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Das Neue Testament - jüdisch erklärt


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dergleichen tut ihr viel.

       Mk 7,1–23 Das Waschen der Hände und das Gebot Gottes (Mt 15,1–20) Die Regelungen der Tora bezüglich des koscheren Essens, der rituellen Reinheit und der Beschneidung der Männer waren umstrittene Themen unter den Anhängern Jesu (vgl. Apg 15,19–20). 7,2 Unrein, vgl. „Das Mosegesetz“ und Anm. zu 1,40–45. 7,3–4 Die Erklärung dieser Praktiken könnte ein Hinweis dafür sein, dass Markus nichtjüdische Leserinnen und Leser anspricht; Matthäus (Mt 15,2) lässt die Erklärung aus; bei Lukas und Johannes fehlt die gesamte Erzählung. Die Pharisäer befolgten die Überlieferungen der Ältesten, die das Waschen der Hände einschloss (eine Observanz, die das Übertragen der Heiligkeit des Tempels in familiären Kontext voraussetzen könnte), aber nicht alle Juden praktizierten dies (die Sadduzäer beispielsweise nicht). 7,6–8 Jes 29,13. Markus erkennt Gottes Gebot[e] zwar an, aber es entstehen Streitigkeiten, welche davon verbindlich bleiben (V. 9) und welche nur eine Tradition sind. Heuchler, dieser Begriff aus dem griechischen Drama bezeichnet eine Person, die ihre Rolle spielt; hier steht er für Menschen, die nur den Anschein von Rechtschaffenheit haben (Mk 12,15; Mt 23; Did 8,1). Wie in Mk 2,25–26 gibt es mehrere Antworten auf die Provokation. 7,11 Die Auseinandersetzung besteht zum einen darin, welches der Gebote – das Ehren der Eltern oder das Einhalten von Eiden – den Vorrang hat, und zum anderen in der Frage, ob Eide zurückgenommen werden können. Die Mischna (mNed 9,1) berät darüber, ob man „jedermann einen Ausweg [zur Reue] […] öffnen“ darf (d.h. die Erlaubnis geben, einen Eid auszusetzen, sollte er zu einem Konflikt mit etwas Wichtigerem führen). Korban, hebr. qorban, ein Opfer oder Geschenk an Gott. Sobald etwas Gott gewidmet wurde, war es dem Spender im Allgemeinen nicht mehr möglich, das Geschenk zurückzunehmen. Die rabbinische Tradition erlaubte eine Befreiung vom qorban auch dann, wenn es Eltern der Dinge beraubte, die ihnen rechtmäßig zustanden. 7,14–15 Jesu Kommentar ist überspitzt, humorvoll und geradezu anstößig (wie V. 18–23 verdeutlichen). Die originelle Erwiderung wird nun wie eine Sonderoffenbarung behandelt: Hört […] und begreift‘s (V. 14) und Gleichnis (V. 17); vgl. Anm. zu 4,10–12. 7,17–23 Wie die anderen Gleichnisse, bedarf auch dieses einer Interpretation. 7,19 Damit erklärte er alle Speisen für rein, wörtl. „reinigte er alle Nahrung“. Die erste der oben genannten Problemstellungen – das Essen mit ungewaschenen Händen – wird hier ausgeweitet auf die Aufhebung der gesamten Kaschrut. Obwohl es möglich ist, dass die Erklärung die markinische Deutung einer Aussage Jesu ist (die sich auch in Röm 14,20 findet), ist dies eher unwahrscheinlich. Die Kontroverse über die Tora unter der frühen Gefolgschaft Jesu (z.B. Gal 1–2) wäre nicht so intensiv geführt worden, wäre bekannt gewesen, dass er die Kaschrut für nichtig erklärt hatte. Vielmehr könnte die Aussage eine ältere, jüdisch-apokalyptische Tradition widerspiegeln, die sich auf die Beseitigung von Unreinheit am Ende der Zeit bezieht (Sach 14,20–21; vgl. auch Anm. zu 1,40–45). 7,21–23 Die Liste des Bösen, das von innen kommt, beinhaltet sowohl Übertretungen des Dekalogs als auch geringere Sünden.

       Mk 7,24–30 Die syrophönizische Frau (Mt 15,21–28) 7,26 Griechin, die Herkunftsbezeichnung steht hier als allgemeiner Begriff für nichtjüdisch. Syrophönizien, Phönizier aus Syrien und nicht aus Nordafrika. Die Frau steht in der Tradition der rechtschaffenen Nichtjuden wie Rut, die Moabiterin, Achior, der Ammoniter (Judit), oder die Handwerker aus den phönizischen (kanaanäischen) Städten Sidon und Tyrus (1Kön 5,1–12). Elia und Elisa haben auch Nichtjuden geheilt (1Kön 17,8–16; 2Kön 5,1–14). Die Syrophönizierin repräsentiert vielleicht die nichtjüdischen Konvertiten, die an Jesus als den Herrn glaubten. 7,27–29 Hunde, eine verbreitete Beleidigung; Hunde wurden als unrein und dreist betrachtet (Offb 22,15); die Frau dreht den Spieß um, indem sie diese Beleidigung bildlich auf sich nimmt.