Isabella Defano

Gefunden! Ein Traumprinz für Jessica


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die nun ganz verstreut auf den Boden lagen.

      „Das mit den Brettern tut mir leid. Ich hätte besser aufpassen müssen. Doch ich hatte nicht mit so einem großen Betrieb gerechnet und war einfach völlig fasziniert von der Umgebung. Soll ich dir beim Aufsammeln helfen?“

      Christian schüttelte mit dem Kopf und winkte ab.

      „Nicht notwendig, Jessica, das schaffe ich schon allein. Ich hätte ja auch aufpassen können.“

      Dankbar nickte Jessica Christian noch einmal zu und ging dann weiter in die genannte Richtung. Währenddessen sah Christian ihr eine ganze Weile fasziniert hinterher. Bis er sich schließlich erneut selbst zur Ordnung rief, denn er hatte immerhin noch einiges zu erledigen. Er konnte jetzt keine Ablenkung gebrauchen.

      Dank der genauen Beschreibung dauerte es nicht sehr lange, bis Jessica vor dem Verwaltungsgebäude stand.

      „Dieser Chris hatte recht. Das Gebäude ist wirklich nicht zu verfehlen.“

      Sowohl der Hofladen wie das Verwaltungsbüro waren in einem einstöckigen Gebäude mit rotem Ziegeldach untergebracht, dessen Fassade ein interessantes Steinmuster zeigte. Im Laden standen mehrere Tische und Stühle, an denen sich bereits einige Frauen fröhlich unterhielten. Gleichzeitig konnte Jessica einige Kinder ausmachen, die von einer jungen Verkäuferin kleine Tüten mit Süßigkeiten erhielten. Verwundert schaute Jessica auf dieses Bild. Irgendwie kam es ihr eher vor, sie wäre in einem eigenen kleinen Dorf und nicht auf einer Farm. Als einige der Frauen fragend zu ihr hinausschauten, ging Jessica schnell in das angrenzende Verwaltungsbüro hinein.

      Kaum hatte sie das Gebäude betreten, kamen die alten Zweifel wieder hoch. Was mache ich eigentlich hier? Doch ihr blieb keine Zeit, näher darüber nachzudenken, denn schon kam eine junge rothaarige Frau auf Jessica zu.

      „Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?“

      Schnell nahm Jessica die angebotene Hand der jungen Frau, um diese zu begrüßen.

      „Guten Morgen. Mein Name ist Jessica Neumann. Ich bin hier wegen eines Jobs.“

      Fröhlich nickend führte die Frau Jessica weiter in das Gebäude hinein. Erst vor einer weißen Tür fast am Ende des Ganges blieb sie stehen und klopfte an.

      „Hier ist das Büro unseres Verwalters Claas Philipps. Übrigens, mein Name ist Jenna Bade, ich bin hier die Gutssekretärin. Wenn Sie den Job bekommen, werden wir uns bestimmt noch öfter sehen.“

      Nur mit halbem Ohr hörte Jessica den Erzählungen der Gutssekretärin zu. Sie war viel zu nervös. Was soll ich tun, wenn es mit dem Job nicht klappt? Immerhin habe ich hier in Österreich nicht mal eine Arbeitserlaubnis. Doch bevor Jessica noch einen Rückzieher machen konnte, ging plötzlich die Tür auf und ein großer grauhaariger Mann kam aus dem Büro heraus. Wie erstarrt sah dieser Jessica mit seinen blauen Augen an. Niemand sprach ein Wort, bis Jenna Bade die Stille durchbrach.

      „Guten Morgen, Claas. Das ist Jessica Neumann. Sie ist hier wegen eines Jobs.“

      Gleich darauf wandte sich die junge Frau wieder Jessica zu und lächelte sie freundlich an.

      „Ich muss dann mal wieder an die Arbeit. Viel Glück!“

      Mit diesen Worten verabschiedete sich Jenna Bade und ging wieder nach vorne.

      Während Jessica der Sekretärin kurz hinterherschaute, sah Claas Philipps sie immer noch sprachlos an. Jetzt verstand er, was seine Frau gestern gemeint hatte. Auch er konnte das Gefühl nicht abschütteln, diese Frau schon einmal gesehen zu haben. Leider konnte sich Claas ebenfalls nicht erklären, wo dies gewesen sein konnte. Diese langen blonden Haare, die zu einem lockeren Zopf zusammengebunden waren, und diese Augen, die wie kleine Saphire aussahen, all dies kam ihm sehr vertraut vor.

      Als sich Jessica wieder zu dem Verwalter umdrehte, schluckte dieser seine Verwirrung herunter und gab ihr zur Begrüßung die Hand.

      „Frau Neumann, es freut mich, Sie kennenzulernen. Meine Frau hat mir bereits von der gestrigen Begegnung erzählt. Kommen Sie rein.“

      Jessica nickte dem älteren Mann nur kurz zu und folgte ihm dann in sein Büro. Während sie hinter sich die Tür schloss, nahm Claas Philipps bereits an seinem Schreibtisch Platz. Freundlich zeigte er auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches.

      Erleichtert setzte sich Jessica auf den angebotenen Stuhl. Scheinbar hatte die ältere Dame wirklich ihr Versprechen gehalten und ihren Mann informiert. Trotzdem blieben immer noch kleine Zweifel. Was genau soll ich hier eigentlich tun? Bisher hatte sie nur männliche Arbeiter auf dem Feld gesehen. Würde sie dort arbeiten müssen? Als kurz darauf der Verwalter das Wort an sie richtete, drängte Jessica ihre Fragen zurück.

      „So! Sie sind also auf der Suche nach einem Job. Haben Sie schon einmal auf einer Farm oder mit Tieren gearbeitet?“

      Jessica schüttelte mit dem Kopf und sah den Verwalter an.

      „Nicht direkt. Bei uns im Internat gab es ein paar Pferde und Vogelhäuser. Doch sonst bin ich mit Tieren nicht näher in Berührung gekommen. Ich bin eher ein Stadtkind.“

      Claas nickte, so etwas hatte er erwartet. Dann ging er ihre Worte noch einmal in Gedanken durch.

      „Sie waren im Internat? Wo?“

      „In Marienhöhe. Das liegt in der Nähe von Darmstadt“, antwortete Jessica bereitwillig. „Ich bin dort seit der ersten Klasse zur Schule gegangen.“

      Leicht irritiert sah Claas Philipps die junge Frau an. Er kannte ein paar Internate in Österreich, denn vor fast vier Jahren hatten er und Carlos de Luca einige davon besucht. Zu diesem Zeitpunkt hatte die knapp 14-jährige Manuela ziemliche Probleme in der Schule. Ihr damaliges Interesse galt eher ihren Freunden, und manchmal ging sie gar nicht erst zur Schule. Alle Ermahnungen und Bestrafungen halfen nicht und am Ende hätte sie die Klasse fast wiederholen müssen. Ihre Eltern wussten sich keinen anderen Ausweg mehr und entschieden sich für ein Internat. Dort konnte sich das Mädchen wieder ganz auf das Lernen konzentrieren. Mit Erfolg, denn Manuela würde am Ende des nächsten Schuljahres sogar ihr Abitur machen. Doch in Deutschland war er nicht gewesen. Also, wo habe ich diese Frau schon einmal gesehen?

      Als Jessica den leicht irritierten Gesichtsausdruck des Verwalters bemerkte, war sie verunsichert. Habe ich etwas Falsches gesagt? Genauso wie bereits gestern seine Frau, sah auch er sie immer wieder mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an. Inzwischen war sich Jessica aber sicher, dass sie sich bisher noch nie gesehen hatten.

      „Stimmt etwas nicht?“, fragte Jessica, als sie die plötzliche Stille nicht mehr aushielt.

      Noch immer starrte Claas Philipps sie unentwegt an, aber dann schüttelte er mit dem Kopf.

      „Nein! Entschuldigen Sie bitte. Sie erinnern mich nur an jemanden.“

      Im nächsten Moment drängte der Verwalter das seltsame Gefühl zurück und kehrte zum eigentlichen Grund ihres Gespräches zurück.

      „Also wegen des Jobs. Eigentlich möchte unser Junior, dass nur noch Leute mit praktischer oder theoretischer Erfahrung eingestellt werden. Leider hatten wir vor Kurzem ein sehr großes Problem in unserem Tierbereich. Einige unserer Kaninchenjunge sind dabei gestorben.“

      „Kaninchen? Ich dachte, es wäre eine Farm?“, warf Jessica verwirrt ein.

      Claas Philipps musste lächeln.

      „Sagt Ihnen der Name de Luca gar nichts?“

      Jessica schüttelte mit dem Kopf. Zwar hatte sie sich gewundert, warum es für diese Farm eine eigene Bushaltestelle gab, doch nicht weiter darüber nachgedacht.

      „Nein. Bisher war ich ja auch noch nie in Österreich.“

      Plötzlich konnte sich Claas Philipps ein leichtes Kopfschütteln nicht verkneifen. Immerhin kam es nicht oft vor, dass jemand den Namen de Luca nicht kannte.

      „Der Name de Luca ist eigentlich nicht nur in Österreich ziemlich bekannt, sondern auch in Deutschland.