Hugo von Velocia

Ein Lindwurm unter Wölfen


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Zunge des Lindwurms und lächelte ein wenig aus Vorfreude.

      Der Lindwurm lächelte. „Dann würde ich versuchen, dich trotzdem in mein Maul zu bekommen. Das wäre sicher nicht schwer für mich. Vor allem, wenn du so ruhig da stehst. Würdest du versuchen, davonzulaufen, dann müsste ich dich festhalten. Und wir Lindwürmer können dazu eigentlich nur unseren Körper einsetzen, indem wir uns wie Schlangen um unsere Opfer wickeln. Aber bei dir ist das ja zum Glück nicht nötig“, erklärte der Lindwurm und schlabberte den Wolf noch etwas ab. Er mochte einfach diesen Wolfsgeschmack.

      „Ich bin ja auch nicht wirklich dein Opfer, oder?“, fragte der Wolf sicherheitshalber noch mal nach. Da er den Lindwurm als Freund ansah und nicht als sein Jäger, würde er sich auch jederzeit bereitwillig fressen lassen. Währenddessen genoss er es, als der Lindwurm ihn abschlabberte. Denn das fühlte sich erstaunlich angenehm an, auch wenn sein Fell dabei durchnässt wurde. Doch das würde sich ohnehin nicht vermeiden lassen, bei dem, was der Lindwurm mit dem Wolf vorhatte.

      „Natürlich bist du kein Opfer. Wir spielen ja nur etwas miteinander. Das ist ein großer Unterschied.“ Nun wollte der Lindwurm nicht mehr länger warten, da der Wolf nach Möglichkeit den Fuchs ja auch noch lebend antreffen sollte. Er nahm den Wolf langsam und vorsichtig, Schnauze voran in sein Maul.

      Velyne genoss es sehr. Diese wunderbaren Glücksgefühle kamen wieder und er fing auch wieder an, genüsslich zu murren. „Was der Fuchs wohl daran auszusetzen hatte?", fragte er.

      „Tja, die meisten Wesen mögen es nicht sonderlich. Aber vielleicht kannst du ihn ja noch fragen, warum er es nicht mochte. Du wirst ihn ja gleich treffen, Kleiner. Das Problem ist ja meistens auch nicht das Verschlingen, sondern nur die Gewissheit, dass man nicht mehr lebend rauskommen wird. Ich denke, deshalb haben die meisten Tiere Angst davor“, sagte der Lindwurm lächelnd und begann langsam und genüsslich, den Wolf zu verschlingen.

      Velyne wurde wieder ganz warm und bald fing er schon zu kichern an. „Ich werde ihn fragen“, ließ er noch von sich hören, bevor er seine Augen schloss um das Ganze noch besser genießen zu können.

      Genüsslich schluckte der Lindwurm und der Wolf wurde kurz darauf von starken Schlundmuskeln erfasst, die ihn langsam tiefer in Lindwurms Hals hinunterzogen. Der Lindwurm schnurrte dabei laut, wie er auch schon vorhin bei dem Fuchs geschnurrt hatte.

      Velyne machte sich so breit wie möglich um den Vorgang zu verlangsamen und um es noch länger genießen zu können. Dieser Lindwurm hatte einen sehr dehnbaren Hals. Man konnte es sicher auch von außen erkennen, wie der Wolf in den Lindwurm rutschte.

      Doch obwohl sich der Wolf ziemlich breit machte, hatte der Lindwurm keine Mühe damit, ihn zu verschlingen. Sein Hals dehnte sich tatsächlich ziemlich aus und es war auch von außen deutlich erkennbar. „Fast geschafft, Kleiner“, sagte der Lindwurm und schluckte ein letztes Mal. Dann schloss er sein Maul hinter dem Wolf. Nur noch ein kleines Stück, dann würde Velyne auch im Magen des Lindwurms landen.

      Velyne genoss es auch weiter hin bis er im Magen ankam. Dort erkannte er sofort den Fuchs der traurig zusammengekauert auf der Seite lag. „Hallo, Fuchs. Schön dich wieder zu treffen“, sagte Velyne und grinste fies. „Wenigstens hat es dich auch erwischt, jetzt werden wir zusammen sterben. Das geschieht dir schon Recht du elender Wolf“, schimpfte der Fuchs. Velyne kicherte leise da der Fuchs nicht wusste, dass Velyne nicht all zu lange bleiben wird. Zumindest schien der Fuchs nicht mitbekommen zu haben, was der Lindwurm und Velyne miteinander gesprochen hatten. Doch der Fuchs hatte gewiss im Moment auch andere Probleme, als auf gesprochene Worte zu achten.

      Der Lindwurm konnte das Gespräch der beiden leise hören und er kicherte auch die ganze Zeit ein wenig. Er wollte dem Wolf noch ein wenig Zeit lassen. und war gespannt, was weiter passieren würde. Sollte der Fuchs doch ruhig schimpfen so lange er wollte. Das störte den Lindwurm gar nicht. Er machte sich nur ein wenig sorgen, wie lange die beiden wohl genug Luft bekommen konnten. Doch so lange die beiden miteinander reden konnten, schienen sie nicht unter Sauerstoffmangel zu leiden.

      „Was gibt es da zu kichern?“, schrie der Fuchs erzürnt. Es schien als hätte er schon mit seinem Leben abgeschlossen und sah sich selbst schon als Futter an. Da der Fuchs im Verhältnis zum Lindwurm relativ klein war, konnte er sich auch gut bewegen. Er schlug den Wolf mit seiner Pfote. Velyne kicherte nur noch mehr. „Geht es dir jetzt besser?“, fragte der Wolf. Daraufhin erlag der Fuchs wieder der Verzweiflung. Traurig sank er zu Boden und begann leicht zu heulen. „Ich k.. k... komme hier nie w... wieder raus“, wimmerte er und fing an aus lauter Trauer zu stottern. Velyne hingegen ließen die Worte des Fuchses kalt und er begann ihn zu trösten. Velyne merkte, dass die Magenwände sich bewegten und er glaubte den Lindwurm leise lachen zu hören. Es schien, als würde sich auch er gerade darüber amüsieren.

      Der Lindwurm hörte sich das alles lächelnd an. Der Fuchs würde sich bestimmt nicht wenig wundern, wenn er den Wolf nachher wieder freilassen würde. Bestimmt wäre das für den Fuchs sogar noch schlimmer, denn der würde sich dann fragen, warum er nicht auch wieder raus durfte. Doch darauf konnte der Lindwurm keine Rücksicht nehmen. Er hatte es auch nicht eilig damit, den Wolf rauszulassen. Eine Weile würde der es schon noch unbeschadet aushalten, dachte er sich.

      Velyne tröstete auch weiterhin den Fuchs. „Keine Bange. So schlimm ist das nicht. Es tut gar nicht weh.“ Doch der Fuchs reagierte anders als Velyne jemals vermutet hätte. Anstatt dass er sich Velyne anvertraute und mit ihm sprach, fauchte er den Wolf böse an: „Du... DU!“ Ohne Vorwarnung schlug der Fuchs, zu Velynes Überraschung, plötzlich mit vollem Körpereinsatz auf den Wolf ein und versuchte den Wolf zu beißen.

      „Auch wenn er dich auch verschluckt hat, ich werde derjenige sein der dich töten wird“, knurrend fletschte der Fuchs die Zähne und fauchte Velyne drohend an. Der Wolf konnte jedoch ausweichen und knurrte nun ebenfalls den Fuchs an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Fuchs in dieser Situation so aggressiv werden würde. Doch dem Fuchs war mittlerweile alles egal. Er hatte nichts mehr zu verlieren und so konnte er sich noch am Schuldigen rächen.

      Hey, so war das aber nicht geplant, dachte sich der Lindwurm und fragte sich, was er tun könnte. Er musste sofort etwas unternehmen, denn er wollte nicht, dass der Wolf von dem Fuchs verletzt werden konnte. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als zu versuchen, den Wolf wieder herauszuwürgen. Auch wenn es gar nicht leicht war, dabei den Richtigen zu erwischen. Aber Hauptsache, sie werden erst mal voneinander getrennt, bevor sie sich gegenseitig zerfleischen.

      Velyne merkte sofort, dass der Lindwurm ihn wieder auswürgen wollte. Es war dem Wolf peinlich von dem Fuchs so überrascht worden zu sein. Der Lindwurm würde ihn bestimmt auslachen, glaubte er. Zumindest konnte er dem Fuchs nochmals mit einer Pfote über das Gesicht kratzen und fügte dem Fuchs dabei eine Kratzwunde zu, so dass der Fuchs zurückfiel und sich schmerzhaft das Gesicht hielt. Nun hatte Velyne den Abstand vergrößert. Er wollte nicht, dass der Lindwurm den Fuchs auch mit herauswürgte. Doch im nächsten Moment wurde der Wolf bereits wieder aus dem Magen des Lindwurms herausgedrückt. Es ging wieder nach oben.

      Es gelang dem Lindwurm schließlich einen der beiden hoch zu würgen, doch erst, als der Wolf im Maul des Lindwurms angekommen war, merkte der Lindwurm, dass es auch der Richtige war. „Tut mir leid, Kleiner. Ich habe nicht erwartet, dass er dich angreifen könnte. Hat er dich verletzt?“, fragte der Lindwurm etwas besorgt.

      „Keine Sorge, mir ist nichts passiert. Du kannst ja nichts dafür, ich hätte besser aufpassen müssen. Aber der hat mich ziemlich überrascht, das muss ich schon zugeben. Aus Verzweiflung wurde Hass und dann... na ja ich glaube du hast eh alles mitbekommen“, sagte der Wolf und erholte sich langsam wieder von dem Schrecken.

      „Ja, es war alles deutlich zu hören.“ Beruhigend streichelte der Lindwurm dem Wolf über sein Fell, dass jetzt natürlich ziemlich eingesabbert aussah. „Am besten nimmst du erst mal ein kurzes Bad, damit dein Fell wieder sauber wird. Und danach könntest du ne Runde schlafen, um dich ein wenig zu erholen“, schlug der Lindwurm vor.

      „Weißt du ob hier ein See oder Fluss in der Nähe ist?“, fragte Velyne. „Mein Fell muss ich nämlich dringend säubern“, sagte er und grinste frech. Freundlich hüpft er den Lindwurm an und jaulte etwas verspielt.