Hugo von Velocia

Ein Lindwurm unter Wölfen


Скачать книгу

sich immer so, dass er beim Rollen nicht nach unten gezogen wurde. Dabei achtete er stets auf die zwei Klauen des Lindwurms damit er ihnen gegebenenfalls würde ausweichen können. „Mit meiner Größe könnte ich nie einen Lindwurm besiegen... aber gegen ihn standhalten schon“ sagte Velyne und konzentrierte sich wieder auf seinen Trainingskampf.

      „Du bist ziemlich gut, Velyne. Ich hätte gar nicht gedacht, dass du so geschickt kämpfen kannst. Normalerweise habe ich nämlich keine Mühe, einen Wolf zu überwältigen“, meinte der Lindwurm und geriet schon etwas ins Schwitzen. Doch da er es dem Wolf nicht gerade leicht machte, würde dieser sicher auch bald müde werden. Und dann würde der Lindwurm sicher leichtes Spiel mit dem Wolf haben. Das glaubte der Lindwurm zumindest.

      Velyne machte immer so weiter wie zuvor. An Ausdauer würde es nicht scheitern, doch er dürfte sich jetzt bloß keinen Fehler erlauben. Ihm war zwar bewusst, dass dieser Kampf nur als Training diente, doch er nahm ihn so ernst als würde es dabei um sein Leben gehen. „Danke, von mir aus könnten wir noch länger so weiter machen“ prahlte der Wolf und grinste etwas nach dem Lob des Lindwurms.

      „Ich glaube, du wirst gleich freiwillig von meinem Rücken steigen, Kleiner. Du kannst dich zwar gut festhalten, aber wir Lindwürmer haben da so unsere Tricks, um lästige Personen loszuwerden. Hehehe“, lachte der Lindwurm und bereitete sich während des Kampfes darauf vor, dem Wolf einen Stromschlag zu versetzen. Natürlich keinen allzu starken, aber stark genug, um unangenehm zu sein.

      Velyne grinste und ließ sich nicht von seinen Taten abbringen. „Ja, ja rede du nur, du magst es wohl nicht, dass du einen Wolf mal nicht erwischt“, sagte er und grinste stolz. „Das Training hilft mir extrem viel, dafür bin ich dir dankbar“, fügte er noch hinzu.

      Lachend erwiderte der Lindwurm: „Ich und dich nicht erwischen? Das werden wir ja sehen.“ Plötzlich versetzte der Lindwurm dem Wolf einen ziemlich üblen Stromschlag. Da sich Velyne gerade so fest an ihn geklammert hatte, würde der auch sicher ziemlich gut wirken, glaubte der Lindwurm.

      Velyne wurde schlagartig übel und seine beiden Pfoten schienen wie betäubt zu sein. Dadurch konnte er sich auch nicht mehr länger an dem Lindwurm halten und fiel, mit einem noch etwas verwirrten Gesichtsausdruck, auf den Boden.

      Der Lindwurm reagierte sofort und hatte jetzt keine Mühe damit, den Wolf zu umschlingen. Lachend sagte er: „Siehst du, mein Freund. Es ist eben doch nicht so leicht, gegen einen Lindwurm zu kämpfen. Aber trotzdem warst du nicht schlecht. Wäre das hier ein echter Kampf gewesen, hätte ich dich jetzt verschlungen und du hättest gar nichts dagegen tun können. Aber zumindest weißt du jetzt, dass man auch schnell unangenehme Überraschungen erleben kann, wenn man einem Lindwurm zu nahe kommt.“

      Velyne schaute nur noch verdutzt drein, da das alles so schnell gegangen war. „Und... und wie kann ich einem Lindwurm entkommen wenn ich schon vor ihm stehe? Das sieht mir ja schon fast hoffnungslos aus“, seufzte der Wolf.

      „Wenn du Glück hast, kannst du vielleicht schnell davonlaufen, bevor er dich zu Fassen bekommen kann. Aber wenn dich ein Lindwurm erst mal erwischt, dann hast du kaum noch Chancen. Aber mach dir keine Sorgen. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass du jemals noch einem anderen Lindwurm außer mir begegnen wirst. Wir sind nämlich ziemlich selten“, sagte der Lindwurm lächelnd.

      Velyne grinste ein wenig. „Wollen wir noch ein wenig weiter trainieren?“, fragte er begeistert.

      „Gerne, Kleiner.“ Schnurrend streichelte der Lindwurm den Wolf, doch er blieb nur kurze Zeit so zärtlich. Plötzlich versuchte nun der Lindwurm, den Wolf anzugreifen.

      Velyne duckte sich da er damit gerechnet hatte. „Das hast du vorhin schon mal versucht, hehe. Bevor du mich noch mal angreifst, wollte ich dich fragen ob du speziell ein Training gegen Drachen hast. Ich bin zwar nur einmal einen begegnet, doch gegen den hat dann mein Bruder gekämpft und ich musste weiter entfernt warten.“

      „Hm. Ich weiß nicht so recht, wie ich dir den Kampf gegen einen Drachen beibringen könnte. Es sei denn, ich nehme selbst die Gestalt eines Drachen an. Aber es kommen dann nur ziemlich kleine Drachen in Frage. Und kämpfen kann ich in dieser Gestalt auch nicht gut, da ich nur gelegentlich mal die Gestalt wechsle und keine Übung darin habe."

      „Hm, na gut, das überlasse ich dann dir“, meinte Velyne und wartete gespannt ab wie sich der Lindwurm entscheiden würde. Währenddessen leckte er sich über seine Pfoten, doch immer noch bereit, auf einen plötzlichen Angriff des Lindwurms zu reagieren.

      Es dauerte nicht lange, bis der Lindwurm die Gestalt eines grünen Drachen angenommen hatte. Für einen Drachen war er zwar nicht besonders groß, aber gegen einen Wolf glaubte der Lindwurm, auch so einen ernstzunehmenden Gegner darstellen zu können.

      Velyne grinste und war bereit sich diesem Drachen zu stellen. Langsam näherte er sich dem Drachen und würde bei bester Gelegenheit lossprinten. „Ich wusste es. Du kannst dich verwandeln. Das erklärt auch diese völlig veränderten Spuren.“ Der Wolf war begeistert, dass der Lindwurm diese Fähigkeit direkt vor seinen Augen eingesetzt hatte. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, um in Begeisterungsstürme auszubrechen. Jetzt wollte der Wolf nur trainieren.

      „Wenn du einen Drachen angreifst, dann musst du immer damit rechnen, dass er Feuer einsetzt, um sich zu verteidigen. Du solltest also darauf achten, dass du nach Möglichkeit immer in Deckung bleibst und ihm kein Ziel bietest. Zumindest solltest du immer bereit sein, schnell einem Feuerangriff auszuweichen“, erklärte der Lindwurm noch schnell und bereitete sich auf einen weiteren Übungskampf gegen den Wolf vor.

      „Doch Drachen können doch auch verschieden Elemente beherrschen, oder? Ich glaube ich bin vor langer Zeit einmal einem Eisdrachen begegnet.“ Velyne stürmte los und machte sich bereit auf jegliche Attacken die aus dem Maul des Drachen kommen könnten.

      „Bei Eisdrachen solltest du besonders vorsichtig sein. Es sind zwar nicht alle von ihnen gefährlich, aber ich habe mal einen gesehen, der seine Opfer nur anhauchen musste. Dann erstarrten seine Opfer einfach zu Eis. Nicht mal ich würde einen Kampf gegen so einen Drachen wagen. Also halte dich lieber von Eisdrachen fern. In dieser Gegend hier leben zwar nur wenige Eisdrachen und erst recht keine, die eine so ausgeprägte Eisfähigkeit besitzen, aber man muss bei Eisdrachen immer sehr vorsichtig sein“, erklärte der Lindwurm noch und überlegte sich dabei, wie er den Wolf angreifen könnte.

      „Woran kann ich denn einen Eisdrachen von einem anderen Drachen unterscheiden?“, fragte Velyne.

      „Das ist oft nicht einfach, da es eine Vielzahl von unterschiedlichen Eisdrachenarten gibt. Die meisten Eisdrachen haben hellblaue oder auch weiße Schuppen. Rote oder grüne Eisdrachen habe ich noch nie gesehen. Wie ich schon sagte, haben manche Eisdrachen einen so kalten Atem, dass alles, was sie anhauchen sofort zu Eis erstarrt. Diese Sorte von Eisdrachen ist wohl die gefährlichste. Ich weiß zwar nicht warum, aber sie töten Ihre Beute oft vorsätzlich mit ihrem Eisatem. Danach fressen sie das zu Eis gefrorene Opfer einfach auf. Sie haben sehr scharfe Zähne und können damit sogar zu Eisblöcken gefrorene Tiere mühelos zerkauen. Ich habe vor langer Zeit einmal einen Eisdrachen gesehen, der hatte so kalte Schuppen, dass er sich immer in Höhlen aufhalten musste, wenn es geregnet hat. Weil die Regentropfen sofort zu Eis wurden, als sie auf seine Schuppen trafen. Aber ich glaube nicht, dass hier in dieser Gegend auch solche Drachen leben. Die meisten Eisdrachen leben ganz weit oben im Norden, wo es sehr kalt ist.“

      „Alles klar“ sagte Velyne noch bevor er versuchte den Flügel des Drachen zu verletzen. Seiner Meinung nach wäre dies das Beste für den Anfang, da er dann keine Attacken aus der Luft mehr zu befürchten hatte.

      Da der Lindwurm genau wusste, dass er sich immer ein wenig tollpatschig anstellte, wenn er eine andere Gestalt angenommen hatte, wollte er lieber nicht versuchen, den Wolf aus der Luft anzugreifen. Er blieb lieber auf dem Boden, rechnete dabei aber nicht damit, dass der Wolf ihn verletzen könnte.

      Velyne setzte zu einem direkten Sprung an, genau in die Richtung des Bauches des Drachens. Doch gleich wie vorhin täuschte er den nur vor, stieß sich im letzten Moment nach rechts ab und biss in die Flügelhaut um sie zu zerfetzen.

      Allerdings glückte dieser Versuch nicht