dergleichen tut ihr viel.
14 Und er rief das Volk wieder zu sich und sprach zu ihnen: Hört mir alle zu und begreift‘s! 15 Es gibt nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn unrein machen könnte; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist‘s, was den Menschen unrein macht.[*]
17 Und als er von dem Volk ins Haus ging, fragten ihn seine Jünger nach diesem Gleichnis. 18 Und er sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr so unverständig? Versteht ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht unrein machen kann? 19 Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch und kommt heraus in die Grube. Damit erklärte er alle Speisen für rein. 20 Und er sprach: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein. 21 Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, 22 Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. 23 All dies Böse kommt von innen heraus und macht den Menschen unrein.
Mk 7,1–23 Das Waschen der Hände und das Gebot Gottes (Mt 15,1–20) Die Regelungen der Tora bezüglich des koscheren Essens, der rituellen Reinheit und der Beschneidung der Männer waren umstrittene Themen unter den Anhängern Jesu (vgl. Apg 15,19–20). 7,2 Unrein, vgl. „Das Mosegesetz“ und Anm. zu 1,40–45. 7,3–4 Die Erklärung dieser Praktiken könnte ein Hinweis dafür sein, dass Markus nichtjüdische Leserinnen und Leser anspricht; Matthäus (Mt 15,2) lässt die Erklärung aus; bei Lukas und Johannes fehlt die gesamte Erzählung. Die Pharisäer befolgten die Überlieferungen der Ältesten, die das Waschen der Hände einschloss (eine Observanz, die das Übertragen der Heiligkeit des Tempels in familiären Kontext voraussetzen könnte), aber nicht alle Juden praktizierten dies (die Sadduzäer beispielsweise nicht). 7,6–8 Jes 29,13. Markus erkennt Gottes Gebot[e] zwar an, aber es entstehen Streitigkeiten, welche davon verbindlich bleiben (V. 9) und welche nur eine Tradition sind. Heuchler, dieser Begriff aus dem griechischen Drama bezeichnet eine Person, die ihre Rolle spielt; hier steht er für Menschen, die nur den Anschein von Rechtschaffenheit haben (Mk 12,15; Mt 23; Did 8,1). Wie in Mk 2,25–26 gibt es mehrere Antworten auf die Provokation. 7,11 Die Auseinandersetzung besteht zum einen darin, welches der Gebote – das Ehren der Eltern oder das Einhalten von Eiden – den Vorrang hat, und zum anderen in der Frage, ob Eide zurückgenommen werden können. Die Mischna (mNed 9,1) berät darüber, ob man „jedermann einen Ausweg [zur Reue] […] öffnen“ darf (d.h. die Erlaubnis geben, einen Eid auszusetzen, sollte er zu einem Konflikt mit etwas Wichtigerem führen). Korban, hebr. qorban, ein Opfer oder Geschenk an Gott. Sobald etwas Gott gewidmet wurde, war es dem Spender im Allgemeinen nicht mehr möglich, das Geschenk zurückzunehmen. Die rabbinische Tradition erlaubte eine Befreiung vom qorban auch dann, wenn es Eltern der Dinge beraubte, die ihnen rechtmäßig zustanden. 7,14–15 Jesu Kommentar ist überspitzt, humorvoll und geradezu anstößig (wie V. 18–23 verdeutlichen). Die originelle Erwiderung wird nun wie eine Sonderoffenbarung behandelt: Hört […] und begreift‘s (V. 14) und Gleichnis (V. 17); vgl. Anm. zu 4,10–12. 7,17–23 Wie die anderen Gleichnisse, bedarf auch dieses einer Interpretation. 7,19 Damit erklärte er alle Speisen für rein, wörtl. „reinigte er alle Nahrung“. Die erste der oben genannten Problemstellungen – das Essen mit ungewaschenen Händen – wird hier ausgeweitet auf die Aufhebung der gesamten Kaschrut. Obwohl es möglich ist, dass die Erklärung die markinische Deutung einer Aussage Jesu ist (die sich auch in Röm 14,20 findet), ist dies eher unwahrscheinlich. Die Kontroverse über die Tora unter der frühen Gefolgschaft Jesu (z.B. Gal 1–2) wäre nicht so intensiv geführt worden, wäre bekannt gewesen, dass er die Kaschrut für nichtig erklärt hatte. Vielmehr könnte die Aussage eine ältere, jüdisch-apokalyptische Tradition widerspiegeln, die sich auf die Beseitigung von Unreinheit am Ende der Zeit bezieht (Sach 14,20–21; vgl. auch Anm. zu 1,40–45). 7,21–23 Die Liste des Bösen, das von innen kommt, beinhaltet sowohl Übertretungen des Dekalogs als auch geringere Sünden.
24 Und er stand auf und ging von dort in das Gebiet von Tyrus. Und er ging in ein Haus und wollte es niemanden wissen lassen und konnte doch nicht verborgen bleiben; 25 sondern alsbald hörte eine Frau von ihm, deren Töchterlein einen unreinen Geist hatte. Und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen – 26 die Frau war aber eine Griechin aus Syrophönizien – und bat ihn, dass er den Dämon aus ihrer Tochter austreibe. 27 Jesus aber sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, dass man den Kindern das Brot nehme und werfe es vor die Hunde. 28 Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Herr, aber doch essen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder. 29 Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen geh hin, der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren. 30 Und sie ging hin in ihr Haus und fand das Kind auf dem Bett liegen, und der Dämon war ausgefahren.
Mk 7,24–30 Die syrophönizische Frau (Mt 15,21–28) 7,26 Griechin, die Herkunftsbezeichnung steht hier als allgemeiner Begriff für nichtjüdisch. Syrophönizien, Phönizier aus Syrien und nicht aus Nordafrika. Die Frau steht in der Tradition der rechtschaffenen Nichtjuden wie Rut, die Moabiterin, Achior, der Ammoniter (Judit), oder die Handwerker aus den phönizischen (kanaanäischen) Städten Sidon und Tyrus (1Kön 5,1–12). Elia und Elisa haben auch Nichtjuden geheilt (1Kön 17,8–16; 2Kön 5,1–14). Die Syrophönizierin repräsentiert vielleicht die nichtjüdischen Konvertiten, die an Jesus als den Herrn glaubten. 7,27–29 Hunde, eine verbreitete Beleidigung; Hunde wurden als unrein und dreist betrachtet (Offb 22,15); die Frau dreht den Spieß um, indem sie diese Beleidigung bildlich auf sich nimmt.
31 Und als er wieder fortging aus dem Gebiet von Tyrus, kam er durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte. 32