Isabella Defano

Gefunden! Ein Traumprinz für Jessica


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auf und ließ sich wieder in den Stuhl zurückfallen. Ernst sah er seinen Sohn an.

      „Christian, so kann es nicht weitergehen, du machst dich irgendwann noch kaputt. Dein ganzes Leben besteht nur noch aus der Farm.“

      Christian winkte ab und setzte sich ebenfalls wieder hin.

      „Das stimmt gar nicht.“

      Doch so einfach ließ Carlos seinen Sohn nicht in Ruhe.

      „Ach wirklich, und wann hattest du das letzte Mal Urlaub oder hast dich mit Freunden getroffen? Wann warst du zuletzt mit einer Frau zusammen? Christian, ich mache mir Sorgen um dich. Du arbeitest zu viel.“

      Etwas wütend und genervt sah Christian seinen Vater an. Wieso musste er immer wieder auf diesem Thema herumreiten?

      „Glaubst du nicht, dass du etwas übertreibst. Gut, dann war ich halt schon eine Weile nicht mehr mit einer Frau zusammen. Na und! Es gibt immerhin noch wichtigere Dinge. Für mich ist die Farm nun einmal gerade das Wichtigste, immerhin werde ich sie eines Tages ganz übernehmen. Ich muss mich also in allen Bereichen der Farm sehr gut auskennen. Dies geht aber nur, wenn ich Zeit investiere.“

      Carlos verschränkte die Arme vor seiner Brust.

      „Stimmt, du sollst eines Tages die Farm komplett übernehmen. Das kannst du aber nur, wenn du zu diesem Zeitpunkt noch dazu in der Lage bist. Wenn du so weitermachst wie bisher, fällst du irgendwann um. Mach etwas langsamer, mein Sohn, es gibt noch mehr als Arbeit. Du wirst bald 28. Langsam solltest du über eine Ehefrau und Kinder nachdenken. Außerdem, auch ich kenne mich nicht in allen Bereichen der Farm aus. Dafür haben wir schließlich fähige Mitarbeiter. Zum Beispiel Finn, er arbeitet nun schon seit fast 20 Jahren im Tierbereich. Es gibt kaum etwas, was er noch nie gesehen hat. Oder Konrad. Ich bin mir sicher, er würde die anfallenden Arbeiten auf dem Feld gut alleine koordinieren. Sicher, es war gut, dass du am Anfang alle Bereiche kennengelernt hast, doch jetzt solltest du damit beginnen, deinen Mitarbeitern zu vertrauen. Finn, Konrad und selbst Claas leisten hervorragende Arbeit, du musst es nur zulassen.“

      Mit diesen Worten verließ Carlos de Luca das Büro seines Sohnes und ließ Christian allein zurück. Kaum fiel die Tür hinter seinem Vater zu, stand Christian frustriert auf und ging im Zimmer hin und her. Er hatte die Nase voll davon, dass sich seine Eltern ständig in sein Leben einmischen wollten. Bereits seit Wochen lagen ihm seine Mutter und sein Vater in den Ohren, er solle mal wieder ausgehen und sich mit einer Frau treffen. Dies war jedoch für Christian keine Option. Schon einmal war seine Beziehung aufgrund der Arbeit auf der Farm zerbrochen. Holly war einfach nicht damit klargekommen, dass Christian die Farm wichtiger war als sein Vergnügen. Dabei fing alles so gut an. Sie hatten sich auf der Uni kennengelernt und gemeinsam Agrarwirtschaft studiert. Jahrelang waren sie das Traumpaar der Uni gewesen, mit vielen Träumen für die Zukunft. Als Christian jedoch nach seinem Studium auf der Farm seines Vaters zu arbeiten begann, wurde das Verhältnis immer schlechter. Christian wollte seinen Vater entlasten und nahm ihm daher viele Arbeiten ab. Da er aber selbst noch neu in diesem Bereich war, musste er oft sehr lange arbeiten. Die meiste Zeit verbrachte er mit Finn Katzer und Konrad Riedl, die ihn in die Tätigkeiten der einzelnen Abteilungen einwiesen. Oder bei Claas, der ihn in die Geheimnisse des Personalwesens und der firmeninternen Preiskalkulation einführte. Währenddessen fühlte sich Holly immer mehr vernachlässigt. Sie begann damit, alleine zu Veranstaltungen und Feiern zu gehen. Doch als Christian dann auch noch ihren Geburtstag vergaß, hatte sie die Nase voll. Sie trennte sich von ihm und suchte sich stattdessen einen Freund mit geregelten Arbeitszeiten. Vor einem Jahr hatte Christian dann erfahren, dass Holly inzwischen verheiratet und Mutter einer Tochter war. An diesem Tag hatte er sich sinnlos betrunken und sich seitdem noch tiefer in die Arbeit vergraben. Denn obwohl die Trennung schon einige Zeit her war, hoffte er bis zum Schluss, sie würde zu ihm zurückkommen.

      Um sich abzulenken und nicht länger über Holly nachdenken zu müssen, verließ Christian sein Büro und machte sich auf den Weg zu den Feldarbeitern. Doch er kam nicht weit. Kaum hatte er sein Büro verlassen, lief ihm seine Mutter entgegen. Christian stöhnte auf, als er sah, wie sie zielgerichtet auf ihn zukam. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Erst sein Vater und nun seine Mutter. Können die beiden mich nicht einfach mal für eine Weile in Ruhe lassen? Aber seine Mutter war hartnäckig, das wusste er genau. Sie ließ nicht zu, dass er sich schnell verdrückte, sondern stellte sich ihm in den Weg.

      „Christian, schön, dass ich dich noch treffe. Ich brauche dringend deine Hilfe im Garten. Ich würde ja deinen Vater bitten, aber ich möchte nicht, dass er sich überanstrengt.“

      Frustriert sah Christian seine Mutter an und schüttelte leicht mit dem Kopf. Natürlich wusste er, dass dies nur eine Ausrede war, denn eigentlich ließ seine Mutter niemanden in ihren Garten. Oft genug hatte sie gemeint, dass ihr Vater genügend Platz habe, um sich landwirtschaftlich zu betätigen. Der Garten hingegen sei ihre Wirkungsstätte.

      „Mutter, muss das gerade jetzt sein? Ich muss arbeiten.“

      Seine Mutter winkte jedoch nur ab.

      „Ich denke, die anderen Mitarbeiter werden es überleben, wenn du mal für einige Stunden nicht bei ihnen bist. Immerhin gibt es noch fähige Vorarbeiter und im Ernstfall sogar einen Verwalter, die sich um anfallende Probleme kümmern können. Doch mein Problem muss sofort erledigt werden. Ich plane ein paar Neuerungen in meinem Garten, kann aber die Materialien dafür nicht selbst herbeischaffen. Daher dachte ich mir, mein Sohn würde mir bestimmt helfen. Aber wenn dir alles andere wichtiger ist, dann verstehe ich das natürlich.“

      Leicht genervt stöhnte Christian auf, als seine Mutter wieder mit dieser Mitleidsmasche kam. Leider war sie damit immer ziemlich erfolgreich, denn es fiel ihm schwer, seine Mutter im Stich zu lassen. Schließlich gab er sich geschlagen und ging mit ihr zur Gartenanlage vor seinem Elternhaus. Jedoch nicht, ohne einen kurzen Blick auf das Feld zu werfen, auf dem die Erntearbeiter gerade mit ihrer Arbeit begannen.

      Als Christian mit seiner Mutter kurze Zeit später im Gartenbereich ankam, traute er seinen Augen kaum. Der kleine gemütliche Garten hatte sich komplett verändert. In der Mitte befand sich jetzt ein großes Loch und überall standen Kartons herum.

      „Was ist denn hier passiert?“

      Fragend sah Christian seine Mutter an, die ihn nur fröhlich anlächelte. Er konnte nicht begreifen, was hier geschehen war. Erst vor einer Woche war er das letzte Mal im Haus seiner Eltern gewesen und damals hatte der Garten noch nicht so ausgesehen.

      „Unser Garten wird ein richtiger Kindertraum“, sagte seine Mutter. „Naja, wenigstens ein Teil davon. Weißt du, ich wollte schon immer einen ähnlichen Garten besitzen wie deine Tante Nancy in Stuttgart. Eine überdachte Sitzecke, einen Steinofen, einen gesicherten Teich und natürlich viele Spielmöglichkeiten für die Kinder. Ja, und natürlich ein Spielhaus mit Fenstern. Jetzt endlich konnte ich deinen Vater überreden, einen fähigen Gartenarchitekten zu engagieren. Das Einzige, was noch fehlt, ist jemand, der die Spielgeräte aufstellt und das Holzhaus baut. Eigentlich wollte der Architekt dafür eine entsprechende Firma beauftragen, doch ich habe ihm gesagt, dass dies nicht notwendig sei. Immerhin habe ich einen Sohn, der sehr gut mit Holz umgehen kann. Und die einzelnen Teile für die Spielgeräte müssen ja nur zusammengeschraubt werden.“

      Fassungslos sah Christian seine Mutter an.

      „Ist das dein Ernst? Ein Spielplatz mit Spielhaus? Jetzt? Dafür brauche ich bestimmt mehr als einen Tag.“

      Seine Mutter lachte nur und legte ihren Arm auf seine Schulter.

      „Du hast ja Zeit. Es sei denn, du hast noch irgendetwas in der Stadt zu erledigen. Das könnte ich natürlich verstehen.“

      Plötzlich wurde Christian klar, worum es bei diesem Projekt wirklich ging. Es war nur ein neuer Versuch, ihn zu einer Auszeit zu zwingen. Denn wozu sollte ein Spielplatz im Moment sonst gut sein? Er und seine Geschwister waren dafür längst zu alt. Sein Bruder Matthias studierte in Wien Landwirtschaft und Umwelt, während sich Christin in München ihrem Betriebswirtschaftsstudium widmete. Tja, und seine jüngere Schwester Manuela ging mit ihren fast 18 Jahren zwar noch zur Schule, doch sie würde wohl kaum einen Kinderspielplatz