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Mensch. Maschine. Kommunikation.


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schnell zwischen den «Chats» hin- und herzuwechseln. Auf Nachrichten kann später einfach zurückgegriffen werden, indem nach oben gescrollt oder im Suchfeld ein Suchbegriff eingegeben wird. Alle Konversationen werden protokolliert.

      2.1.2 iMessageiMessage

      Ähnlich wie WhatsAppWhatsApp informiert iMessageiMessage darüber, ob der oder die Konversationspartner*in gerade einen schriftlichen Beitrag produziert. Wird ein mündlicher Beitrag (eine Audiodatei) produziert, wird dies allerdings nicht angezeigt. Im Unterschied zu WhatsApp zeigt iMessage zudem weder an, ob die andere Person «online» ist oder wann sie die AppApp zuletzt geöffnet hat, noch ob sie die Nachricht gelesen hat. Zwar lässt sich einstellen, dass eine Lesebestätigung angezeigt wird, dies gehört aber nicht zur Default-Einstellung. Angezeigt wird jedoch, ob eine Nachricht dem oder der Empfänger*in zugestellt worden ist.

      In Bezug auf die drei von Dennis/Valacich genannten Faktoren zur Ermittlung des Grades an SynchronizitätKommunikationsynchrone lassen sich dieselben Aussagen wie bei WhatsAppWhatsApp treffen: Die Beiträge sind – vor dem Absenden, aber nach der ersten Produktion – überarbeitbar. Mehrere Konversationen können gleichzeitig geführt werden, und schriftliche Beiträge sind im Nachhinein über die Suchfunktion oder durch Scrollen abrufbar. TechnischTechnik gesehen lässt iMessageiMessage demzufolge denselben Grad an SynchronizitätKommunikationsynchrone zu, wie dies bei WhatsApp der Fall ist. Weil jedoch nicht angezeigt wird, wann der oder die Gesprächspartner*in zuletzt online war, besteht ein wesentlicher Unterschied hinsichtlich der sozialen KontrolleKontrolle.

      2.1.3 E-MailE-Mail

      Obwohl es unterschiedliche E-MailE-Mail-Messaging-Dienste gibt, unterscheiden sie sich technischTechnik nicht wesentlich voneinander. E-Mails werden klassischerweise zur asynchronen KommunikationsformKommunikationasynchrone gezählt. Im Jahr 2007 verweist Thaler auf E-Mails als Extrembeispiel asynchronerKommunikationasynchrone, computervermittelter Kommunikation. Sie spricht von einer «fehlenden Geschwindigkeit des Feedbacks, welche durch die technische Infrastruktur der Kommunikationsform E-Mail bedingt ist» (Thaler 2007: 171), denn es sei keine spontane Übernahme der Produzent*innenrolle möglich (vgl. ebd.). Im Jahr 2020 müssen diese Begründungen kritisch betrachtet und die Rahmenbedingungen der E-Mail-Kommunikation neu beurteilt werden. Die Geschwindigkeit des Feedbacks wird durch die Möglichkeit, E-Mails auch mobil – d.h. unterwegs – zu lesen und zu beantworten, stark erhöht. Hinzu kommt: Wer Push-Nachrichten für E-Mails aktiviert hat, kann diese genauso schnell rezipieren, wie dies bei WhatsAppWhatsApp- und iMessageiMessage-Nachrichten der Fall ist. Es ist, wiederum wie bei den beiden anderen Diensten, zudem auch nicht mehr notwendig, den Kommunikationskanal für Produktion oder Rezeption der Nachrichten jedes Mal aufs Neue zu öffnen (sofern eine funktionierende Internetverbindung vorhanden ist). Im Unterschied zu WhatsApp und iMessage weiss der oder die Verfasser*in eines Beitrages in der Regel aber nicht, ob die angeschriebene Person die Mail gelesen hat, wann sie zuletzt online war und ob die Nachricht überhaupt zugestellt worden ist.1 Vielleicht sind gerade deswegen bei längeren Abwesenheiten automatisch generierte Nachrichten üblich geworden, in denen darüber informiert wird, wann man wieder erreichbar ist.

      Eine interessante, E-MailE-Mail-spezifische Möglichkeit ist die Planung des Sendezeitpunktes, die es erlaubt, individuell eine Zeitspanne zwischen Produktion und Versenden einer Mail zu definieren. Diese Möglichkeit kann zur AsynchronieKommunikationasynchrone beitragen. Allerdings ist es keine Default-Einstellung, dass nach dem Zeitpunkt gefragt wird, wann eine Mail versendet werden soll. Es ist eher üblich, zwischen dem Abschluss der Produktion und dem Versenden keine Zeitspanne einzuplanen.

      Die technischenTechnik Voraussetzungen für die Geschwindigkeit des Feedbacks (und damit den Grad an SynchronizitätKommunikationsynchrone) sind bei E-MailE-Mails demzufolge zwar nicht identisch mit iMessageiMessage und WhatsAppWhatsApp, aber dennoch vergleichbar. Es ist rein technischTechnik gesehen genauso möglich, in Sekundenschnelle Nachrichten hin- und herzuschicken. Dazu muss der Kanal nicht jedes Mal neu geöffnet, sich nicht jedes Mal neu eingeloggt werden. Und ähnlich wie bei den anderen beiden Messaging-Diensten gilt: Bevor eine Nachricht verschickt wird, kann sie problemlos überarbeitet werden; auch eine ‹Parallelität› mehrerer Konversationen ist möglich. Der Faktor der ‹Wiederverwertbarkeit› ist besonders stark ausgeprägt. Weil E-Mails meistens mit einer Betreff-Zeile ausgestattet sind, sind Beiträge im Nachhinein noch leichter abrufbar als bei den anderen beiden Diensten. Dazu kommt, dass Mails als Favoriten markiert werden können, wodurch wichtigere Inhalte noch schneller wiedergefunden werden können. Im Sinne von Dennis/Valacich (1999) tragen diese Faktoren zur Asynchronie der KommunikationKommunikationasynchrone bei.

      2.2 Semiotische Ressourcen: Multimedialität und MultimodalitätMultimodalität

      Die Internetkommunikation verläuft zu einem grossen Teil über die Schrift, hinzu kommen aber auch andere semiotische Ressourcen. Zwar sind

      Chats, Newsgroups oder Emails […] semiotisch verhältnismäßig ‹arme› Umgebungen, in denen Schrift die zentrale, wenn nicht die ausschließliche Ressource darstellt. Allerdings stellen diese gegenwärtigen, semiotisch reichhaltigen Web 2.0-Umgebungen dringende Fragen über den Anteil von Multimedialität und MultimodalitätMultimodalität an der Erzeugung von kommunikativem Sinn und über das Zusammenspiel von Sprache [sic]1 mit anderen Zeichensystemen. (Androutsopoulos 2010: 425)

      Die Möglichkeiten zur multimedialen und multimodalenMultimodalität Kommunikation haben sich seit 2010 noch einmal beträchtlich weiterentwickelt, weswegen sie hier etwas ausführlicher diskutiert werden. Den beiden Termini ‹multimodal› und ‹multimedial› liegen keine einheitlichen, sprachwissenschaftlichen Definitionen zugrunde. Nach Steinseifer (2011: 164) wird ‹multimedial› zunehmend durch ‹multimodalMultimodalität› ersetzt oder es werden beide Wörter synonym verwendet. Auch die Unterscheidung von Androutsopoulos (2010) ist deutungsoffen, wenn er schreibt, er unterscheide:

      Multimedialität (Koexistenz und Kombination verschiedener MedienMedium/Medien) und MultimodalitätMultimodalität (Koexistenz und Kombination verschiedener semiotischer Modalitäten, Zeichensysteme in einem Text). (Androutsopoulos 2010: 425; Fussnote 6)

      Im vorliegenden Beitrag werden die beiden Termini folgendermassen verwendet: ‹Multimedialität› bezieht sich auf die Frage, über welche Medialitäten kommuniziert werden kann. Dazu gehören beispielsweise die Fragen: Kann ein PDF-Dokument, ein Bild, ein Video, eine Audiodatei versendet werden? Wie aufwändig ist dies technischTechnik? Für die Untersuchungen in diesem Beitrag relevanter ist aber die ‹MultimodalitätMultimodalität›. Sie fragt nach den zur Verfügung stehenden semiotischen Ressourcen, die einen Beitrag kommunikativ kohärent machen. Dabei wird beispielsweise relevant, wie Bildzeichen, Bilder, Videos, GIFsGIF, Layout und Farben verwendet werden. Es wird deutlich, dass sich die beiden Termini inhaltlich überschneiden können: Eine Audiodatei zu versenden kann eine multimediale Möglichkeit der Kommunikation sein und gleichzeitig ein semiotisches Zeichen darstellen, das in Kombination mit anderen Zeichen den kommunikativen Sinn prägt, verändert oder erst ergibt.

      Eine vieldiskutierte semiotische Einheit sind «Emoticons» und «Emojis»,2 wobei Letztere Erstere teilweise ablösen (vgl. dazu z.B. Arens 2014, Dürscheid 2016, Dürscheid/Frick 2014, Hinz 2015, Pappert 2017, Siever 2015). Emojis werden in der sprachwissenschaftlichen Forschung als typisch für die private, digitale KommunikationKommunikationdigitale beschrieben. Dies wird häufig so begründet, dass Emojis para- und nonverbale Ausdrucksmittel ikonografisch abbilden und damit nähesprachlichnähesprachlich wirken (vgl. z.B. Pappert 2017: 179). Auch die Frage nach den kommunikativen Funktionen von Emojis als in die Schrift eingebettete Einheiten ist sprachwissenschaftlich interessant und wurde mehrfach diskutiert. Dürscheid/Frick (2016) schlagen dazu drei Kategorien vor: Am häufigsten werden Emojis zur Kommentierung verwendet, sodass dem schriftlich Vorliegenden eine bestimmte Konnotation verliehen wird. Bei der zweiten Funktion werden Emojis zur piktoralen Veranschaulichung einer Situation oder eines Gefühls genutzt. Bei der dritten Funktion schliesslich wird ein Bildzeichen anstelle der graphischen Realisierung verwendet, um ein Wort (oder eine andere sprachliche Einheit) abzubilden