Pauline Weiß

Die innere Struktur der DP in den altindogermanischen Artikelsprachen


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Nom.Pl.n. ‚die Scharen‘

      Julien (2003) formuliert bzgl. der modernen skandinavischen Sprachen, dass bei generischer Lesart ein suffigierter Artikel optional ist. Liegt demgegenüber aber individuelle Referenz vor, dann ist er obligatorisch.3 Im Altnordischen ist der Artikel in keiner der beiden Konstellationen obligatorisch. Aber grundsätzlich kann er sowohl bei generischer als auch individueller Lesart vorkommen. Deiktische Referenz ist im Altnordischen ebenfalls möglich; vgl.

      (45) anord. 14.51.9

kostr-inn
Geldmittel.Subst.-das.Art.
Nom.Sg.m.
‚das Geldmittel‘

      Im Text wurden zuvor keine Geldmittel erwähnt, daher kann keine anaphorische Relation vorliegen, nur deiktische. Ferner kann anaphorische Referenz ebenso vorkommen; vgl. (43) oben und

      (46) anord. 5.30.22, 15.53.6, 15.53.8

hest-inn
Hengst.Subst.-der.Art.
Akk.Sg.m.
‚den Hengst‘

      (47) anord. 5.31.2, 5.31.3, 5.31.22, 5.31.24, 5.31.13

hestr-inn
Hengst.Subst.-der.Art.
Nom.Sg.m.
‚der Hengst‘

      In der altnordischen Geschichte geht es um das Pferd Freyfaxi. Dabei wird das Nomen anord. hestr ‚Hengst‘ immer wieder aufgegriffen und durch den Artikel determiniert. Dies zeigt dem Leser an, dass es sich um einen zuvor erwähnten Referenten handelt.

      Die modernen skandinavischen Sprachen haben den enklitischen Artikel bewahrt. Im Allgemeinen wird dort der enklitische Artikel an eine NP angefügt, wenn diese einen konkreten Diskurs-Referenten bezeichnet. Aber in den nord-nordöstlichen schwedischen Dialekten4 kann der suffixale Artikel auch an Substantive postponiert sein, die weder individuell sind, noch vom Hörer/Leser problemlos identifiziert werden können. Dabei handelt es sich gewöhnlich um Massennomina im Singular oder um zählbare Nomina im Plural. Dies kann auch im Altnordischen beobachtet werden. In (48) liegt ein Massennomen im Singular mit einem enklitischen Artikel vor; vgl.

      (48) anord. 6.32.24, 15.52.11

fjár-ins
Vieh.Subst.-das.Art.
Gen.Sg.n.
‚des Viehs‘

      Aber auch Massennomina im Plural mit suffixalem Artikel sind möglich; vgl. (44) oben. Ein Beispiel für ein zählbares Nomen im Plural ist (49); vgl.

      (49) anord. 15.52.21

hross-in
Pferd.Subst.-das.Art.
Nom.Pl.n.
‚die Pferde‘

      Plural- und Massennomina verfügen über eine kumulative Referenz. Laut Vangsnes (1999) trägt der enklitische Artikel in derartigen Fällen das Feature [Masse] neben den Merkmalen [Deixis] und [Totalität]. In anderen Worten, es ist dem enklitischen Artikel möglich, Massennomina und zählbare Pluralnomina zu determinieren, da er das Feature [Masse] besitzt.5

      II.1.4 Armenisch

      Im Armenischen alternieren die deiktischen Varianten des Artikels. Arm. -n fungiert als neutraler Artikel; vgl.

      (17) arm. 3.2

z-harks-n
AkkM-Steuer.Subst.-die.Art.
Akk.Pl.
‚die Steuern‘

      Daneben kann arm. -n auch anaphorisch referieren; vgl.

(50) arm. 30.1, 31.1 (51) arm. 32.3, 33.6 (52) arm. 31.3
tʿagawor-n z-tʿagawor-n tʿagawori-n
König.Subst.-der.Art. AkkM-König.Subst.-der.Art. König.Subst.-der.Art.
Nom.Sg. Akk.Sg. Dat.Sg.
‚der König‘ ‚den König‘ ‚dem König‘

      Die drei Belegstellen kommen in unmittelbarer Nähe vor und beziehen sich alle auf den gleichen König. Zuvor wurde der ‚König der Armenier‘ erwähnt (vgl. (53) arm. 29.1 tʿagawor-n Hayocʿ ‚der König der Armenier‘), auf den die angeführten Beispiele anaphorisch referieren.

      Durch die dem Artikel inhärente Deixis referieren arm. -s und -d stets individuell, da sie auf bestimmte Personen, i.e. erste bzw. zweite Person, verweisen; vgl.

(54) arm. 15.1 (16) arm. 11.3
bazkōkʿ-s gin-d
Arm.Subst.-derArt. Preis.Subst.-der.Art.
Instr.Pl. Akk.Sg.
‚der [mein] Arm‘ ‚den [deinen] Preis‘

      Um generisch zu referieren, wird der Artikel arm. -n genutzt; vgl.

      (55) arm. 34.2

z-azgatohm-n
AkkM-Nachkommenschaft.Subst.-die.Art.
Akk.Sg.
‚die Nachkommenschaft‘

      Natürlich kann arm. -n ebenfalls einen individuellen Bezug herstellen; vgl.

      (52) arm. 31.3

tʿagawori-n
König.Subst.-der.Art.
Dat.Sg.
‚dem König‘

      Laut Müth (2011) wird der armenische Artikel nicht bei generischer Lesart verwendet.1 Besonders die Artikel arm. -s und -d erlauben aufgrund der inhärenten Deixis keine generische Lesart; vgl. die oben genannten