Ulrich Winterfeld

Da staunt selbst Amor


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antwortet hier mit einem eindeutigen „Jein“.

      Nach heutigem Forschungsstand haben es hübsche Menschen zum einen leicht im Leben. Sie werden schon als Kinder als intelligenter eingeschätzt, erhalten definitiv bessere Schulnoten als ihre weniger hübschen Schulkameraden. Sie werden weniger bestraft und erhalten mehr Einladungen von Altersgenossen. Andererseits unterstellt man ihnen, weniger fleißig und eher egoistisch zu sein.

      Hübsche Menschen werden im Berufsleben schneller befördert und erzielen höhere Gehälter. Das haben mehrere Studien nachgewiesen. Amerikanische Forscher haben bei einer Analyse bei 677 Vorstandsvorsitzenden amerikanischer Unternehmen sogar herausgefunden, dass die Aktienkurse von Unternehmen deutlich besser waren, wenn der Chef des Unternehmens ein symmetrisches Gesicht hatte!

      Mehrere internationale Studien haben gezeigt, dass bei Parlamentswahlen schöne Bewerberinnen und Bewerber bessere Stimmergebnisse erzielen. Das liegt daran – wie eine weitere Studie bewiesen hat – dass wir schönen Menschen bessere Eigenschaften unterstellen, was zumindest in der Politik eine fragwürdige Beurteilung sein dürfte.

      Schönheit hat allerdings auch ihre Schattenseiten. Schöne Frauen werden bei Bewerbungsverfahren von Personalleiterinnen trotz guter Qualifikation benachteiligt, und so geht es auch den schönen Bewerbern, wenn der Beurteiler ein Mann ist. Das hat eine amerikanische Untersuchung mit immerhin 3000 Bewerbern ergeben.

      Schöne Männer, die ihren Bewerbungen Fotos beifügen, brauchen mehr Versuche als weniger schöne, um einen Job zu bekommen. Schöne Frauen brauchen sogar noch mehr Bewerbungsanläufe als schöne Männer. Also lauert auch im Büro der/die Steinzeit-Konkurrent/in, der oder die keinen hübschen Menschen neben sich duldet.

      Dafür spricht die folgende wissenschaftliche Studie:

      In einem Experiment wurden schöne Menschen von Beurteilern des gleichen Geschlechts regelmäßig niedergemacht. Man unterstellt ihnen zum Beispiel mangelnde Hilfsbereitschaft und soziales Engagement. Das belegen auch weitere Untersuchungen. In einer anderen Studie wird allerdings nachgewiesen, dass schöne Frauen im Berufsleben tatsächlich egoistischer sind.

      Sieht eine Frau aber eher männlich aus, dann hat sie gute Chancen, in die höchsten Führungsetagen der Wirtschaft vorzudringen.

      Der weniger schöne, fleißige Mensch kann sich selbst aufhübschen, um sein Selbstbewusstsein zu heben. Wie eine Forschungsstudie ergab, wird er als schöner wahrgenommen, wenn er mit einem schönen Menschen gemeinsam ausgeht. Das ist immerhin ein Trost.

      Nun noch zu einem wichtigen Aspekt der Schönheit – nämlich der Schönheitschirurgie.

      Wenn das Gesicht so eine große Rolle für die Attraktivität eines Menschen spielt, könnte man meinen, unsere Schönheitschirurgen würden viel Geld an Gesichtskorrekturen verdienen. Weit gefehlt! Der Renner ist mit mehr als 12 000 Operationen jährlich die sog. rekonstruktive Intimchirurgie. Das geht von der Brustvergrößerung/-verkleinerung/-hebung über die Po-Vergrößerung/-verkleinerung bis zur sog. Designer-Vagina. Männer kommen übrigens immer häufiger zur Schönheits-OP. Bei ihnen geht es überwiegend um eine Vergrößerung des Winzlings, dessen geringe Ausmaße das Selbstbewusstsein beeinträchtigen, manchmal auch darum, ihn unter einer enormen Bauchdecke erst wieder freizulegen.

      Was sagt uns das? Wenn es ums Geldausgeben zur Verbesserung der Schönheit geht, dann ist uns doch die sexuelle Funktionalität näher als die schöne Nase. Allerdings hat in der Corona-Pandemie auch die Gesichtschirurgie wieder einen Aufwind erlebt. Schließlich möchte man gerade bei Video-Konferenzen schön aussehen.

      An einer renommierten deutschen Universität gibt es seit mehr als 20 Jahren ein spezielles Labor. Dort werden die Auswirkungen körperlicher Berührungen auf den Zustand des Menschen experimentell untersucht.

      Das wichtigste Ergebnis: Jeder Mensch – jedes Säugetier – braucht permanent körperliche Berührungen, um glücklich zu sein. Berührungen lösen im Gehirn die Bildung von Glückshormonen aus, die im ganzen Körper verteilt werden. Herzfrequenz und Atmung werden langsamer, die Muskulatur entspannt sich. Sogar das Immunsystem wird verbessert.

      Besonders positive Wirkungen entstehen natürlich durch Mitmenschen, die wir mögen. Aber auch geliebte Haustiere können verdienstvolle Kuschelpartner sein. Menschen, die lange Zeit nicht mehr körperlich berührt werden, sollen erkranken, sowohl physisch als auch psychisch. Das soll ebenso für Säugetiere gelten.

      Wenn in Pandemiezeiten Berührungsverbote ausgesprochen werden, muss man sich nicht wundern, dass der Alkoholkonsum steigt und gleichzeitig auch die Gewalttätigkeit. Kuschelverbot und staatlich verordnetes Ausgehverbot sind kurz gesagt die psychologische Vorhölle.

      Wer keinen Kuschelpartner hat, kann inzwischen ein sog. Kuschel-Studio besuchen, wo man für schlappe 70 Euro pro Stunde professionell bekuschelt wird. Aber alles in angezogenem Zustand und ohne intime Bewegungen!

      Was machen wir aber in einer Gesellschaft, in der es immer mehr Singles gibt und in der die (zeitlich flexible) Arbeit eine immer größere Bedeutung hat? Die naheliegende Lösung ist natürlich für die einsamen Singles das Anschaffen eines pflegeleichten Haustieres. Das haben inzwischen schon alle einsamen Mitmenschen gemacht, die keine Tierallergie haben oder uneinsichtige Hausbesitzer und Nachbarn.

      Neben dem regelmäßigen Besuch der Kuschel-Studios gibt es auf jeden Fall zwei kreative zukunftsweisende technische Lösungen des Kuschelproblems:

       der automatische Kuschelpartner, also die Sexpuppe oder der Sexroboter, über die wir in Kapitel VII berichten;

       der Kuschelanzug, den man überzieht und der menschliche Berührungen täuschend ähnlich nachahmt, zumal dieses Gerät auch von einem geliebten Partner fernbedient werden kann (siehe Cybersex).

      Ein kalifornisches Unternehmen bietet nach der Arbeitszeit ein sog. „after-work cuddling“ für seine Beschäftigten an. Hier dürfen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Altersklassen und Hierarchiestufen in einem speziell eingerichteten Raum des Unternehmens zwanglos berühren und streicheln, was sonst nur bei Firmenpartys unter Alkoholeinfluss üblich ist. Nach Anlaufschwierigkeiten soll sich diese Einrichtung inzwischen großer Beliebtheit unter der Belegschaft erfreuen. Die Arbeitsleistung regelmäßiger Teilnehmer dieser Work-outs soll erheblich gestiegen sein. Andere Folgen des KollegInnen-Kuschelns wird man erst nach einiger Zeit feststellen können. Eine wissenschaftliche Evaluation dieser Initiative in Zusammenarbeit mit der örtlichen Universität ist geplant.

      Nackte Haut zeigen müssen vermindert die Denkleistung – aber nur bei Frauen

      Viele Forscher haben sich schon mit der Wirkung der eigenen Kleidung auf das eigene Denken befasst. Wussten Sie, dass man Denkaufgaben besser lösen kann, wenn man einen weißen Arztkittel anhat? Das entdeckten schon vor fast zehn Jahren amerikanische Wissenschaftler. Diesen Effekt nennt man übrigens „kleidungsbedingtes Denken“. Den Begriff wollen wir uns merken.

      Bei Frauen – und jetzt kommen wir zum Sex – führt offenherzige Kleidung, in der man viel Haut zeigt, zu verblüffenden Effekten. Dass Studentinnen, die – wie in einem Experiment nachgewiesen – mit kurzem Rock und Bikini-Oberteil über den Universitätscampus gehen, die dabei zurückgelegte Strecke als länger einschätzen als ihre Kommilitoninnen in Straßenkleidung, das kann man noch verstehen.

      Erstaunlich ist jedoch das folgende amerikanische Forschungsergebnis: Studentinnen lösen Rechenaufgaben bedeutend schlechter, wenn sie diese im Badanzug bearbeiten müssen, als Studentinnen, die Pullover anhaben. Gehen wir mal davon aus, dass das Versuchslabor ausreichend geheizt war, dann drängt sich der Verdacht auf: Nicht nur Männer werden vom Anblick halb nackter Frauen abgelenkt, sondern die Frauen selbst können sich nicht mehr richtig konzentrieren.

      Übrigens: Bei den Studenten war die Rechenleistung gleich gut oder schlecht in der Badehose oder mit Pullover.

      Zu