sehr zu bekümmern schien.
Am nächsten Tag meldeten sich viele Kunden, die Freemans „neuen Posten“ begutachten wollten. Letzterer Gentleman war höchst beredsam, wobei er ausführlich bei unseren Vorzügen und Qualitäten verweilte. Er ließ uns die Köpfe hochhalten, stramm hin und her marschieren, während die Kunden unsere Hände und Arme und Körper betasteten, uns umdrehten, uns fragten, was wir alles könnten, uns die Münder öffnen und die Zähne zeigen ließen, genauso wie ein Jockey ein Pferd untersucht, dass er gegen etwas eintauschen oder kaufen will. Manchmal wurde ein Mann oder eine Frau mit in die kleine Hütte am Hof genommen, ausgezogen und minuziös untersucht. Narben auf dem Rücken eines Sklaven wurden als Beweis für einen rebellischen oder unbeherrschten Geist angesehen und drückten den Verkaufspreis.
Ein alter Gentleman, der sagte, er wolle einen Kutscher, schien an mir Gefallen zu finden. Aus seiner Unterhaltung mit Freeman schloss ich, dass er ein Einwohner der Stadt war. Ich wünschte mir sehr, dass er mich kaufen würde, denn ich dachte bei mir, es wäre nicht allzu schwer, aus New Orleans auf einem Schiff nach Norden zu entkommen. Freeman verlangte von ihm fünfzehnhundert Dollar für mich. Der alte Gentleman bestand darauf, dass dies zuviel sei, da die Zeiten hart waren. Freeman hingegen erklärte, ich wäre gesund und robust, von guter Verfassung und intelligent. Er legte großen Wert darauf, auf meine musikalischen Leistungen hinzuweisen. Der alte Gentleman argumentierte geschickt, an dem Nigger wäre nichts Besonderes, und ging schließlich zu meinem Bedauern hinaus, mit der Bemerkung, er würde sich noch einmal melden. Während des Tages wurden jedoch einige Verkäufe getätigt. David und Caroline wurden zusammen an einen Pflanzer aus Natchez verkauft. Sie verließen uns breit grinsend, und in höchst glücklicher Verfassung wegen der Tatsache, dass sie nicht getrennt worden waren. Lethe wurde an einen Pflanzer aus Baton Rouge verkauft, ihre Augen zornig blitzend, als sie davongeführt wurde.
Derselbe Mann kaufte auch Randall. Der kleine Kerl musste springen und herumlaufen und viele andere Dinge vollführen, um seine Beweglichkeit und Ausdauer zu zeigen. Die ganze Zeit, während der Handel abgewickelt wurde, weinte Eliza laut und rang ihre Hände. Sie flehte den Mann an, ihn nicht zu kaufen, wenn er nicht auch sie selbst und Emily kaufen würde. Sie versprach in diesem Fall die treueste Sklavin zu sein, die jemals lebte. Der Mann antwortete, das könne er sich nicht leisten, und dann brach Eliza in einen Anfall der Verzweiflung aus, weinend ihr Leid beklagend. Freeman wandte sich wild zu ihr um, mit seiner Peitsche in der erhobenen Hand, befahl ihr mit dem Lärm aufzuhören, oder er würde sie auspeitschen. Solch ein Getue würde er nicht dulden – so ein Gejammer; und falls sie nicht in dieser Minute aufhörte, würde er sie in den Hof bringen und ihr dort hundert Peitschenhiebe verpassen. Ja, er würde den Unfug schnell aus ihr herausbekommen – wenn nicht, solle er verdammt sein. Eliza wich vor ihm zurück und versuchte ihre Tränen fortzuwischen, doch es war alles umsonst. Sie wollte bei ihren Kindern sein, sagte sie, die kurze Zeit, die sie noch zu leben hatte. Alle finsteren Blicke und Drohungen Freemans konnten die unglückliche Mutter nicht völlig zum Schweigen bringen. Sie bettelte und flehte die Männer unaufhörlich höchst mitleiderregend an, sie drei nicht zu trennen. Immer und immer wieder sagte sie ihnen, wie sehr sie ihren Jungen liebte. Viele Male wiederholte sie ihre vorherigen Versprechen – wie treu und gehorsam sie sein würde; wie schwer sie Tag und Nacht arbeiten würde, bis zum letzten Augenblick ihres Lebens, wenn er sie nur alle zusammen kaufen würde. Doch es nutzte alles nichts; der Mann konnte es sich nicht leisten. Der Handel wurde abgemacht und Randall musste alleine gehen. Da lief Eliza zu ihm; umarmte ihn leidenschaftlich; küsste ihn immer wieder; trug ihm auf, sich an sie zu erinnern – und während der ganzen Zeit fielen ihre Tränen ins Gesicht des Jungen wie Regen.
Freeman verfluchte sie, nannte sie ein heulendes, jammerndes Weib, und befahl ihr, auf ihren Platz zu gehen und sich zu benehmen und sich zusammenzureißen. Er schwor, dass er so etwas nicht mehr länger dulden würde. Er würde ihr bald etwas geben, weswegen sie weinen könne, wenn sie nicht vorsichtig wäre, und darauf könne sie sich verlassen.
Der Pflanzer aus Baton Rouge war mit seinen Neuerwerbungen bereit zu gehen.
„Weine nicht, Mama, ich werde ein guter Junge sein. Weine nicht“, sagte Randall zurückblickend, als sie durch die Tür schritten.
Gott weiß, was aus dem Jungen geworden ist. Es war in der Tat eine traurige Szene. Ich hätte selbst geweint, wenn ich es gewagt hätte.
In dieser Nacht wurden beinahe alle krank, die auf der Brigg Orleans gekommen waren. Sie klagten über schlimme Schmerzen an Kopf und Rücken. Die kleine Emily weinte unablässig, etwas, das für sie völlig ungewöhnlich war. Am Morgen wurde ein Arzt gerufen, konnte jedoch die Natur unserer Beschwerden nicht feststellen. Während er mich untersuchte und mir Fragen bezüglich meiner Symptome stellte, äußerte ich die Meinung, dass es sich um einen Fall von Pocken handeln könne – erwähnte die Tatsache von Roberts Tod als Grund für meine Annahme. Er glaubte, dies könne tatsächlich stimmen und wollte nach dem Chefarzt des Hospitals schicken. Kurz darauf traf der Arzt ein – ein kleiner, hellhaariger Mann, den sie Dr. Carr nannten. Er verkündete, es handele sich um die Pocken, woraufhin im Hof eine große Aufregung ausbrach. Bald nachdem Dr. Carr gegangen war, wurden Eliza, Emmy, Harry und ich in eine Droschke verfrachtet und zum Hospital gefahren, einem großen weißen Marmorgebäude, welches sich in den Außenbezirken der Stadt befand. Harry und ich wurden in einem Zimmer in einer der oberen Etagen untergebracht. Ich wurde sehr krank. Drei Tage lang war ich vollkommen blind. Während ich an einem dieser Tage in diesem Zustand dort lag, kam Bob herein und sagte zu Dr. Carr, dass Freeman ihn herübergeschickt hätte, um nachzufragen, wie wir zurechtkämen. Berichte ihm, sagte der Arzt, dass es Platt sehr schlecht geht, aber wenn er bis neun Uhr überlebt, mag er sich erholen.
Ich erwartete zu sterben. Auch wenn ich nur wenig zu erwarten hatte, für das es sich zu leben lohnte, erschrak mich das Nahen des Todes. Ich glaubte, ich hätte mich damit abfinden können, mein Leben am Busen meiner Familie abzugeben, doch inmitten von Fremden zu verscheiden, unter solchen Umständen, war ein bitterer Gedanke.
Es gab eine große Zahl Patienten im Hospital, beiderlei Geschlechtes und jeglichen Alters. Auf der Rückseite des Gebäudes wurden Särge angefertigt. Wenn einer starb, wurde die Glocke geläutet – ein Signal an den Bestatter, zu kommen und den Leichnam zum Armenfriedhof zu bringen. Viele Male, jeden Tag und jede Nacht, sandte die Glocke ihre melancholische Stimme aus, einen weiteren Tod verkündend. Doch meine Zeit war noch nicht gekommen. Als die Krise überstanden war, begann ich mich zu erholen, und kehrte nach zwei Wochen und zwei Tagen mit Harry in den Pferch zurück, auf meinem Gesicht die Auswirkungen meines Leidens tragend, die es bis zu diesem Tage entstellen. Eliza und Emily wurden gleichfalls am nächsten Tage in einer Droschke zurückgebracht, und wieder wurden wir im Schauraum vorgeführt, um von Kunden untersucht und begutachtet zu werden. Ich nährte immer noch die Hoffnung, der alte Gentleman, der einen Kutscher suchte, würde sich wieder melden, wie er es versprochen hatte, und würde mich kaufen. In diesem Falle, da verspürte ich ein beständiges Vertrauen, würde ich bald meine Freiheit wiedererlangen. Kunde auf Kunde trat ein, doch der alte Gentleman tauchte nicht mehr auf.
Schließlich kam eines Tages, während wir im Hof waren, Freeman hinaus und befahl uns, auf unsere Plätze im großen Raum zu gehen. Ein Gentleman wartete dort auf uns, als wir eintraten und insofern er im Laufe dieses Berichtes oft erwähnt werden wird, mag eine Beschreibung seines Erscheinungsbildes und meine Einschätzung seines Charakters beim ersten Anblick nicht völlig fehl am Platze sein.
Er war von überdurchschnittlicher Größe, seine Haltung leicht gebeugt und nach vorne geneigt. Er war ein gutaussehender Mann, und schien ungefähr das mittlere Lebensalter erreicht zu haben. An seiner Erscheinung war nichts Abstoßendes; andererseits jedoch war in seinem Gesicht etwas Fröhliches und Anziehendes, wie auch im Tonfall seiner Stimme. In seiner Brust waren die feineren Elemente vorzüglich gemischt, wie jeder sehen konnte. Er ging zwischen uns umher, stellte viele Fragen, was wir alles tun konnten und an welche Arbeit wir gewohnt waren; ob wir glaubten, wir würden gerne bei ihm leben und ob wir brave Jungs sein würden, wenn er uns kaufe, sowie weitere Fragen ähnlicher Art.
Nach einigen weiteren Untersuchungen, und nachdem die Unterhaltung sich den Preisen zugewandt hatte, bot er Freeman schließlich eintausend Dollar für mich, neunhundert für Harry und siebenhundert für Eliza. Ob die Pocken