R.J. Simon

Schaaf ermittelt


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      R.J. Simon

      Schaaf ermittelt

      Rabengesang

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1.

       2.

       3.

       4.

       5.

       6.

       7.

       8.

       9.

       10.

       11.

       12.

       13.

       Weitere Romane von R. J. Simon

       Impressum neobooks

      1.

      Ich bedanke mich herzlich bei der Familie Fisch aus dem Salon35 in Hirschberg für die Unterstützung.

      Es war eine ganz ungemütliche, kalte Nacht. Eine von jenen, wo man sich gerne ins warme Bett kuschelt und das mollige Nest nicht verlassen möchte. Es wehte ein eisiger Wind aus Osten, der den kommenden Winter ankündigte, und der die gefühlte Kälte tiefer erscheinen ließ, als sie es tatsächlich war. Auf der feuchten Straße glitzerte der Asphalt verdächtig nach Eisglätte. Ganz feine Tröpfchen lagen in der Luft, von denen man nicht wusste, ob es winzige Regentropfen oder Schneekristalle waren, die sich da wie kleine Nadelstiche frostig in die unbedeckten Hautpartien bohrten. Der Mond verbarg sich hinter einer dünnen Dunstschicht, so dass sein Licht einen dicken hellen Klecks in die Wolkendecke zauberte. Die kahlen Bäume reckten ihre knochigen schwarzen Äste und Zweige in den vom Mondlicht erhellten Nachthimmel.

      In einem kleinen Park unweit der Kirche drehte ein nächtlicher Spaziergänger, die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben um sie von der Kälte abzuschirmen, gemächlich seine Runde. Vor der Nachtruhe wollte er seinen Hund noch einmal sein Geschäft erledigen lassen. Dazu ging er vor dem Zubettgehen jeden Abend mit seinem vierbeinigen Gefährten in diesen kleinen Park. Diese Grünanlage war bei allen Hundebesitzer aus der näheren Umgebung für diese Spaziergänge sehr beliebt. Doch zu dieser späten Stunde waren die beiden alleine unterwegs.

      Der Hund lief ohne Leine und einige Schritte voraus, denn er kannte den abendlichen Weg genau. Plötzlich schlug er jedoch unverhofft einen anderen Weg ein und bog in einen Abzweig, in einen kleinen Nebenweg, ein. Der Hundehalter dachte noch ´Was macht er denn jetzt´, befürchtete aber nicht, dass ihm sein Hund ausbüchsen wollte. Der Vierbeiner war ihm immer treu geblieben und wich nie von seiner Seite. Dann hörte das Herrchen ein aufgeregtes Bellen durch die Nacht schallen und lief unbedarft zu der Stelle, die sein Hund derart verbellte und blieb dort stehen, als wenn er gegen eine unsichtbare Scheibe gerannt wäre. Was er da im Schummrigen zwischen Licht und Schatten so unverhofft sah, schnürte ihm die Kehle zu und ließ ihn an seinen Augen zweifeln.

      Der Hund hatte eine Leiche gefunden und machte sein Herrchen mit lautem und nervösem Gebell darauf aufmerksam. Er bellte den blassen toten Körper dauernd an und schaute dann schwanzwedelnd zu seinem Herrchen, um stolz zu zeigen: „Guck mal was ich gefunden habe.“

      Obwohl die nächste Laterne einige Meter weit weg stand, konnte der Mann das Schreckliche, was da im Gebüsch lag, sehr gut in der Dunkelheit erkennen. Seine Augen hatten sich auf dem bisherigen Weg schon gut an das Dunkel gewöhnt. Er stand wie festgefroren da und starrte die Leiche vor ihm an. Das Bellen seines Hundes hörte er gar nicht mehr in der Situation. Er spürte und hörte zunächst überhaupt nichts. Auch die Kälte, die ihn zuvor frösteln ließ und ihn hoffen machte, dass sein Hund schnell mit seinem Bedürfnis zu Ende kam, um wieder ins warme Haus zu kommen, registrierte er nicht mehr.

      Seine Augen klebten fest an der blassen Frauenleiche, die da vor ihm im kalten Laub lag. Deren Anblick blockierte ihm alle sonstigen Sinne, er fixierte sie und konnte den Blick nicht abwenden. Bewegungslos stierte er auf die leblose Gestalt. Aber es warf ihn nicht die eigentliche Tatsache so aus der Bahn, dass da offensichtlich eine tote Frau vor ihm lag, sondern der Zustand der Toten.

      Ihr Kopf war von oben her, bis zur Nasenspitze komplett mit braunem Klebeband eingewickelt. Der Mund und der Hals lagen frei. Die Lippen blutleer und nicht viel dunkler als der Teint um den Mund. Ab den Schultern war die Frauenleiche wieder völlig mit dem Klebeband, bis zur Hüfte eingepackt. Einzig ihre Brüste wurden freigelassen und leuchteten bleich im Dunkeln. Ab der Hüfte bis hin zu den Zehen war sie vollkommen nackt.

      Der unverhüllte Hals der Toten war mit Schnitten übersäht und mit Blut überschwemmt. Er stierte auf die klaffenden Wunden am Hals. Das sah aus, als ob jemand den Teil zwischen Wange und Schulter in unzählige senkrechte Streifen geschnitten hätte. Das war nicht eine, sondern zehn, zwanzig Wunden, die blassrot schimmernd aufklafften. Abscheulich und abstoßend, fast unreal. Der Vergleich einer Portion Mett, die aus dem Fleischwolf quillt, drängte sich ihm auf. Das Packband, welches darunter begann, war im gesamten Bereich des Oberkörpers und der Schulterpartie mit getrocknetem Blut verklebt. Massenhaft Spritzer und rotbraune, erstarrte Flüsse zeigten das Ausmaß der satanischen Handlung.

      Zwangsläufig stellte er sich vor, was da ablief. Welche Qualen und Ängste die arme Frau in ihren letzten Minuten oder sogar Stunden durchlebte. Bei den Verletzungen, die ihr offensichtlich beigebracht wurden. Wer weiß, was ihr noch alles widerfuhr, bis der Tod sie erlöste. Für einen ganz kurzen Augenblick, nur ein Blitz, wurde es ihm schwarz vor den Augen, aber seine Sinne kamen sofort wieder zurück.

      So etwas Ekelhaftes und Abartiges hatten seine Augen noch niemals erblicken müssen. Er hätte sich noch nicht einmal im Geiste vorstellen können, dass es so was wirklich gibt und es ihm jemals begegnen würde. Solche Bilder kannte man nur aus Filmen oder hörte in den Nachrichten davon. Alles weit entfernt und es betraf einen selbst nie direkt.

      Wie er nach diesem grausigen Fund wieder nach Hause kam, um von dort die Polizei zu verständigen, wusste er nicht mehr. Der Hilferuf verlief allerdings nicht gleich so, wie er sich das gewünscht hätte. Der Beamte stellten am Telefon erst einmal unnötige und wertvolle Zeit kostende Fragen, nachdem er ihm den Leichenfund im Kurfürstenpark meldete. Dass der Beamte seinen Namen wissen wollte, sah er ja noch ein. Aber der Polizist fragte auch danach, ob er Alkohol getrunken habe, welchen Tag wir hätten und ob er von seinem eigenen Telefon aus anrief.

      Er war aufgeregt und nervös, natürlich, aber diese Art von Fragen fand er sehr übertrieben und sie ärgerten ihn unglaublich. Von dem Anruf erhoffte