Susin Nielsen

Die gigantischen Dinge des Lebens


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liefen hinaus in die eiskalte Nacht.

      »Kannst du mich bitte irgendwo hinbringen, wo man etwas zu essen bekommt?«, fragte Charlie. »Deine Mütter sind wundervoll, aber mon Dieu, dieser fleischlose Hackbraten …«

      »Grauenvoll, was?«

      »Oui! Ich möchte auf meiner ersten Reise nach Kanada nicht verhungern.«

      »Ich schwöre, das werde ich nicht zulassen. Die Mumps haben viele tolle Eigenschaften, aber Kochen steht nicht ganz oben auf der Liste, insbesondere bei Mum.« Wir liefen in Richtung Zentrum unseres Viertels.

      »Warum nennst du sie so? Die Mumps?«

      Ich zuckte mit den Schultern. »Als ich noch ganz klein war, fing ich an, Norah Mum und Carmen Mup zu nennen. Wenn du das zusammensetzt, kriegst du ›Mumps‹ raus.«

      »Gefällt mir.« Sie zitterte; ihr gelber Mantel aus Fellimitat schützte nicht ausreichend vor der Kälte. »Ich kann meinen Atem sehen!« Sie spitzte die Lippen und hauchte kleine Atemwölkchen aus.

      Der jamaikanische Imbiss hatte noch geöffnet, also ging ich da mit ihr hin. Sie kaufte drei Teigtaschen mit Rindfleischfüllung, die sie gierig verdrückte. Sie war eine geräuschvolle Esserin, die genießerisch seufzte und laut schmatzte. Lloyd zwinkerte mir zu. »Geht doch nichts über eine Frau mit gesundem Appetit.«

      »Délicieux!«, verkündete Charlie, als sie fertig war. Lloyd schien zufrieden. Wir verabschiedeten uns und gingen wieder nach draußen.

      Charlie hatte immer noch Hunger, also nahm ich sie mit zum Laden an der Ecke. Sie kaufte geräuchertes Trockenfleisch und einen Schokokaramellriegel und schlang auch das hinunter.

      »Ich dachte, Franzosen essen kein Fastfood.«

      »O doch. Wir lieben Fastfood ebenso wie ihr Amerikaner.«

      »Kanadier.«

      »Amerikaner, Kanadier. Ist doch dasselbe, non

      »Nein. Das ist nicht dasselbe, überhaupt nicht –«

      Sie fing an zu lachen. »Ich mache Witze. Ich habe in einer Fremdsprache einen Witz erzählt. Ich bin sehr gut.«

      Und sehr schön, dachte ich, sogar mit all dem Fleisch und der Schokolade zwischen den Zähnen.

      Ich knotete Templetons Leine vom Schilderpfahl ab. Er pinkelte an einen Feuerwehrhydranten. Charlie bückte sich und gab ihm ihr letztes Stück Trockenfleisch; er inhalierte es förmlich. »Wie lange hast du schon dieses komische kleine Vieh?«

      »Ich hab ihn vor etwas mehr als einem Jahr zu Weihnachten bekommen.«

      »Er war also ein Geschenk?«

      »Nein, nicht wirklich. In den Ferien habe ich freiwillig im Tierheim ausgeholfen.« An dieses Weihnachten nur zu denken machte mich traurig. Mups Dad – ihr letzter noch lebender Elternteil und der Form halber mein Großvater, auch wenn ich ihn nie persönlich kennengelernt hatte – war kurz vor den Feiertagen gestorben. Sie war für die Beerdigung nach Buenos Aires geflogen, obwohl er sie enterbt hatte, als sie sich outete. Der Flug hatte unser gesamtes Budget für Weihnachten verschlungen, und hinterher war sie deprimiert gewesen. Die Stimmung im Haus war trostlos. Um noch eins draufzusetzen, war Sal für einen Monat mit einer Organisation für Frieden und Völkerverständigung nach Australien gereist, also konnte ich nicht zu ihm flüchten, und an Alex war damals noch nicht zu denken. Als ich hörte, dass das Tierheim Freiwillige brauchte, die als Urlaubsvertretung für andere Freiwillige mit den Hunden Gassi gingen, ergriff ich die Gelegenheit.

      »Templeton war im hintersten Käfig«, erzählte ich Charlie. »Er war vollkommen fertig. Ich weiß nicht, was in seinem letzten Zuhause los war, aber er sah aus, als hätte er einfach aufgegeben.«

      Charlie kniete sich hin, um Templetons Kopf zu streicheln, und er machte ein schnurrendes Geräusch. »Pauvre petit

      »Niemand wollte ihn adoptieren. Ein paar Tage später sollte er eingeschläfert werden. Also hab ich beschlossen, ihm diese Tage schön zu machen. Jeden Morgen bin ich mit ihm Gassi gegangen. Und er war so süß und so dankbar … Er hat mich immer mit seinem einen guten Auge angeschaut und gelächelt …«

      »Gelächelt?«

      »Er lächelt. Ich schwör’s dir. An dem Tag, bevor er eingeschläfert werden sollte, hab ich es nicht mehr ausgehalten. Ich lief mit ihm zu uns nach Hause und bettelte die Mumps an, dass ich ihn behalten darf.«

      Wir drei machten uns auf den Heimweg. Am Himmel stand die Mondsichel.

      »Wilbur, das ist eine wunderschöne Geschichte. Du hast Templeton das Leben gerettet.«

      Ich verriet Charlie nicht, dass es in meinen Augen genau umgekehrt war.

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