Rainer Homburger

Lucies Abenteuer


Скачать книгу

eigentlich nicht«, sagte Lucie zu Kirsten und freute sich schon auf ein kühles Getränk.

      »Wir bringen noch schnell Ramon in seine Box.«

      »Okay«, sagte Rolf, »ich geh schon mal vor.« Er war schon ein ganzes Stück weg und wegen seiner dicken Backe war kaum zu verstehen, was er gesagt hatte.

      Lucie sprang auf und fuhr Ramon über den Hals.

      »Ganz toll hast du das heute gemacht.«

      Das Pferd stupste sie mit dem Kopf an. Auch Ramon war verschwitzt, sein Fell glänzte und seine Mähne hing nass an ihm herunter. Die beiden Mädchen führten Ramon in seine Box. Kirsten holte einen Eimer mit Wasser, den Ramon gierig austrank. Sie füllte ihn noch einmal auf.

      »Wir kommen gleich wieder und bürsten dich dann ab«, sagte Lucie zu Ramon und schloss die Türe seiner Box.

      Sie gingen in die Wirtschaft des Reitstalls, die von Rolfs Eltern geführt wurde. Rolf saß bereits an einem Tisch. Vor ihm standen drei Apfelschorle. Eines hatte er bereits zur Hälfte ausgetrunken. Auf der Tischdecke vor ihm war ein großer Fleck zu sehen, ebenso auf seinem T-Shirt.

      Rolf beobachtete Lucie, als sie den Fleck entdeckte und sagte in schwer verständlichem Ton. »Ich wollte einen kräftigen Schluck nehmen. Da aber meine Backe noch zur Hälfte betäubt ist von der Spritze, ist mir einiges daneben gelaufen. Man merkt es leider erst, wenn es zu spät ist.«

      Es war ihm peinlich und er wurde ein bisschen rot an den Backen.

      Lucie und Kirsten tranken von dem kühlen Getränk und fühlten sich gleich besser.

      »Bei der Hitze kommt man ganz schön ins Schwitzen«, sagte Rolf.

      »Besonders wenn man noch die Hindernisse wegräumen muss«, erwiderte Kirsten und Lucie vernahm in ihrer Stimme noch ein bisschen einen Vorwurf an Rolf. Doch der schien das nicht zu bemerken.

      »Na, wie war’s mit dem Springen? Erzählt mal.«

      Lucie und Kirsten berichteten Rolf von den vergangenen zwei Stunden. Ganz ausführlich gingen sie fast auf jeden einzelnen Sprung ein. Sie waren ganz in ihrem Element und ihre Begeisterung war ihnen richtig anzumerken.

      Rolf war ein geduldiger Zuhörer. Zum einen interessierte ihn das Thema natürlich, denn auch er hatte ein großes Interesse an Pferden und konnte gut mit ihnen umgehen. Zum anderen genoss er es sichtlich, mit den beiden Mädchen zusammenzusitzen. Dabei beobachtete er besonders Lucie.

      Den beiden Mädchen fiel das jedoch bei ihren begeisterten Erzählungen über die Erlebnisse des Nachmittags nicht auf.

      »Ach hier seid ihr.«

      Herr Veser kam auf den Tisch der drei Jugendlichen zu.

      »Wisst ihr denn nicht, dass man nach dem Reiten sein Pferd abbürstet und versorgt? Ramon steht in seiner Box und ist noch völlig verschwitzt. Wollt Ihr denn, dass er sich erkältet?«

      »Wir gehen ja gleich«, schnauzte Kirsten zurück.

      »Nun werde mal bloß nicht auch noch frech, junge Dame. Sonst muss ich ein ernstes Wörtchen mit deiner Mutter reden.«

      »Komm wir gehen.« Lucie erhob sich.

      Herr Veser warf den Mädchen noch einen grimmigen Blick zu und verschwand.

      »Vielen Dank für das Getränk«, sagte Lucie zu Rolf.

      »Jederzeit wieder«, erwiderte der und lächelte Lucie an.

      Ramon kam gleich zur Türe seiner Box, als die beiden Mädchen den Stall betraten und er ihre Stimmen erkannte. Sie begannen gleich damit, ihn erst einmal mit Stroh trocken zu reiben.

      »Der ist ja wahnsinnig verschwitzt«, stellte Lucie fest.

      »Und zittern tut er auch schon. Da hat der Veser wohl ausnahmsweise Recht gehabt.«

      Zu zweit hatten sie Ramon schnell trocken gebürstet. Anschließend legten sie ihm noch eine Decke über den Rücken und kämmten seine Mähne und seinen Schweif ausgiebig durch. Ramon genoss sichtlich die Betreuung durch die Mädchen und stupste beide immer wieder an.

      »Jetzt lass uns doch mal fertig werden«, sagte Kirsten zu ihm und gab ihm einen Klaps auf den Hals. Ramon stupste sie so stark mit seinem Kopf, dass sie fast das Gleichgewicht verlor.

      »Jetzt aber nicht frech werden«, sagte Kirsten. Sie genoss es, mit Ramon kleine Spielchen zu machen und überlegte sich, was sie als Nächstes tun konnte.

      Es war schon fast sechs Uhr, als Ramon versorgt war. Sie legten ihre Sachen in ihr Fach, gaben Ramon noch einmal frisches Wasser und das alte Brot, das Kirsten mitgebracht hatte.

      »Jetzt haben wir ganz vergessen, die Leckereien zu essen, die uns deine Mutter eingepackt hat. Was ist es denn eigentlich?« Lucie war neugierig.

      Zudem merkte sie, dass sie Hunger bekam. Kirsten holte die Tüte aus ihrem Rucksack. Sie war ziemlich verdrückt.

      »Na, gut sieht die nicht mehr aus.« Kirsten schaute in den Beutel, verzog das Gesicht und streckte ihn Lucie entgegen.

      »Nein, danke«, sagte Lucie, nachdem sie den zerdrückten Inhalt gesehen hatte. »Daheim gibt es sowieso gleich Abendessen.«

      Sie gingen zu ihren Fahrrädern und fuhren durch die länger werdenden Schatten in Richtung des Ortes. An einem Fenster des Reitstalls stand Rolf und schaute den beiden Mädchen nach.

      6. Kapitel

      Muss ich da wirklich mit? Gisi macht eine Party und sie hat mich eingeladen«, hörte Marc seine Schwester sagen, als er in die Küche kam.

      »Was ist denn hier los?« Er war neugierig und wollte wissen, worum es ging.

      »Gisi macht am Samstag eine Party und hat mich eingeladen. Und ich muss aber mit zur Oma.« Lucie war richtig frustriert.

      »Lucie und ich können doch dableiben, wenn ihr zur Oma fahrt«, witterte Marc eine Chance, um den Besuch bei der Oma herumzukommen.

      »Nichts da.« Lucies Mutter hatte ihre Stimme erhoben. Das tat sie immer, wenn sie klarstellen wollte, dass sie zu einem Thema keine Widerrede duldete.

      »Oma freut sich besonders auf euch. Wir fahren ja wirklich nicht oft zu ihr.«

      Lucie wusste, dass sie in dem Punkt fest keine Chance hatten. Sie gab aber noch nicht auf.

      »Ich kann auch bei Kirsten übernachten«, sagte sie, ohne mit ihrer Freundin darüber gesprochen zu haben. »Und Marc kann zu seinem Freund gehen. Er hat dort auch schon einige Male geschlafen.«

      »Das Wochenende ist schon lange geplant und wir fahren auch alle gemeinsam«, erwiderte ihre Mutter und ihre Stimme verriet endgültig, dass sie nicht weiter diskutieren wollte.

      Lucie setzte sich auf ihren Platz und überlegte, mit welchem Argument sie vielleicht eher Erfolg haben könnte. Aber aus der Vergangenheit wusste sie, dass ihre Eltern in diesem Punkt nicht mit sich reden ließen. Spätestens wenn ihr Vater nach Hause kam konnte sie endgültig alle Hoffnung begraben.

      So war es dann auch. Ihr Vater ließ erwartungsgemäß keinen Widerspruch zu und beendete das Thema sehr schnell.

      Lucie war der Appetit völlig vergangen. Widerwillig aß sie eine halbe Scheibe Brot und verzog sich in ihr Zimmer. Sie schaltete das Radio ein und legte sich aufs Bett. Ihre Augen wanderten über die vielen Pferdeposter an den Wänden. Ihr Kopf war leer, sie starrte vor sich hin. Es dauerte nicht lange, dann wurde sie müde und schlief ein.

      7. Kapitel

      Klaus, Mike, Peter und Stefan saßen in Stefans Zimmer. Der Computer lief und der Sound des Computerspiels füllte den Raum. Klaus und Mike waren bereits seit über einer Stunde mit einem neuen Spiel von Stefan beschäftigt. Peter blätterte ein neues Handymagazin durch, Stefan saß