (vgl. Eckholt et al., 25; 465-467).

       Katholisch, weiblich, autonom?

       Erfahrungen einer Benediktinerin

      Makrina Finlay OSB (Dinklage, Deutschland / Kalifornien, USA)

      „Wie in aller Welt bist du hierher gekommen?“ ist oft eine der ersten Fragen, die mir Menschen stellen. Es ist eine gute Frage. Ich bin Benediktinerin in der Abtei Dinklage in Niedersachsen, wuchs aber freikirchlich in einer kleinen Stadt in Nordkalifornien auf. Meine Familie und ich gehörten zur Church of the Nazarene (dt. „Kirche des Nazareners“) – eine Kirche, die seit ihrer Gründung im Jahr 1908 Frauen ordiniert. Als Kinder besuchten meine Schwester und ich die konservative christliche Schule, an der unsere Eltern unterrichteten. Ich ging auf eine methodistische Universität in der Nähe von Los Angeles und hatte wenig Kontakt mit dem Katholizismus oder anderen liturgisch und sakramental ausgerichteten Kirchen. Erst als ich mit Anfang 20 für ein Auslandssemester nach Oxford ging, lernte ich anglikanische, katholische und orthodoxe Christ*innen kennen und besuchte viele unterschiedliche Kirchen. Später belegte ich einen Patristik-Kurs, der mich schließlich begeisterte.

      In dieser Zeit studierte ich unter anderen Athanasius, Johannes Chrysostomus und die Kappadokier. Vor allem die heilige Makrina und ihr jüngerer Bruder, der heilige Gregor von Nyssa, hatten es mir angetan. Mir gefiel es, dass Gregor etwa zur gleichen Zeit, als er am Konzil von Konstantinopel teilnahm und die Lehre von der Dreifaltigkeit ausarbeitete (381), auch das Leben der heiligen Makrina schrieb. Darin stellt er seine Schwester als eine Person dar, die über geschlechtsbezogene Normen hinausging und sich beispielsweise aktiv dafür entschied, genauso wie ihre Dienerinnen zu leben. Er wollte deutlich machen, dass sie die von Paulus in Galater 3,28 beschriebene Vision in die Tat umsetzte: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ Gregor präsentiert Makrina als eine Person, die eine monastische Gemeinschaft leitete, Bischöfe lehrte, Männer und Frauen segnete, ein priesterliches Gebet sprach, als Braut Christi lebte und auf diese Weise in ihrem eingeschränkten Bereich der Kirche als Ganzer diente. In seinem Bericht über ihre letzten Tage beschreibt er sie und ihr Wirken nicht nur wie das Weihrauchopfer auf dem Altar, sondern als den Weihrauch selbst. Es ist nicht ersichtlich, ob Makrina aus Sicht Gregors „in persona Christi“ handelt, aber in seiner Darstellung ist sie aufs engste mit Christus verbunden und hat nicht nur die Fähigkeit, die Opfergabe zu weihen, sondern selbst die Opfergabe zu sein.

      Das war eine Vision von Kirche, zu der ich mich hingezogen fühlte.

      Als ich einige Monate später nach Oxford zurückkehrte, um mein Doktorat in moderner Geschichte zu beginnen, war ich schon vom sakramentalen Wesen der Kirche überzeugt. Ich lernte eine Reihe von Benediktinermönchen kennen, die ebenfalls in Oxford studierten, und schloss mich ihnen oft zum Gebet an. Da ich theologisch immer noch auf der Suche war, begann ich einen katechetischen Prozess, sowohl bei der orthodoxen als auch der katholischen Kirche. Nach einigen Monaten entschied ich mich, katholisch zu werden. Das war im Frühjahr 2000. Ich hatte das Gefühl, nach Hause zu kommen. Gleichzeitig aber kam ich mir vor wie ein Scheidungskind, das sich entscheiden musste, bei welchem Elternteil es leben wollte. Ich traf die Wahl. Ein halbes Dutzend Mönche und mein Freundeskreis, zu dem eine Jüdin, eine Hindu, eine Mormonin und ein Atheist gehörten, nahmen an meiner Firmung teil. Das war für mich die Weite der katholischen Kirche und der Grund, warum ich Ja sagen konnte.

      Während meiner Jahre in Oxford war ich Teil einer kleinen Gruppe von Frauen, die von einer anglikanischen Priesterin geleitet wurde. Für mich waren die Mitglieder dieser Gruppe Mitchristinnen und Suchende, die mir viel beibringen konnten, aber als katholische Konvertitin vertrat ich auch ein enges Verständnis der Sakramente. Es gab mir Sicherheit, zu wissen, was erlaubt war und was nicht. Eines Abends waren wir gemeinsam zu einer Eucharistiefeier versammelt, der die Gruppenleiterin vorstand. Sie war sichtlich schwanger. Obwohl ich aus meiner Kindheit in der Nazarenerkirche mit Predigerinnen und Pastorinnen vertraut war, war diese Situation aufgrund des liturgischen und sakramentalen Kontextes anders; die Anglikaner hielten es ja nicht „nur” für ein Symbol. Ich erinnere mich, dass ich mich beim Anblick einer schwangeren Frau, die in persona Christi steht und die Hostie konsekriert, sehr unwohl fühlte; ich war froh, dass das in der katholischen Kirche nicht möglich war.

      Etwa zur selben Zeit lernte ich Sr. Maire Hickey kennen. Sie war damals Äbtissin von Dinklage, der Benediktinerinnenabtei in Deutschland, in die ich 2005 eintrat. Ich fand in ihr und den anderen Schwestern eine tiefe spirituelle Kraft, zu der ich mich hingezogen fühlte. Ungefähr ein Jahr nach der oben erwähnten Eucharistiefeier kam Sr. Maire zu einem „Reunion“ nach Oxford. Die Veranstaltung begann mit einer Messe, und sie lud mich ein, daran teilzunehmen. Bei der eucharistischen Wandlung fühlte ich mich allerdings genauso unwohl wie bei der, die ich oben beschrieben habe. Von den ca. 100 Personen, die offiziell an der Veranstaltung teilnahmen, war Sr. Maire die einzige Frau. Ich war spürbar geschockt von dem Eindruck, als 100 Paar Arme um uns herum in der Konzelebration in die Höhe flogen. Wäre ich allein gewesen, hätte ich mir vielleicht nichts dabei gedacht. Doch da war Sr. Maire, die als Äbtissin in vielerlei Hinsicht den Rang eines Bischofs inne hatte. Sie war meine geistliche Begleiterin, durfte mir aber nicht die Absolution erteilen. Sie war eine theologisch gebildete, zölibatär lebende Leiterin einer Ordensgemeinschaft und vertrat als Äbtissin, wie es die Benediktsregel sagt, „im Kloster die Stelle Christi“ (RB 2,2); und doch durfte sie nicht in persona Christi konzelebrieren. Ich konnte das alles noch nicht artikulieren, aber nichts davon schien richtig zu sein.

      Jahrelang war ich zwischen diesen beiden Polen hin- und hergerissen: dem Gefühl, dass Männer, weil sie das gleiche Geschlecht wie Jesus Christus haben, irgendwie besser ausgestattet sind, um in persona Christi zu handeln, und dem Gefühl, dass die christliche Sakramentalität und das geistliche Leben das Geschlecht transzendieren. „Es gibt weder weiblich noch männlich…“ Ich habe im Großen und Ganzen gute Erfahrungen mit Priestern gemacht und kann viele Priester und Mönche zu meinen Freunden und Kollegen zählen. Ich habe auch keine Berufung zum Priestertum, und fühlte mich deswegen nie persönlich benachteiligt durch die Tatsache, dass Frauen in der katholischen Kirche von der Priesterweihe ausgeschlossen sind. Wie oben erwähnt, wurde ich katholisch, weil ich es für wichtig hielt, Teil einer Kirche zu sein, die die Sakramente zu ihren Grundlagen zählt. Und am Anfang war ich bereit, die Regeln eins zu eins zu übernehmen.