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Exil und Heimatferne in der Literatur des Humanismus von Petrarca bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts


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Guido / Maltese Enrico V. (edd.): Filelfo Francesco. De psychagogia (Περὶ ψυχαγωγίας). Editio princeps dal Laurenziano 58, 15, Alessandria 1997 (Hellenica, vol. 1).

      De Keyser, Jeroen: The transmission of Francesco Filelfo’s Commentationes Florentinae de Exilio, Interpres 30, 2011, 7–29.

      De Keyser, Jeroen / Speranzi, David: Gli Epistolographi Graeci di Francesco Filelfo, Byzantion 81, 2011, 177–206.

      De Keyser, Jeroen / Blanchard, W. Scott: Francesco Filelfo. On Exile, Cambridge (Mass.) 2013 (I Tatti Renaissance Library, vol. 55).

      De Keyser, Jeroen: Francesco Filelfo and Francesco Sforza. Critical edition of Filelfo’s Sphortias, De Genuensium deditione, Oratio parentalis and his Polemical Exchange with Galeotto Marzio, Hildesheim / Zürich / New York 2015a (Noctes Neolatinae, vol. 22).

      De Keyser, Jeroen: Francesco Filelfo. Collected Letters (Epistolarum Libri XLVIII), 4 vols., Alessandria 2015b (Hellenica, vol. 54).

      De Keyser, Jeroen: Francesco Filelfo’s feud with Poggio Bracciolini, in: David Lines / Marc Laureys / Jill Kraye (edd.): Forms of Conflict and Rivalries in Renaissance Europe, Göttingen / Bonn 2015c (Super alta perennis. Studien zur Wirkung der Klassischen Antike, vol. 17), 13–27.

      De Keyser, Jeroen: Picturing the Perfect Patron? Francesco Filelfo’s Image of Francesco Sforza, in: Patrick Baker, Ronny Kaiser, Maike Priesterjahn, Johannes Helmrath (edd.): Portraying the Prince in the Renaissance; The Humanist Depiction of Rulers in Historiographical and Biographical Texts, Berlin 2016 (Transformationen der Antike, vol. 44), 391–414.

      Ferraù, Giacomo: Le Commentationes Florentinae de exilio, in: Rino Avesani / Giuseppe Billanovich / Mirella Ferrari / Giovanni Pozzi (edd.): Francesco Filelfo nel quinto Centenario della morte. Atti del XVII convegno di Studi Maceratesi (Tolentino, 27–30 settembre 1981), Padova 1986 (Medioevo e umanesimo, vol. 58), 369–388.

      Fiaschi, Silvia: Francesco Filelfo. Satyrae I (Decadi I–V), Roma 2005 (Studi e Testi del Rinascimento Europeo, vol. 26).

      Heitzmann, Christian: Non tam Florentia nobis quam nos Florentie desyderio futuri sumus. Exil und Verbannung aus der Sicht italienischer Humanisten, in: Andreas Bihrer / Sven Limbeck / Paul Gerhard Schmidt (edd.): Exil, Fremdheit und Ausgrenzung in Mittelalter und früher Neuzeit, Würzburg 2000 (Identitäten und Alteritäten, vol. 4), 259–274.

      Maisano, Riccardo / Antonio Rollo (edd.): Manuele Crisolora e il ritorno del greco in Occidente, Atti del Convegno internazionale, Napoli 26–29 giugno 1997, Napoli 2002.

      Mazzocco, Angelo: Linguistic Theories in Dante and the Humanists. Studies of Language in Late Medieval and Early Renaissance Italy, Leiden / Köln / New York 1993.

      Schadee, Hester: A Tale of Two Languages. Latin, the Vernacular, and Leonardo Bruni’s Civic Humanism, Humanistica Lovaniensia 67.1, 2018, 11–46.

      Solerti, Angelo: Le vite di Dante, del Petrarca e del Boccaccio scritte fino al secolo decimosettimo, Milano [1905].

      Tavoni, Mirko: Latino, grammatica, volgare. Storia di una questione umanistica, Padova 1984 (Medioevo e umanesimo, vol. 53).

      Viti, Paolo: Filelfo, Francesco, in: Istituto della Enciclopedia Italiana (ed.): Dizionario biografico degli Italiani, vol. 47, Roma 1997, 613–626.

      Wulfram, Hartmut: Ein Heilsbringer aus dem Osten. Manuel Chrysoloras und seine Entindividualisierung im italienischen Frühhumanismus, in: Foteini Kolovou (ed.): Byzanzrezeption in Europa. Spurensuche über das Mittelalter und die Renaissance bis in die Gegenwart, Berlin / New York 2012, 89–116.

       Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus

      Mordanschlag und Exil in Francesco Filelfos Satyra 5, 6

      Maria Barbara Kapeller (Wien)

      Sicis ipse venenisque utatur, ego autem

      ingenio et arundine.1

      Francesco Filelfo

      Als der italienische Humanist Francesco Filelfo (1398–1481) Ende des Jahres 1434 in der Hoffnung, einer Bestrafung durch Cosimo de’ Medici zu entgehen, Florenz verließ, sollte ihm Siena als Ort der Zuflucht dienen.2 Cosimo war seinerseits gerade aus der Verbannung und an die Macht zurückgekehrt, und die Angst Filelfos, sein Leben in Florenz würde nach dem Wiederauftauchen der Medici auf der politischen Bühne der Stadt in Gefahr schweben, war durchaus berechtigt, hatte er doch in ihrer beinahe elf Monate währenden Abwesenheit kein Blatt vor den Mund genommen, was seine wahre Gesinnung der Familie gegenüber anbelangte.3 So gab vor allem die Satyra 4, 1, in der sich der Tolentiner,4 während sich Cosimo und seine Anhäng­er im September 1433 in Gefangenschaft befanden und auf ein Urteil über ihr weiteres Schicksal warteten, gegen eine Verbannung und für deren Todesstrafe aussprach, Grund zur Annahme, dass diese Meinungsäußerung im Falle einer Rückkehr der Medici mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ohne Konsequenzen für ihn bleiben würde.5 Auch war am 18. Mai des Vorjahres bereits ein Attentat auf Filelfo verübt worden, hinter dem er Cosimo als Anstifter vermutete.6 Dieser, so Filelfo, habe den sicarius Filippo da Casale mit seiner Ermordung beauftragt, ein Plan, der jedoch gescheitert sei, da er lediglich eine Wunde im Gesicht davongetragen habe.7 Aufgrund dieser äußerst heiklen Situation bevorzugte es Filelfo, Cosimos Rache, die neben dem Anführer der verdrängten oligarchischen Partei, Rinaldo degli Albizzi,8 auch zahlreiche andere seiner Unterstützer, wie etwa Palla Strozzi,9 traf, zuvorzukommen und sein Heil im Exil zu suchen.10

      Da Filelfo dort seine medicifeindliche Haltung nicht einstellte und die verhasste Partei auch aus der Ferne literarisch bekämpfte und provozierte,11 kam es zu einem weiteren Vorfall, den er nur dank glücklicher Umstände überlebte: Anfang Mai des Jahres 1436 begab sich derselbe Meuchelmörder, der ihn schon fast genau drei Jahre zuvor tätlich angegriffen hatte, mit identischem Auftrag nach Siena.12 Dank eines aufmerksamen Freundes, Pietro Giovannetti, dem die Person verdächtig erschien, konnte das geplante Verbrechen jedoch verhindert werden.13 Dem Festgenommenen, der unter Folter gestand, von Girolamo Broccardi14 beauftragt worden zu sein, wurde zur Strafe die rechte Hand abgehackt.15

      Der Humanist nahm diese Affäre zum Anlass, um eine Satire an Cosimo de’ Medici zu richten, den, so glaubte er, wahren Auftraggeber des Mordversuchs (Sat. 5, 6). Filelfo arbeitete von 1431 bis 1449 an der umfangreichen Sammlung seiner Satyrae (insgesamt 100 Gedichte zu je 100 Hexametern, paritätisch verteilt auf 10 Bücher), die wie kaum ein anderes Werk einen Eindruck von der politischen und kulturellen Atmosphäre des italienischen Quattrocento vermitteln, wobei mit der strikten Form der von großer varietas gekennzeichnete Inhalt konstrastiert.16 Die fünfte Dekade, die u.a. das zeitgenössische Geschehen in Florenz und Siena reflektiert, sticht durch ihren politischen Charakter hervor. In diesen Kontext gehört auch die Satyra 5, 6, die vermutlich noch im Jahr des vereitelten Anschlags verfasst und in Umlauf gebracht wurde.17

      Die Satyra 5, 6, in der Filelfo wie auch in anderen Gedichten mit den Grenzen der Gattung spielt,18 weist so zahlreiche Merkmale einer Invektive auf,19 dass sie als „l’invettiva più feroce dell’intera raccolta“ bezeichnet worden ist.20 Anhand einer eingehenden Analyse ausgewählter Textstellen soll im Folgenden aufgezeigt werden, wie und unter Einsatz welcher rhetorischer und stilistischer, aber auch lexikalischer Mittel Filelfo die für ihn besonders aufwühlenden Ereignisse in Siena literarisch verarbeitet hat.21

      Bereits die Eröffnungsverse der Satire greifen das Thema des Mordanschlags auf (Sat. 5, 6, 1–4):22

      Munde, tuus rursum venit modo, dire, Philippus,

      in faciem quicunque tuo mihi nomine quondam

      inflixit vulnus, quo me sicarius aura

      privaret tandem et tanta te mole levaret.

      (Unheilvoller Mundus, dein Philipp, der mir einstmals in deinem Namen eine Wunde im Gesicht zugefügt hat, durch die der Mörder mich schließlich des Atems berauben und dich um eine so