Verwendung des griechischen Artikels hängt von der Referenz ab. So muss zwischen generischer vs. individueller und andererseits zwischen deiktischer vs. anaphorischer Referenz differenziert werden. Generische Lesart liegt vor, wenn sich die Phrase auf eine Gattung oder eine Gruppe bezieht; vgl.
(22) gr. 2.1.10
τοῖς | στρατιώταις |
der.Art. | Soldat.Subst. |
Dat.Pl.m. | Dat.Pl.m. |
‚den Soldaten‘ |
Im Griechischen werden generische Phrasen ebenso wie nicht-generische determiniert. Bei individueller Referenz bezieht sich die DP auf ein Einzelobjekt oder eine Einzelperson; vgl.
(23) gr. 2.1.13, 2.1.22
ὁ | Φαλῖνος |
der.Art. | Phalinos.EN |
Nom.Sg.m. | Nom.Sg.m. |
‚Phalinos‘ bzw. wörtl. ‚der Phalinos‘ |
(24) gr. 2.1.1
τὸν | ἀδελφὸν | Ἀρταξέρξην |
der.Art. | Bruder.Subst. | Artaxerxes.EN |
Akk.Sg.m. | Akk.Sg.m. | Akk.Sg.m. |
‚den Bruder Artaxerxes‘ |
Die Phrase (24) befindet sich im ersten Paragraphen des zweiten Buches der Anabasis. Da Artaxerxes schon im ersten Buch erwähnt wurde, könnte man die Phrase auch als anaphorisch referierend interpretieren. Artaxerxes wird jedoch am Ende des ersten Buches nicht mehr erwähnt, so dass der anaphorische Bezug mehrere Passagen überbrücken müsste. Daher wird für das Beispiel (24) deiktische Referenz angenommen. Anaphorische Referenz ist anzusetzen, wenn die Ausgangsphrase, auf die verwiesen wird, im Text in der Nähe der betreffenden DP steht; vgl.
(25) gr. 2.1.8, 2.1.9, 2.1.10 (2x), 2.1.17, 2.1.18, 2.1.19, 2.1.20 (2x), 2.2.8, 2.2.21, 2.3.1
τὰ | ὅπλα |
die.Art. | Waffe.Subst. |
Akk.Pl.n. | Akk.Pl.n. |
‚die Waffen‘ |
In gr. 2.1.8 referiert die Phrase (25) noch deiktisch, da dort das Gespräch darüber, dass die Griechen ihre Waffen an die Perser abgeben sollen, beginnt. In den folgenden Versen kann der Artikel dann anaphorisch interpretiert werden, da immer noch von den gleichen Waffen die Rede ist. Welche Art der Referenz vorliegt, muss also jeweils durch den entsprechenden Kontext festgestellt werden. Der Artikel ist hierbei keine Hilfe, da das Griechische nur einen Artikel besitzt und dieser bei jeder Art der Referenz gesetzt wird.
II.1.2 Albanisch
Im Albanischen übernimmt vorrangig der enklitische Artikel die Funktion der Determination; vgl.
(26) alb. MAT 11.2, MAT 12v.1, MAT 12v.3
pistevo-në |
Glaubensbekenntnis.Subst.-das.Art. |
Akk.Sg.m. |
‚das Glaubensbekenntnis‘ |
(27) alb. BUZ Kap1/fol9.42, BUZ Kap3/fol9v.10, BUZ Kap4/fol9v.48, BUZ Kap4/fol9v.79, BUZ Kap4/fol9v.85
Lavd-i |
Lob.Subst.-das.Art. |
Nom.Sg.m. |
‚das Lob‘ |
Bei Pekmezi (1908) heißt es:
„… Dem deutschen bestimmten Artikel entsprechend bildet das Albanesische eine bestimmte Form des Substantivs durch Anfügung eines postpositiven Artikels. …“1
Der suffixale Artikel des Albanischen markiert also in gleicher Weise Definitheit wie bspw. der deutsche Artikel. Hingegen ist die Verwendung des sog. freistehenden Artikels des Albanischen als Definitheitsmarker restringiert. Laut Buchholz/Fiedler (1987) determiniert er ausschließlich alte Verwandtschaftsbezeichnungen wie alb. atë ‚Vater‘ oder alb. ëmë ‚Mutter‘, Heiligennamen und das Nomen alb. zot ‚Gott, Herr‘2; vgl.
(28) alb. BUZ Kap4/fol9v.39: alb. zot ‚Gott‘
së | zotynë 3 |
der.Art. | Gott.Subst. |
Abl.Sg.m. | -4 |
‚[durch] den Gott‘ |
(29) alb. BUZ Kap4/fol9v.775: Verwandtschaftsbezeichnung
t’apë |
der.Art.-Vater.Subst. |
Akk.Sg.m. |
‚den Vater‘ |
(30) alb. MAT 22v.1, MAT 22v.10: Heiligenname
e | Shën | Mëri-a |
die.Art. | heilig.Adj. | Maria.EN-die.Art. |
Nom.Sg.f. | - | Nom.Sg.f. |
‚die heilige Maria‘ |
Im modernen Albanischen wird der freistehende Artikel obligatorisch vor Verwandtschaftsbezeichnungen.6 Es ist anzunehmen, dass die Entwicklung dahingehend im Altalbanischen einsetzt, denn der Artikel ist im Altalbanischen noch nicht zwingend erforderlich bei Verwandtschaftsbezeichnungen; vgl.
(31) alb. BUZ Kap1/fol9.29, BUZ Kap4/fol9v.78
ati-i 7 |
Vater.Subst.-der.Art. |
Nom.Sg.m. |
‚der Vater‘ |