eine generische Interpretation zulassen; vgl.
(56) arm. 22.3 | (57) arm. 4.8 |
kʿrmacʿ-n | z-pitoɫs-n |
Priester.Subst.-der.Art. | AkkM-Bedürftiger.Subst.-der.Art. |
Dat.Pl. | Akk.Pl. |
‚den Priestern‘ | ‚den Bedürftigen‘ |
Beide Belege referieren auf Gruppen. Laut Müth (2011) kann der armenische Artikel nicht zur Referenz auf ethnische oder kategoriale Gruppen genutzt werden. Die Beispiele scheinen dem allerdings zu widersprechen, da hier kategoriale Gruppen denotiert werden. Müth (2011) stützt ihre Untersuchung auf das Neue Testament und findet ihre Hypothese dort bestätigt. Ihre Belegstellen zeigen auch, dass es nicht daher rührt, dass das armenische Neue Testament Übersetzungsliteratur ist. Während das Armenische dort auf Artikel bei generischer Referenz verzichtet, setzt das Griechische, das Müth (2011) zum Vergleich heranzieht, bei generischer Lesart konsequent den Artikel. Auch bei Agatʿangełos lassen sich Beispiele für die generische Lesart ohne Artikel anbringen; vgl.
(58) arm. 30.2
ǝst | ōrinacʿ | tʿagaworacʿ |
gemäß.Präp. | Art und Weise.Subst. | König.Subst. |
+ Dat. | Dat.Sg. | Gen.Pl. |
‚gemäß der Art und Weise der Könige‘ |
Arm. tʿagaworacʿ ‚Könige‘ bezieht sich auf Herrscher generell und nicht auf einen Bestimmten, daher bleibt der Artikel aus. Dennoch kann man für Agatʿangełos nicht verallgemeinernd annehmen, dass der Artikel arm. -n nur bei individueller Lesart vorkommt. Für die Artikel arm. -s und -d hingegen lässt sich diese Regel postulieren.
Ferner schlägt Müth (2011) vor, das Vorkommen des armenischen Artikels im Bezug zum Akkusativmarker arm. z- zu untersuchen. Unter den monadischen DPn ohne weitere Attribute kann diesbezüglich bei Agatʿangełos keine Korrelation festgestellt werden, da nur wenige Kopfnomen einen Marker tragen; vgl.
Tabelle 2: Distribution der armenischen Marker in DPn mit Artikel
BW ohne z-/y- | BW mit z- | BW mit y- |
24x | 10x | 1x |
In der Tabelle wurde neben dem Akkusativmarker arm. z- auch der Ablativmarker arm. y- berücksichtigt. Die Beispiele zeigen, dass der Artikel stehen kann, wenn einer der Marker vorhanden ist, aber er kann ebenfalls stehen, wenn ein Marker fehlt; vgl.
(59) arm. 7.1 vs. | (60) arm. 18.3 |
iracʿ-n | y-iracʿ-n |
Ding.Subst.-das.Art. | Präp.-Ding.Subst.-das.Art. |
Dat.Pl. | Dat.Pl.2 |
‚den Dingen‘ | ‚den Dingen‘ |
Die Belegstellen (60) und (59) stimmen sogar im Kasus überein, der einzige Unterschied liegt darin, dass in (60) der Marker arm. y- erscheint. In den Beispielen (50), (51) und (52) oben liegen hingegen verschiedene Kasusformen vor.
Weder Akkusativ- noch Ablativ-Marker haben also Einfluss auf die Artikelsetzung oder die syntaktische Struktur der einfachen DP. In den Wortstellungsmustern wird daher nicht gesondert vermerkt, ob ein Marker vorliegt oder nicht, da es grundsätzlich möglich, aber nicht obligatorisch ist. Als Serialisierungsmuster wird resümierend für das Armenische BW-Art abstrahiert.
II.1.5 Zwischenfazit
Die Untersuchungssprachen weisen präponierte, freistehende sowie postponierte, enklitische Artikel auf. Das Griechische jedoch besitzt nur einen freistehenden Artikel. Dieser erscheint ausnahmslos vor dem Substantiv. Demgegenüber zeigt das Armenische einen suffixalen Artikel, der an das Bezugswort angefügt werden kann, aber nicht obligatorisch ist. Das Altnordische und das Albanische besitzen jeweils einen freistehenden sowie einen enklitischen Artikel. Während im Altnordischen ausschließlich der suffixale Artikel mit einem Kopfnomen vorkommt, kann im Albanischen in seltenen Fällen auch der freistehende Artikel vorkommen. Der enklitische Artikel des Albanischen determiniert vornehmlich. Die Verwendung des freistehenden Artikels als Definitheitsmarker hingegen ist restringiert auf alte Verwandtschafts- und Heiligennamen. Daneben verfügt das Albanische über einen Agreement-Marker, der zwar die gleiche morphologische Gestalt wie der Artikel hat, aber divergierende Funktionen. Der Marker fungiert bspw. als Wortbildungselement.
Das Serialisierungsmuster BW-Art gilt für das Albanische, Altnordische und Armenische. Im Albanischen können zudem auch die Wortstellungen Art+BW-Art sowie Art+BW vorkommen.
Der griechische und der altnordische Artikel sind nicht auf eine bestimmte referentielle Lesart festgelegt, d.h. sie treten gleichermaßen bei generischer, individueller, anaphorischer und deiktischer Referenz auf. Der enklitische Artikel des Albanischen dagegen wurde nur bei individueller Referenz festgestellt, wobei ggf. der freistehende Artikel zusätzlich gesetzt werden kann. Im Armenischen schließlich muss zwischen den Artikelvarianten differenziert werden. Individuelle Lesart ist bei allen drei Varianten möglich, doch bei generischer Referenz ist ausschließlich arm. -n in wenigen Fällen verwendbar. Zusätzlich kann arm.-n anaphorisch referieren.
Generell herrscht Kongruenz zwischen dem Substantiv und dem Artikel in einfachen DPn, zumindest im Griechischen und Altnordischen. Der Artikel des Armenischen ist unveränderlich, daher ist Kongruenz ausgeschlossen. Im Albanischen sprechen Grammatiken mitunter von der definiten Deklination, wenn der Artikel an ein Substantiv postponiert ist. Dies bedeutet nicht, dass der Wortkörper des Nomens undekliniert bleibt, wenn der Artikel auftritt. Hier wird der enklitische Artikel nicht als bestimmte Art der Flexion verstanden, sondern als determinierendes Morphem definiert. Ferner gibt es ein paar wenige Substantive wie alb. zot ‚Herr‘, die grundsätzlich keine Agreement-Markierungen haben. Um die Angabe der Kongruenz-Merkmale dennoch zu gewährleisten, erscheint der Agreement-Marker und übernimmt die vakante Funktion.
Abschließend ist festzuhalten, dass der freistehende Artikel des Griechischen sowie die enklitischen Artikel des Albanischen und des Altnordischen Phrasen als [+definit] kennzeichnen. Die Hauptfunktion des armenischen Artikels hingegen ist die inhärente Deixis. So unterscheiden die armenischen Artikel-Varianten zwischen Ich-, Du- und Dér-Deixis. Dieses Feature ermöglicht allerdings die Determination.
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