Siegrid Beyer

48 kleine und große Urlaubserlebnisse


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evangelische Kirche in der Oberlausitz. Die Pastorenfrau, die zufällig anwesend war, erzählte uns viel über den Ort.

      In der Johanniskirche in Zittau hatten wir das gleiche Glück. Ein Pastor berichtete uns ebenfalls von der Geschichte dieser Kirche. Sie wurde vom Baumeister Schinkel erbaut. Auf dem Altar steht eine Jesusskulptur als junger Mann in einem fließenden Gewand. Darüber ein großes Bild von Johannis, der aus einem Buch liest, in das die Menschen nicht einsehen können, und darüber ist ein dunkelblauer Sternenhimmel. Jeder Stern ist durch eine Geldspende der Gemeindemitglieder persönlich erworben worden.

      Zwickau ist Erhards Heimatstadt und so konnte er uns viel aus seiner Jugend- und Schulzeit erzählen und zeigen. Die Häuser und Kirchen sind wieder sehr schön restauriert worden.

      Typisch für die Oberlausitz sind Umgebindehäuser. Die eine Hälfte ist Fachwerk, meist geteilt durch drei hölzerne Rundbögen und die andere Hälfte Massivbau. Das Obergeschoss und der Dachaufbau sind aus Holzschindeln. Früher arbeiteten in dieser Gegend viele Weber und Tuchmacher. Auf der Holzseite stand der Webstuhl, die Massivseite war der Wohnbereich.

      Mit Erhards Cousin und dessen Frau machten wir eine von ihm geführte Bergwanderung von 16km. Wir wanderten über drei Berggipfeln rund um Oybin. Die Wege führten steil über Berggeröll, Baumwurzeln und ausgewaschenen Felsen zum Gipfel des Töpfers auf 650 m. Herrlicher Ausblick über das Land nach Tschechien, Polen und Deutschland. Oft gingen wir direkt an der tschechischen Grenze entlang. Das Wetter war super und wir hatten eine tolle Fernsicht. Manchmal ragen die Felsmassive steil aus dem Boden heraus. Sie sind aus Sandstein und haben eine ganz sonderbare bizarre Form. Wir hatten einen wunderschönen Tag. Landschaftlich ist es hier sehr schön.

      Bevor wir unseren Hausberg, den Oybin, bestiegen, schauten wir in die kleine Hochzeitskirche rein, die am Fuße des Massivs liegt. Sie ist im 17. Jahrhundert erbaut und die ungewöhnliche Anordnung der Kirchenbänke, wie in einem Theater, ist dem Felsen angepasst. Die Inneneinrichtung ist größtenteils aus bemaltem Holz. Das Vaterunser ist unterhalb der Empore auf Bildtafeln geschrieben.

      Der Eintritt auf den Oybin kostet 4,50 €. Wir besichtigten die Burgruine mit Klosteranlage. Die Burg wurde um 1400 erbaut. Mit einem Rundgangprogramm informierten wir uns geschichtlich und kulturell über die Anlage. Bei herrlichem Wetter mit fantastischer Weitsicht hatten wir in alle Richtungen einen wunderbaren Blick. Den Abstieg machten wir auf der anderen Bergseite und gingen einen steilen Stufenweg runter. Angekommen in Oybin erfrischten wir uns im Kurpark im Kneipp-Wassertretbad. Das Wasser war für mich wahnsinnig kalt. Ich konnte es kaum aushalten und musste fast schreien vor Schmerzen.

      Am nächsten Tag hatte Ute Magen- und Darmprobleme und so ist Manfred auch nicht mitgekommen. Wir fuhren ca. zwei Stunden mit Erhards Cousin und dessen Frau durch das Isergebirge ins Riesengebirge nach Tschechien. Luftlinie ist es ca. 70 km entfernt. Im Skikurort Harrachov fuhren wir mit dem Lift auf 1000 m Höhe. Dann wanderten wir – zuerst auf Asphaltstraße – dann auf Wanderwegen bis auf 1350 m Höhe, meist durch Tannenwälder. Weil es sehr warm war und immer bergauf ging, hatte Erhard Luft- und Herzprobleme. Wir gingen nicht bis zum Gipfel. Etwas unterhalb bogen wir ab und gingen parallel zum Bergkamm verhältnismäßig flach zurück. Hier wuchsen niedrige Krüppelkiefern, Heidelbeeren und Heide. An der Endstation eines Skilifts machten wir Rast und hatten einen schönen Blick auf Tschechien. Dann ging es auf dem Skihang bergab. Das war sehr beschwerlich, weil es teilweise sehr steil war und somit in die Oberschenkel ging. Dann mussten wir noch ca. sechs km auf Asphaltstraße abwärts bis zum Auto gehen.

      Am nächsten Tag fuhren wir in den Nachbarort Johnsdorf. Von dort aus wanderten wir durch schmale Felsschluchten, teilweise auf Treppen- und Wurzelstufen bergauf – bergab und kamen auch an einen Felsen, aus dem früher Mühlräder in Handarbeit geschlagen wurden. Das muss eine Schwerstarbeit gewesen sein, denn die Mühlsteine mussten auf Schlitten ins Tal transportiert werden.

      Am letzten Tag hatte mich die Magen- und Darmverstimmung erwischt und ich wanderte nicht mit.

      Irritierend war für mich, wenn die Leute hier was bestätigen. Statt „ja“ sagen sie “no“ oder sogar „no no“.

      Auf der Rückfahrt hielten wir in Görlitz. Das war ein Abstecher wert. Die Altstadt mit den historischen Gebäuden wie Rathaus, Peterskirche, Unter- und Obermarkt mit den prunkvollen Bürgerhäusern mit prächtigen Eingangsportalen lässt auf früheren, großen Handelsreichtum schlißen. Über die Neißebrücke kommt man direkt nach Polen.

      Auf der Rückfahrt wurden wir zweimal geblitzt.

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      Siegrid, Ute, Manfred, Christiane, Erhard

      3. Fahrradtour durch das Naturparadies Masuren

       vom 21. - 30.07.2013

      Organisiert durch das Busunternehmen Neubauer buchten Ebba und ich diese Busreise.

      Wir waren nur eine kleine Gruppe von 10 Teilnehmern. Momme war unser Busfahrer und hatte Ellen, seine Frau, als Gast mitgenommen. Unsere Reiseleiterin Anna begrüßte uns in unserm sehr schönen, direkt am See gelegenen Hotel in Sensburg. Sie betreute und leitete unsere Radtouren. Sie ist Polin ohne deutsche Wurzeln und spricht fließend fehlerfreies Deutsch ohne Akzent. Auf den Bustouren und auch sonst hat sie uns viel über Land und Leute erzählt.

      Auf der Hinfahrt fuhren wir durch die Stadt Deutsch Krone und ich hatte Kallis Geburtshaus, die Bäckerei von meinen Schwiegereltern, im Vorbeifahren gesehen. Ein sehr markantes Haus an einer großen Straßenkreuzung. Deutsch Krone liegt an einem See wie Ascheberg, wo die Schwiegereltern zuletzt wohnten. Auf der Rückfahrt wollte ich gerne ein Foto von dem Haus machen, aber leider bogen wir vorher nach Stettin ab, so dass wir nicht mehr an dem Haus vorbei kamen.

      In Schneidemühl war eine Zwischenübernachtung. Nach dem Abendessen gingen wir spazieren und ließen den milden, schönen Abend in einem Ausflugslokal ausklingen.

      Am nächsten Morgen fuhren wir durch die Bromberger Heide nach Thorn. Alle Landschaften, die hier „Heide“ heißen, sind große Waldgebiete. Thorn liegt an der Weichsel, hat gute, große Straßen- und Eisenbahnbrücken und eine sehenswerte Altstadt. Bekannt ist Thorn durch Lebkuchenbäckereien und den Astronomen Kopernikus. Weiter fuhren wir durch dünn besiedelte Landschaften mit viel Mais- und Getreideanbau zu unserem wunderschönen, an einem See gelegenen Hotel in Sensburg.

      Unsere erste Fahrradtour begann in Seehesten, früher Sensburg. Wir besichtigten eine Kachelofen-Manufaktur, die zu einem renovierungsbedürftigen Schloss gehörte und einen sehr schöner Nutz- und Bauerngarten. Der Verdienst aus der Manufaktur und dem Garten diente zur Renovierung des Schlosses.

      Wir radelten durch sehr hügelige Landschaften auf Sandwegen, Kopfsteinpflaster, asphaltierten Holperstrassen und durch wunderschöne Eichenalleen. Dabei überquerten wir einen ehemaligen Flugplatz, der einst zur Wolfsschanze gehörte. Weiter fuhren wir durch ein riesiges Waldgebiet bei Rastenburg, bis wir die Ruinen des Führerhauptquartiers von Adolf Hitler erreichten. Hier hatten wir eine Führung durch die gesprengten Anlagen der „Wolfsschanze“ bzw. wir sahen, was nach der Sprengung geblieben ist. Hitler hatte den Decknamen „Wolf“.

      Danach besuchten wir als Gegenprogramm die Wallfahrtskirche „Heiligelinde“. Diese Basilika ist um 1700 erbaut und wurde nicht zerstört. Wir hörten eine Orgelpräsentation mit beweglichen Figuren beim Spielen auf der Orgel - sehr beeindruckend !!

      In Masuren gibt es kaum nennenswerte Sehenswürdigkeiten, dafür punktet Masuren mit einer besonders schönen Landschaft, bestehend aus vielen kleinen oder langgezogenen Seen, hügeligen Wäldern, Wiesen und Getreidefeldern. Es ist eine durch die Eiszeit entstandene Moränenlandschaft und gehört zum baltischen Höhenzug. Landschaftlich ähnlich wie die Holsteinische Schweiz oder auch wie Mecklenburg-Vorpommern. Der nördliche Teil besteht aus Mischwäldern und fruchtbarem Ackerland; der südliche Teil ist sandig mit Kiefernwäldern.

      Auf einer anderen Radtour kehrten wir zur Mittagszeit in