Siegrid Beyer

48 kleine und große Urlaubserlebnisse


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auf denen die Zuschauer saßen. Die Stufen sind jetzt nicht mehr zu erkennen. In der Mitte war eine ovale Bühne, auf der Tier- und Gladiatorenkämpfe, Seeschlachten und weitere Spiele und Vorführungen stattfanden. Der Boden dieser Bühne ist auch nicht mehr vorhanden. Jetzt sieht man nur die Mauern der darunterliegenden Kellerräume, wie einen Irrgarten. In diesen Räumen wurden unter anderem auch die Tiere gehalten, die auf der Bühne die Kämpfe austrugen. Im Grunde genommen ist das Kolosseum nur ein Gerippe, das zusammen mit dem Forum Romanum zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.

      Nach so viel alter Geschichte und Kultur wurde es Zeit, wieder in das quirlige Leben von Rom zu gehen. An der Piazza Venezia steht ein riesiges Monument aus weißem Marmor „Vittorio Emanuele“ oder „Schreibmaschine“ genannt. Auf der „Via del Corso“ gingen wir durch die römische Altstadt mit beeindruckenden Hausfassaden, noblen Geschäften und großen Kirchen bzw. Basiliken mit unglaublich viel Prunk bis zum „Piazza del Popolo“. In der Mitte des Platzes steht der Flaminio-Obelisk auf einem Sockel mit vier runden Becken und wasserspeienden Steinlöwen.

      Mittwoch war der Höhepunkt unserer Rom-Reise. Bei strahlend schönem Wetter waren wir zur Papstaudienz auf dem Petersplatz. Wir waren als Gruppe angemeldet und hatten Eintrittskarten für 10.30 Uhr und durften somit problemlos durch die Absperrungen und Kontrollen. Pünktlich um 10.30 Uhr sahen wir auf einem großen Bildschirm Papst Benedikt XVI in seinem Papamobil, begleitet von den neben dem Wagen gehenden Kardinälen, durch die Menschenmenge zur Tribüne fahren. Er setzte sich auf einen Thron unter einem Baldachin. Tausende Menschen aus aller Welt waren versammelt und jubelten ihm zu. Alle angemeldeten Gruppen wurden namentlich aufgerufen, u. a. Südafrika, Australien, Kanada, USA, Thailand, Japan, Lateinamerika und auch unsere Gruppe, Johanneskirche Neumünster. Jede aufgerufene Gruppe klatschte, rief, johlte, sang, schwenkte Banner oder führte Kunststücke auf. Es war eine gigantische Stimmung. Von unseren Plätzen in der Nähe des Obelisken konnten wir den Papst gut sehen. Er grüßte alle Menschen in ihrer Sprache. Die Gruppen aus Deutschland, ca. 50, begrüßte er nochmals auf deutsch. Dann hielt er in mehreren Sprachen eine Ansprache mit der gleiche Geschichte: Eine Frau, die nicht besonders gläubig war, lebte mit ihrem Mann und den Kindern glücklich und zufrieden, bis auf einmal der Mann und die Kinder verstarben. Nun stand sie alleine da und durch diesen Schicksalsschlag wandte sie sich an Gott. Sie verschenkte alle ihre Reichtümer und kümmerte sich um die Armen und Bedürftigen.

      Dann beteten alle das lateinische Vaterunser, das auf der Eintrittskarte stand. Papst Benedikt gab dabei seinen Segen, indem er eine Zeile sprach, die Anwesenden im Chor die nächste usw. bis Amen. Schmuck, den man bei sich hat, wird dadurch auch gesegnet. Ich hatte meine grüne Swarovski-Kette mit dem Kreuz in der Hand und dachte bei der Segnung an Kalli, meinen verstorbenen Ehemann, meine drei Söhne und die Familie. Diese Zeremonie hat mich sehr zu Tränen gerührt. Es war für mich ein unvergessliches Erlebnis.

      Nach dieser Zeremonie wurden nochmal anwesende Gruppen verlesen, die durch verschiedene Aktivitäten auf sich aufmerksam machten. Es herrschte eine unglaublich fröhliche Stimmung in der Menschenmenge. Ich hätte nie gedacht, dass es mich so mitreißt, beeindruckt und bewegt.

      Wir hatten den Nachmittag zur freien Verfügung. Ich schlenderte mit Reinhard durch die Geschäfte und kaufte mir sogar ein dunkelblaues Kostüm. Um 17.00 Uhr wollte er unbedingt zur Messe im Petersdom. Wir reihten uns in die Warteschlange ein, mussten durch Sicherheitskontrollen und als wir endlich im Dom waren, war der Altarraum unter der Michelangelo-Kuppel durch ein bewegliches Holzgeländer für Besucher abgesperrt. Nur wer eine Anmeldung hatte, wurde durchgelassen. Wir leider nicht. Darum nutzten wir die Gelegenheit und besichtigten die heilige Pracht. Der Petersdom ist die größte Kirche der Welt, in der bis 20.000 Menschen Platz finden. Der Innenraum mit seinen insgesamt 800 Säulen aus Marmor, Bronze und Stuck beherbergt 44 Altäre und zahlreiche Kunstschätze wie die Pietà des Michelangelo oder die Bronzestatue des Heiligen Petrus. Wir waren überwältigt von dem unglaublichen Prunk und konnten aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommen.

      Am nächsten Tag fuhren wir mit Bus und Bahn nach Ostia Antica. In der Blütezeit des antiken Rom bis ca. 200 n. Christi war Ostia eine wohlhabende Hafenstadt am Tiber und am Meer. Mittlerweile ist das Meer 4 km weit entfernt. Durch Versandung, Brände oder Seuchen wurde die Stadt unbewohnbar und verlassen. Erst ab ca. 1950 begann man mit den Ausgrabungen. Ostia sollte ca. 80.000 Einwohner gehabt haben. Es ist schon beeindruckend, wenn man auf den Steinen einer so alten Römerstraße geht. Die Häuser waren dicht gebaut, was man anhand der noch stehenden Mauerreste gut erkennen konnte. In einigen Zimmern sah man noch die wunderschönen Marmorfußböden oder Fußböden mit Figuren aus Mosaiksteinchen. Sehr gut erhalten waren die römischen Badehäuser mit Wellnessbereich sowie das Freilichttheater.

      Zurück in Rom kaufte ich mit drei Frauen in der nahen Markthalle ein. Aus Brot, hauchdünn geschnittenem Parmaschinken, Salami, Mortadella, verschiedenen Käsesorten, Oliven, Tomaten und Früchten zauberten wir ein leckeres Büfett. Im Hof unserer Unterkunft deckten wir eine lange Tafel und speisten zünftig mit Wein und Selters. Es war ein sehr schöner, milder Abend mit guter Unterhaltung und netten Leuten.

      Unser letzter Erlebnistag war angebrochen. Wir besuchten in Rom die Papstbasiliken Santa Maria Maggiore, die Lateranbasilika und die Sankt Paul Basilika. Zum Schluss war der Petersdom angesagt. In Rom gibt es vier Papstbasiliken. In diesen Basiliken steht ein Papstthron und ein Papstaltar, wo nur der Heilige Vater die Messe halten darf.

      Mir reichten die drei Gotteshäuser. Mein Bedarf an religiöser Kultur war nun endgültig gedeckt. Ich wollte lieber auf die Vatikankuppel. Mit Reinhard und Ewald reihte ich mich in die Fahrstuhlschlange ein und nach ca. einer Stunde Wartezeit fuhren wir zum Dach auf Höhe der Apostelfiguren. 230 Stufen hatten wir gespart. Man geht ein Stück über das Dach zur Kuppel und gelangt nun ins Innere des Doms. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 42 Metern und ist durch einen ca. 2,50 Meter hohen Maschendrahtzaun gesichert, durch den man aber gut auf die Besucher unten im Petersdom schaut. Es war wirklich sehr eindrucksvoll, direkt unter der Kuppel und über dem Papstaltar zu stehen! Nachdem wir uns sattgesehen hatten, ging es 320 Stufen auf einer sehr engen, schrägen, doppelwandigen Wendeltreppe rund um die Kuppel bis in die Spitze. Es gab immer wieder kleine Luken zum Verschnaufen oder Überholen. Zum Glück gab es keinen Gegenverkehr. Es gibt einen separaten Auf- und Abstieg. Wenn man es geschafft hat, wird man mit einem überwältigenden 360° Blick über Rom belohnt. Auf dem Rückweg machten wir auf der Dachebene ein Päuschen und bestaunten die riesigen Apostelskulpturen, die auf den Petersplatz blicken, von hinten.

      Nun war der Rückreisetag angebrochen. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Charterbus zum Flughafen und dann ging's ab nach Hause.

      Die Papstaudienz war für mich ein unvergessliches und unvergleichbares Erlebnis.

      Kurz nach der Rückkehr unserer Reise erkrankte Pastor Jens-Uwe Ramm an Krebs und starb 2014 im Alter von 50 Jahren. Das hat uns alle sehr betroffen.

      img1.pngBlick von der Vatikankuppel auf den Petersdom-Vorplatz

      2. Oybin in der Oberlausitz vom 09. - 16.06.2013

      Wanderurlaub mit Christiane, Erhard, Ute und Manfred. Wir fünf passten gut in den VW-Bus rein, den Christianes Mann uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatte.

      Auf der Hinfahrt machten wir einen Besichtigungstopp in Bautzen. Um den alten Stadtkern führt eine historische Stadtmauer mit mindestens 20 Festungs-, Wasser- und Kirchtürmen. Zuerst gingen wir in den St. Petri Dom, gleich am Marktplatz, wo wir unser Auto abgestellt hatten. Ein Gitter teilt im Kirchenschiff die katholische von der evangelischen Gemeinde. Es übte gerade ein Kirchenchor und wir lauschten dem Gesang.

      Wir besichtigten ein wassertechnisches Denkmal „Alte Wasserkunst“ an der Spree. Vom Aussichtsturm hatten wir einen herrlichen Blick über Bautzen.

      Als wir unsere Unterkunft in Oybin, Hotel Nensch, erreichten, fing es fürchterlich an zu regnen und beim Aussteigen gab es einen Donnerschlag – wie Weltuntergang. Wir parkten das Auto unter einem Dach, so dass wir trocken ausladen konnten. Nach dem Abendessen hörte der Regen auf und wir machten noch einen kleinen