Michaela Santowski

Du gehörst zu mir


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war nun definitiv zu viel Information für Suzie. Sie ließ sich in den nächsten Sessel gleiten und hustete, um den Klumpen, der ihr im Hals steckte, runterzuschlucken.

      „Meinen herzlichen Glückwunsch. Ist sie schwanger?“

      Suzie wünschte sich sehnlichst, ihr Bruder würde endlich den Mund halten.

      Rob schüttelte den Kopf. „Wir wollen bis nach der Hochzeit warten. Sie möchte nicht mit dickem Bauch vor den Altar treten.“

      Suzie konnte nicht verhindern, dass sie kurz schnaubte und verbarg es wieder einmal hinter einem Husten. Sie würde diesen Mann jederzeit und überall heiraten, dick oder nicht. Jetzt bist du völlig am Durchdrehen. Das ist nicht dein Fantasie Traummann, der vor dir steht. Das ist Rob aus Fleisch und Blut. Du kennst ihn nicht mal. Doch leider war sich Suzie ziemlich sicher, dass Rob sich nicht verändert hatte. Damit war er ihr Traummann. Da musste sie sich nichts vormachen. Ihr Traummann, der im nächsten Jahr eine andere heiraten würde. Dann würde sie sich ihn einfach aus dem Kopf schlagen. Sie hatte bereits zehn Jahre von ihm geträumt. Warum nicht zehn weitere Jahre von ihm träumen und nebenbei den Richtigen kennenlernen? Träumen war ja nicht verboten. Sie würde einfach diese Besprechung heute hinter sich bringen und ihn dann die nächsten zehn Jahre nicht wiedersehen. Danach, sollte sie ihn dann zufällig wiedersehen, war er bestimmt schon längst Papa von zwei bis drei Kindern und immer noch glücklich mit seiner Mira. Und sie war bestimmt auch verheiratet und gerade mit ihrem zweiten Kind schwanger. Glücklich mit dieser Vorstellung stand sie lächelnd auf.

      „Ich freu mich schon darauf, zu sehen, wie du wohnst, Suzanna. An einer Uni war ich auch schon lange nicht mehr.“

      Verständnislos blickte Suzie zu Pierre und wieder zurück zu Rob. „Ich fürchte, ich kann dir nicht folgen.“

      „Pierre hat dir also noch nichts gesagt?“

      „Wovon nichts gesagt?“

      „Ich werde bei dir wohnen“, erklärte Rob, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. „Ich werde sozusagen dein Schatten.“

      „Wie bitte?“, brachte sie leise hervor.

      „Pierre und ich nehmen die Drohungen gegen dich sehr ernst. Wir sind übereingekommen, dass ich dich nicht aus den Augen lassen werde.“

      „Wie lange?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

      „Solange wie nötig.“

      Energisch schüttelte sie den Kopf. „Auf keinen Fall!“

      Rob grinste. „Keine Sorge, Suzie. Ich versuche, so gut wie möglich im Hintergrund zu bleiben und dein Privatleben nicht allzu sehr durcheinander zu bringen.“

      Verzweifelt lachte Suzie auf.

      „Ich schlafe auf dem Sofa.“ Er zwinkerte ihr zu. „Es sei denn, du hast Angst, dass dich jemand nachts aus dem Bett entführen könnte. Dann werde ich neben dir schlafen müssen.“

      „Sehr witzig“, brachte sie matt hervor.

      „Du solltest dein Gesicht sehen“, feixte Rob. „So schlimm bin ich auch nicht.“

      „Ich dachte, du hättest Leute, die solche Jobs erledigen?“

      „Habe ich auch. Aber Pierre ist mein bester Freund. Also kriegt er auch den Besten. Das bin nun mal ich.“

      „Aber ich will das nicht.“

      Jetzt schaltete Pierre sich ein. „Suzanna Henriette Malcom! Kannst du mir mal verraten, warum du dich so anstellst? Du hast doch im Moment keinen Freund, den Robs Anwesenheit stören könnte.“

      Danke, Bruderherz. Das ist gar nicht peinlich. „Aber Rob hat ein Privatleben“, versuchte sie sich herauszureden. „Ich bin sicher, dass Mira nicht begeistert sein wird, wenn er bei einer anderen Frau einzieht.“ Ich an ihrer Stelle wäre es jedenfalls nicht.

      „Er zieht ja nur bei dir ein, nicht bei irgendeiner Frau. Das wird sie schon verstehen.“

      Nur? „Bin ich etwa keine Frau?“ Empört verschränkte sie die Arme vor der Brust und funkelte ihren Bruder böse an.

      „Doch, durchaus“, ruderte Pierre zurück, der merkte, dass er zu weit gegangen war. „Aber ihr kennt euch schon ewig. Rob macht das als Freundschaftsdienst.“

      „Trotzdem möchte ich das nicht.“ Das überstehe ich nicht. Auf unbestimmte Zeit mit Rob zusammenwohnen. Danach kann ich nur noch ins Kloster gehen.

      „Trotzdem zieht er ein.“ Pierre konnte genauso stur sein wie seine Schwester. „Jemand hat versucht, dein Auto von der Straße zu drängen. Du bist in ernster Gefahr. Damit ist die Diskussion beendet. Ich fühle mich sicherer, wenn ich im Ausland bin und Rob bei dir ist.“

      „Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt“, widersprach sie ihm dennoch. „Brauche ich echt noch einen Babysitter?“

      „Ich verspreche auch, dir die Windeln zu wechseln, wenn nötig“, mischte Rob sich grinsend ein.

      Suzie zeigte ihm den Mittelfinger und stürzte wütend aus dem Wohnzimmer.

      Kopfschüttelnd blickte Pierre ihr hinterher. „Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Sie ist normaler Weise wesentlich vernünftiger.“

      Rob winkte ab. „Ich erlebe so etwas dauernd. Ein Bodyguard ist nun mal ein Störfaktor. Man hat ein Leben, und plötzlich muss man sich einschränken, weil da jemand ist, der ständig bei einem ist, aber nicht zur Familie gehört.“

      „Du gehörst zur Familie“, protestierte Pierre.

      „Nein, Pierre. Ich bin dein Freund. Suzie habe ich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Lass ihr einen Augenblick. Wir kommen schon klar.“

      „Ich hoffe.“ Pierre klang traurig. „Ich darf sie auf keinen Fall verlieren. Sie ist alles, was ich habe.“

      „Du wirst sie nicht verlieren. Ich passe auf sie auf, und meine Leute finden den Briefeschreiber.“

      „Versprich mir, dass ihr nichts passiert.“

      „Ich verspreche es dir!“

      „Ich kann die Reise auch absagen. Nichts ist soviel Geld wert wie Suzies Leben.“

      „Genau deswegen hast du mich angerufen. Erledige du deine Geschäfte. Ich habe alles im Griff.“

      Draußen vom Flur drang plötzlich Lärm zu ihnen. Pierre öffnete die Tür. Suzie stand vor der Wohnungstür, während Sinclair ihr den Weg verstellte und ihr deutlich machte, dass sie ohne den Chef nirgendwo hin gehen würde.

      Empört wirbelte sie herum und blickte in das amüsierte Gesicht von Rob. „Was soll das?“, verlangte sie zu wissen. „Ich bin kein Kleinkind und durchaus in der Lage, alleine den Weg nach Hause zu finden.“

      „Das bezweifelt niemand. Aber schaffst du es auch nach Hause, ohne dich umbringen oder entführen zu lassen?“

      Suzie öffnete den Mund, um Rob eine passende Antwort zu geben, schloss ihn aber wieder. Er hatte Recht. „Ich wusste nicht, dass du direkt bei mir einziehen wirst“, versuchte sie, ihre Würde wenigstens ein wenig zu retten.

      „Auch ich hatte gedacht, ich könne noch ein wenig mit Pierre plaudern, aber anscheinend hast du es eilig. Also mein Lieber“, wandte er sich an seinen Freund, „mach dir keine Gedanken. Höchstens um mich. Deine Schwester ist ein wenig kratzbürstig.“

      Empört schnappte Suzie nach Luft.

      Rob zwinkerte Pierre zu. „Ich krieg sie schon in den Griff. Kümmere du dich um deine Geschäfte.“

      „Mach ich. Suzie, ruf mich bitte regelmäßig an.“

      „Wenn ich dir das hier verziehen habe, werde ich mich melden“, raunte sie wütend.

      Pierre zog sie in seine Arme. „Ich habe dich lieb, Kleines. Pass auf dich auf!“

      Wiederstrebend