Siegrid Beyer

48 kleine und große Urlaubserlebnisse


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an der Adriaküste entlang nach Rijeka. Gegen 17.00 Uhr wurde es dunkel und alle Straßen nach Krk waren gesperrt. Unser Busfahrer telefonierte mit dem Hotel in Baska und bekam die Anweisung, ein Hotel in Rabac anzufahren, das wir dann endlich um 20:00 Uhr erreichten. Also war ich 26 Stunden unterwegs. Die beiden Busfahrer konnten zwar gut fahren, waren aber sehr unfreundlich. Schlimm war jedoch, dass sie keine Auskunft gaben und sogar frech antworteten. Ich hatte großen Hunger, da die letzte Mahlzeit ein Würstchen zu Mittag war.

      Nach dem Frühstück erfuhren wir, dass die Brücke nach Krk zwar wieder freigegeben ist, die Strassen auf Krk aber von den umgestürzten Bäumen noch nicht geräumt waren.

      Als Entschädigung für unsere Strandung hatten wir von Trendtours eine Fahrt mit einem freundlichen und kompetenten Reiseführer in die schöne Küstenstadt Pula bekommen. Pula wurde 200 v. C. von den Römern erbaut. Das Kolosseum, das dem Römischen gleicht, wird heute noch im Sommer für Festspielaufführungen genutzt, ebenso die von den Römern erbaute Kanalisation. Teile der Stadtmauer, die Torbögen und Säulentempel erinnern an diese Vergangenheit. Nach den Römern besetzten die Venezianer die Stadt und errichteten viele städtische Gebäude und öffentliche Paläste in ihrem Baustil, insbesondere die Innenarchitektur.

      Wir gingen durch die schmalen, mediterranen Gassen der Altstadt. Auf dem Markt gab es frisches Gemüse und Früchte. Es gibt hier viele lange Alleen und Parkanlagen, die im Sommer wohltuenden Schatten spenden.

      Die Rückfahrt auf der Küstenstraße durch Istrien war sehr beeindruckend. Wir fuhren auf Serpentinen durch Waldgebiete. Das Gebirge besteht aus weißem Kalkstein und viele Gebäude sind aus diesem Material erbaut.

      Angekommen in unserem Hotel in Rabac erfuhren wir, dass nun die Straße nach Baska frei sei. Wieder fuhren wir über Serpentinen mit herrlichem Blick auf die bebaute Küstenlandschaft und das blaugrüne Meer, über zahlreiche Brücken, durch viele Tunnel – immer mit Maut – auf die Insel Krk. Die Insel ist sehr gebirgig und wir fuhren wieder auf auf Serpentinen mit steilen Abhängen. Ich schaute immer nur geradeaus, trotzdem war mir richtig schwindelig und schlecht.

      Um 18.00 Uhr hatten wir unser Hotel Corinthia in Baska erreicht. Es war sehr groß und nur von Trendtours-Gästen belegt. Das Frühstücks- und Abendbüfett incl. Wein und Wasser war großzügig, vielseitig und schmeckte gut. Während des gesamten Aufenthaltes saß ich mit Helga, Elke und Egon sowie Walburga am Tisch. Nach dem Abendessen hatten wir uns nett unterhalten und viel Spaß. Egon, der früher beim Heeresmusikkorps war und jetzt Leiter von fünf Kammerchören ist, spielte zwischendurch wunderbar am Klavier. Besonders amüsiert hatten wir uns über eine Frau, die vorher mit Walburga das Zimmer teilte. Sie fiel auf, weil sie stets den gleichen langen, schwarzen Rock trug, selbstgenäht aus Vorhangstoff. Dann hatte sie zwei schedderige Norwegerpullover und auf dem Kopf entweder eine schwarze Kappe mit großer seitlicher Schleife oder eine Schiebermütze. Dazu trug sie Gesundheitsschuhe mit runder Sohle. Bei einem Tanzabend beobachteten wir, wie sie wie ein Go-Go-Girl an einem Pfeiler tanzte und sich den Hintern dabei rieb. Wir hatten uns kaputtgelacht! Das Schärfste aber war, dass sie nie zur Toilette ging, sondern sich hinter ein Gebüsch oder LKW-Reifen setzte. Egon hatte sie einmal belauscht und ihre Technik dabei beobachtet: Hinsetzen, mit einer Hand Rock an die Seite, andere Hand unterm Rock, wenn fertig, hinstellen und Hände am Rock abwischen. Wir hatten uns sehr amüsiert, denn es kamen immer wieder neue Storys über sie, aber geekelt hatten wir uns alle.

      Am ersten Morgen nach dem Frühstück war Besprechung. Wir hatten den Kur-Anwendungsplan erhalten. Gleichzeitig konnte man auch drei Ausflugsfahrten buchen.

      Zeitlich waren alle Termine gut abgestimmt, so dass man nachmittags noch was unternehmen konnte. Fango und anschließende Massage waren angenehm. Danach hatte man Elektro-, Magnet- und Stromanwendungen sowie 20 Minuten Wassergymnastik. Nach diesen Anwendungen konnte man im großen Schwimmbecken schwimmen oder im warmen Whirlpool entspannen. Einmal hielt ich meine Hände an die Sprudeldüse des Whirlpools und hatte dabei wohl meinen Ehering verloren, was ich aber erst später merkte. Trotz verzweifelter Suche war der Ring weg. Ich hatte in jedem Düsenloch nachgefühlt, ohne Erfolg. Am nächsten Morgen, wo das Wasser auch im großen Schwimmbecken ganz glatt war und man alles auf dem Grund erkennen konnte, war der Ring auch nicht zu entdecken. Man hatte über Nacht sogar den Whirlpool ausgepumpt, aber ohne Erfolg. Es blieb mir nur noch die Hoffnung, wenn das Schwimmbecken im März nächsten Jahres geleert wird, dass der Ring dann gefunden werden würde. Leider hatte ich im Frühjahr vom Hotel die Mitteilung erhalten, dass mein Ring nach dieser Aktion auch nicht gefunden wurde. Ich bin sehr, sehr traurig, dass ich den doppelten Ehering mit Brillanten von meinem verstorbenen Ehemann Kalli und mir verloren habe.

      Baska liegt im Süden der Insel Krk in einer Bucht und ist auf beiden Seiten von Bergen umgeben.

      An den ersten beiden Tagen wehte die Bora noch heftig und die hohen Wellen auf dem türkisfarbenen Wasser und die rauschende Brandung waren beeindruckend. Es waren kaum Menschen unterwegs, aber viele kleine, junge Katzen saßen überall rum.

      Am nächsten Morgen machten wir eine Halbtages-Bustour zur Inselhauptstadt Krk und nach Vrbnik. Es sind kleine mediterrane Hafenstädtchen. Die Reiseleiterin erzählte uns, dass die Bora der kontinentale Wind aus dem Osten ist und warmes Wetter bringt. Die Durchschnittstemperatur im Winter beträgt hier 6°, im Sommer oft 30° - 35°. Das felsige Gelände der Insel besteht aus Kalksandstein und ist mit Gebüsch bewachsen. Grundbesitz, der urbar gemacht wurde, ist durch Steinmauern abgetrennt für Schaf- und Ziegenhaltung. Überwiegend gedeihen hier Wein und Oliven. 100 kg Oliven ergeben 10 l Öl.

      Am Nachmittag erkundeten Helga und ich Baska. Wir spazierten zuerst am steinigen Strand und dann auf der Promenade. Die Alleebäume heißen „Pitospora“ und sind in Kroatien ziemlich verbreitet, da sie Dürre und Hitze sowie salzige Winde gut vertragen. Jetzt hatten sie grüne oder gelbe Früchte, die wie Kirschen aussehen. Wenn sie reif sind, springen sie auf und innen ist der klebrige rote Samen. Im Frühling haben die Bäume duftende, weiße Blüten.

      Fast alle Geschäfte, Standpavillons und -bars und auch die meisten Hotels waren zu dieser Jahreszeit geschlossen. Wir setzten uns auf eine Bank und genossen die warme Sonne und den herrlichen Blick über das türkisfarbene Meer. Im Wasser schaukelten viele angelegte Boote. Die Häuser und Villen stehen auf Berghängen. Terrassenförmige Mauern aus hiesigem Gestein grenzen die Grundstücke ab. Je weiter man nach oben geht, desto enger und verwinkelter werden die Gassen. Die Häuser sind gepflegt, bunt und farbenfroh gestrichen. Vor den Fenstern sind Holzläden. Über den Terrassen rankt sich der Wein – jetzt leider ohne Blätter, aber im heißen Sommer spendet er wohl angenehmen Schatten.

      Nach den morgendlichen Anwendungen hatten wir 5 in einem Lokal, das den letzten Tag geöffnet hatte, lecker zu Mittag gegessen und sind danach gestärkt nach oben zu einer Kapelle mit Bergfriedhof gewandert. Von dort aus hatten wir einen herrlichen Ausblick auf die Bucht und Baska, auf eine kleine, vorgelagerte Felseninsel und auf die Berge vom Festland. Gegen 17.00 Uhr wurde es dunkel.

      Elke und Egon singen zu Hause im Chor. In der Kirche in Baska sangen sie für uns im Duett mehrere Lieder. Elke hat eine wunderschöne klare und helle Sopranstimme. Die Akustik in der Kirche war einmalig. Helga und ich hatten vor Rührung Tränen in den Augen, so schön war es.

      Zu unserem Tagesausflug zum Nationalpark Plitvicer Seen starteten wir bei herrlichem Sonnenschein. Eine 1.430 m lange Bogenbrücke verbindet die kroatische Insel Kik mit dem Festland. Dann fuhren wir an der Adriaküste entlang, parallel zur Insel Krk. Im Landesinneren ging die Fahrt auf Serpentinen ins karge Gebirge. Hier sahen wir viele durch den Krieg verlassene und verfallene Häuser. Es wurde immer nebliger und kälter.

      Die Plitvicer Seen sind einmalig. Man muss sie gesehen haben. Die Gesamtfläche beträgt 300 km² und besteht aus 16 miteinander verbundenen Seen, getrennt oder gespeist durch die unzähligen Wasserfälle und Quellen. Diese Sehenswürdigkeiten kann man erwandern über hölzerne Stege, auf Wanderwegen am Ufer oder durch die Wälder. Man sieht immer wieder Quellen und Wasserfälle, die aus den Gesteinswänden heraussprudeln oder herabstürzen. Eine Bootsfahrt hatten wir auch gemacht.

      Am nächsten Morgen war das Wetter in Baska wieder schön. Wir