Hansjürgen Blinn

Erotisches Rokoko. Literatur der Sinnlichkeit


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allerschönsten Bund erneuern,

      Den Bund der Jugend und der Lust.

      Dann soll ein Bad in sichern Flüssen,

      Auf dieses Bad ein frisches Küssen,

      Auf frische Küsse frischer Wein,

      Auf Wein ein Tanz, bei Spiel und Liedern

      Mit regen Schwestern, muntern Brüdern:

      Das alles soll mich heut erfreun.

      So fröhlich soll der Tag verstreichen!

      Ihm soll kein Tag an Freude gleichen.

      Nichts übertreff’ ihn als die Nacht!

      Die Zeit erwünschter Finsternisse,

      Die wacher Schöner stille Küsse

      Den Müttern unerforschlich macht.

      Friedrich von Hagedorn

      An das Frauenzimmer

      Sagt mir doch, geliebte Schönen,

      Ist euch Amor denn nicht sichtbar?

      Oder sagt ihrs niemand wieder,

      Weil er allzu oft erscheinet?

      O! ihr dürft es nicht verbergen,

      Wenn er euch gleich oft erscheinet.

      Kann ein Gott euch Schande bringen?

      Wenn er euch des Nachts belauschet,

      Wenn er euch des Tages locket:

      O! so sagt es, euch zur Ehre,

      Freunden oder Gönnern wieder.

      Dann wird euch in jeder loben.

      Oder wollt ihr ‘s mir entdecken:

      So will ich, ihr sollt es sehen,

      Euch einmal den Amor fangen.

      Dann könnt ihr mit goldnen Stricken

      Ihn an euer Bette binden,

      Dass er Wunsch und Klagen höre.

      Dann könnt ihr ihm alles klagen

      Und ihn eher nicht befreien,

      Bis er sich mit euch versöhnet,

      Bis er alle Kammersorgen

      Mit der Kammerlust verwechselt;

      Bis er sich in allen Stücken

      Gütig, wie ein Gott, erwiesen.

      O! wie werdet ihr die Güte

      Des gefangenen Gottes preisen.

      Ruft mich nur, wenn er erscheinet,

      Denn ich weiß ihn gut zu fangen.

      Johann Wilhelm Ludwig Gleim

      Die Geburt der Venus

      Die Zephyr wiegten sich auf sanft geschwollnen Wellen,

      Und Frühling war ums stille Meer:

      Der leichten Scherze flüchtigs Heer,

      Die jungen Freuden, ihre Gesellen,

      Und Grazien mit sanftumschlungner Hand

      Umringten den beblümten Strand:

      Da sah die Fabel Cytheren

      Vom Schaume des Meeres gebären.

      Doch Damon störet kühn den alten Aberglauben;

      Bei einem Glase blanken Wein

      Sah er das Ding weit besser ein:

      Die frohen Winzer kelterten Trauben;

      Es schäumete der Most mit Ungestüm,

      Und Chloe zeigt es lächelnd ihm:

      Da sah er ganz deutlich Cytheren

      Vom Schaume des Weines gebären.

      Christian Felix Weiße

      Die Eigenschaften einer Geliebten

      Nach Marots Vorschrift

      Die ich mir zum Mädchen wähle,

      Soll von aufgeweckter Seele,

      Soll von schlanker Länge sein.

      Holde Sanftmut, Witz im Scherze,

      Rührt mein Herze,

      Nicht ein glatt Gesicht allein.

      All zu jung taugt nur zum Spielen.

      Fleischig sei sie anzufühlen,

      Und gewölbt die weiße Brust.

      Die Brunette soll vor allen

      Mir gefallen:

      Sie ist dauerhaft zur Lust.

      Setzt noch unter diese Dinge,

      Dass sie artig tanz’ und singe:

      Was ist solchem Mädchen gleich?

      Sagt, ihr Mädchenkenner! saget:

      Wer ‘s erjaget,

      Hat der nicht ein Königreich?

      Johann Peter Uz

      Einladung zur Liebe

      Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?

      Seht, hier lieg ich in dem Schatten!

      Seht mich nur, ihr müsst mich lieben!

      Rosen blühen auf den Wangen,

      In den Adern glühet Feuer,

      In den Mienen lacht Vergnügen,

      In den Augen locket Liebe,

      Und bewegen sich die Lippen,

      So bewegt sie Scherz und Freude.

      Mädchen, wollt ihr mich nicht lieben?

      Seht, hier lieg ich in den Schatten,

      Mädchen seht, wie schön ich liege!

      Johann Wilhelm Ludwig Gleim

      Die Schamhaftigkeit

      Wie schamhaft, wie bescheiden ist

      Mein Mädchen, die sanfte Blondine!

      Als ich sie öffentlich geküsst,

      Sprach sie mit zorniger Miene:

      »Wie? Unverschämter, geh! Was denkt die Welt von mir?

      Heut Abends fordr’ ich selbst noch Rechenschaft von dir.«

      Wie schamhaft sittsam ist sie nicht

      Mein Mädchen, die keusche Blondine!

      Ich kam zu ihr: Schon brannte Licht,

      Ich wagt ‘s – – mit drohender Miene

      Rief sie: »O schäm dich! Sieh! Der Nachbar guckt heraus«:

      Sie zog den Vorhang vor, und blies die Lichter aus.

      Christian Felix Weisse

      Auf die Thestylis

      Die schiele Thestylis hat Augen in dem Kopfe,

      So hat ein Luchs