Isabella Defano

Gefunden! Ein Traumprinz für Jessica


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viel zu eingespannt, um sich auf eine Beziehung einzulassen. Aus diesem Grund würde er ihr einfach aus dem Weg gehen. Zum Glück war er ab morgen sowieso erst einmal für zehn Tage bei diesem Seminar. Bis dahin war dieses seltsame Gefühl bestimmt wieder verschwunden. Und wenn nicht, würde er die Kaninchenhallen eben für eine Weile meiden. Jessica wäre nicht die erste Frau, bei der er leichtes Interesse verspürte. Denn auch wenn niemand davon wusste, gab es nach Holly schon Frauen, die ihn interessiert hätten. Jedoch ließ Christian nicht zu, dass sich daraus etwas entwickelte. Im Gegenteil, er sorgte eher dafür, dass er derjenigen nicht noch einmal begegnete. Bisher funktionierte diese Taktik immer sehr gut. Auch im Fall von Jessica würde die Zeit diese seltsamen Gefühle irgendwann verschwinden lassen. Davon war Christian fest überzeugt.

      „Chris?“

      Als Christian den fragenden Unterton in Konrads Stimme hörte, drehte er sich wieder zu seinen Männern um. Der belustigte Ausdruck war inzwischen verschwunden, stattdessen sahen ihn die Männer leicht verunsichert an. Schließlich begann Konrad, wieder zu sprechen.

      „Entschuldige! Wir wollten dir nicht zu nahe treten, wir machen uns einfach Sorgen um dich. Du tust so viel für den Betrieb und man kann sich jederzeit auf dich verlassen. Aber, Christian, manchmal solltest du auch an dich denken. Glaub mir, du wirst nicht jünger.“

      Finn nickte bei den Worten seines Kollegen und sah Christian ernst an.

      „Ich war früher fast genauso wie du“, begann Finn zu sprechen. „Habe immer nur für die Arbeit gelebt. Keine Frau hat es lange bei mir ausgehalten, da ich mir einfach keine Zeit für sie nehmen wollte. Jetzt bin ich 37 Jahre alt und immer noch Single. Ich habe keine Kinder und niemanden, der am Abend auf mich wartet. Mach nicht den gleichen Fehler, Junge. Glaub mir, irgendwann fragst du dich, wo die Zeit geblieben ist, doch dann ist es zu spät.“

      Christian schüttelte mit dem Kopf. Er wusste, dass es die beiden Männer nur gut meinten. Doch er war noch nicht einmal 28 Jahre alt. Er hatte also noch mehr als genug Zeit. Schließlich war selbst sein Cousin Alexander noch Single, und dieser war inzwischen 30.

      „Ich verstehe, was ihr meint, doch im Moment gibt es einfach zu viel zu tun. Ich möchte nicht noch einmal so etwas erleben wie mit Holly. Sobald Matthias mit seinem Studium fertig ist, können wir uns ja die Arbeit teilen. Dann ist es für einen alleine nicht so viel und mir bleibt etwas Zeit für mein Privatleben. Bis dahin wird es auch so gehen.“

      Kopfschüttelnd sah Finn Christian an, während Konrad seine Arme vor der Brust verschränkte.

      „Chris! Dein Bruder hat mit seinem Masterstudium gerade erst begonnen. Es werden also noch gut zwei Jahre vergehen, bis er seinen Abschluss hat. Willst du wirklich so lange warten?“, fragte Konrad, der langsam am Verstand seines Chefs zweifelte.

      „Außerdem ist die Neue dann vielleicht längst vergeben“, warf auch Finn ein. „Ein paar der Männer waren ziemlich angetan von ihr und würden sie bestimmt gerne besser kennenlernen. Oder sie hat die Farm bereits wieder verlassen.“

      Nun hatte Christian genug, denn die Vorstellung, jemand anderes könnte etwas mit Jessica anfangen, gefiel ihm gar nicht. Im Gegenteil, allein der Gedanke machte ihn wütend. Zwar konnte er sich selbst keine Nähe zu dieser Frau gestatten, doch er wollte sie auch nicht in den Armen eines anderen sehen.

      „Woher kennen die Männer Jessica überhaupt?“, wollte er wütend wissen. „Sie ist erst seit ein paar Stunden hier.“

      Kurz lachten die Vorarbeiter auf und sahen sich an, ohne auf die plötzliche Wut ihres Vorgesetzten einzugehen. Dann wandte sich Konrad wieder an Christian.

      „Mara hat sie heute herumgeführt“, sagte er vergnügt. „Zwar hat sie nicht viel gesprochen, trotzdem konnten einige der Männer ihre Augen nicht mehr von ihr lassen.“

      „Sie ist ja auch ziemlich hübsch!“, konnte sich auch Finn nicht verkneifen. „Besonders diese Augen!“

      Zornig sah Christian die beiden Männer an.

      „Sagt den Männern, sie sollen Jessica in Ruhe lassen. Ich will auf keinen Fall, dass sie von unseren Jungs belästigt wird. Schließlich ist sie noch neu hier und muss sich erst einmal zurechtfinden. Das Letzte, was sie da gebrauchen kann, sind irgendwelche Tölpel, die ihr nachstellen.“

      Finn und Konrad zuckten nur mit den Schultern.

      „Also möchtest du die Kleine doch besser kennenlernen?“, wollte Finn unschuldig wissen, während Konrad sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.

      Mit ernstem Blick sah Christian zu seinen Vorarbeitern hin.

      „Ich habe schon gesagt, dass mir im Moment die Zeit fehlt. Außerdem bin ich ab morgen für zehn Tage bei einem Seminar in Wien. Ich möchte einfach nur verhindern, dass Jessica von den Männern bedrängt wird. Immerhin ist sie neu hier und muss erst alles in Ruhe kennenlernen.“

      Konrad und Finn schüttelten beide mit dem Kopf und sahen Christian ernst an.

      „Du bist ein Narr! Glaub mir, Frauen wie diese Jessica trifft man nicht jeden Tag.“

      Wütend über Konrads Worte schrie Christian die beiden Männer fast an.

      „Glaubt ihr, das weiß ich nicht? Genau aus diesem Grund will ich mich auch von ihr fernhalten. Jessica hat mehr verdient als das, was ich ihr im Moment geben kann. Oder glaubt ihr, ich möchte noch einmal so etwas erleben wie mit Holly?“

      Mit diesen Worten drehte er sich um und ging in Richtung Holzlager davon. Bestürzt sahen die beiden Männer Christian hinterher. Vielleicht waren sie doch zu weit gegangen.

      Immer noch wütend kam Christian im Lager an. Zum Glück war ihm auf dem Weg hierher niemand begegnet. Die meisten Angestellten waren inzwischen zu Hause oder hatten es sich in der „Bar“ gemütlich gemacht. Dieser Gemeinschaftsraum, der sich im A-Haus befand, wurde meist von den unverheirateten Männern und Frauen genutzt. Dort konnte man in aller Ruhe abends noch zusammensitzen oder sich an einem Kartenspiel beteiligen. Christian selbst war früher oft dort gewesen. Er hatte die Atmosphäre geliebt und sich mit Freuden die Sorgen und Probleme seiner Mitarbeiter angehört. Doch diese Zeit war längst vorbei. Seit er mit seinem Studium fertig war, blieb ihm für solche Abende einfach keine Zeit mehr. Am Anfang hatte er noch versucht, wenigstens einmal die Woche dort zu erscheinen. Aber nachdem Holly ihn verlassen hatte, wurden ihm diese Besuche zu viel. Er konnte die gute Stimmung nicht mehr ertragen. Immer wieder schob er wichtige Arbeiten vor, bis man ihn irgendwann gar nicht mehr fragte. Besonders seit dem Tag, als er von Hollys Hochzeit erfahren hatte.

      Plötzlich blieb Christian stehen. Erst jetzt realisierte er langsam, wie lange sein letzter Besuch in der „Bar“ nun schon her war. Die viele Arbeit, die er sich jeden Tag auflud, hatte sein Gefühl für Zeit ziemlich durcheinandergebracht. Unglaublich schnell waren die letzten Jahre vergangen und er konnte sich nicht an einen Tag erinnern, wo er einmal nicht gearbeitet hatte.

      „Vielleicht haben die anderen recht!“, sagte Christian zu sich selbst, obwohl ihm dieser Gedanke nicht gefiel. „Wahrscheinlich habe ich es in letzter Zeit etwas übertrieben.“

      Wieder fielen ihm die Worte seines Vaters und seiner Vorarbeiter ein.

      „Christian, so kann es nicht weitergehen, du machst dich irgendwann noch kaputt. Wann hattest du das letzte Mal Urlaub oder hast dich mit Freunden getroffen? Dein ganzes Leben besteht nur noch aus der Farm. Wir machen uns einfach Sorgen um dich. Du wirst bald 28. Langsam solltest du über eine Ehefrau und Kinder nachdenken. Du wirst nicht jünger. Irgendwann fragst du dich, wo die Zeit geblieben ist, doch dann ist es zu spät.“

      Langsam fuhr sich Christian mit der linken Hand über seine Haare und stöhnte auf. Wieso fällt es mir so schwer, alles unter einen Hut zu bringen? Er wollte alles perfekt machen und seinen Vater unterstützen. Doch irgendwie wurde die Arbeit nicht weniger. Und jetzt auch noch das Seminar. Warum musste Vater mich unbedingt dafür anmelden? In dieser Zeit wird wieder so viel liegen bleiben. Auf einmal war Christian die Idee von weiteren Hilfskräften gar nicht mehr so unangenehm. Vielleicht sollte er wirklich anfangen zu delegieren, obwohl es ihm schwerfiel,