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Das Neue Testament - jüdisch erklärt


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11,15; 13,2). 14,61–64 Christus […] Sohn des Hochgelobten, beide Titel stellen keine Gotteslästerung (V. 64) dar, da ein jüdischer König beides sein konnte; sie sind aber politisch gefährlich. Laut dem MkEv versteht der Hohepriester als Repräsentant des Sanhedrin die Zitate Jesu von Ps 110,1 und Dan 7,13 (V. 62) sowie seine Selbstidentifikation mit dem richtenden Menschensohn als Gotteslästerung; vgl. Anm. zu 2,6–7. Sein Urteil ist nicht legitimer als der gesamte Prozess. 14,61 Schwieg still, wie der leidende Knecht in Jes 53,7 schweigt auch Jesus. Hochgelobter, der Hohepriester verwendet eine Umschreibung für Gott, was seine Zurückhaltung andeutet, den göttlichen Namen auszusprechen. Dies ähnelt dem rabbinischen Ausdruck „Der Heilige, gepriesen sei er“ (hebr. ha-Qadosch baruch hu; vgl. Philo somn. II. 18,130).

      69 Und die Magd sah ihn und fing abermals an, denen zu sagen, die dabeistanden: Dieser ist einer von denen. 70 Und er leugnete abermals.

       Mk 14,66–72 Die Verleugnung des Petrus (Mt 26,69–75; Lk 22,56–62; Joh 18,17.25–27) Indem die Szene in V. 54 mit Petrus beginnt und hier endet, vermittelt Markus auf ironische Weise, dass der Versuch des „Selbstfreispruchs“ des Petrus zeitgleich mit der Verurteilung Jesu stattfindet. Ebenso wie die Zeugen gegen Jesus falsches Zeugnis vorbringen, tut Petrus dies in Hinblick auf seine eigene Person. Die letzte und geradezu beschwörend wirkende Verleumdung Jesu durch Petrus kann mit der Verkündung der Schuld Jesu durch den Hohenpriester verglichen werden.

       Mk 15,1–15 Pilatus verurteilt Jesus (Mt 27,1–2.11–26; Lk 23,1–5.18–25; Joh 18,28–40; 19,4–16) 15,1 Überantworteten ihn Pilatus, vgl. Anm. zu Mt 27,1–2 und Joh 18,31. 15,2 König der Juden, ein Anspruch, den die Römer als Bedrohung verstehen würden; sie erkannten keine Könige an, außer sie hatten diese, wie etwa Herodes, selbst eingesetzt. 15,6–15 Barabbas, aram. für „Sohn des Vaters“; aufgrund ihres Namens muss diese Figur wahrscheinlich als narratives Double für Jesus gesehen werden muss, den Markus als Sohn Gottes, des Vaters, beschreibt. Der Name ist allerdings nicht unbekannt (vgl. mPea 2,6; bBer 18b). Es gibt keine Belege dafür, dass die Römer an Pesach Gefangene, geschweige denn Aufständische, freiließen. Darüber hinaus: Wäre Barabbas während des Festes auf freien Fuß gesetzt worden, würde die zeitliche Strukturierung hinken. Das Pesachlamm wurde in der Nacht zuvor gegessen. 15,14–15 Markus bürdet den Jüdinnen und Juden die Schuld auf; diese Tendenz nimmt in den späteren Evangelien noch zu. Nachdem die Evangelien in Umlauf gekommen waren, hielten einige Christinnen und Christen Pilatus für einen zum Christentum Bekehrten; in der koptisch-orthodoxen Kirche wird er bis heute als Märtyrer verehrt: Sein Gedenktag ist der 25. Juni. Der Schuldübertragung von den Römern – die Jesus gekreuzigt hatten – zu den Juden war damit vollendet. Geißeln, diente der Schwächung des Opfers vor der Kreuzigung. 15,16–20 Jesus wird durch die Römer als König verspottet, eine Parodie des „Heil Caesar“. Diese Bloßstellung und Ironie rücken stärker in den Vordergrund als der körperliche Schmerz. Der Purpurmantel erinnert an königliche Gewänder und die Dornenkrone an ein goldenes Diadem oder vielleicht einen Lorbeerkranz.