wir welche sozialen Verhältnisse als gerecht beurteilen und wie Umverteilungen vorgenommen werden sollen, betreffen die Soziale Arbeit unmittelbar. Beide Fragen sind gesellschaftlich hochstrittig. Soziale Arbeit fördert soziale Gerechtigkeit, indem sie es Menschen ermöglicht, an unserer Gesellschaft und ihren Ressourcen teilzuhaben und sie in demokratischen Verfahren mitzugestalten. Entsprechend mischt sie sich in normative Diskurse der Gesellschaft ein und beteiligt sich an Umverteilungsprozessen.
Zusammenfassend lässt sich zu den ethischen Perspektiven der Systemtheorie in der Sozialen Arbeit folgender Hinweis geben: | |
Systemtheorie ist keine ‚kritische‘ Theorie in dem Sinne, dass sie vorab auf ein normatives Ziel ausgerichtet ist, sondern eine ‚kritisch nutzbare‘ Theorie. | |
Dies hat Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehört, dass die normative Zielsetzung, die der Theorieanwender unterstützen will, von ihm ausgewiesen, verantwortet und geleistet werden muss. Der Anwender bekommt nicht automatisch eine normative Zielsetzung mitgeliefert. Die Grundstruktur der Systemtheorie ist relational. | Vorteile der Theorie |
„Systemische Herangehensweisen zielen immer auf die Analyse und Beeinflussung von Beziehungen ab: Beziehungen zwischen sozialen Systemen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen, Institutionen) und ihrer Umwelt.“ (Heiner 2004, 159) | |
Relationen konstituieren sich als ‚dazwischen Seiendes‘. Eine Beziehung ist nicht nur auf der einen oder auf der anderen Seite zu entdecken. Insbesondere normative Aussagen können daher erst im zweiten Schritt aus den vorangegangenen Beschreibungen abgeleitet werden – und sie verweisen auf den Autor der Beschreibung, wie nachfolgendes Zitat verdeutlichen soll: | |
„War die Sichtbarkeit des Pinselstrichs in der naturalistischen Malerei ein Hinweis auf technische Unfertigkeit, ist die Sichtbarkeit des Pinselstrichs als Pinselstrich in der abstrakten Malerei ein Hinweis auf die Konkretheit des Malens und die Beobachtung des Malers. Die Ästhetik der Systemtheorie ist dementsprechend eine Ästhetik des Pinselstrichs, d. h. sie bemüht sich erst gar nicht darum, den Gegenstand so aufscheinen zu lassen, wie er ist, weil er ja nur so ist, wie er theoretisch gemalt ist.“ (Nassehi 2003, 85) | |
Zusammenfassung | |
●Systemische Soziale Arbeit umfasst den Zusammenhang von systemischer Praxis und systemtheoretischen Interpretationen Sozialer Arbeit.●Systemische Soziale Arbeit begreift ihr Engagement als einen kommunikativen Zusammenhang für die Lösung spezifischer Aufgaben und Probleme der Gesellschaft – sie ist ein Teil der Gesellschaft und nicht außerhalb von ihr.●Systemische Soziale Arbeit berücksichtigt die Freiheit und die Unabhängigkeit der Adressaten, Klienten und Kooperationspartner und legitimiert sich über Beiträge zu demokratischen Diskursen.●Das systemische Vorgehen gründet in Respekt und einer am Dialog ausgerichteten Haltung sowie einer Orientierung an Ressourcen und Lösungen. Dabei wird das Zusammenwirken verschiedener Systeme berücksichtigt.●Systemische Soziale Arbeit reflektiert, dass Kontakte zu ihr sowohl positiv als auch negativ bewertete Folgen haben können, ebenso, dass sie selbst Menschen sozial ausschließt oder sich sozial negative Effekte zeigen können, und bezieht sich daher selbst ständig in ihre Analysen ein. | |
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