Peter Empt

Hull Storys


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räumliche Akustik angepasst.

      Cliff Hutchinson hielt eine Ansprache: „Leute, Ihr wisst, dass der Termin am 30. Mai im Story-Ville der wichtigste für die Zukunft der Rollers ist. Wir werden die besten sein!“

      Aggressives Gebrüll von den Rollers!

      „Ab jetzt konzentrieren wir uns nur auf diesen Gig. Lautstärke und Dauer der Ovations werden uns zu Siegern machen!“

      Aggressives Gebrüll von den Rollers!

      „Unser stärkstes Pfund ist der Hull-Dream-Song, weil den schon fast alle kennen und weil er unser eigener Song ist!“ Wir dürfen zwei Nummern spielen. Welche zweite Nummer legen wir heute fest?“

      Jenny meinte: „Der Hull-Dream-Song ist eine Rocknummer. Wir müssen an die Jury denken, die mitbewertet. Mein Gefühl rät uns, eine weichere Nummer als zweite zu nehmen, wobei wir die weiche Nummer als erste und dann den Hull-Hammer bringen!“

      Zustimmendes Gemurmel.

      Frank Colomba bestätigte: „Ja, Freunde, Jenny hat recht. Wir beweisen, dass wir die beste Coverqualität auflegen können, und ich schlage,Pink Floyd‘ mit der Nummer,Hey You‘ aus,The Wall‘ vor. Die Nummer habe ich mal umgeschrieben auf unsere Besetzung. Ich wette, dass keine andere Band sich an Pink Floyd ranwagt!

      Cliff rieb sich begeistert die Augen. Er dachte an das Gitarrensolo von David Gilmore im Original dieser Nummer.

      Tiefes Durchatmen der anderen, das war eine schwierige Nummer!

      Frank drängte: „Die Zeit ist knapp, Freunde. Deshalb habe ich schon einmal ein Arrangement für uns mitgebracht. Wenn Ihr wollt, können wir heute schon anfangen!“

      Alle Rollers wussten: Wenn Frank ein Arrangement schrieb, war jeder gefordert und konnte sich mit seinem Part profilieren.

      „Frank, zeig mal!“, forderte Jenny.

      „Frank, hast du auch schon eine instrumentale Bassspur in der Partitur?“, fragte Robert.

      „Ja, Robert, alles da!“

      Kim sagte: „Freunde, den Hull-Song haben wir drauf, den müssen wir nur verfeinern, präzisieren. Ich denke, wir haben genug Zeit, uns mit der Floyd-Nummer zu beschäftigen!“

      Cliff rief: „Freunde, wer dafür ist, Hand heben!“

      Alle hoben zustimmend ihre Hand.

      Die Noten wurden verteilt und Frank bat, die Soundspur durch Drums und Bass einmal anzuspielen, damit die anderen ihre Parts auf dem Papier verfolgen konnten.

      Jenny und Robert legten los. Alle arbeiteten konzentriert mehrere Stunden, einige schwitzend mit hochroten Köpfen. Irgendwann wurde die Türe zum Übungsraum aufgerissen. Der Hausmeister brüllte: „Schluss jetzt! Es ist bereits 23 Uhr!“

      Ossy Carpenter rief: „Freunde, was machen wir jetzt? Wie kommen wir von unserem Powerlevel runter?“

      „Wir gehen in den Pub und hauen uns ein paar Luna in den Kopf!“, meinte Cliff.

      „Scheiße, Cliff, es ist schon Polizeistunde!“, bedauerte Jenny.

      „Freunde, wir haben noch 23 Tage bis zum Story-Ville. Ich habe euch ein Sampling auf dem Keyboard eingespielt und mitgebracht, alles in der Hoffnung, dass ihr mitzieht. Versucht zu Hause das Sampling mit eurem Part zu bespielen. Außerdem ist das Original von Floyd auf der CD. Das ist besonders wichtig für die Vocals. Wir alle haben Vocal Parts, wobei Kim die Leadstimme singt und wir background!“, erklärte Frank.

      Jenny rief: „Wir müssen uns öfter treffen. Geht das?“

      „Ich versuche, den Übungsraum so oft wie möglich von 18 bis 20 Uhr zu bekommen und gebe die Termine per App durch. Wenn nicht alle können, bringt es uns trotzdem voran, wenn auch nur einige hier sind zum Arbeiten!“, erklärte Frank.

      Robert gab Frank seine Kontaktdaten. Dann verabschiedeten sie sich.

      Mit eingeschaltetem Bordscheinwerfer tastete Robert sich in der Dunkelheit nach Hause zum Boganson-Cottage.

      13.

      Am Donnerstagmorgen frühstückte Robert zu Hause. Er überlegte, ein im Obergeschoß nicht benutztes Schlafzimmer als Musikübungsraum umzubauen. Der Raum war minimal mit Möbeln bestückt, sodass nur Platz für Recorder, Verstärker, Notenständer und ein Stellplatz für seine verschiedenen Bassinstrumente geschaffen werden musste. Er besichtigte den Raum und stellte befriedigt fest, dass ein Bett mit einer Breite von 1,4 Metern nur etwas zu verschieben war.

      Nachdem er die Einrichtung als Übungszimmer komplettiert hatte, studierte er die Partitur von Frank, insbesondere die Bassspur, auf welche Art sie mit der Drumspur korrespondierte. Auch hörte er mehrfach das Original der Floyd-Nummer „Hey You“. Das Stück fand er in den Vocal Parts und im Gitarrenpart sehr anspruchsvoll. Er war gespannt, ob die jungen Rollers das in der erforderlichen Qualität stemmen würden. Allerdings kannte er nicht die Anforderungskriterien des Musikwettbewerbes, um den es hier ging.

      Gegen 11.45 Uhr ging Robert hinüber in das Rathaus zu dem Termin mit Joshua O’Bready.

      Wie fast immer telefonierte Josh, anscheinend jetzt in seiner Funktion als Reverend, denn er winke Robert durch Zeichen, draußen zu warten. Nach etwa zehn Minuten rief Josh ihn herein.

      „Hi Robert, wie geht’s bei der Suche nach deiner Zukunft?“, fragte er lächelnd.

      „Ja, die Erbangelegenheit habe ich geregelt, wie ich andeutete. Auch steht ein Job als eine Art Hafenkapitän oder Regionalkapitän in Aussicht und ich habe die Rollers von Jennifer O’Toole getroffen, denen ich voraussichtlich als Bassist aus einer Klemme helfen kann!“

      „Wow, das hört sich gut an, ist aber ziemlich viel für den Anfang! Was hast du auf dem Herzen oder wie kann ich dir helfen, Robert?“

      „Josh, mit 27 Jahren bin ich zur See gegangen. Bis zu dem Alter habe ich es verpasst, über eine Frau und über Familie nachzudenken. Danach gab es keine Gelegenheit und es machte auch keinen Sinn, eine dauerhaft feste Verbindung einzugehen. Jetzt bin ich 45 Jahre und habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich als demnächst sesshafter Mann mit einer Frau zusammenleben könnte. Ich möchte aber eine bürgerliche Frau als Partnerin haben. Um es genau zu sagen, ich habe Angst vor dem Schritt in die Richtung. Deshalb lebe ich im Augenblick mit der Vorstellung: Beziehung ja, aber in einem Haushalt zusammenleben, nein!“

      Josh schaute Robert nachdenklich an: „Je älter Mann oder Frau werden, umso schwieriger ist es, eine nachhaltige Beziehung zu gestalten. Die zahlreichen Hemmnisse will ich jetzt nicht aufzählen, die kennst du zum großen Teil ja selbst. Deshalb deine Ängste! Du musst für dich überlegen und entscheiden, was du erwartest von einer Beziehung und was du ausklammerst. Wenn du glaubst, diese Positionen zu kennen, hast du wenigstens schon einmal einen Festpunkt, wie einen Poller am Pier. Von der Warte aus kannst du dann die Frauen betrachten und beurteilen, die in dein Gesichtsfeld kommen. So vermeidest du sinnlose Versuchsschleifen oder romantische Ansätze, die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind. Wir beide wissen, dass schon vom elektrisierenden Aussehen einer Partnerin oder eines Partners spontan turbulente Ströme des Verliebtseins entfacht werden. Wir reden aber von nachhaltigen Beziehungen. Nach einer Phase des Verliebtseins mit Schmetterlingen im Bauch tritt immer, oft schleichend eine Ernüchterung ein. Der Sex ist weniger aufregend und wird zur Gewohnheit. Jeder Partner lebt gezwungenermaßen seinen individuellen Alltag. Es entstehen Reibungen auch dadurch, dass die Partner die Charaktereigenschaften des anderen scheibenweise kennenlernen und ggf. Enttäuschungen anwachsen. Partnerschaften sind nur dann dauerhaft, wenn die Beteiligten den Problemen nicht ausweichen, sondern gewillt sind, die Probleme gemeinsam zu lösen und in der Beziehung ständig nachzusteuern!“ Das Robert, mag sich ziemlich klar anhören, ist es aber nicht, weil die Abläufe in einer Partnerschaft in einem Sumpf von Enthusiasmus, Enttäuschungen, Missverständnissen, Fehldeutungen, Eifersucht, Misstrauen, Egoismus, Abhängigkeit stattfinden, mehr oder weniger!“

      „O. k., Josh, das Szenario, das du da aufbaust, steht wie ein unüberwindbares