Henriette - Angela Richter

Der Genesis


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sie. Upsss ....... Manitus böser versteinerter Blick!

      Der von Tsatsiki gesuchte General konnte es aber nicht sein, der hier hatte sein Gesichtschutz noch auf. Behutsam und vorsichtig befreiten wir das Skelett von seinem erdigen Grab. Man, oh man, klein war der aber auch nicht, bis wir an seine Fußknochen ankamen, waren es zwei Meter fünfunddreißig. Tsatsiki versucht derweilen, vorsichtig den Kopfputz zu entfernen, was ihm auch gelang. Oberhalb und neben dem Helm lag tatsächlich, ein mit Dreck verklebter langer kupferfarbener Haarschweif. Die Zeit hatte ihn von seinem Besitzer getrennt. Diesen Augenblick werde ich wohl nie vergessen, als der markante, große Schädel, mit enormen Augenhöhlen und einem tadellosen Gebiss, aus dem vier Zentimeter lange, spitze Eckzähne ragten, vor uns lag. ,,Vampir!“ Das war alles was ich noch sagen konnte, meine sonst ewig offene schnatternde Schnauze stand still. Einige Zeit des Schweigens verstrich, da erwähnte Rene: ,,Die anscheinend unschlagbare Armee des Todes, Vampire?“ Wir starrten, Rene mit offenen Mund und aufgerissenen Augen an, dann wanderten diese Blicke hinüber, zu dem noch im Boden ruhenden Skelett. Wenn uns Jemand so gesehen hätte, währe Derjenige bestimmt schreiend davon gerannt. Es musste wohl ausgesehen haben, wie maßlos gierige, enttäuschte Zombies, da es kein Brocken Fleisch mehr an den Knochen gab. Des Professors Stimme erweckte uns aus dieser Starre und er ermahnte uns: ,,Vorsichtig weiter arbeiten.“ Behutsam gruben und pinselten wir weiter. Rene machte detaillierte digitale Bilder und dokumentierte jede Einzelheit auf seinem super modernen Handy. Tsatsiki begann mit den Vermessungsarbeiten des Skelettes. Endlich, ich hatte die Fußknochen freigelegt, nun begab ich mich an die vollständige Freilegung und Reinigung, der linken Schulter. Es viel mir echt schwer, nicht immer wieder in dieses faszinierende Knochengesicht zu schauen. Plötzlich fing etwas trockenes, in meinen Fingern, an zu knistern, … Federn? Riesige kupferfarbene Federn. Auf meine witzige, lockere Art und Weise bemerkte ich: ,,Der muss auf einen gigantischen Vogel gefallen sein!“ Da …. schon wieder …. Zombie-Augen, die nun mich total irritiert anglotzten!

      Nachdem auch diese Glotzphase vorbei war, kamen sie zu mir herüber, um dieses Gefieder in Augenschein zu nehmen. Jeremy fasste mit seinen großen Händen in das Erdreich, bis unter das Skelett, um den geheimnisvollen Vogel zu ertasten, dabei wurden seine schwarzen Augen immer merkwürdiger, er sah uns an und sagte, mit einem erstaunten Tonfall: „Da ist aber kein Vogel! Die Schwingen gehören zu unserem toten Freund! Die dazu benötigte Knochenplatten enden an seiner Wirbelsäule.“ Ihr ahnt es sicher schon, Z..o..m..b..i..e..s!

      Ich weiß nicht wie lange wir bei Herrn Vampiradler, in der Wiese hockten, aber die Kälte der Nacht holte uns zurück, in die Realität. Oh, ach ja, ich hab ganz vergessen zu erwähnen, das Jeremy, bis dahin ja nur ein minimales Frühstück hatte. Er bemerkte es nun auch und wollte nur noch etwas zu essen. Rene und Tsatsiki holten eine stabile Plastikplane, um Sir Skelett vor Wettereinflüssen zu schützen. Sie deckten ihn sorgfältig mit der Plane zu und beschwerten die Ränder zusätzlich mit Steinen. Inzwischen kochte meine Wenigkeit schon einmal Kaffee und Tee, belegte ein paar Brote und versuchte nebenbei auch noch Jeremy davon abzuhalten, alles auf zu essen. Lange hielt der erneute Tagesanbruch niemanden in seinem Schlummersack fest. Nach dem üblichen Morgenritual, ging es gleich ans Tageswerk. Ich lugte vorsichtig unter die Abdeckplane, jawohl, … er war noch da. Unser Vogelmann hatte sich in der letzten Nacht nicht vom Acker gemacht. Doch bevor wir, mit unsere Reinigungsarbeiten an ihm weiter machen konnten, nahm Tsatsiki einige Proben. Sogar einen Zahn montierte er ihm aus dem tadellosen Gebiss. Toll fand ich dass nicht, aber für einen DNS-Test nötig. Der Professor wollte die Proben, nach Paris schickte, an das dort ansässige forensische Institut, zu Madam Isabelle Mondenac. Sie ist ihm seit seiner Studienzeit eine wirklich gute Freundin und arbeitete in dieser Einrichtung. Zu ihr sendete Tsatsiki immer seine archäologischen Proben. Mehr erwähnenswertes, passierte an diesen Tag nicht. An dem darauf folgenden Morgen, machten wir Vier, uns auf, um in die Stadt Chita zu fahren. Jeremy und ich, kauften neue Vorräte ein. Rene und der Professor gingen zur hiesigen Post, um die Proben nach Paris zu entsenden, ebenso einige Berichte und Fotos unserer Funde, an die dafür zuständige Behörde, in Moskau zu faxen. Ordnung muss sein, schließlich wollten wir keinen Ärger. Wenn wir nur geahnt hätten was dann passiert!

      Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg zurück zum Lager, vor allem Jeremy, er hatte eine große Tüte voll Sweeties ergattert. Das macht einen jamaikanischen Indianer sehr glücklich. Da wir mit zwei Geländewagen unterwegs waren, nutzten wir jede Gelegenheit eine kleine Rallye zu starten. Für so etwas war der Professor immer bereit. Der griechische Cowboy musste Blei im Stiefel haben. Tsatsiki ist ein klasse Fahrer, reaktionsschnell driftete er um jedes Hindernis herum. Als wir über den Hügel fuhren, von dem aus man unser Zeltlager sehen konnte, wich unsere Ausgelassenheit. Überall Lichter, von umher fliegenden Hubschraubern und ein Großaufgebot an russischer militärischer Präsenz. Langsam bewegten wir die Fahrzeuge weiter und fuhren in Richtung Lager. Auf uns zu rollten vier Armee Jeeps, vollbesetzt mit bewaffneten Soldaten. Bei uns angekommen, forderte ein muskulöser, brutal aussehender russischer Offizier uns auf ihnen zu folgen, was wir, ein wenig eingeschüchtert auch taten. In unserem Lager wartete bereits eine Delegation an ranghohen Staatsmännern auf uns. Professor Demostenes Tsansikodos brachte man gleich zu ihnen. Ohne ein Wort zu sagen verschwanden sie, in einem extra dafür aufgestellten, großen abgeschirmten Zelt. Während man uns nicht zu dieser Party einlud. Wir, standen einige Meter weit entfernt davon, wie bestellt und nicht abgeholt, streng bewacht von übertrieben vielen, minenlosen, bewaffneten Militär - Marionetten. Miesmutig murmelte Jeremy: ,,Mir ist der Appetit vergangen.“ Anschließend hielt er die Tüte mit den Süßigkeiten, in die Richtung der Soldaten, mit den Worten: ,,Was süßes?“ Dass hätte er mal lieber gelassen, die Marionetten guckten noch finsterer.

      Stunden vergingen, mittlerweile saßen wir auf dem Erdboden, müde, durstig und für kleine Mädchen, musste ich auch mal. Da öffnete sich das Zelt, der Professor kam heraus, mit einem verbitterten, verärgerten Gesichtausdruck. Ruckartig bewegte er seinen Kopf nach links, diese wortlose Gestik kannten wir, es bedeutete in des Professors Art, los kommt mit. Also sprangen wir auf und liefen schweigend hinter ihm her. Es ging geradewegs in Richtung unserer Zelte, Rene: ,,Und?“ Tsatsiki: ,,Wir haben hier nichts mehr zu suchen. Die wollen das wir heute noch von hier verschwinden und dass schnellstens!“ Jeremy: ,,Der Vampirvogel?“ Tsatsiki: „Maulverbot, Staatseigentum. “Meine Neugierigkeit: ,,Wie, was… Maulverbot, es ist unsere Entdeckung!?“ Tsatsiki: ,,Die haben alles Beschlagnahmt, jegliches Material, die Computer, die Kameras, unsere Fundstücke, einfach alles und unser Skelett-Krieger wird totgeschwiegen, toter als er bereits schon ist! Wir haben keinerlei Beweise mehr. Die würden uns als Lügner brandmarken und dafür sorgen, dass uns keiner mehr, jemals wieder, etwas glauben wird. Ferner, wir könnten uns in Väterchen Russland nie mehr wieder sehen lassen, die eisernen Stäbe wären uns sicher. Seht zu dass ihr einpackt, ich will so schnell wie irgend möglich von hier verschwinden.“ Im Eiltempo packten wir, ich musste nicht mal mehr pinkeln.

      Nach einer Stunde Fahrt des Schweigens, bemerkt ich meine Blase erneut, so stoppte Rene den Jeep und ich konnte endlich … na ihr wisst schon. Auch die zwei Anderen hielten an, um sich endlich Erleichterung zu verschaffen. Nachdem das vollständige Team, wieder vereint bei den Fahrzeugen stand und die Trinkwasserflasche rundum gereicht wurde, setzte sich Rene, auf eine der Motorhauben. Mit einem immer breiter werdenden Grinsen, drehte Rene an seinem Freundschaftskettchen herum, bis er bei einem flachen, viereckigen kleinen Anhänger anhielt. Zum Vorschein kam ein Microchip, der mit feiner Folie überzogen war, damit weder Wasser oder Dreck ihn beschädigen konnte. „Alles haben die nicht! Meine Devise ist, wer eine Kopie macht, hat mehr davon. Ihr kennt mich doch, ich bin ein bisschen schreibfaul und spreche die Kommentare zu meinen Photoarbeiten und die Berichte des Professors, auf mein umgerüstetes sprachbegabtes Handy. Erst später lade ich die Daten in den Laptop, korrigiere anschließend eventuelle Fehler und drucke dann alles aus. Den letzten Tagesbericht, in dem erwähnt wird, das diverse Material- und Gewebeproben entnommen und nach Paris entsendet wurden, hatte ich noch nicht auf dem Laptop aufgespielt. Somit weiß das russische Militär nichts von dem brisanten Päckchen, den Proben, dem Zahn. Also, haben wir doch noch Beweise, von der Existenz des Vampirkriegers!“ Renes Grinsen wurde noch breiter. Tsatsiki packte vor Freude, mit beiden Händen Renes Kopf und drückte ihm einen richtig fetten Kuss auf die Stirne. Wir wurden wieder etwas euphorischer und Mister Manitu bekam wieder Hunger. Nur ganz so glücklich wie am Vortag, sah Tsatsiki nicht aus. Wehmütig,