Sascha Arntsen

Midgards Erben


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immer wieder zu ihm zurückkehrt. Mjöllnir zermalmt alles.“

      Dabei fährt sie mit ihrem Zeigefinger träumend den Himmel ab.

      „Du erzählst das mit einer Hingabe, Wahnsinn.“

      Zur gleichen Zeit bekommen die Jungs auf der anderen Seite der Steine Langeweile.

      „Jetzt sitzen wir hier schon eine halbe Stunde rum und der Löres brennt mir so was von auf den Pelz. Ich besteig mal den Gipfel. Kommt wer mit?“, fragt Dirk.

      „Ja, ich komme mit, du auch Mario?“, erwidert Alex.

      „Natürlich! Meinst du etwa, ich bleibe hier alleine sitzen? Kostet das was?“

      „Ja, ich glaube einen Euro. Aber nicht für uns. Die Müller hat doch bei der Einweisung gesagt, dass wir mit unseren Schülerausweisen umsonst da hoch können. Hat die Namen hinterlegt. Ist wohl schon bezahlt.“

      „Na Alex, dann mal los“, meint Mario.

      Die drei stellen sich nun an der Schlange vor dem Kassenhäuschen an, die heute extrem lang zu sein scheint.

      „Ist ja schon so wie in der DDR damals. Gibt’s da vorne irgendwo Bananen?“, ruft Dirk niedergeschlagen in Richtung Hütte.

      Alex wird leicht rot und meint:

      „Kannst du dich mal mit solchen Äußerungen zurück halten? Ist ja peinlich. Wenn hier nun einer aus dem Osten in der Schlange steht?“

      „Na, dann fühlt er sich gleich wieder wie zu Hause!“, kontert Dirk.

      „Woher kennst du denn die damalige Situation von drüben?“, fragt Mario.

      „Bin DDR Flüchtling in zweiter Generation. Das Gefühl vererbt sich, Junge.“

      „Na klar!“

      Nach etwa zehn Minuten geht’s aber schon weiter. An dem kleinen Holzhäuschen kurz die Ausweise gezeigt und dann beginnt der Aufstieg. Die Stufen wurden vor langer Zeit in den Stein gehauen und sind aus diesem Grund schon sehr abgetreten. Immerhin schaffen sie es ohne körperliche Blessuren bis auf die Spitze des ersten Steins.

      „Alter, bin ich fertig!“, hechelt Mario.

      „Ich mach aber keine Notbeatmung bei dir. Schon gar nicht ohne Desinfektionsspray.“

      „Dirk, willst wohl ärger haben, oder?“

      „Schau mal da hinten!“

      Sie blicken von oben über den angrenzenden See in Richtung Wald, der in etwa 80 Meter beginnt.

      „Sind das nicht Frank und Markus? Und was sind das für Typen, mit denen die da quatschen?“

      „Glatzen, Alter. Das sind Glatzen“, erwidert Alex schockiert, als er sich die Genossen näher betrachtet.

      „Die beiden sind braun wie Scheiße?“

      „Schaut fast so aus. Die Asis! Wo kreucht denn die Müller rum. Müssen wir das melden?“

      „Ja, würde ich, Mario. Ist glaub‘ ich sogar unsere Pflicht. Aber mal was anderes. Schaut mal in die andere Richtung“, wirft Dirk in die Runde.

      Nachdem sie sich einen Platz auf der anderen Seite des Felsenplateaus erkämpft haben, schauen sie nun von dort auf die Wiese am Fuße des Steins.

      „Wer liegt denn da unten auf dem Rasen?“

      „Nee, oder? Das sind ja unsere beiden Strategen. Guckt mal, Jan hält Händchen!“, merkt Alex belustigt an.

      „Also doch. Der Aufstieg hat sich ja tierisch gelohnt. Der Ausblick ist ja jede Schweißperle wert. Und wir dachten, unten auf der Bank würden wir alles sehen.“

      „Jetzt weiß ich es, Dirk ist das, der hier nach Schweiß stinkt, aha. Ich dachte schon ich wäre es.“

      „Mario, kannst du fliegen?“

      „Nee, warum?“

      „Schau mal da runter und denk nach!“

      Während die drei sich da oben mal wieder besonders gut verstehen und erneut die Seite der Plattform wechseln, steht Simone auf.

      „Was ist?“, fragt Jan.

      „Komm wir gehen mal ein Stück. Ich will ja schließlich auch noch mal hoch auf die Steine.“

      Doch bevor die beiden weitergehen, wühlt Simone in ihrer Gürteltasche und holt einen Anhänger hervor.

      „Jan, ich habe hier ein Geschenk für dich. Es ist ein Symbol, das die Asatruar tragen.“

      „Für mich?“

      Jan kann es nicht glauben. Er hat bis vor einer Woche lediglich ein paar Worte mit ihr gewechselt und jetzt steht er mit Simone vor den Externsteinen und hält ein Geschenk von ihr in der Hand.

      „Was bedeutet es?“

      „Das ist der Hammer Thors, Mjöllnir also. Ein sehr starkes Symbol. Ich selbst trage es auch.“

      „Ist das sowas, wie bei den Christen das Kreuz?“

      „Ja, so ähnlich. Er wurde damals bei der Missionierung der Heiden von denen als Pendant zum Kreuz getragen und das hat sich wohl bis heute gehalten.“

      „Sieht toll aus, danke!“

      Er hängt sich den Mjöllnir sofort um.

      „Weißt du?“, sagt Simone, „Da du jetzt auch einen Talisman hast, vergiss ihn gleich nicht mit aufzuladen. Er ist für sich allein schon mächtig, aber wenn zusätzlich Kraft verliehen wird, dann spürst du es noch mehr.“

      „Und wie lade ich ihn auf?“

      „Ich zeige dir gleich, wie ich es mache. Jeder hat da so seine eigenen Methoden, weißt du? Sind halt Erfahrungswerte. Was für dich die beste Methode ist, musst du aber selber herausfinden. Jeder bündelt die Kräfte anders. Du kannst allerdings erst einmal meinen Ablauf wählen, bis du deinen eigenen gefunden hast.“

      „Du bist auch sicher, dass du hier vor all den Leuten diese Aufladung starten willst? Die erklären uns doch für verrückt.“

      „Siehst du Jan, das ist das Problem. Es wird den Leuten eingetrichtert, dass jemand, der solche Sachen macht, einen an der Waffel haben muss. Nehmen wir mal an, dass du bei dieser Richtung bleibst, dann wirst du das später auch anders sehen. Ich sag immer, lass die Leute doch reden was sie wollen. Ich kenne die nicht und die kennen mich nicht. Außerdem denken sich die meisten auch nur ihren Teil.“

      „Ich wünschte, ich konnte deinen Enthusiasmus teilen. Aber ich bin wohl noch nicht so weit.“

      „Wie gesagt, das kommt noch. Guck mal da oben. Da stehen Alex, Dirk und Mario.“

      Die fünf winken sich zu.

      „Wie ist denn die Luft da oben?“, brüllt Jan herauf.

      „Ist genau so warm wie da unten. Obwohl, bei euch scheint es noch viel heißer zu sein“, ruft Mario zurück.

      „Jan, wir haben interessante Neuigkeiten. Wir kommen mal runter“, informiert Alex.

      Daraufhin machen sich die drei Bergsteiger wieder auf den Weg nach unten. Währenddessen bereitet sich Simone auf die Aufladezeremonie vor.

      „Ich brauche Erde, Wasser, Feuer und Luft. Die vier Elemente helfen dabei die Kräfte so zu bündeln, damit das Amulett gereinigt werden kann.“

      Sie wühlt erneut in ihrem Beutel. Atmet erleichtert auf, als sie ein aus der Kantine entwendetes Feuerzeug aus der Tasche zieht.

      „Wieso gereinigt? Wasch es doch einfach ab.“

      „Der Hammer kann sich durch irgendwelche Kräfte negativ aufladen. Um nun für die Neuladung einen definierten Punkt zu bekommen, neutralisiere, reinige ich ihn. Schau mal, da vorne ist der ideale Ort dafür.“

      Sie zeigt auf eine weniger besuchte Ecke neben den