»Gesetz« der abnehmenden Grenzerträge liefert uns eine Schlüsselerkenntnis: Normalerweise geht es Gesellschaften insgesamt besser, wenn sie mit ihren begrenzten Ressourcen vernünftige Mengen vieler Güter statt eine riesige Menge nur eines einzigen Gutes produzieren.
In diesem Abschnitt erhalten Sie einen Überblick darüber, wie begrenzte Ressourcen und abnehmende Erträge die Produktionsmöglichkeiten bestimmen. Er zeigt Ihnen auch, wie Sie diese Möglichkeiten grafisch darstellen können.
Klassifikation der Ressourcen
Ohne einen Input an Ressourcen kann man keinen Output erzielen. Die Volkswirtschaftslehre unterscheidet traditionell drei Klassen von Inputs, die sogenannten Produktionsfaktoren:
Boden: Nicht nur Land im Sinne von Grundstücken, sondern alle natürlich vorkommenden Ressourcen, die verwendet werden können, um Dinge zu produzieren, die Menschen konsumieren wollen. Der Boden umfasst das Wetter, das Pflanzen- und Tierleben, geothermische Energie, das elektromagnetische Spektrum und natürlich Bodenschätze wie Öl und Eisenerz.
Arbeit: Die Arbeit, die Menschen leisten müssen, um Dinge zu produzieren. Aus einem Baum wird ohne menschlichen Eingriff kein Haus. Mitunter unterteilt man den Faktor Arbeit in dispositive (leitende) und operative (ausführende) Tätigkeiten. Auch das unten angesprochene Humankapital könnte man dem Faktor Arbeit unterordnen. Generell gilt bezüglich des Faktors Arbeit, dass dieser sich von den anderen, »dinglichen« Produktionsfaktoren dadurch unterscheidet, dass bei ihm menschliche Produktionsleistungen erbracht werden und daher die Menschenrechte zu beachten sind.
Kapital: Von Menschen hergestellte Maschinen, Werkzeuge und Strukturen, die nicht direkt konsumiert, sondern investiert werden, um andere Dinge zu produzieren, die Menschen direkt konsumieren. Beispielsweise ist ein Auto, das Sie zum Vergnügen fahren, ein Konsumgut, während ein gleichartiges Auto, mit dem Sie Baumaterial für Ihr Bauunternehmen transportieren, als Produktionsmittel zum Kapital gehört. Das Kapital umfasst Fabriken, Straßen, Abwassersysteme, die Stromversorgung, das Internet und so weiter.
Zusätzlich zu diesen drei traditionellen Faktoren sprechen Wirtschaftswissenschaftler heute oft von dem sogenannten Humankapital. Dieser Begriff fasst das Wissen und die Fähigkeiten zusammen, die Menschen benutzen, um den Output zu produzieren. Beispielsweise verfüge ich über eine große Menge an Humankapital im Hinblick auf das Lehren der Wirtschaftswissenschaften, habe aber ein extrem geringes Humankapital, was das Malen oder Singen angeht. (Seien Sie froh, dass Sie mich noch nie haben singen hören!)
Wenn Sie eine Person mit einer Arbeit betreuen, für die sie über ein hohes Humankapital verfügt, wird diese Person bei derselben Menge an Arbeitsstunden einen viel besseren und/oder größeren Output produzieren als eine Person mit einem geringen Humankapital. Folglich erhalten gelernte Arbeiter (hohes Humankapital) einen höheren Lohn als ungelernte Arbeiter (niedriges Humankapital). Deshalb ist es für Gesellschaften, die reicher werden wollen, empfehlenswert, die Fähigkeiten ihrer Arbeitskräfte durch schulische und berufliche Ausbildung zu verbessern. Wenn eine Gesellschaft das Humankapital ihrer Arbeitskräfte anheben kann, kann sie mit demselben Input an begrenztem Boden, Arbeit und Kapital nicht nur mehr produzieren, sondern ihre Arbeitskräfte verdienen auch mehr und genießen einen höheren Lebensstandard. Vermittelt werden diese Zusammenhänge letztlich über eine Verbesserung der Produktionstechniken beziehungsweise der Produktionsabläufe (durch »technischen Fortschritt«).
Aber der Aufbau von Humankapital ist teuer, und zu jedem gegebenen Zeitpunkt sollten Sie das Niveau des Humankapitals in einer Gesellschaft als fixiert ansehen. Kombiniert mit den Beschränkungen der Mengen an Boden, Arbeit und Kapital bedeutet die Beschränkung an Humankapital, dass die Gesellschaft nur eine begrenzte Menge an Output produzieren kann. Deshalb sind die Entscheidungen, wo und wie diese begrenzten Ressourcen am besten allokiert werden, von kritischer Bedeutung, weil die Ressourcen für die Produktion der Güter und Dienste verwendet werden müssen, die die größte Menge an Glück bringen. (Mehr über begrenzte Ressourcen und Produktionsmöglichkeiten finden Sie weiter hinten in diesem Kapitel im Abschnitt »Ein wenig hiervon, ein wenig davon: Ressourcen allokieren«.)
Weniger von guten Sachen bekommen: Abnehmende Grenzerträge
Arbeitsstunde | Gepflückte Äpfel | Arbeitskosten pro Apfel |
---|---|---|
erste | 300 | 2 Cent |
zweite | 200 | 3 Cent |
dritte | 120 | 5 Cent |
Tabelle 3.1: Abnehmende Erträge beim Apfelpflücken
Eine andere Möglichkeit, um die Auswirkungen der abnehmenden Erträge zu erkennen, besteht darin, die wachsenden Kosten der Produktion des Outputs festzuhalten. Wenn Sie einem Arbeiter 6 Euro pro Stunde bezahlen, um Äpfel zu pflücken, betragen Ihre Kosten für 300 gepflückte Äpfel in der ersten Stunde zwei Cent pro Apfel (siehe Tabelle 3.1). In der zweiten Stunde werden nur 200 Äpfel geerntet, sodass die Kosten drei Cent pro Apfel betragen (weil Sie immer noch 6 Euro pro Arbeitsstunde bezahlen müssen). In der dritten Stunde werden sogar nur 120 Äpfel gepflückt, sodass die Arbeitskosten pro Apfel auf fünf Cent steigen. Schließlich treiben die Auswirkungen der abnehmenden Erträge die Kosten so hoch, dass Sie keine weiteren Arbeitsressourcen darauf verwenden, zusätzliche Äpfel zu pflücken.
Praktisch alle Produktionsprozesse zeigen abnehmende Grenzerträge, und zwar nicht nur bei der Arbeit. Zusätzliche Mengen eines bestimmten Inputs führen normalerweise zu immer kleiner werdenden zusätzlichen Outputmengen, wenn alle anderen Inputs konstant gehalten werden.
Ein wenig hiervon, ein wenig davon: Ressourcen allokieren
Weil der Faktor der abnehmenden Erträge dafür sorgt, dass ein Produktionsprozess irgendwann zu teuer wird, allokiert eine Gesellschaft ihre begrenzten Ressourcen normalerweise auf viele verschiedene Produktionsprozesse.