Isabella Defano

Gefunden! Ein Traumprinz für Jessica


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sie Jessicas Koffer aus dem Verwaltungsgebäude und gingen zum Wohnsektor. Dieser bestand aus vier doppelstöckigen Wohnblöcken, die optisch von dem Verwaltungsgebäude nicht zu unterscheiden waren.

      „Schön, nicht? Ich mag diese Steinoptik an der Fassade“, sagte Tamara, während sie Jessica zum B-Haus führte.

      Neugierig sah sich Jessica um. Alle vier Häuser sahen gleich aus. Lediglich der große Buchstabe an der Eingangstür sorgte für einen deutlichen Unterschied. Schließlich wandte sich Jessica wieder dem jungen Mädchen zu.

      „Wohnst du auch hier?“, wollte Jessica wissen.

      Tamara schüttelte mit dem Kopf.

      „Nein! Das B-Haus ist der Wohnblock für die unverheirateten Frauen und im A-Haus sind die unverheirateten Männer untergebracht. Tja, der C-Block gehört den Verheirateten und im D-Block leben die Familien mit Kindern. Noch lebe ich mit meiner Familie daher im D-Haus.“

      Als Jessica und Tamara gerade ins Haus gehen wollten, kam ihnen auf einmal eine blonde Frau entgegen. Sie hatte eine leicht rundliche Figur und trug eine rote Kochschürze.

      „Mara? Wo steckst du denn die ganze Zeit? Ich dachte, du wolltest nur kurz zu deinem Vater? Jetzt sind schon Stunden vergangen.“

      Ertappt drehte sich Tamara um. Ihre Mutter hatte sie völlig vergessen.

      „Tut mir leid, Mama. Aber ich habe Onkel Claas versprochen, Jessica die Farm zu zeigen. Sie ist neu und fängt morgen hier an.“

      Inzwischen hatte Tamaras Mutter ihre Tochter erreicht. Mit einem freundlichen Lächeln begrüßte sie Jessica und gab ihr die Hand, dann wandte sie sich ihrer Tochter zu.

      „Gut, aber du hättest wenigstens Bescheid geben können. Immerhin habe ich mich darauf verlassen, dass du mir beim Backen hilfst. Jetzt bin ich schon fast fertig. Leider sind mir gerade die Eier ausgegangen. Bitte besorge mir noch welche im Laden.“

      Tamara nickte kurz und ihre Mutter ging zum D-Haus zurück. Etwas unschlüssig schaute sie Jessica an, doch diese winkte ab.

      „Geh schon. Meine Wohnung finde ich jetzt auch allein. Danke, dass du mir alles gezeigt hast.“

      „Kein Problem“, sagte Tamara, während sie Jessica kurz zuwinkte und zum Hofladen zurückging. Jessica hingegen drehte sich wieder zum Haus um und ging in das Gebäude hinein.

      Mit einem lauten Fluch auf den Lippen bohrte Christian die letzte Schraube in die Holzplatte. Endlich war das Grundgerüst des Spielhauses fertig. Bereits seit Stunden war er mit dem neuen Projekt seiner Mutter beschäftigt, denn trotz der guten Pläne des Architekten war die Umsetzung alles andere als einfach gewesen. Zum Glück waren ihm irgendwann die beiden Vorarbeiter Finn Katzer und Konrad Riedl zur Hilfe gekommen. Sonst wäre er wohl noch lange nicht so weit.

      Wieder fluchte Christian. Was hat sich Mutter nur dabei gedacht? Wieso muss sie gerade heute mit diesem Spielplatz ankommen? Sie weiß doch genau, dass ich ab morgen bei diesem Seminar bin. Und so wie es aussieht, wird der Spielplatz heute bestimmt nicht mehr fertig.

      „Was hast du eigentlich angestellt, Chris?“, wollte Finn Katzer lachend wissen, während er damit begann, die Seitenbretter festzuschrauben. „Das hier sieht deinen Eltern gar nicht ähnlich.“

      Plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, verzog Christian leicht genervt das Gesicht und legte den Bohrer ins Gras.

      „Laut meinen Eltern arbeite ich einfach zu viel. Dieser Spielplatz hier war ein Versuch meiner Mutter, mich zu einer Pause zu zwingen.“

      Die beiden Vorarbeiter hielten mit der Arbeit inne und schauten Christian fragend an.

      „Und wo ist der Unterschied, ob du Zäune ausbesserst oder hier ein Spielhaus baust?“, fragte Konrad schließlich.

      Christian zuckte mit den Schultern.

      „Ich glaube, meine Mutter hat eher damit gerechnet, ich würde mich weigern und stattdessen lieber in die Stadt fahren. Auch mein Vater hat mir erst heute wieder in den Ohren gelegen, ich solle mal wieder mit einer Frau ausgehen.“

      „Vielleicht solltest du das wirklich tun“, sagte Finn leichthin, während er sich wieder seinen Seitenbrettern zuwandte. „Seit Holly habe ich dich mit keiner Frau mehr gesehen.“

      Langsam wurde Christian wütend. Nicht Finn auch noch. Reichte es nicht, dass ihn schon seine Eltern ständig mit diesem Thema in den Ohren lagen?

      „Das sagt der Richtige“, meinte Christian genervt. „Du bist schließlich auch nicht verheiratet.“

      Finn, der gerade wieder eine Schraube in die Holzplatte bohren wollte, hielt mitten in der Bewegung inne und drehte sich zu Christian um.

      „Mag sein, doch ich versuche wenigstens, eine Frau zu finden. Die einzigen Frauen, mit denen du dich abgibst, sind die Mitarbeiterinnen auf der Farm. Doch bisher hat keine von ihnen dein Interesse geweckt.“

      „Beziehungen am Arbeitsplatz gehen nur selten gut aus. Bei diesem Punkt waren Raphael und ich uns immer einig“, warf Christian ein und griff nach einer Holzplatte.

      „Tja, zum Glück hat sich dein Cousin nicht daran gehalten. Sonst würde es im Februar wohl keine Hochzeit geben“, meinte Finn trocken.

      „Stimmt!“, warf Konrad ein. „Immerhin haben sich die beiden auf einer Firmenfeier kennengelernt.“

      Christian schüttelte mit dem Kopf und versuchte, die Worte der beiden Verwalter auszublenden. Toll, warum musste sich Raphael, dieser Verräter, auch ausgerechnet in eine Angestellte verlieben? Natürlich freute sich Christian für seinen Cousin, trotzdem hatte dies auf der Farm für einige Komplikationen gesorgt. Jahrelang hatten die weiblichen Mitarbeiter das ungeschriebene Gesetz, keine Beziehung mit Angestellten, akzeptiert. Als jedoch Raphaels Beziehung mit Larissa auf der Farm die Runde machte, hatten einige der Frauen ihr Glück bei Christian versucht. Automatisch gingen sie davon aus, dass sich nun auch der Junior nicht mehr an diese Regel halten würde. Dies war ziemlich lästig gewesen, denn egal, wo er gerade arbeitete, überall tauchten Mitarbeiterinnen aus den seltsamsten Gründen auf. Sie brachten ihm Essen und Trinken aufs Feld, obwohl er wie alle anderen Männer im Hofladen aß. Wollten ihn zu einem Besuch in der „Bar“ überreden oder luden ihn ins Kino ein. Immer wieder lehnte er höflich ab, um die Betroffene nicht zu verletzten. Als er dann aber die älteste Tochter des Tierarztes am Abend in seinem Haus vorfand, war für ihn das Fass übergelaufen. In einer Mitarbeiterversammlung sprach er ein Machtwort aus, dass er dieses Verhalten nicht länger dulden würde. Dies hatte gewirkt und endlich konnte Christian wieder in Ruhe seiner Arbeit nachgehen.

      „Wie wäre es mit der Neuen? Ich habe euch heute früh gesehen. Die Kleine schien dich beeindruckt zu haben. Für einen Moment war dir die Arbeit nicht das Wichtigste. Jedenfalls hast du der Kleinen eine ganze Weile hinterhergeschaut.“

      Kaum hatte Finn Katzer die Worte ausgesprochen, sah Christian ihn erst leicht verwirrt an. Doch nur wenige Sekunden später hatte Christian wieder das Bild der jungen blonden Frau vor Augen, mit der er zusammengestoßen war. Er konnte nicht leugnen, dass ihn diese Jessica beeindruckt hatte. Zu deutlich erinnerte er sich an ihre saphirblauen Augen. Gerne würde er sie näher kennenlernen, denn trotz ihrer freundlichen Worte hatten ihre Augen traurig ausgesehen. Wieder fragte er sich, was wohl der Grund dafür war. Aber im gleichen Moment schüttelte Christian die Erinnerung wieder ab. Er durfte sich nicht ablenken lassen, sondern hatte eine Aufgabe zu erledigen. Für irgendwelche Gedanken an eine Frau, mochte sie auch noch so anziehend sein, konnte er gerade keine Zeit erübrigen.

      „Vielleicht sollten wir das Thema einfach fallen lassen“, sagte Christian bestimmt. „Ich möchte nicht, dass irgendwelche Gerüchte entstehen. Wenn ich Pech habe, fängt das ganze Theater der letzten Wochen sofort wieder an. Außerdem bezweifle ich, dass sich die Neue überhaupt für mich interessiert. Im Gegenteil, sie schien mich kaum richtig wahrzunehmen.“

      Als die Vorarbeiter ihn belustigt anschauten, drehte sich Christian schnell