Sascha Arntsen

Midgards Erben


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Praktisch alle sechs aus der Clique. Frank, immer noch ziemlich entrüstet, kommt ins Zimmer sieben, dem Zimmer der sechs. Er geht auf Dirk zu:

      „Wolltest du mich da gerade etwa provozieren?“

      Dabei stößt er ihn unsanft gegen eines der drei Etagenbetten.

      „Was ist eigentlich dein Problem? Hast du mal wieder zu tief in die Flasche geguckt?“, wirft Mario rein. Frank wechselt seinen Blick in Marios Richtung:

      „Was mischt du dich denn da ein, he?“

      „So und jetzt raus hier Frank und pöbele woanders rum, aber nicht hier“, geht Jan dazwischen.

      „Was willst du denn, du mit deiner Heidin. Hexen hat man früher verbrannt. Wäre heute ab und zu auch noch mal nötig!“, antwortet Frank streng und verlässt daraufhin den Raum wieder.

      „Sag mal, was ist denn mit dem los. So dermaßen ausgeflippt ist der doch noch nie, oder?“

      „Nee Daniel, das ist ´ne ganz neue Qualität. Habe auch schon gar keinen Bock mehr.“, antwortet Jan, der ein wenig erschrocken in den Raum schaut.

      „Wieso Bock, du bräuchtest doch ´ne Ziege, oder bist du schwül?“, lacht Ingo, der seinen Humor wohl immer noch griffbereit hat.

      „Was meinte er wohl mit Heidin, Hexe. Jan, klär uns auf! Du bist doch mit ihr zusammen“, meint Dirk.

      „Ich bin nicht mit ihr zusammen. Wer erzählt denn sowas?“, wirft er energisch zurück und schaut erneut mit leerem Blick in Richtung Zimmertüre. „Und was Frank betrifft, weiß ich doch nicht was mit dem los ist, ihr wisst doch wie der manchmal durchtickt. Der weiß doch ab und zu selber nicht was der so redet.“

      „Gut gerettet“, denkt er sich.

      „Na ja, wird wohl wieder einer seiner Ausbrüche sein.“

      „Die Pubertät!“, meint Alex erneut.

      In diesem Moment ruft Frau Müller zum Sammeln auf dem Vorhof über den Flur.

      „Schon wieder? Hat die keine anderen Hobbys? Ist ja schon fast wie bei der Bundeswehr. Wir haben doch gerade erst die Kammern bezogen und nun verbreitet die schon wieder Stress!? Ich dachte immer, eine Klassenfahrt wäre so was wie Urlaub?“

      „Tja, falsch gedacht, Mario. Aber woher weißt du eigentlich, wie es bei der Bundeswehr abgeht?“, fragt Jan.

      „Aus dem Fernsehen. Die hatten da letzte Woche so eine Reportage laufen. Brüllattacken und Konsorten. Hat mich halt daran erinnert.“

      „Du schaust zu viel in die Röhre, Junge“, sagt Daniel, als sie das Gebäude verlassen.

      Auf dem Hof gibt Frau Müller nun noch einige Instruktionen, bevor es zum Mittagessen geht.

      „So, in wenigen Augenblicken werden wir Essen fassen und danach sammeln wir uns wieder hier vor dem Gebäude. Sagen wir mal“, sie schaut kurz auf die Uhr, „Um 13:00 Uhr, danach fahren wir dann zu den Externsteinen. Und ich will keinen Ärger haben! Vor allem nicht von dir Frank!“

      Mit ernster Miene schaut sie zu ihm rüber. Wenn Blicke töten könnten, hätte er zumindest jetzt einen Genickbruch erlitten. Im leidenden Tempo quetscht sich der ganze Bulk in den Speisesaal. Auch Jan. Denn bei 30 Grad Außentemperatur darf man sich die schmackhafte Erbsensuppe nun wirklich nicht entgehen lassen.

      Er steht mit seinen Kumpeln in der Schlange, als plötzlich Simone zu ihm herüber kommt.

      „Und? Lust auf die Externsteine?“, fragt sie.

      „Na klar, wieso nicht? Hast du denn auch deinen Talisman dabei?“

      „Sicher! Was sagt deine innere Stimme?“

      „Ich glaube, ich werde mich mit meiner Fylgja mal auseinandersetzen.“

      „Super, dann sehen wir uns gleich.“

      Danach stellt sie sich hinten mit in der Schlange an.

      Alex guckt perplex.

      „Was war jetzt das? Und was ist Fylgja? Hee? Alter, jetzt klär mich mal langsam auf!“

      „Alles zu seiner Zeit.“

      „Ich hasse es warten zu müssen und das weißt du.“

      „Ich weiß“, antwortet Jan zufrieden.

      Zehn Minuten später haben Jan und Alex dann ihre Suppenteller vor sich stehen. Das Mittagessen wird nun im Eiltempo herunter gewürgt, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren. Frei nach dem Motto: Der Hunger treibt’s rein, der Ekel runter und der Geiz hält es drin. Nach dieser kleinen Aufwärmphase mit Hilfe der zähflüssigen Mahlzeit, macht sich die Klasse nun Busfertig. Die ganze Meute drängelt sich wieder durch die kleinen Türen des normalerweise ausreichend großen Busses. Die alten Plätze von der Hinfahrt werden wieder eingenommen. Die Lehrer zählen noch mal durch und geben grünes Licht.

      „Gib Schub Rakete!“, ruft einer von hinten dem Busfahrer zu und der setzt das Massenbeförderungsmittel in Bewegung. Nun ja, mit dieser Klasse einen Ausflug zu machen, ist wohl nicht jedermanns Sache. Aber dafür werden, nach Meinung vieler, die Lehrer nun mal bezahlt. Der Bus ist nicht einmal warmgefahren, da ist das Ziel auch schon erreicht. Keine zehn Kilometer weiter heißt es: „Endstation Externsteine.“

      „Das hätten wir auch laufen können“, meint Melanie in Tinas Richtung.

      „Hättest du gerne machen können! Mir hat aber keiner gesagt, dass wir Wanderschuhe mitnehmen sollen. Dadurch fall ich bei solchen Unternehmungen schon mal raus“, antwortet sie.

      „Alles vor dem Bus sammeln“, ruft Begleitlehrer Herr Bernds. Wie ´ne Eins stellt sich die ganze Bagage vor dem Bus auf. Die Ecke der Eins wird mal wieder gebildet vom Sonderling Frank.

      „Der steht wohl gerne im Abseits, oder?“, murmelt Tina.

      „Wir werden nun in dieser Richtung weitergehen und dort auf das Gesteinsgebilde treffen.“

      Frau Müller zeigt dabei auf eine kleine Essens- und Souvenierbude, vor der ein Weg nach rechts ab weiterführt.

      „Wir treffen uns um sechs wieder hier am Bus. Dann fahren wir wieder rein. Und, ich will keinen schon nach fünf Minuten da vorne im Biergarten sehen! Verstanden?“ Dabei weist sie auf das Restaurant hin, das sich direkt vor ihnen befindet. „Und schaut euch bitte an den Steinen die Informationstafeln an! Die Infos werden wir später brauchen.“

      „Fast vier Stunden? So lange? Was sollen wir denn hier die ganze Zeit machen?“, jammert Melanie Tina an.

      „Kannst dich ja mal in die Sonne setzen, damit du mal ein wenig Farbe ins Gesicht bekommst. Aber da sind vier Stunden wohl noch zu wenig!“, wirft Tina trotzig zurück.

      Nun setzt sich die Schülerwurst in Bewegung. Simone bleibt unübersehbar an Jans Seite.

      „Schau mal Alex, Jan und Simone. Was sollen wir denn davon halten?“, fragt Dirk.

      „Lass die beiden doch. Endlich taut Jan mal auf. Und auch Simone wirkt seit dem viel offener als sonst.“

      Es ist ziemlich voll und es bilden sich auch gleich die allzu bewehrten Grüppchen. Jan und Simone setzen sich zügig ab.

      „Simone, ich habe mal darüber nachgedacht. Die Geschichte mit deinen Göttern, ja wie soll ich das sagen, es interessiert mich zunehmend. Und was ist eine Fylgja genau?“

      „Erstens, ich möchte hier niemanden Missionieren, OK? Nicht das du nachher sagst, ich hätte dich dazu genötigt.“

      „Wie kommst du denn darauf?“

      „Und zweitens freut es mich aber, dass du Interesse zeigst. Es ist teilweise echt scheiße, wenn man mit keinem darüber sprechen kann, ohne dumm angemacht zu werden“, sagt sie mit einer geballter Faust und meint weiter: „Bist du denn sicher, dass du das auch wirklich willst? Ich meine deine Familie und so. Nicht dass die sich am Ende noch das Leben nehmen?“

      Beide