Henriette - Angela Richter

Der Genesis


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Lage zu ziehen. Einen halben Kopf kleiner als Jeremy, ich schätze…ein Meter fünfundsiebzig und Muskeln sind für ihn ein Fremdwort.

      Und natürlich meine Wenigkeit.

      Tamashi Asuka, 23 Jahre jung und stamme aus der altehrwürdigen japanischen Stadt Kyoto. Studentin der Archäologie, schon immer extrem neugierig, entschlossen, ein bisschen verrückt und besonders schlagkräftig. Eben eine blonde moderne Japanerin mit blauen Augen. Nein nicht gefärbt, in meiner Ahnenkette geistert eine Schwedin umher. Bei mir ist sie wohl wieder hervorgekommen! Nur nicht bei der Größe, die ist asiatisch angepasst. Seuftz, … sie ist sogar noch darunter, ein Meter achtundfünfzig. Wegen der geringen Größe und der Tatsache, dass ich ohne Vater aufwachsen musste, ärgerten mich die Mitschüler fast täglich. So brachte mir mein Großvater, bereits im zarten Kindesalter die asiatischen Kampfkünste bei, um das Selbstbewusstsein zu stärken und mich gegebenenfalls verteidigen zu können. Was mir heute zu gute kommt.

      Vor einer Weile bekam die Besessenheit, unseres Professors, neuen Antrieb. Tsatsiki erhielt Post von einem befreundeten chinesischen Bauern, Lie Sho Fang, aus dem Gebiet von Jilin, nahe der Stadt Chang Chu. Er fand während der Feldarbeit auf seinem Acker, Knochen von einem Reiter und dessen Pferd. Unter dem Skelett des Tieres, lag eine alte Ledertasche, deren Inhalt aus beschrifteten Tontafeln bestand. Der eigentliche Empfänger der gebrannten Nachrichten war ein grausamer Barbaren Fürst namens Atosha der Schlächter. Der trug laut russischer Frühgeschichte, diesen Namen zu Recht. Er soll auf brutalster Weise sein Volk geführt haben. Seine Leidenschaft war die Gewalt, er liebte bösartige, blutige Spiele wie … hungrige Kinder und Hunde um ein Stück Fleisch kämpfen zulassen. Massenkämpfe bis nur noch einer übrig blieb und die Menschenjagd, besonders wenn es sich hierbei um seine eigenen schwangeren Frauen handelte. Angeblich, verzehrte dieses Monster nach der erfolgreichen Jagd, seine noch ungeborenen Kinder. Dieser widerwärtige Typ, soll eine Statur von unglaublichen zwei Meter dreißig besessen haben und die Kraft eines Kodiakbären. Alle Tontafeln sind mit dem Siegel des Ministers Lao Chen versehen. Er war der erste Berater im Staate des Kaisers Jin Yuandi, der um das Jahr 317 bis 323 nach Chr. über China herrschte. Auf ihnen stand geschrieben: ,,Deine Drohungen und Forderungen, die du aussprachst zeigen Wirkung, unser Plan trägt Früchte. Der Kaiser ist verunsichert und bat den japanischen Tenno Ninto Ku, um militärische Hilfe. Dieser schickt nun sein unbesiegbares Heer, den Taisho (dass japanische Word für General) Chaos und die Armee des Todes. Sie sind bereits auf den Weg zu dir. Halte dich an unsere Vereinbarung und übergib mir den Taisho lebendig, dann bekommst im Austausch für ihn, den Thron Chinas.“Wir alle sahen diese Tontafeln und konnten es doch kaum glauben. Falls sich dass bewahrheitete und es sich hier wirklich um den gleichen General handelte, wie bei Pharao Ramses II oder König Leonidas, dann wäre er ein echt alter Kerl von über eintausendfünfhundert Jahren.Da unser Professor in Geschichte sehr vielseitig bewandert ist, erkannte er schnell, dass diese Zusammenkunft jener Schlacht, in diesem russischen Gebiet, statt gefunden haben musste und zwar direkt hier, auf diesem Boden, auf dem wir standen oder zu mindestens ganz in der Nähe. Seit Tagen krochen wir schon, meistens auf allen Vieren, durch die idyllischen Wiesen und suchten nach Hinweisen und sonstigem. Wobei das Sonstige überwiegte, ….. Käfer, Würmer, Spinnen, igitt! Schade, das Jeremy kein Insektenfresser ist, er wäre hier täglich satt geworden! Allmählich konnten wir keine Gräser, Blumen, Farne und vor allem Krabbler mehr sehen. Wir freuten uns auf den kuscheligen, warmen Schlafsack. Nur noch was essen, einen heißen Kaffee oder Tee und dann….abhorchen. Aber wie an fast jeden Abend, wenn die Dämmerung herein brach und es etwas kühler wurde, musste Rene vor dem zu Bett gehen, noch etwas Dringliches erledigen!Ein greller Aufschrei lies uns erschreckt hochschnellen, …Rene, das war Rene, sofort rasten wir mit unseren voll aufgedrehten Taschenstrahlern, aus dem Küchenzelt. Hinaus in die doch recht dunkle, kühle Nacht, den Hilfeschreien entgegen. Tsatsiki kam als Erster, an das feuchte und moorastige Örtchen, des Geschehens. Sein ernster Gesichtsausdruck, verformte sich zu einem hämischen Grinsen. Rene der Tollpatsch, steckte mit herunter gelassenen Hosen, im Sumpf fest. Das Gelächter schalte bestimmt Meilenweit durch das Tal. Jeremy holte rasch ein Seil und zog ihn heraus. Als Rene mit hochrotem Kopf versuchte, sein bestes Teil wieder zu bedecken, verhinderte dies ein dreckiger, feuchter Klumpen Sumpfmatsche. Rene packte gleich danach und schleuderte ihn zu Boden. Ein metallisch klingender Ton ließ unsere Augen, weg von nackten Tatsachen, hinüber zum braunen Klumpen eilen. Da ich ein nettes, sehr neugieriges Mädchen bin, hob ich die Matsche auf und drückte sie dem Professor in die Hände. Anschließend wollte ich meine schmutzigen Finger an Jeremys T-Shirt abwischen, da traf mich der böse Blick von Manitu. Habe es dann doch lieber nicht versucht und nahm stattdessen russisches Insekten-Gras. Der Professor eilte mit dem Klumpen Dreck in das Küchenzelt, wir hinterher. Dort angekommen, macht sich Tsatsiki gleich daran das Objekt vom Dreck zu reinigen. Jeremy wendete sich gelassen wieder seiner Hauptbeschäftigung zu …. mampfen und ich versuchte, mit Rene, ein äußerst diplomatisches Gespräch zu führen. Es interessierte mich brennend, wo man eine solch grässliche, kakifarbene Unterhose herbekommt. Unser inniges Gespräch verstummte, als wir bemerkten das Jeremy, seine Nahrungsaufnahme nicht weiter führte, sondern diese nur noch sehr unzerkaut aus dem Mundwinkel hängen ließ. Er starrte in Richtung des Professors. Auch wir drehten blitzschnell die Köpfe in seine Richtung. Tsatsiki saß zu uns hin gewand und hielt in seinen zitternden Händen einen mysteriösen ölschwarzen spartanisch aussehenden Helm. Ein vollkommenes Ebenbild dessen Fundstück, das Tsatsiki einst in Sparta gefunden hatte. In rasanter Geschwindigkeit räumten wir den Tisch ab, holten die alten Bilder und Vermessungsdaten, aus des Professors Ledertasche, um den eindeutigen Beweis dafür mit eigenen Augen zu sehen. Unglaublich, der Kopfschutz schien identisch zu sein, bis auf das Emblem eines Herrschers, an diesem Helm fehlte es. Ebenso das Wappen des Chaos, es war nicht vorhanden. Aber die schrägen, finster dreinblickenden Augenpartien und die lang gezogene Öffnung für den roten bürstenartigen Helmschmuck, waren vorhanden. Allgemeines Staunen, … wurde dieser Helm auch nicht fertig geschmiedet? Wir konnten uns nicht vorstellen, dass ein Krieger, mit halbfertigem Helm in eine Schlacht zog. Ergo, wozu diente die lange Rille? Die verrücktesten Dinge kamen uns in den Kopf, ein Horn, zur innerlichen Abkühlung! Hier, die Powerfrau mit Köpfchen wusste wohl die beste Lösung …. Haare.

      Schließlich kam das Heer aus Japan, General Chaos und seine Mannen besaßen bestimmt prächtige lange Haare, die durch diese Öffnungen gingen und jedem seinen eigenen individuellen Helmschmuck zierte. Die allgemeine Belustigung hielt nicht lange an, der Professor setzte sich deprimiert auf seinen Stuhl nieder, seine Augen sagten alles. Wir konnten förmlich in ihnen lesen, welche Gedanken in Tsatsikis Kopf umhergeisterten. „War das alles? Kam hier mein General zu Tode? Hab ich all die Jahre vergebens nach ihm gesucht?“ Ich sprang entrüstet auf und griff nach den Tontafeln, wedelte wild damit herum und dementierte äußerst laut: ,,Fort mit diesen trübseligen Gedanken, hier steht es doch eingeritzt, dieser zwielichtige chinesische Minister Lao Chen wollte ihn lebend und solang es für Chaos Tod keine eindeutigen Beweise gibt, geht die Suche weiter!“ Die beiden Jungs stimmten meiner Meinung zu und siehe da, Tsatsikis Augen bekamen ihr loderndes griechisches Entdeckerfeuer zurück.

      Richtig einschlafen konnte ich an diesen Abend nicht, Zweifel durchkreuzten meinen Verstand und ließen die Ereignisse der letzten Tage, in meinen Gedanken reloaden. Dabei fielen mir die Tontafeln erneut ein, stand dort nicht deutlich geschrieben, dass dieser Fürst Atosha das Reich China, im Austausch, für den General bekommen sollte?! Es gab nie einen chinesischen Kaiser dieses Namens! Und was um alles in der Welt, wollte ein Minister, mit einem General? Ist das Reich der Mitte, nicht sehr viel wertvoller! Verlief der intrigante Plan, der Verschwörer doch nicht so, wie sie sich es erhofft hatten? Starb dieser General doch hier, an jenem Ort, in dieser Schlacht? Sollte ich den Anderen mein Bedenken mitteilen? Nein, dass konnte ich dem alten Herrn nicht antun! In den darauf folgenden Wochen, arbeitete das Team unermüdlich. Jeremy und unser antiker Meister gruben unzählige Löcher, am Rande des moorastigen Gebietes. Rene und ich fischten im glitschigen Sumpf herum. Das es dabei meistens zu einer Schlammschlacht ausartete, dafür konnte ich doch nichts. Der Matsch flog versehendlich immer in seine Richtung. Rene stand eben sehr ungünstig, genau in meine Wurfrichtung. Im laufe der siebten Woche, an einem recht sonnigen Morgen, legte Jeremy, tatsächlich ein paar Knochen frei. Ihre unnatürliche weiße Farbe, reflektierte in den Sonnenstrahlen. An dem Skelett klebten noch metallische Einzelteile. An einigen Details erkannte ich sofort, es musste sich hierbei um eine alte japanische