Stephane Rambicourt

Der vertrocknete Walser Birnbaum und die Erben


Скачать книгу

Die Tour sollte über knapp 20 Kilometer von der Bahnstation Hallthurm in Bischofswiesen nach Bad Reichenhall führen. Für das elsässische Ehepaar der richtige Einstieg, wie der Concierge meinte. Das Highlight der Tour sollte der Abstieg über den steilen Waxriessteig sein.

      Am nächsten Tag frühstückten sie frühzeitig und ließen sich dann mit einem Taxi zu ihrem Ausgangspunkt, der Bushaltestelle Hallthurm in Bischofswiesen bringen. Von dort aus wanderten sie gemütlich durch Wälder, vorbei an am Signalkopf, dem Rotofenturm bis zur Steinbergalm, wo sie eine längere Rast machten. Von dort aus gingen sie den Steig hinauf und erreichten den Gipfel des Dreisesselbergs. Auf der Schlegelmulde-Alm machten sie auf fast 1.800 Höhenmetern ihre Mittagspause. Am Nachmittag erreichten sie den Waxriessteig, der mit vielen Kehren und steilen Stücken bergabwärts führte, um später die Stadt Bad Reichenhall zu erreichen.

      Magdalena und Jacob sprachen auf ihrer Wanderung sehr viel miteinander, unterhielten sich über ihre Kinder und über Gott und die Welt. Den gemeinsamen Alptraum, mit dem Erscheinen der Moserin von der Vierkaser-Alm aus der vorletzten Nacht, hatten sie bereits wieder vergessen und keiner sprach die seltsame Begegnung im Weinlokal mit der alten Frau an.

      Nach einer kleinen Ruhepause bummelten sie Arm in Arm durch Bad Reichenhall, aßen in einem sehr guten italienischen Restaurant ihr geliebtes Saltimbocca alla Romana und tranken dazu einen hervorragenden Barolo.

      Erst am späten Abend fuhren sie mit einem Taxi zu ihrem Hotel zurück. Dort ließen sie den schönen Tag an der Hotelbar bei einem Cocktail ausklingen und überlegten sich noch ihr Programm für den nächsten Tag.

      „Wollen wir morgen nach Salzburg oder eher nach München fahren?“ fragte Jacob lächelnd.

      „Ich würde Salzburg bevorzugen, aber mir ist es egal“, grinste Magdalena, „schöne Dinge gibt es hier wie dort.“

      „Oh, mein Schatz. Ich hab es gewusst. Morgen wird ein teurer Tag. Aber wenn du magst, fahren wir zuerst nach Salzburg“, lachte Jacob und küsste seine Frau.

      „Wieso wird der Tag teuer werden?“ grinste Magdalena neckisch, „in Salzburg gibt es doch sehr viele Sehenswürdigkeiten wie die Festung, Schlösser, Parks und Museen.“

      „Klar und jede Menge Boutiquen, Läden und soweit ich weiß auch ein Outlett-Center“, frotzelte Jacob seine Frau.

      „Nein, wirklich?“ lachte Magdalena und nahm Jacob liebevoll in die Arme.

      „Diesen Blick kenne ich. Ich hab es befürchtet. Aber wenn ich ehrlich bin, war mir das schon vor unserer Reise klar“, grinste Jacob und küsste seine Frau.

      Die Barkeeperin, die das Gespräch der beiden Eheleute mitbekommen hatte, lächelte und stellte neue Cocktails vor Magdalena und Jacob.

      Bevor sie in ihr Zimmer gingen, ließ sich Jacob an der Rezeption noch einen Reiseführer für Salzburg geben, den er auf dem Weg in ihr Zimmer flüchtig durchblätterte.

      Am nächsten Morgen fuhren sie nach einem sehr ausgiebigen Frühstück mit ihrem Auto nach Salzburg, das sie bereits nach einer knappen Stunde erreichten.

      Ihr erster Weg führte sie in das historische Zentrum der Stadt, das auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO steht. Natürlich mussten sie den Mozartplatz mit dem Mozartdenkmal besuchen, sowie den Dom und auch eine Reihe von Schlössern. Im barocken Mirabellgarten mit dem Heckentheater, dem Zwergelgarten und dem Bastionsgarten machten sie eine längere Pause, um dann anschließend in die Altstadt zurückzukehren, um dort ein wenig zu shoppen.

      Jacob hatte Recht behalten. Es wurde ein teurer Tag. Magdalena erstand eine Designerhandtasche, passende Schuhe und ein wunderschönes Kleid eines italienischen Nobellabels. Aber Jacob freute sich, als er in die leuchtenden Augen seiner Magdalena sah.

      In einem Bräustüberl ließen sie den Tag bei einem guten Essen ausklingen und fuhren zurück in ihr Berchtesgadener Hotel.

      An den folgenden Tagen ruhten sie sich auf ihrem Zimmer oder am Dachpool des Hotels aus und nahmen ihre Wellness-Termine wahr. Ayurveda-Behandlungen, Massagen mit heißen Steinen, Sauna, Whirlpool, Yoga, Fitnessstudio oder auch nur das Ausspannen am Swimmingpool standen auf dem Programm. Beide nahmen auch Gesichtsbehandlungen, Peeling oder Gesichtsmasken, so dass sie bereits nach wenigen Tagen gut erholt aussahen. Statt Wein oder Bier tranken sie Fruchtcocktails und aßen viel Salat.

      Abends schlenderten sie verliebt durch die Einkaufsstraßen der Stadt. Gingen gemeinsam Essen, Magdalena achtete bei den Bestellungen sehr auf eine vitaminreiche Kost, und sie unterhielten sich sehr viel.

      Jetzt waren sie schon knapp über eine Woche in Berchtesgaden und saßen in einem gemütlichen Café, als Jacob vorschlug eine größere Wandertour über 2 oder 3 Tage hinweg zu machen. Magdalena war von der Idee total begeistert.

      „Hast du dir schon überlegt welchen Weg wir gehen könnten?“ fragte Magdalena lächelnd.

      „Nein, ich kenne mich hier ja nicht aus. Aber ich denke, wir könnten entweder zum Königssee oder auch nach Hallein gehen. Zum Königssee zu wandern, finde ich andererseits nicht ganz so spannend“, überlegte Jacob laut.

      „Gut einverstanden. Gehen wir nach Hallein. Ich hab in einer Zeitschrift gelesen, das soll eine schöne kleine Stadt auf der österreichischen Seite sein und außerdem müssen wir dann nicht über die ganz großen Berge laufen, wenn ich richtig orientiert bin“, entgegnete Magdalena.

      „Stimmt“, grinste Jacob, „das ist natürlich auch ein Argument. Wir sind ja hier um Urlaub zu machen und nicht auf der Flucht oder um Kraftsport zu machen und uns auszupowern. Nein, ich denke Hallein könnte eine wunderschöne Tour für uns beide sein. Ich frag mal nachher im Hotel den Concierge, ob es vernünftig ausgeschilderte Touren gibt oder ob es besser wäre, wenn wir einen Tourguide buchen.“

      „Ein Führer wäre gut, vor allem wenn wir einen Weg nehmen, der früher von Schmugglern gegangen wurde“, lachte und feixte Magdalena enthusiastisch, „Puhhhh, weißt du so einen gruseligen Weg, den die Schmuggler und Wilddiebe aus Angst vor der Polizei oder den Jägern gegangen sind. Gruselig und super spannend.“

      Jacob lachte mit seiner Frau. Er wusste genau was sie meinte und fand diese Idee auch sehr interessant.

      Sie machten sich sofort auf den Weg in ihr Hotel und gingen dort direkt zum Concierge.

      „Guten Abend. Wir möchten gerne wieder eine Wanderung machen, aber diesmal über zwei oder drei Tage. Ich weiß nicht wie die Wanderwege hier so ausgeschildert sind, vielleicht wäre es am besten die Wanderung mit einem Führer zu machen. Können sie uns da weiter helfen?“ erkundigte sich Jacob freundlich.

      „Ja klar. Haben sie sich schon einen Zielort überlegt?“ antwortete der Concierge lächelnd, der bereits vermutete, was Magdalena und Jacob so vorschwebte.

      „Ja. Unser Ziel soll Hallein sein. Wir haben uns überlegt, vielleicht gibt es da eine alte Schmugglerroute, die wir gehen könnten oder etwas in der Art“, mischte sich Magdalena ein.

      „Das bedeutet, dass sie den Untersberg überqueren wollen. Richtig?“ überlegte der Concierge, „wann soll es denn los gehen?“

      „Nun wir und bestimmt auch der Tourguide müssen uns erst noch vorbereiten. Ich denke wenn wir am 13. oder 14. August losgehen, also übermorgen oder einen Tag später, wäre das gut“, sagte Jacob freundlich lächelnd.

      „Sie wollen am 14. August den Untersberg überqueren? Sind sie sich da sicher?“ fragte der Concierge nach.

      „Ja, warum? Ist das ein Problem?“ erwiderte Magdalena.

      „Problem nicht, aber der 14. August ist Maria Himmelfahrt und hier in Bayern und auch in Österreich ein hoher Feiertag. Außerdem ist an diesem Tag die Kräuterweihe in ganz Bayern und Österreich. Sie würden da vielleicht etwas verpassen, denn das ist sehr sehenswert. Außerdem erwarten wir zu diesem hohen Feiertag den Besuch des emeritierten Papstes Benedikt XVI“, grinste der Concierge.

      „Ich denke, wenn sie keinen Tourguide finden,