Gert Podszun

WasserGeld


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auf der sie aufbauen könnten.“

      „Was bleibt mir jetzt übrig? Ich möchte keinen Prozess mit französischen Behörden.“

      „Wir können Ihnen ein Angebot machen. Sie werden bis jetzt noch nicht auf offiziellem Wege verfolgt. Sicher haben sie damals in Frankreich bei der Rekrutierung nicht ihre korrekten Daten über ihre Herkunft und Familie angegeben.“

      „Das stimmt. Woher wissen Sie das?“

      „Das gehört zu meinem Beruf als Anwalt. Wir bieten Ihnen eine Lösung Ihres Problems an.“

      „Wie sieht das aus?“

      „Sie treten in die Dienste der FN-Holding. Ihre persönlichen Daten werden von mir so archiviert, dass niemand aus dem Ausland Sie angreifen kann. Als Gegenleistung stehen Sie mir persönlich für einige Projekte zu Verfügung. Sie erhalten von mir eine nur uns beiden bekannte Telefonverbindung und werden wie ein Rechtsanwalt besoldet. Aber Sie tauchen niemals offiziell auf. Das haben Sie ja gelernt. Ich werde Ihnen bei Gelegenheit die Namen von Personen nennen, mit denen Sie vertrauensvoll zusammen arbeiten werden. Dabei werde ich Ihnen Aufträge zu bestimmten Recherchen oder Projekten erteilen. Wenn Sie das akzeptieren, werden Sie sicher sein.“

      „Und wenn nicht?“

      „Für eine solche Frage ist es eigentlich schon zu spät. Ich kenne Ihre Vita. Ich weiß, dass Sie von der Fremdenlegion gesucht werden. Ich kann dieses Wissen vergessen. Oder auch nicht. Jedenfalls ist das Wissen bei mir langfristig gut aufgehoben und könnte im Bedarfsfalle wieder aus der Versenkung auftauchen. Sie verstehen?“

      Josef verstand.

      „Was ist mein erster Auftrag?“

      „Josef, so werde ich Sie fortan weiter nennen, wir sind jetzt Verbündete, ich werde Sie nicht übervorteilen. Sie werden im Sinne der FN-Holding arbeiten. Sie werden am Erfolg einiger Projekte finanziell teilhaben. Haben Sie noch ein Konto im Ausland?“

      „In Frankreich. Da sollte ich nicht mehr rangehen.“

      „Das wird meine Kanzlei für Sie erledigen. Das Konto wird aufgelöst. Damit werden Sie in Frankreich dateitechnisch sterben. Sie werden auf keiner Fahndungsliste stehen. Trotzdem erhalten Sie neue Papiere und einen neuen Namen für etwaige Reisen nach Frankreich. Das ist eine gute Sicherheitsmaßnahme. Wir richten Ihnen ein neues Konto ein. In Liechtenstein.“

      „Jetzt gehöre ich Ihnen.“

      „So muss man das nicht sagen. Wir haben uns ja längere Zeit seit Assinie nicht gesehen. Was machen ihre Kollegen von damals? Wir hatten ja Karten ausgetauscht und ich habe mir die Namen gemerkt.“

      „Ein Grund, warum ich wieder nach Deutschland wollte, war, dass Blanchard einen guten Job in Valenciennes angeboten bekam. Bei einer Sicherheitsfirma. Das kann er. Und Tanner hatte einen Zeitvertrag. Nach dessen Erfüllung ist er nach Deutschland zurückgekehrt.“

      „War er der Verdächtige, dem die Hotelleute nachgelaufen sind?“

      „Das war eine lustige Angelegenheit. Er hatte nichts genommen. Das war ein blöder Verdacht, vielleicht, weil er Deutscher ist. Wir haben ihn an die naheliegende Grenze gefahren.“

      Ferdinand stellte keine weiteren Fragen mehr.

      Josef erhielt ein Mobiltelefon mit einer gespeicherten Nummer von Ferdinand. Das musste immer empfangsbereit sein. Er konnte damit nur die Nummern anrufen, die ihm für die jeweiligen Projekte mitgeteilt wurden.

      Ferdinand organisierte ihm eine sichere Unterkunft. In Laatzen besaß er eine auf die FN-Holding angemeldete Gästewohnung. Josef musste sich nicht anmelden. Sein Name stand natürlich nicht im Telefonbuch.

      Er erhielt Anteile an der FN-Holding. So stand es in dem Vertrag, den er wenige Tage nach seinem Einzug im Briefkasten fand. Er hatte keine Alternative zu dem Vertrag und war genötigt, für die FN-Holding zu arbeiten. In einem anderen versiegelten Brief fand er einen Ausweis. Er verfügte damit über eine neue Identität für den Notfall einer Überprüfung durch französische Polizisten. Man erwartet augenscheinlich von mir, dass ich auch in Frankreich arbeiten werde. Wie gut, dass ich die Sprache verstehe.

      Er saß in der Wohnung und wartete auf einen Anruf

      Ferdinand brauchte nicht lange, um die aktuellen Aufenthaltsorte der beiden ehemaligen Kollegen von Josef ausfindig zu machen. Blanchard wurde auf Empfehlung der FN-Holding plangemäß Leitender Angestellter in der Sicherheitsfirma mit Sitz in Valenciennes. Zu den Kunden dieser Firma gehörte auch der Energiekonzern OSuez du Mont. Diese Geschäftsbeziehung war auf Empfehlung Ferdinands an Henriette zustande gekommen.

      Ferdinand arbeitete weiter an seinem Machtplan. Beim nächsten Telefonat mit Henriette erläuterte er sein Vorhaben.

      „Henriette, ich bin sicher, dass die Gesellschafterversammlung Deinem Vorschlag gefolgt ist.“

      „Es war nicht leicht, aber schließlich hat man dem Expansionsgedanken zugestimmt. Sie erwarten jetzt eine strategische Vorlage. Mein Mann unterstützt mich darin. Dennoch würde ich jetzt gerne wissen, was Du selbst planst. Schließlich trägst Du jetzt indirekt auch Verantwortung in unserem Konzern.“

      „Das Geld habe ich zu Verfügung gestellt. Den Vertragsentwurf zwischen uns kennst Du. Wenn ich ihn unterschrieben zurückerhalte, wird das Geld fließen und die Angelegenheit hätte formell ein Ende.“

      „Bei dem Du gewaltig gewonnen hast.“

      „Das wird sich zeigen. Grundsätzlich bin ich sicher, dass wir eine große Zukunft haben werden. Gerne möchte ich Dir meine Idee erklären. Du hast doch bestimmt von den Vorschlägen der EU gelesen, kommunale Betriebe, insbesondere Wasserwerke zu privatisieren und ausschreiben zu lassen.“

      „Das ist für unseren Konzern von großer Bedeutung.“

      „Siehst Du, deswegen rufe ich Dich an. Ich möchte etwas für euren Konzern tun.“

      „Für unseren Konzern, aber doch auch für Dich. Du wirst ja kaum etwas tun, was nicht auch für Dich vorteilhaft ist.“

      „Nun, Henriette, da kann ich Dir nicht ausweichen. Das, was ich Dir vorschlage, soll Deinem Konzern und meiner Holding gleichermaßen nützlich sein.“

      „Was also ist zu tun?“

      „Ich weiß, dass unser Sohn Jacques mittlerweile Sprecher von OSuez ist. Er soll für die Expansion ins nahe Ausland sorgen.“

      „Woher weißt Du das?“

      „Du weißt doch, dass ich gerne Daten sammle. Ich habe Einblick in die Protokolle eurer Gesellschafterversammlungen.“

      „Du kennst ja auch unseren Vorstandsvorsitzenden.“

      „Woher weißt Du das?“

      „Ferdinand, auch in Frankreich kann man Daten sammeln. Also, was ist Dein Plan?“

      „Jacques kennt mich und meine Tochter Marie nicht. Wie Du wahrscheinlich weißt, ist sie Staatssekretärin im Umweltministerium. Sie ist eine Schlüsselfigur in dem Plan.“

      „Schön, dass Deine Töchter, Du hast vergessen Corinna zu erwähnen, so erfolgreich sind.“

      „Ich möchte Jacques durch einen Boten namens Josef eine Akte zukommen lassen, die er einsetzen kann, um Marie im Hinblick auf eine beabsichtigte Privatisierung positiv zu stimmen. Er kann doch Deutsch. Er hat auch einen deutschen Freund namens François. Sie haben sich an der Sorbonne kennengelernt.“

      „Du bist wirklich gut informiert.“

      „Das muss ich. Also, Jacques wird Marie kontaktieren, die Akte nutzen und sie dahin führen, dass sie auf Sicht eine positive Stimmung für die Privatisierung entwickelt. Die Details in der Akte, nur zu Deiner Information, beziehen sich auf einen Unfall, den Marie als Studentin hatte. Sie schien da nicht unschuldig gewesen zu sein.“

      „Ferdinand, du lässt Deine Tochter unter Druck setzen?“

      „Nein, ich sorge