Isabella Defano

Gefunden! Ein Traumprinz für Jessica


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Diesmal sollte es aber jemand sein, der wenigstens etwas Ahnung von Tieren besitzt. Wir können es uns nicht noch einmal erlauben, jemanden ohne Vorbildung und Erfahrung einzustellen. Beim letzten Mal hätten wir fast drei ganze Würfe verloren.“

      Plötzlich fluchte Christian laut auf.

      „Verdammt! Man sollte doch wissen, dass man die Nester der Kaninchen in Ruhe lässt und die Jungen nicht ständig herausnimmt. Besonders, wenn die Mutter noch so jung ist. Wenn sich dieser Justus an die Vorschriften gehalten hätte, müssten wir nicht einen ganzen Haufen Jungtiere mit der Hand aufziehen und hätten auch nicht einige Tiere verloren. Jetzt reicht die Anzahl der Kleinen nicht mal aus, um unsere verstorbenen Tiere zu ersetzen. Wir werden also im Frühjahr deutlich mehr Häsinnen decken lassen müssen. Und dies bedeutet noch mehr Arbeit.“

      Carlos war frustriert. Natürlich war er der gleichen Meinung wie sein Sohn, ihr ehemaliger Mitarbeiter hatte wirklich fahrlässig gehandelt. Aber in einem Punkt irrte sich Christian. Dieses Verhalten hatte nichts mit seiner fehlenden Erfahrung zu tun. Auch andere Mitarbeiter hatten erst auf der Farm gelernt, mit den besonderen Angorakaninchen umzugehen. Doch für den ehemaligen Mitarbeiter war die Arbeit mit den Tieren einfach nicht wichtig genug. Er wollte nur sein Gehalt und das möglichst ohne große Anstrengungen. Immer wieder hatten sich die anderen Kollegen über seine Faulheit und Unpünktlichkeit beklagt. Nicht nur einmal hatte Carlos ein ernstes Wort mit diesem Mann gesprochen, leider ohne Erfolg. Justus Friesen war sowieso nicht sehr gut auf Carlos und seinen Sohn zu sprechen, nachdem man ihm die 26-jährige Luisa Focke als Hallenleiterin vor die Nase gesetzt hatte. Nach seiner Meinung hätte ihm als Ältesten diese Verantwortung zugestanden und so weigerte er sich, den Anweisungen der fast 14 Jahre jüngeren Frau Folge zu leisten. Aber erst sein absolutes Fehlverhalten im Umgang mit den Zuchtkaninchen und ihren Jungen machten ihn für die de-Luca-Farm untragbar.

      Trotzdem! Carlos wünschte sich, Christian würde sich nicht immer nur um die Arbeit sorgen, obwohl es leider nichts Neues war. Für einen kurzen Moment lang dachte er wirklich, seinen Sohn würde etwas anderes beschäftigen. Vielleicht Probleme mit einer Frau? Kopfschüttelnd musste Carlos still über sich selbst lachen. Wie komme ich nur auf einen solchen Gedanken? Seit der Trennung von seiner Exfreundin vor fast drei Jahren war Christian schon keine Beziehung zu Frauen mehr eingegangen. Stattdessen vergrub er sich ganz in seiner Arbeit und machte nicht einmal Urlaub. Leider konnte er seinem Sohn aber auch nicht böse sein. Carlos wusste, wie problematisch die Personalsituation im Moment war und wie viel Arbeit Christian auf sich nahm, um ihn zu unterstützen. Auf diese Weise konnte sich Carlos in Ruhe um den Versand der Angorawolle an seinen Bruder Valenzo kümmern, der dieses besondere Material für seine beliebten Modekollektionen nutzte. Der Name de Luca stand für Qualität. Aus diesem Grund konnten sie es sich nicht leisten, beim Personal zu sparen. Nur so konnten sie sichergehen, dass alle Tiere gesund waren. Aber wenn nicht bald etwas geschah, würde Christian vor Überlastung irgendwann umfallen.

      Als Carlos sah, wie ihn die beiden Vorarbeiter abwartend anschauten, beschloss dieser erst einmal, auf den eigentlichen Grund ihrer Versammlung zurückzukommen.

      „Genau die gleiche Thematik habe ich gerade ebenfalls angesprochen“, meinte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Doch ich finde, es reicht nicht aus, nur die eine fehlende Person zu ersetzen. Wir müssen allgemein darüber nachdenken, weitere Hilfskräfte einzustellen. Ich habe bereits mit Claas darüber gesprochen. So etwas wie in diesem Jahr darf nicht noch einmal passieren. Besonders jetzt nicht, da im Februar die Hochzeit von Raphael stattfindet.“

      Christian schüttelte mit dem Kopf. Genau die gleiche Problematik hatten sie vor einigen Monaten schon einmal diskutiert. Damals, kurz nach dem 50. Geburtstag seines Onkels Victor, sollten ebenfalls mehr Mitarbeiter eingestellt werden. Da viele Angestellte durch einen Virus krank geworden waren, konnte niemand aus der Familie an der Geburtstagsfeier teilnehmen. Lediglich seine Schwester Christin, die zu der Zeit sowieso in Deutschland war, hatte für einige Stunden das Geburtstagskind besucht. Trotzdem sah Christian nicht wirklich eine Notwendigkeit darin, zusätzliches Personal einzustellen. Natürlich musste der fehlende Mitarbeiter ersetzt werden, aber ansonsten standen eigentlich genügend Leute zur Verfügung. Sobald die Wirsingernte erledigt war, gab es bis Februar auf dem Feld nicht wirklich viel zu tun, sodass die landwirtschaftlichen Mitarbeiter im Notfall im Tierbereich aushelfen konnten.

      „Ich verstehe deine Sorge, Vater“, versuchte Christian zu argumentieren. „Aber ich glaube immer noch nicht, dass zusätzliche Hilfskräfte notwendig sind. Wir haben an die 50 fest angestellte Mitarbeiter, die im Ernstfall aushelfen könnten. Es ist eher unwahrscheinlich, dass alle Mitarbeiter gleichzeitig krank werden. Das damals war einfach nur Pech.“

      Ernst sah Carlos seinen Sohn an. Ja, sie hatten gut 50 Mitarbeiter, doch wenn Christian trotzdem jeden Tag neben seiner Büroarbeit noch aufs Feld fahren musste, waren es eindeutig zu wenig.

      „Du hast recht, es war Pech. Doch was passiert, wenn wir noch einmal so viel Pech haben? Beim letzten Mal haben wir den Geburtstag meines Bruders verpasst, diesmal könnten wir Raphaels Hochzeit verpassen. Dieses Risiko möchte ich nicht eingehen. Es müssen ja nicht so viele Hilfskräfte sein. Drei oder vier sind völlig ausreichend. Ich möchte nur, dass jemand da ist, wenn wir im Februar nach Deutschland fahren. Außerdem, mein Sohn, es ist mir nicht entgangen, dass du in den letzten Monaten täglich fast 14 oder 15 Stunden gearbeitet hast. Du brauchst dringend eine Pause. Wenn wir noch mehr Leute beschäftigen, könntest du dich nur noch um deine Bürotätigkeit kümmern. Glaub mir, auf Dauer wirst du diese Doppelbelastung nicht durchstehen.“

      Christian war genervt. Geht das schon wieder los? Er wusste, dass er seinen Vater nicht umstimmen konnte. Dieser war fest davon überzeugt, dass es notwendig war, neue Leute einzustellen. Aber er mochte es gar nicht, wenn sich seine Eltern ständig in sein Leben einmischten. Gut, er arbeitete gerade wirklich sehr viel. Doch was soll ich auch sonst tun? Es gab keine Frau in seinem Leben, denn dafür hatte er einfach keine Zeit. Außerdem würde es nicht immer so bleiben. Irgendwann würde sein Bruder Matthias sein Studium beenden und einen Teil der Arbeiten übernehmen.

      Um das Thema zu beenden, nickte Christian seinem Vater kurz zu. Es gab noch genügend andere Dinge, die besprochen werden mussten, und er würde sich jetzt nicht mit seinem Vater über drei oder vier neue Mitarbeiter streiten.

      „Gut, dann soll sich Claas darum kümmern“, sagte Christian und wandte sich gleich darauf den beiden Vorarbeitern zu.

      „Was gibt es sonst noch für Probleme?“

      Es dauerte fast zwei Stunden, bis die Gruppe alle ihre Anliegen besprochen hatte. Immer wieder tauchten neue Anregungen und Vorschläge auf, wie die Abläufe optimiert werden konnten. Schließlich verabschiedeten sich die Männer voneinander und die beiden Vorarbeiter machten sich auf den Weg zu ihren Arbeitsplätzen. Beide arbeiteten bereits seit vielen Jahren auf der Farm. Sie hatten hier als einfache Arbeitskräfte angefangen und verfügten inzwischen über ein sehr umfassendes Wissen über die Abläufe in ihren Abteilungen. Für Christian waren sie daher am Anfang eine sehr große Hilfe gewesen, als er vor gut drei Jahren die aktive Leitung der Farm übernommen hatte. Denn obwohl die Farm immer noch offiziell seinem Vater gehörte, hatte dieser sich inzwischen immer mehr aus dem normalen Alltagsgeschäft zurückgezogen. Und bis auf ein paar kleine Einschränkungen konnte Christian alle Entscheidungen selbstständig treffen. Lediglich einmal im Monat bestand sein Vater auf diese Sitzung, woran normalerweise auch der Farmverwalter Claas Philipps teilnahm.

      Nachdem die beiden Männer nicht mehr in Sichtweite waren, wandte sich Carlos wieder seinem Sohn zu.

      „Und? Was hast du heute noch vor? Schließlich musst du ja schon morgen zu deinem Seminar. Vielleicht solltest du den heutigen Tag nutzen, um etwas zu entspannen. Du könntest zum Beispiel in die Stadt fahren und Freunde besuchen.“

      Kopfschüttelnd sah Christian seinen Vater an. Natürlich! Er hätte wissen müssen, dass dieser das Thema nicht so schnell fallen lassen würde.

      „Vater, wie stellst du dir das vor? Es gibt gerade so viel zu tun. Die Kohlköpfe ernten sich nicht von alleine. Außerdem muss ich mich noch um die Reparatur der Zäune und den Bürokram kümmern. Ich habe bereits ein paar sehr gute Angebote,