Ulrich Winterfeld

Da staunt selbst Amor


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über die Themen der nächsten Veranstaltungen. Dazu nutzen wir unsere neueste Erfindung. Wir können inzwischen durch eine Kombination von Farb- und Tonsignalen beim Nutzer einer Website schon zehn unterschiedliche Duftwahrnehmungen erzeugen. Unsere Erfindung ist der Durchbruch für die Duftwahrnehmung per Internet.

      Red.: Das ist ja Wahnsinn. Duft per Internet, sozusagen der duftende Bildschirm. Das nutzen Sie also für die Einladungen in Ihre Duft-Bar?

      Prof.: Es funktioniert sehr gut. Wir können die Interessenten je nach Duft zu bestimmten Events in unsere Bar einladen. Dazu zwei Beispiele: Am beliebtesten ist unsere Kindheitsduftparty, die jeden zweiten Freitag im Monat stattfindet. Wir laden hierzu per Website mit dem Duft „Blumenwiese mit Kuh“ ein, den wir bereits synthetisch herstellen können.

      Damit unsere Interessenten die Duft-Bar schon in angenehmem Zustand erreichen, haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Berliner Polizeihunde werden an Pfoten und Schwanzspitze mit dem jeweiligen Themenduft kontaminiert. Dabei laufen sie durch Wannen, die mit Duftwasser gefüllt sind und legen dann eine Duftspur von der nächsten S- oder U-Bahnstation zu unserer Bar.

      Red.: Warum gerade Polizeihunde?

      Prof.: Die sind besonders diszipliniert und freuen sich, wenn sie mal kein Rauschgift, keinen Sprengstoff oder

      Geld riechen müssen. Wir freuen uns, dass uns die Polizei unterstützt, denn unsere Forschung ist schließlich von hohem öffentlichen Interesse. Unser besonderer Bonus: Die Polizeihundeführer dürfen anschließend an der Duftparty teilnehmen, natürlich in Zivil. Für die Hunde wollen wir zur Belohnung übrigens demnächst eigene Hunde-Duft-Partys durchführen.

      Red.: Welche Besucher kommen zu den Kindheitsduftpartys?

      Prof.: Es kommen überwiegend Personen, die sich gerne an den Duft ihrer Kindheit erinnern. Beim Event „Blumenwiese mit Kuh“ kommen auffallend viele junge Frauen und Männer, die auf Bauernhöfen groß geworden sind oder mit ihren Eltern immer die Ferien auf dem Land verbringen durften.

      Die Teilnehmer eines solchen Abends, die schon durch die Hundefährten zur Bar halb willenlos geworden sind, beginnen dann in der Bar, in der der Kindheitsduft über Düsen in der Decke versprüht wird, mit erstaunlichen Verhaltensweisen. Sie küssen und umarmen wildfremde Partner, tanzen mit ihnen Ringelreihen, probieren kindliche Doktorspiele usw.

      Der Abend endet meistens damit, dass Paare, die sich gefunden haben, glücklich und eng umschlungen nach Hause wanken oder auf unserer Spielwiese über der Bar hemmungslos übereinander herfallen. Das passiert insbesondere dann, wenn wir über unsere Deckendüsen auch noch Androsteron verspüren. Das ist der Sex-Duft der männlichen Schweine, der unerklärlicherweise auch bei Frauen Glücksgefühle hervorruft, ohne dass sie den Duft riechen können.

      Red.: Da werden wohl viele unserer Leserinnen bei Ihnen demnächst vor der Bar stehen. Können Sie uns noch das zweite besondere Event nennen?

      Prof.: Ein etwas streng duftendes Event in unserer Bar ist der sog. „Joséphinenabend“, der einmal monatlich stattfindet. Bekanntlich hat Napoleon seiner Ehefrau Joséphine immer per Brieftaube mitgeteilt, sie möge sich nicht waschen, er käme in einigen Tagen zu einer Liebesnacht vorbei. Also teilen wir unseren Fans mit, dass man zu diesem Event nur Eintritt in die Bar erhält, wenn man sich mehrere Tage nicht gewaschen hat, und zwar an allen Körperstellen einschließlich der Haare. Am Eingang wird das von kernigen Schnüfflern kontrolliert, die allerdings alle halbe Stunde ausgewechselt werden müssen, um zu vermeiden, dass sie sich vor der Bar übergeben oder uns zusammenbrechen.

      In der Bar herrscht an diesen Abenden Rauchzwang, weil man ohne Zigarettenrauch den im Raum vorherrschenden strengen Duft nicht mehr ertragen könnte. Natürlich kommen zu diesen Abenden nur bestimmte Persönlichkeiten – männlich und weiblich –, und die haben ihren großen Spaß. Man beschnüffelt sich gegenseitig im Haar, unter den Achseln und – wenn im Laufe des Abends die Kleidung fällt – mit Vorliebe im Intimbereich und am Po … Was dann abläuft … können Sie in unserem Trailer „Joséphines F.“ auf unserer Website sehen, und zwar auf Wunsch auch mit Originalduft.

      Red.: Wie finanzieren Sie Ihre aufwendige Forschung?

      Prof.: Natürlich hauptsächlich aus Steuermitteln, denn unsere Geruchsforschung hat schließlich hohe gesellschaftliche Relevanz. Aber auch der Verkauf dufthaltiger Getränke in unserer Bar trägt erheblich zur Finanzierung der Forschung bei. Wegen des unerwartet hohen Andrangs planen wir demnächst Eintrittsgebühren für den Besuch unserer Duft-Events.

      Red.: Herr Professor, wir sind fasziniert von Ihrer Forschung, aber auch von Ihrem Mut, die Ergebnisse aus den Labors gleich in der Praxis zu testen. Wie sieht die Zukunft Ihrer Forschung aus?

      Prof.: Da gibt es zahllose Anwendungsgebiete, die uns auch innovative Finanzierungsquellen eröffnen. Wir sind gerade mit einem sehr bekannten Fußballverein im Gespräch. Es geht um ein noch streng geheimes Projekt. In den Umkleidekabinen sollen die Spieler vor dem Spiel mit dem Schweißgeruch von Siegern beduftet werden – mehr darf ich nicht verraten.

      Red.: Herr Professor, eine Frage habe ich noch ganz persönlich. Dürfte ich mal an Ihnen riechen?

      Prof.: Aber natürlich, lassen Sie sich von meinem Sekretariat am besten einen Abendtermin geben, an dem wir beide uns ausgiebig beschnüffeln können.

      Warum haben überhaupt viele Männer so viele Haare am Körper? Ganz einfach. In der Steinzeit waren die Männer mit vielen Körperhaaren bei den Steinzeitfrauen außerordentlich begehrt, denn die Haarpracht hat sie wirkungsvoll vor den Angriffen der giftigen Stechmücken und anderer Parasiten bewahrt. Die haarlosen Steinzeitmänner sind wahrscheinlich schon von den fliegenden Blutsaugern beseitigt worden, bevor sie sich überhaupt vermehren konnten. Das nennt man natürliche Auslese durch Haarwuchs.

      Schwierigkeiten macht hier nur der Vergleich mit den uns artverwandten Affen. Denn die sind überall behaart, nur nicht in der Intimzone. Darüber muss leider noch geforscht werden.

      Männer über 55 Jahre sind heute noch etwas rasurresistent, nur 30 % rasieren sich im Achsel- und Intimbereich. Da liegen die jungen Männer zwischen 18 und 34 Jahren mit 65 % bei den Achselhaaren und 67 % bei den Schamhaaren schon weit vorn.

      Vorbildlich die jungen Frauen, die zu über 80 % achsel- und zu fast 90 % schamhaarfrei sind, bei den älteren Damen legen sich nur gut ein Drittel den Intimbereich frei. Ein bereitwilliger Partner hat als Hobbyfriseur bei den Damen gut zu tun. Übrigens ist es für Feministinnen seit einiger Zeit wieder wichtig, demonstrativ den Busch zwischen den Beinen und unter den Achseln ungehemmt wachsen zu lassen. Hier haben Männer einfach nichts zu suchen.

      Immerhin hat die medizinische Forschung herausgefunden, dass sich beim Menschen bei starken Emotionen die Haare aufrichten, auch im Intimbereich. Bei den modernen unten haarlosen Zeitgenossen müssen wir also auf andere körperliche Zeichen von Erregung achten, aber das wird hoffentlich gelingen. Bei Männern muss man sowieso nicht auf das Aufrichten des Intimhaars schauen, weil sich möglicherweise in dieser Zone etwas anderes aufrichtet als Zeichen der Lust.

      Wer sich als Frau die Schamhaare für immer entfernen lässt, sollte sich vorher gut überlegen, ob man diese Haare nicht noch einmal beruflich braucht. Einer intim nachhaltig kahlen berühmten Schauspielerin musste letztens für eine Liebesszene, die in den 40er-Jahren spielte, ein sog. „Intim-Toupet“ aufgeklebt werden. Auch so was gibt es in einer gut geführten Haarteilboutique. Vielleicht auch zu benutzen für ältere Herren, deren Erregung noch vom Anblick einer intimen Haarpracht beflügelt wird.

      Zum Thema Haarpracht noch ein wichtiges Forschungsergebnis: Männern, die schon früh eine Glatze haben, wird von allen Seiten eingeredet, sie seien besonders potent. Und siehe da, es gibt Hinweise, dass dieser Effekt bei diesen Männern tatsächlich eintritt. So etwas nennt die Forschung „self-fulfilling prophecy“. Wer den Fachterminus nicht kennt, sollte sich selbst längere Zeit einreden, er sei intelligenter als alle anderen – und dann abwarten.

      Was als körperlich schön eingeschätzt wird, darüber gibt es bereits einiges im Kapitel „Sexuelle