Henriette - Angela Richter

Der Genesis


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ich euch erschreckt habe. Mein Name ist Lukas, wir haben euch gesucht, wir müssen dringend miteinander reden!“ Wir!!! Gab es da draußen noch mehr Riesen? Irgendwie zitterten meine Knie. Dieser Lukas entfernte sich vom Durchgang und das Licht hatte wieder Platz. Tsatsiki steckte das Messer wieder weg und folgte der großen, dunklen Gestalt so gut er konnte, denn ich hing mal wieder an des Professors Hosenschlaufen. Vor der Höhle standen drei supermoderne, schwarze Hubschrauber und die Männer meinen schlaflosen Nächte. Fast alle, waren ein Meter achtzig bis zwei Meter groß, eher noch darüber. Ihr Alter schätzte ich, lag zwischen 20 und 30 Jahren, muskulös, breitschultrig, durchtrainiert. Volles, meist längeres Haar und schwarze kuttenähnliche Bekleidung an … Kutten? Mich traf beinahe der Schlag, das sind doch wohl keine Priester! Es stellte sich heraus, es sind fünfzehn franziskanische Mönche. Sie hatten alles dabei, um ein gemütliches Lagerfeuer zu zaubern. Lukas kam gleich zur Sache, und er erklärte, dass ihr Interesse uns galt. Sie wollten wissen warum das russische Militär uns davon jagte und das komplette Gebiet absperrte. Stolz erzählte der Professor den Mönchen was passiert war, von unserem Fund und was wir in der Höhle entdeckt hatten, jedes Detail. Nach unseren Reportagen, schaute Lukas zu einen der Mönche hinüber und sagte: ,,Miles, gehe bitte in die Höhle und überprüfe ob das eventuell Fürst Atosha ist.“ Der hünenhafte Mann mit den braungrünen Augen und den langen, roten Haaren trank seinen Becher Kaffee in einem Zug aus und machte sich auf den Weg. Zwei weiter Mönche begleiteten ihn. „Atosha?“ fragte der Professor nach. Bruder Lukas nickte, er hat dunkelblaue Augen, ebenso langes, aber sehr hell blondes Haar. „Ich vermute und hoffe es.“ Kurz darauf kam Miles zurück und bestätigte dies: „Ich bin mir sicher, er ist es. Wir nehmen sofort Proben und analysieren sie. Wie ich unseren Großmeister kenne, möchte er bestimmt einen zweihundertprozentigen Beweis.“ Die Mönche standen auf, holten mehrere Metallkoffer aus den Helikoptern und verschwanden in der Höhle. Außer Lukas, der blieb bei uns. Tsatsiki wollte gerade seine Fragen loswerden, aber der blonde Franziskaner verwarf des Professors Vorhaben: ,,Ich werde euch alles erklären!“

      Bruder Lukas erzählte sie, … unsere Geschichte des Lebens.

      Es wurde die Nacht, die mein Leben total veränderte. Ihr solltet es langsam und in Ruhe lesen, nichts darf euch dabei stören. Ich weiß, ich hätte es nicht schreiben sollen, aber ich kann nicht anders. Unsere Welt muss die ganze Wahrheit erfahren.

      Lukas fing an:

      „Ich weiß nicht alles, aber genug, um euch so manches verständlicher zu machen. Zuerst das, was euch am meisten auf der Seele brennt. Ja,…der Nomaden Fürst Atosha, ist ein Werwolf! Ja,…es gibt Vampire! Nein,…euer rätselhafter Fund auf russischem Territorium ist keiner, das ist ein Nefelim. „Was ist ein Nefelim?“ wollte ich wissen. Lukas sanfte Stimme: ,,Alles nach der Reihe, ich erkläre es schon noch, lasst mich ganz von Anfang an erzählen.

      Sie kamen von sehr weit her, ihr Planet braucht keinen Namen mehr. Er wuchs allmählich zu einer Super Nova heran. Die dort Lebenden, wussten schon sehr lange, was passieren würde. So produzierte der Herrscher dieses Planeten, seit ewiger Zeit, Raumschiffe aus Zokunit. Dann war es soweit, der Tag, an dem den Planet sein unausweichliches Schicksal ereilte und zu explodieren drohte, war gekommen. Für die Flucht der Bevölkerung standen nur dreizehn Raumschiffe zur Verfügung. Warum so wenig? Erze, wie wir sie kennen gab es nicht, in ihrem Teil des Universums. So benutzte man die lebende Materie Zokunit. Es besteht aus dem Membranenstaub, die nur einige Wesen dieser Rasse besaßen und dem Blut des Herrschers des Planeten, ein Genesis. Die Lebenserwartung der Wesen, die dort lebten, ist um das vielfache länger, als das eines der Menschen. Aber die Lebensdauer eines Genesis, ist beinahe unendlich.

      Genesis – Ursprung des Lebens, auch wir Erdenbewohner kennen diese Bedeutung. Dieses Wesen stirbt nicht an Altersschwäche oder Krankheit, seine genetische Beschaffenheit erhält ihn jung. Zugefügte Verletzungen verheilen schnell, verabreichte Giftstoffe werden von seinem Körper aufgenommen, analysiert und er wird immun dagegen.

      Ab jetzt, nenne ich den Genesis bei seinem realen Namen und ihr werdet anfangen zu verstehen und einiges mit ganz andern Augen zu sehen.

      Gewaltige Berge, Salz- und Süßwassergebiete, farbenreiche Sandwüsten, brennende Feuer- und klirrend kalte Eislandschaften, umgeben von einer wohl niemals endenden, dichten Vegetation. Ihr Heimatplanet glich im Wesentlichen unserer Erde, nur um einiges größer, artenreicher an Pflanzen, Tieren und Bevölkerung. Dort lebte Ammon, ein friedliebendes Wesen, aber auch ein mächtiger Krieger, den man nicht unterschätzen durfte. Der anatomische Körperbau und seine Funktionen unterschieden sich kaum von dem eines Menschen. Äußerlich schon, Ammons stattliche Größe belief sich auf drei Meter. Die Augen glühten in rubinrot, seine Haut, sowie die löwenartige Haarpracht, aus der ein Paar goldumrandete Schakalsohren ragten und seine gigantischen Flügel glänzten in erdölschwarz, bis auf das untere Viertel, der flughundähnlichen Membranen, die aussah als würde sie brennen.

      Wie ich am Anfang schon erwähnte, Ammon war ein Genesis, ein Privileg, das äußerst selten und eigentlich nur Frauen seiner Rasse zuteil wurde. Das diese Gabe ein Mann bekam, grenzte an ein Wunder oder wie es vermutlich unsere Wissenschaftler nennen würden, ein genetischer Fehler. Eine weibliche Genesis beherbergt, nur diese Eine, für uns unvorstellbare Fähigkeit, in sich, das Leben. Mit dieser Gabe erschafft sie neue Welten, heilt jede Krankheit und besiegt den Tod. Ammon barg nicht nur, das Leben in sich, er konnte auch die Elemente der Natur beherrschen, Feuer, Wasser, Erde, Wind, Gravitation und so weiter.“

      Ich wedelte mit den Händen, Frage: ,,Woher weißt du das Alles“

      Lukas holte tief Luft: ,,Vor sehr langer Zeit, lebte einer von ihrer Rasse, schwer verletzt bei unseren Ordensbrüdern und erzählte die Geschichte! Hör weiter zu, lass mich erzählen!“

      Die Frauen, die diese Gabe bei der Geburt erhielten, erwartete ein grausames Schicksal. Wird eine Genesis schwanger, beginnt der Körper sofort mit der Übertragung ihre Fähigkeit, an das kleine heranwachsende Geschöpf. Am Tag der Niederkunft ist es dann soweit, ausgezehrt und mit unvorstellbaren Qualen gebärt die Genesis ihr Kind, dabei übergibt sie dann auch noch den letzten Funken ihrer Gabe, das Leben,… ihr Leben! Die ehemalige Genesis machte der Neuen Platz. Eine Art Gleichgewicht des Universums. Yin und Yang? Dieses asiatische Zeichen kennt bestimmt jeder, es ist das verräterische, sichtbare Muttermal eines Genesis, es ist irgendwo auf seinem Körper. Ammon blieb diese tödliche Erfahrung erspart, naturgegebener Weise. Sein Schicksal war das ewige Leben. So füllte die unendliche Zeit, den Harem des Herrschers, mit weiblichen Kreaturen unterschiedlichster Art, die dort ihr Leben fristeten. Fast alle Kinder von Ammon und die Nachkommen seines einzigen und jüngeren Halbbruders Ra, wurden mit Schwingen oder Membranen geboren, zum Leidwesen ihrer Ammen, die unentwegt damit beschäftigt waren, diese kleinen fliegenden Biester wieder einzufangen. Ra liebte den Kampf, mit Leib und Seele ein begnadeter Krieger. Er beherrschte seine Waffen und den Nahkampf in vollendeter Perfektion. Mit zwei Meter vierzig war Ra, wesentlich kleiner als Ammon. Seine Schwingen bestanden aus glutroten Federn. Die Augen waren pechschwarz, ebenso die langen Haare. Die Hautfarbe ist vergleichbar mit dem zarten, hellen Braun von asiatischem Bambus.

      Der sterbende Planet drohte zu zerbersten, die Evakuierung begann. Auf den viel zu wenigen Raumschiffen gab es nicht genügend Platz für alle. Man beschloss, dass nur die Kinder an Bord gehen durften. Das letzte, größte Raumgefährt das den Planeten verlassen sollte hieß Atlantis! Atlantis, …wie lange sucht die Menschheit schon nach jenem geheimnisvollen Ort? Vielleicht gab es auch eine Insel oder eine Stadt die nach dem Raumschiff benannt wurde, ich weiß es nicht. Nach und nach verließen die vorprogrammierten Raumschiffe den sterbenden Planeten. Die Atlantis konnte dreitausend Kinder aufnehmen, unter ihnen befanden sich auch Ammons und Ras Nachkommen. Ihr Start verzögerte sich, die Lieblingsfrau des Herrschers, eine Genesis, lag in den Wehen. Sein letzter Wille, sein letztes Kind, es sollte die Chance bekommen zu leben. Ammon selbst half bei der tödlichen Geburt. Er konzentrierte seine ganze psychische Kraft und baute innerlich genug Energie auf, um auch seine elementaren Fähigkeiten und seine Gabe …Leben… zu übertragen. Ammon wuchs über sich hinaus, die Übertragung seiner Fähigkeiten gelang. Aber nicht nur die Gaben wechselten hinüber, auch Ammons enormes geistiges Gut, bahnte sich seinen Weg, in dieses kleine, zarte Wesen,….einen Jungen. Das Wunder