Ulrich Winterfeld

Da staunt selbst Amor


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nachgewiesen, dass weiblich wirkende Gesichtsformen Männer besonders anziehen, also gut proportioniert, nichts zu groß und nichts zu klein, keine Makel (z. B. eine Warze), große Augen, volle Lippen und eine hohe Stirn.

      Vor allem die Beschaffenheit der Haut wirkt sexy, wenn sie sauber (also ohne Pickel), glatt und gleichmäßig gefärbt ist.

      Wie man sieht, gibt es hier viele nützliche Einsatzgebiete der Kosmetik – übrigens auch bei Männern, wie wir gleich feststellen werden.

      Nochmals zum Gesicht: Sexy wirken beim Mann breite Kieferknochen und markante Augenbrauen, Frauen schließen aus diesen Merkmalen auf einen hohen Testosteronlevel des Mannes. Wenn die Körpergröße des Mannes ihre eigene Körpergröße deutlich übertrifft, verstärkt das noch diesen Eindruck. Dazu aus einer anderen Studie etwas Erstaunliches: In industrialisierten Ländern, also bei höherer Bildung und stärkerer Berufstätigkeit von Frauen, nimmt die Suche der Frau nach maskulinen Männern erheblich ab, da haben auch feminin wirkende Typen eine echte Chance.

      Die Größe der Nase eines Mannes ist – entgegen der volkstümlichen Ansicht – übrigens kein Hinweis auf die Größe seines Penis. Aber das Verhältnis von Zeige- und Ringfinger ist ein verlässlicher Indikator für die Testosteronausschüttung beim Mann. Ist der Ringfinger länger als der Zeigefinger, handelt es sich um ein testosterongeschwängertes männliches Wesen.

      Frauen mit langem Ringfinger gelten als durchsetzungsfähig und dominant, aber nicht sonderlich kommunikativ.

      Männer dagegen vermuten einen hohen Östrogenspiegel bei einer Frau mit kleinem Kinn und schmalen Augenbrauen. Nach sexuellen Entzugserscheinungen und der Hoffnung auf eine kurze Affäre (z. B. One-Night-Stand) beginnen jedoch Männer bei Frauen die sexuellen Attribute des Gesichts zu überschätzen – das ist wissenschaftlich erwiesen.

      Besonders gerne haben Wissenschaftler das Gesicht vermessen. Hier gibt es den goldenen Schnitt: Besonders attraktiv wirkt ein Gesicht, bei dem der Abstand zwischen Augen und Mund 36 % der Gesichtslänge beträgt und der Abstand zwischen den Augen 46 % der Breite des Gesichts. Das gilt für beide Geschlechter. Also bitte nachmessen an einem ordentlichen Porträtfoto, nicht an einem verzerrten Selfie und bitte nicht direkt im Gesicht, damit man sich nicht mit dem Zirkel in die Augen sticht!

      Noch etwas gilt nach amerikanischen Forschungen für alle Männer zwischen 18 und 65 Jahren: Besonders sexy finden sie Frauen Anfang 20!

      Da bleibt noch die Frage, wie man das alles messen kann, ohne Fragebogen zu verwenden. Hier die Lösung …

      Britische Forscher haben festgestellt, dass sich die sexuelle Attraktion einer Zielperson sowohl bei Frauen als auch bei Männern sehr gut ermitteln lässt durch die Weitung der Pupillen.

      Allerdings wird die Pupille nicht noch größer, wenn die beobachtete Person statt angekleidet splitterfasernackt ist. Vielleicht geht es bei der Pupille einfach nicht noch größer.

      Immerhin gibt es weitere zuverlässige Indikatoren, dass man beim Anblick einer Person an Sex denkt: Die Nasenschleimhäute schwellen an, der Unterleib wird stärker durchblutet, die Sensibilität der Haut nimmt zu, der Herzschlag steigt, und Schweiß bricht aus. Niesen und eine verstopfte Nase können Ausdruck höchster Lustempfindung sein. Das sind doch einmal verlässliche Daten.

      Zum Abschluss dieses wichtigen Kapitels zwei wissenschaftliche Ergebnisse zum Thema „Essen“.

      Wenn man Männer bei einem Experiment in einen Hungerzustand versetzt, dann finden sie mit steigendem Hungergefühl in einer Fotoreihe Frauen mit höherem Körpergewicht zunehmend attraktiver. Die vermutete Ressourcenverknappung – so die Wissenschaftler – treibt Männer offensichtlich in die Arme von Frauen, mit denen man vermutlich auch Notzeiten durchstehen kann.

      Da bricht wieder unser steinzeitliches Erbe durch, denn die Skulptur der fast 30 000 Jahre alten Venus von Willendorf – offenbar das Schönheitsideal der späten Steinzeitler – dürfte nach heutigen Kleidergrößen etwa Gr. 48–50 und BH-Größe Doppel E gehabt haben.

      Die 40 000 Jahre alte Skulptur der Venus von Hohenfels hatte ebenfalls diese Ausmaße und dazu noch eine fettgepolsterte, große Vagina. Der deutlich sichtbare „Nilpferdhintern“ (Achtung: neuer Fachausdruck!) der Venus von Willendorf dürfte auch heute noch so manchen Mann anmachen.

      Noch ein wichtiges Forschungsergebnis möchte ich meiner Leserschaft auf keinen Fall vorenthalten. Es stammt von italienischen Wissenschaftlern und wurde in drei Vergleichsstudien bestätigt: Männer, die Fleisch, vor allem Steaks essen, kommen bei Frauen haushoch besser an als Vegetarier. Bei Steakessern vermuten zumindest italienische Frauen eine stärkere Reproduktionskraft. Guten Appetit!

      Jetzt folgt ein wirklich wichtiges Interview mit einer Expertin der sexuellen Anziehung, die dazu auch noch ein Buch geschrieben hat. Wir lernen, dass eben nicht nur die äußere sexuelle Attraktion ein wichtiger Kitt der Partnerbeziehung ist, sondern vor allem das gegenseitige sexuelle Verlangen. Wer hätte das gedacht!

      Ein Interview mit der Buchautorin und Psychotherapeutin Dr. Karin R.

      Frau Dr. Ring, Sie haben soeben ein Buch herausgebracht zu der Frage: Welche Menschen passen sexuell zusammen? Bisher war ja immer von gemeinsamen Interessen und Überzeugungen, von gemeinsamen Hobbys die Rede, die ein Paar zusammenhalten. Wenig gesprochen wurde darüber, woraus der „sexuelle Kitt“ eines Paares bestehen muss, damit eine langjährige glückliche Beziehung zustande kommt. Haben Sie mit Ihrem Buch eine Marktlücke getroffen?

      Ich hoffe jedenfalls. Meine Gespräche mit Hunderten von heterosexuellen Paaren haben ergeben, dass gemeinsame Überzeugungen eben nicht – wie Wissenschaftler behaupten – der wichtigste Faktor für eine gemeinsame glückliche Beziehung sind. Auch die sexuelle Übereinstimmung beider Partner muss befriedigend sein. Daher ist es nach meiner Erfahrung dringend notwendig, die sexuellen Wünsche und Fantasien der Partner abzugleichen, bevor man sich langfristig bindet.

      Sie gehen in Ihrem Buch davon aus, dass sexuelle Bedürfnisse bei Frau und Mann festgelegt und kaum veränderbar sind?

      Jawohl – alles spricht dafür, dass jeder Mensch ein genetisch festgelegtes sexuelles Bedürfnisprofil hat, an dem wenig zu ändern ist. Passen die Bedürfnisprofile zweier Partner nicht zueinander, kann es keine glückliche Beziehung geben, auch wenn man sich Mühe gibt. Das zeigen alle einschlägigen wissenschaftlichen Studien. Die Übereinstimmung der sog. „genetischen sexuellen Fingerabdrücke“ beider Partner ist entscheidend für ihr gemeinsames Glück.

      In Ihrem Buch gibt es dazu viele Beispiele. Könnten Sie unseren Leserinnen und Lesern ein Beispiel für die von Ihnen genannte „libidinöse Augenhöhe“ nennen?

      Ein besonders eindruckvolles Beispiel ist das quantitative Bedürfnis beider Partner nach Sex, das heißt die individuelle Triebkraft. Männer wollen – das sagen umfangreiche Befragungen – häufiger Sex als Frauen, schon von Jugend an. So denken Studenten 18,6 Mal pro Tag an Sex, Studentinnen aber nur 9,9 Mal pro Tag. Erst im Alter werden die Männer hier etwas ruhiger. Wer sich gerade kennengelernt hat, ist sexuell aktiver als Paare mit langjähriger Beziehung. So haben zum Beispiel 60-jährige Paare, die neu verliebt sind, häufiger Sex als 30-jährige, die schon mehrere Jahre zusammen sind.

      Und jetzt kommt das Entscheidende: Eine Beziehung hält nur dann längere Zeit, wenn beide Partner etwa dieselbe sexuelle quantitative Appetenz haben, also ein gleich hohes Verlangen nach sexueller Betätigung.

      Das leuchtet ein. Eine solche Übereinstimmung ist wohl für alle sexuellen Bereiche notwendig, wenn man längere Zeit glücklich und zufrieden zusammenleben will. Dazu haben Sie einen Test entwickelt, den Sie uns sicherlich gerne erläutern.

      Durch umfangreiche, jahrelange Recherchen habe ich 28 sexuelle Bereiche identifizieren können, in denen es zwischen den Paaren große Gemeinsamkeiten geben sollte. Daraus ergeben sich genau 423 Fragen, die man mit seinem künftigen Partner abklären sollte, bevor man eine längere Beziehung aufnimmt.

      Könnten Sie mal ein Beispiel für Fragen zu einem der sexuellen Bereiche nennen?

      Interessant