André Schaberick

Der Tod ist mein Freund


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in den Mund, zerkaute ihn, ließ das THC auf seiner Zunge wirken und schluckte herunter.

      „Lass mir aber einen übrig, damit ich auch was zu lachen

      hab.“

      „Klar, Man. Den Rest können wir zusammen knabbern, wenn ich wieder raus bin aus dieser langweiligen Hütte.“

      „Gras soll gut sein gegen Schmerzen. Wer weiß, vielleicht brauchst du es öfter, als du denkst. Schmerzen hat man schließlich ziemlich oft.“

      Wieder klopfte es an der Tür, und sie öffnete sich erneut, ohne dass er herein gesagt hatte. Eine ganze Gruppe weiß gekleideter Ärzte und Ärztinnen kam herein. Während sie eintraten, diskutierten sie in ihrer medizinischen Sprache über irgendetwas.

      Frank gab Samuel visuell und durch seine Mimik zu verstehen, dass er die Kekse ganz schnell in die Schublade verschwinden lassen sollte. Jedoch machte er es so unauffällig, dass die Ärzte es nicht merkten.

      Ganz unauffällig zog er die Nachttischschublade auf, legte die Tüte hinein und schob sie wieder zu, ganz so, als wären es ganz normale Kekse.

      „Guten Tag, Samuel.“

      „Guten Tag.“

      „Hallo.“

      „Guten Tag.“

      Alle stellten sich mit Namen vor, aber keinen davon konnte sich Samuel merken. Zu viele Details auf einmal. Er dachte noch an die Kekse und ihre belustigende Wirkung, die sie gleich haben würden. Hoffentlich musste er jetzt nicht lachen.

      „Seien Sie bitte so nett und warten draußen, bis die Visite vorbei ist.“

      Frank erkannte sofort, dass er im Moment fehl am Platze war.

      „Selbstverständlich.“ Er erhob sich sofort und verließ den Raum.

      „Vielen Dank. Sie können in ein paar Minuten wieder hereinkommen.“

      „Ich wollte sowieso gerade gehen. Ciao Kumpel. Tschüss zusammen.“

      „Ciao Frank. Und danke für deinen Besuch.“

      Samuel wurde plötzlich ganz müde. Er spürte die Wirkung des THC, als hätte jemand einen Hammer vor seinen Kopf geschlagen. Nur schmerzte es nicht. Ihm wurde schwindelig, und die Welt begann sich zu drehen. Alles wurde plötzlich ganz leicht. Er spürte, wie die Ärzte seinen Puls fühlten, ihm den Blutdruck maßen und hörte, dass sie ihm Fragen stellten. Aber er konnte nicht darauf antworten. Der Übergang in den benebelten Zustand ging fließend, aber ziemlich schnell. Er schlief vor den Augen der Ärzte einfach ein. Schon befand er sich mitten im Reich der Träume.

      „Seltsam, gerade hatte er noch mit seinem Freund gesprochen. Er muss unglaublich schwach sein. Ich hoffe, wir finden bald heraus, was ihm die Kräfte raubt.“

      Die Ärztin öffnete sein rechtes Auge mit dem Finger, stellte aber fest, dass er völlig weggetreten war.

      „Er schläft wie ein kleines Kind. Nichts kann ihn erschüttern.“

      „Schlafen ist die beste Medizin. Wir werden schon herausfinden, was ihn quält. Hoffentlich ist es nichts Schlimmes.“

      „Gut, wenn wir ihn nicht befragen können, lassen wir ihn schlafen. Gehen wir zum nächsten Patienten. Die Geräte zeigen nichts Ungewöhnliches. Alle seine Vitalwerte befinden sich im grünen Bereich. Ich denke, wir müssen uns keine Sorgen machen. Morgen geht es ihm bestimmt schon wieder besser. Vermutlich liegt er hier völlig umsonst.“

      So schnell, wie sie gekommen waren, verließen die Ärzte auch wieder das Zimmer.

      Im Verlies

      Samuel befand er sich in einem dunklen, stinkenden Verlies eines Schlosses. Die Luft war feucht, und es lag ein Geruch von Fäkalien, Moder, Tod und Verwesung in der Luft. Was die Gerüche entstehen ließ, wollte Samuel gar nicht wissen. Er hoffte, dass seine Nase sich möglichst schnell an die üblen Gerüche gewöhnen würde. Sich die Nase zuhalten brachte nichts, der Gestank war so pene-trant, dass er den Eindruck hatte, er würde es über seine Haut riechen oder als würde der Gestank durch seine Finger in seine Nase kriechen.

      Menschen sah er keine, oder besser gesagt, er konnte keine hören. Sehen war hier unten nicht so einfach, dafür war es größtenteils zu dunkel. Folglich tastete er mit seinen Fingern die Wände entlang, und schon erklärte sich, warum es hier so moderig roch. Die Wände waren feucht. Sehr feucht. Nein sie waren mehr, als das: Sie waren schleimig. Vermutlich wuchsen glitschige Algen auf ihnen. Vielleicht waren es aber auch Schimmelpilze. Dass er fast nichts sah, war also gar nicht so verkehrt. Jedoch heizte dies seine Phantasie an, was das Schleimige anbetraf.

      Sobald Samuel die Wand berührte, hatte er den Eindruck, anschließend Schleim auf den Händen kleben zu haben. Leider ließen sich die Berührungen mit den Wänden nicht vermeiden. Er konnte nicht erkennen, wo Wände waren, und wo nicht. Tasten war somit die einzige Möglichkeit, voran zu kommen, ohne sich zu stoßen.

      Der Gang, auf dem er sich entlangtastete, war an einigen Stellen bedrückend eng. Er hatte festgestellt, dass er an den breiten Stellen ungefähr zwei Schritte von links nach rechts maß. Unkontrolliert taumelnd tastete er sich vorwärts. Hoffentlich kollidierte er nicht mit einer schleimigen Wand vor ihm.

      Ständig streckte er die Arme aus und fühlte, ob sich etwas in seinem Weg befand. Und immer wieder stellte er fest, dass die Wand links oder rechts plötzlich verschwand. In seinem Geist entstand ein Bild von einem langen Gang, von dem zu beiden Seiten weitere Gänge abgingen.

      Als er ungefähr zehn Abzweigungen vorangeschritten war, wurde es endlich ein wenig heller. Er konnte zumindest den Fußboden erahnen, auf dem er sich bewegte. Nun musste er nicht mehr tasten, er konnte vorsichtig geradeaus gehen.

      Samuel erkannte, dass es keine Gänge waren, die in beide Richtungen vom Hauptgang abzweigten, sondern Räume. Je weiter er ging, desto heller wurde es. Die Räume waren jetzt beleuchtet, und das Licht aus den Räumen erhellte den Hauptgang. Plötzlich hörte er Musik. Sie klang sehr angenehm, schon bald exotisch. Als er einen Blick hinein wagte, sah er nackte Tänzerinnen, die sich zu Arabisch klingender Musik lasziv bewegten. Schamlos tanzten sie stets passend zu den hypnotisierenden Klängen. Irisierendes Licht drang aus dem Räumen. Sie berührten sich an den Brüsten, streichelten sich zwischen den Beinen, küssten sich gegenseitig überall auf ihre wunderschönen Körper. Ein Paradies für einen Mann!

      Eine Frau setzte sich auf einen hohen Hocker, lehnte sich nach hinten und wurde von einem Mädchen gehalten. Zwei andere hielten ihr die Beine fest. So konnte sie völlig entspannt mit gespreizten Beinen verweilen, während ein weiteres Mädchen mit ihrer Zunge über ihren Bauch wanderte. Samuel glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Wie hypnotisiert starrte er auf die Mädchen.

      Stöhnend wanderte das Mädchen mit ihrer Zunge immer weiter nach unten und verwöhnte sie im Schambereich. Samuels Herz schlug auf Hochtouren, am liebsten hätte er direkt mitgemacht, jedoch hatte er nicht genügend Mut, zu ihnen zu gehen. Also versteckte er sich, um nicht entdeckt zu werden.

      Das Mädchen auf dem Hocker wand sich nun lustvoll nach links und nach rechts, sie schien die Liebkosungen des anderen Mädchens sichtlich zu genießen.

      Samuel schlug das Herz jetzt bis zum Hals. Es pochte so heftig, dass man es sicher hören konnte. Er hatte die wildesten Fantasien im Kopf, er sah sich schon mit ihr auf dem Bett liegen, wie er anstatt des Mädchens mit seiner Zunge über ihren Körper fuhr, bis sie zum Höhepunkt kam. Doch dem war noch nicht so.

      Er betrachtete sie aus seinem Versteck von oben bis unten und war sich eigentlich sicher, nicht entdeckt zu werden. Zu gut war sein Versteck. Plötzlich merkte er, wie sich sein Penis versteifte, wie er wuchs und in der Hose plötzlich keinen Platz mehr hatte. Der kleine Kerl wollte raus, wollte tätig werden und suchte sich einen Weg nach oben. Wie paralysiert starrte er weiterhin die Mädchen an, die sich gegenseitig befriedigten, streichelten und küssten. Dabei vergaß er, unentdeckt zu bleiben. Sein größter Wunsch war es, mitzumachen, sich auszuziehen