Roy Taylor

Endlich Schluss mit Typ-2-Diabetes!


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seit den 1980er-Jahren Teil der routinemäßigen Gesundheitsvorsorge im Vereinigten Königreich sind. Bei rechtzeitiger Erkennung können bei den meisten Menschen solche Schäden durch eine fachärztliche Augenbehandlung verhindert werden.

      Was man heute außerdem über Bluthochdruck bei Diabetes weiß, hat dazu geführt, dass eine frühzeitige Behandlung breitflächig empfohlen wird. Es ist inzwischen relativ einfach, den Blutdruck – im Gegensatz zum Blutzuckerspiegel – auf annehmbare Werte zu senken. Und die aktive Blutdruckbehandlung hat sich als äußerst wirksam erwiesen, insbesondere in Bezug auf die Senkung des glukosebedingten Nierenversagens. Eine einfache jährliche Urinuntersuchung warnt früh und zuverlässig vor möglichen Problemen.

      Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Behandlung ist heutzutage die jährliche Kontrolle der Fußgesundheit! Ihr Arzt (oder ein Podologe, also ein Spezialist für medizinische Fußpflege, wenn einer zur Verfügung steht) sollte überprüfen, ob Ihre Nervenleitfähigkeit so gut ist, dass Sie eine mögliche Gefahr auch spüren können. In ähnlicher Weise muss auch die Blutzufuhr zu den Füßen untersucht werden. Man kann einfache und wirksame Maßnahmen ergreifen, wenn es zu Problemen kommt. Die Füße werden von allen Körperteilen tendenziell am meisten vernachlässigt und werden oft genug von Komikern zur Zielscheibe ihrer Scherze gemacht. Doch unsere Füße sind bemerkenswert und man sollte sie wertschätzen. Werfen Sie einen Blick auf Ihre Füße – was für großartige technische Wunderwerke sie doch sind! Bei jedem Schritt trägt der Vorderfuß klaglos etwa das Eineinhalbfache Ihres Körpergewichts. Sie sind es wert, dass man sie untersucht, und sie sind es wert, dass man sich um sie kümmert.

      Und dennoch: Die Einführung jährlicher Kontrolluntersuchungen konnte zwar erfolgreich dazu beitragen, dass es seltener zu schwerwiegenden Problemen kommt – aber wie viel besser wäre es doch, wenn alle Probleme verhindert werden könnten, indem Diabetes vollständig rückgängig gemacht wird!

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      Ich hoffe, dieses Kapitel konnte mit einigen Mythen und Missverständnissen aufräumen, die sich tendenziell um Typ-2-Diabetes und seine Behandlung ranken. In den folgenden Kapiteln werde ich erklären, wie diese Krankheit entsteht und was Sie dagegen tun können. Doch damit das auch wirklich klappt, müssen wir uns zuerst mit der Funktionsweise des Körpers beschäftigen und uns ansehen, wie er Nahrung in Energie umwandelt …

      DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

      • „Diabetes“ bedeutet, dass der Blutzuckerspiegel (Glukose im Blut) höher als normal ist.

      • Typ-2-Diabetes wird durch die Insulin bildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse (fachsprachlich: Pankreas) verursacht, die nicht ordnungsgemäß funktionieren.

      • Er verschlimmert sich dadurch, dass der Körper nicht mehr normal auf Insulin anspricht.

      • Die unmittelbar mit der Krankheit einhergehenden Probleme sind tendenziell Durst, erhöhte Urinausscheidung und Müdigkeit; die langfristigen Komplikationen können äußerst schwerwiegend sein.

      • Die konventionelle Diabetesbehandlung, einschließlich der jährlichen Kontrolluntersuchung, senkt zwar das Risiko von Komplikationen, aber nur in geringem Maße.

      KAPITEL 2

      Energie fürs Leben: Der duale Kraftstoff

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      Seid gegrüßt, Ihr Zweibeiner auf Kohlenstoffbasis!

      Diese Worte von Arthur C. Clarke treffen den Nagel auf den Kopf: Außerirdische Wesen würden sich wahrscheinlich bei dem Gedanken amüsieren, dass sich Körper auf zwei Beinen bewegen, und würden fasziniert feststellen, dass wir unsere Energie aus dem Element Kohlenstoff beziehen. Auf der Erde beruhen alle bekannten Lebensformen auf Kohlenstoff. Die gesamte Energie unserer Nahrung stammt aus Kohlenstoff. Jede Glukoseeinheit ist eine Kette aus sechs Kohlenstoffatomen; jede Fetteinheit wird aus Ketten von 40 bis 60 miteinander verknüpften Kohlenstoffatomen gebildet. Darin zeigt sich die schöne Einfachheit der Grundlagen des Lebens. Und darum geht es in diesem Kapitel.

      Genauer gesagt geht es um die Energie, auf die wir angewiesen sind – sie wird in den Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen gespeichert. So wie ein Feuer Energie in Form von Hitze aus dem Kohlenstoff im Holz freisetzt, gewinnt unser Körper die Energie aus den Kohlenstoffbindungen in der Nahrung. Feuer braucht Sauerstoff, um den überschüssigen Kohlenstoff als Rauch in Form des Gases Kohlendioxid abzutransportieren. Ganz genauso braucht Ihr Körper Sauerstoff, um sich des überschüssigen Kohlenstoffs – ebenfalls in Form von Kohlendioxid – zu entledigen. Sie atmen es einfach über die Lunge aus und bemerken dabei gar nicht, dass dieses Kohlendioxid als Kartoffel in Ihren Körper gelangt ist. Oder als Linse. Oder als Olive. Sie benötigen den Kohlenstoff nicht mehr, denn Ihr kluger Körper hat die Energie, die sich in diesen chemischen Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen der Nahrung befand, bereits herausgeholt. Und da diese chemische Energie zum Teil als Wärme freigesetzt wird, fühlt sich der Körper bei Berührung warm an.

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      Abbildung 2.1: Ein Feuer setzt Energie als Wärme aus den Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen im Holz frei. Der überschüssige Kohlenstoff löst sich in Rauch auf. Der menschliche Körper setzt Energie zur Nutzung als Wärme und für die Bewegung aus den Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen in der Nahrung frei. Der überschüssige Kohlenstoff wird als Kohlendioxid abgeatmet.

      Auch Pflanzen müssen Energie erzeugen und speichern, genau wie Tiere. Das geschieht auf einer elementaren Stufe, da Pflanzen durch die Bildung von Kohlenstoffketten mithilfe der Sonnenenergie chemische Bindungen eingehen. Dazu nehmen sie Kohlendioxid aus der Luft auf und binden Kohlenstoffatome, um energiereiche Zucker oder Fette zu bilden. Pflanzen speichern diese in geeigneter Weise und wir wiederum essen sie dann irgendwann – vielleicht als Kartoffeln, Reis oder Maniok. Oder ein Bauer verfüttert sie an sein Vieh, sodass sich die Energie in der Milch oder im Fleisch konzentriert.

      Unter dem Strich liefert uns die Nahrung, ob wir sie nun in tierischer oder pflanzlicher Form zu uns nehmen, Energie auf der Basis von Kohlenstoff. Diese ermöglicht es uns zu leben, zu arbeiten und zu spielen. Unser Körper muss lediglich dafür sorgen, dass die richtigen Mengen an Nahrungsenergie gespeichert und die richtigen Mengen an benötigter Energie freigesetzt werden – in jeder Sekunde und in jeder Minute.

      Den Laden am Laufen halten

      Wir erwarten nicht, dass Maschinen ohne Treibstoff funktionieren. Ohne ihn würden Sie mit Ihrem Auto nicht weit kommen. Beim Körper ist das nicht anders, ein Durchschnittsmensch kann etwa 2400 Kalorien an Energie täglich verbrauchen. Selbst wenn Sie das hier gerade lesen und dabei völlig entspannt im Bett liegen, braucht Ihr Körper Energie, um einfach nur am Leben zu bleiben. Ihr Herz arbeitet unentwegt und pumpt Blut durch den Körper. Jede Körperzelle ist dauerbeschäftigt, sie schafft Substanzen hinaus, die sie nicht braucht, und holt andere herein. Die Leber ist ganz besonders fleißig – sie stellt genau die Energie her, die der Körper in jedem Augenblick benötigt. Sie kann Glukose aus Substanzen bilden, die an anderer Stelle im Körper freigesetzt werden, zum Beispiel aus Milchsäure (einer Kette aus drei Kohlenstoffatomen) oder aus den Bestandteilen irgendeines Proteins, das nicht mehr benötigt wird. Ist zu viel Glukose vorhanden, kann die Leber sie in Fett umwandeln. Die Leber ruht nie.

      Um am Leben zu bleiben, brauchen wir eine Menge Energie, und wir haben Möglichkeiten entwickelt, um Reserven anzulegen, wann immer das möglich ist. Was wäre, wenn Sie eingeschneit würden und Ihre Schränke wären leer? Oder Sie würden als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel stranden? Das wäre für Ihren klugen Körper kein Problem, zumindest nicht für ein paar Wochen. Das Einzige, was Sie unbedingt täglich brauchen, ist Wasser.

      Große (und schwerere) Lesewesen brauchen überdies mehr Energie als kleine (und leichtere), um am Leben