hervor (Anm. zu 3,31–35 und 10,29–30; Mk 11,25; Mt 6,9; Lk 11,2; Röm 8,15–17; Gal 4,6–7). In der Hebräischen Bibel findet sich dieses Bild zwar nur vereinzelt, es war aber nicht unbekannt (Jes 63,16; 64,7; Jer 3,4.19; Ps 68,6; 89,27; 103,13). Die Bezeichnung „Vater“ allein wird in der jüdischen Tradition eher mit Abraham oder einem anderen Patriarchen assoziiert als mit Gott (mAv 3,11; vgl. Joh 4,12), während „König“ häufig ein Gottestitel ist. In Kombination wird „Vater“ teilweise verwendet, z.B. im späteren jüdischen Gebet avinu malkenu, übers. „unser Vater, unser König“. Nimm diesen Kelch von mir, vgl. Jes 51,17.22, wo Gott den Kelch des Zorns vom Volk wegnimmt; vgl. Anm. zu 10,38. Nicht, was ich will, impliziert, dass sich Jesus – wie auch Petrus in Mk 8,32 – gegen den Plan Gottes wehrt; im MtEv und LkEv fehlt dieser Satz. 14,37–41 In Mk 13,37 trug Jesus den Jüngern auf zu wachen, findet sie aber ironischerweise aber dreimal schlafend auf, was bereits das dreimalige Verleugnen durch Petrus antizipiert.
43 Und alsbald, während er noch redete, kam herzu Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten. 44 Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist‘s; den ergreift und führt ihn sicher ab. 45 Und als er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach: Rabbi!, und küsste ihn. 46 Die aber legten Hand an ihn und ergriffen ihn. 47 Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab.
48 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber mit Schwertern und mit Stangen, mich gefangen zu nehmen? 49 Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Aber so muss die Schrift erfüllt werden. 50 Da verließen ihn alle und flohen.
51 Und ein junger Mann folgte ihm nach, der war mit einem Leinengewand bekleidet auf der bloßen Haut; und sie griffen nach ihm. 52 Er aber ließ das Gewand fahren und floh nackt.
53 Und sie führten Jesus zu dem Hohenpriester; und es versammelten sich alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten. 54 Petrus aber folgte ihm nach von ferne, bis hinein in den Palast des Hohenpriesters, und saß da bei den Knechten und wärmte sich am Feuer.
55 Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis gegen Jesus, auf dass sie ihn zu Tode brächten, und fanden nichts. 56 Denn viele gaben falsches Zeugnis gegen ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein. 57 Und einige standen auf und gaben falsches Zeugnis gegen ihn und sprachen: 58 Wir haben gehört, dass er gesagt hat: Ich will diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist. 59 Aber ihr Zeugnis stimmte auch darin nicht überein. 60 Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen? 61 Er aber schwieg still und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? 62 Jesus aber sprach: Ich bin‘s; und ihr werdet sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.
63 Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen? 64 Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei. 65 Da fingen einige an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verdecken und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.
Mk 14,43–65 Jesus wird gefangen genommen und dem Sanhedrin zum Gericht übergeben (Mt 26,47–68; Lk 22,47–71; Joh 18,2–11) 14,44–45 Küssen, der Kuss ist keine unerwartete Begrüßung (Gen 45,15; Lk 7,45), an dieser Stelle jedoch mit einer gewissen Spur Ironie. Vielleicht war er auch notwendig, um Jesus in der Dunkelheit zu identifizieren. 14,47–52 Für diese provokanten und symbolischen Handlungen gibt es bisher noch keine überzeugenden Erklärungen. Der Angriff auf den Knecht des Hohenpriesters impliziert, dass die Nachfolger Jesu bewaffnet waren. Ein junger Mann […] mit einem Leinengewand bekleidet […] floh nackt, vielleicht Teil eines früheren Berichts. Neue Mitglieder der christlichen Gemeinden wurden nackt getauft, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass eine solche Handlung nachts und unter diesen Umständen durchgeführt wurde; trotzdem erinnert die Szene an eine unterbrochene Taufhandlung und die panische Flucht eines Täuflings. 14,53 Hohenpriester und Älteste und Schriftgelehrte, bilden den Sanhedrin (vgl. „Der Sanhedrin“) oder Hohen Rat. Dieser war für das jüdische Leben in Judäa zuständig, aber die Römer behielten sich selbst die Kontrolle über gewisse rechtliche Regelungen vor, besonders über die Todesstrafe. Schon deshalb wird die Historizität dieser Szene in der Forschung meist bezweifelt; verstärkt werden diese Zweifel auch aufgrund der zeitlichen Verortung des Prozesses am Pesachfest, an dem solche Aktivitäten nach jüdischem Recht strengstens verboten waren (mPes 4,1.5–6 verfügt, dass man an jenem Tag, an dem Pesach mit dem Sonnenuntergang beginnt, höchstens bis mittags arbeiten darf) und somit eine Zusammenkunft des Sanhedrin in der ersten Nacht des Pesachfestes höchst unwahrscheinlich ist. Außerdem fehlt das Verfahren vor dem Sanhedrin im Johannesevangelium. 14,55–59 Das biblische Recht verbietet das Verleiten zum Meineid (Ex 20,16) und Verurteilungen, die sich auf widersprüchliche Beweise stützen (Dtn 19,15); das MkEv stellt demnach hier den Prozess gegen Jesus als Verletzung des jüdischen Strafverfahrens dar. Falsches Zeugnis, obwohl die Zeugenaussagen als falsch beschrieben werden,